2021/2022, Folge 21–40
Sendung vom 24.02.2022
Folge 21Revier im Visier – Wilderer-Angst in bayerischen Wäldern
Im Forst bei Ebersberg in Oberbayern scheinen Wilderer ihr Unwesen zu treiben: Jagdpächter fanden ein fein säuberlich gereinigtes Wildschweinskelett. Ging es den Tätern um den Fleischkonsum? Um das Testen illegaler Waffen? Oder war es einfach nur die Lust am Töten? Nicht nur bei Ebersberg scheinen die Fälle von Wilderei zuzunehmen. Und vielerorts rätseln Jäger, Waldbesitzer und Polizei, wer es da ohne Jagdschein auf die Tiere abgesehen haben könnte. Zumal die tödlichen Schüsse durch Wilderer bei einer Polizeikontrolle in Kusel gezeigt haben, wozu Menschen fähig sein können, die bewaffnet durch die Wälder streifen und dabei Gesetze missachten.
Mietpreis-Kampf in der Stadt: Soziale Fahrradwerkstatt vor dem Aus
Für die Mitarbeitenden und Jugendlichen ist es ein Schock: Wohl bis Ende Juni muss die Münchner Fahrradwerkstatt „R18“ der Berufsbezogenen Jugendhilfe raus aus ihrem Gebäude. Das Gelände ist verkauft worden. Doch die Suche nach einer neuen Bleibe scheint aussichtslos, denn auch bei Gewerbeflächen steigen die Mietpreise unaufhörlich. Die Fördermittel der Stadt München und des kirchlichen Trägers reichen nicht mal ansatzweise, um für die „R18“ zum marktüblichen Preis Räume zu finden. Hinzu kommt: Ein BGH-Urteil hat die Möglichkeiten der Städte und Kommunen, ihr Vorkaufsrecht zu nutzen und so bezahlbare Flächen zu schaffen, zuletzt stark eingeschränkt. Müssen wir akzeptieren, dass unsere Städte immer einförmiger und sozial kälter werden?
Cool dank Kippe? Das Comeback der Zigarette
Lange war die Zahl der Raucherinnen und Raucher in Deutschland rückläufig: Doch mittlerweile qualmen hierzulande rund 31 Prozent der über 14-Jährigen. Die Zigarette – zu Recht als gesundheitsschädlich aus Restaurants, Bars und Werbung verbannt – scheint wieder gesellschaftsfähig zu sein. Film- und Serienstars greifen zur Kippe und auch in sozialen Medien wird munter geraucht. Manche Forschende meinen einen Grund für das Zigaretten-Revival gefunden zu haben: Corona. Viele Ex-Raucherinnen und -Raucher hätten im Stress der Pandemie wieder angefangen. Außerdem werde mehr draußen gefeiert, an Orten, an denen es kein Rauchverbot gibt. Ist die Raucherecke tatsächlich wieder der coolste Ort der Party?
Warten auf Ersatzteil: Die lebende Schranke von Neukirchen
Wo die Technik versagt, da ist der Mensch gefordert: So auch im niederbayerischen Neukirchen am Inn. Seit Monaten ist dort die Schranke am Bahnübergang defekt und die Technik lässt auf sich warten. Also harren von früh bis spät Bahn-Mitarbeitende neben der Anlage aus und bedienen diese von Hand. Die Neukirchener sind zwar dankbar für ihre „lebende Schranke“, aber auch ein wenig genervt. Schließlich müssen sie nun ein wenig länger vor dem Übergang warten, denn so eine Bedienung von Hand kostet Zeit. quer und die Frage, wie lange es in Bayern dauert, eine Bahnschranke zu reparieren. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 24.02.2022 BR Sendung vom 03.03.2022
Folge 22Dauerärgernis Grenzkontrollen – Wo bleiben die europäische Werte?
Wer derzeit die Ferien in Österreich oder Italien verbringt, wird auf der Heimfahrt wieder mit ihnen zu tun kriegen: Grenzkontrollen an der Bayerisch-Tirolerischen Grenze. Die haben sich inzwischen scheinbar fest etabliert. Dabei werden die europäischen Werte doch derzeit innig beschworen, und offene Grenzen gehören zur EU dazu. Nur in Ausnahmefällen sind eigentlich vorübergehende Kontrollen erlaubt. Doch seit sieben Jahren sind sie die Regel. Und das Friedensprojekt EU? Scheitert an seinem symbolträchtigsten Ort – der Binnengrenze.
Nach 2015 und Corona: Hält dieses Mal die Hilfsbereitschaft?
Bayern rechnet mit rund 50.000 Schutzsuchenden durch die Invasion Russlands in die Ukraine, Partnerstädte bereiten sich auf ukrainische Flüchtlinge vor. Sachspenden müssen gestoppt werden, weil die Lager überlaufen – eine ganze Nation möchte helfen. Das zumindest hat der Angriffskrieg Putins bewirkt: Eine Welle der Solidarität. Doch was, wenn es auch uns direkt betrifft? Wenn Populisten und Extremisten wieder ihr Süppchen kochen? Was tun, damit auf die breite Solidarität nicht schon wieder Spaltung folgt?
Artenschutz gegen Artenschutz – bayerische Biotope in Gefahr
Es wird eng in Bayerns Biotopen. Immer öfter muss für den Schutz einer bedrohten Art eine andere vernachlässigt werden. In der Oberpfalz ist es der geschützte Fischotter, der in traditionellen Karpfenteichen den Bestand vom Aussterben bedrohter Moorfrösche und Perlmuscheln gefährdet. Oder Franken: Um Brutplätze einer vom Aussterben bedrohten Schmetterlingsart zu sichern, ließ das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen Naturhecken roden, und zerstörte damit Nistplätze. Kein Platz für alle in der Arche? Dabei mahnt der neueste Klimabericht: Artenvielfalt ist unverzichtbar.
Aufruhr im Oberland – Schulschließungen für G7-Gipfel
Distanzunterricht war Alltag in vielen Wochen der Pandemie. Das soll, nach Möglichkeit, so schnell nicht wieder vorkommen. Außer, wenn wieder einmal eine besondere Situation besondere Maßnahmen erfordert. So wie während des G7-Gipfels in Elmau im kommenden Juni. Weil die internationale Politprominenz anreist, sollen Schüler im gesamten Landkreis Garmisch-Partenkirchen in Distanzunterricht gehen.
Das Wunder von Erlangen – Bürger retten Kirchweih-Bäume
Zwei Jahre keine Kerwa – diesen Sommer darf endlich der Berch wieder stattfinden. So nennen die Erlanger ihr traditionelles Volksfest, das sogar älter ist als die Münchner Wiesn. Doch das Volksfestgelände mit altem Baumbestand drohte sein Gesicht zu verlieren, etliche gesunde 100-jährige Bäume wurden gefällt – Sicherheitsbedenken. Als weitere Bäume einem Rettungsweg weichen sollten, reichte es einigen Bürgern. Sie taten sich zusammen und schlugen der Stadt eine Lösung vor. Und siehe da: die Bäume dürfen vorerst bleiben. (Text: tagesschau24)Deutsche TV-Premiere Do. 03.03.2022 BR Sendung vom 10.03.2022
Folge 23Dienst nach Vorschrift? – Jugend am Ende der „Spaßgesellschaft“
Gerade haben die Clubs nach einer Zeit, in der die Jugend schier endlos Corona-Pause machte, wieder geöffnet. Da erschüttert der Ukraine-Krieg die Lebenslust bis ins Mark. Während junge Ukrainer und Ukrainerinnen – mal mehr, mal weniger freiwillig – ihr Leben für Land und Freiheit aufs Spiel setzen, wird auch bei uns darüber diskutiert, ob sich junge Erwachsene wieder für die Allgemeinheit engagieren müssen. Kommt zum schweren Erbe mit Klimakrise und Pflegenotstand nun wieder die Wehr- bzw. Dienstpflicht? Und: Hat unsere ernsthafte Jugend die Spaßgesellschaft nicht schon längst selbst beendet?
Schwebendes Verfahren? – Kelheim plant Seilbahn als ÖPNV
Kelheim hat als eine von nur zwei bayerischen Kreisstädten keine eigene Bahnverbindung. Denn der nächste Bahnhof liegt im über sieben Kilometer entfernten Saal an der Donau. Darum präsentierten die beiden Bürgermeister eine „bahnbrechende“ Lösung: Eine Seilbahn – mit über fünf Kilometer Länge, über Donau und Wälder hinweg, die längste und schnellste Anlage Deutschlands und – wenn es nach den Verkehrswende-Visionären geht – die ökonomisch und ökologisch sinnvollste Zukunft des ÖPNV. Für einige Kelheimer ein Witz, doch für Verkehrsexperten gar keine so schlechte Idee.
„Freiheitsenergie“ – Die Chance für die bayerische Energiewende?
Putins Krieg macht den Deutschen schmerzlich die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl bewusst und stürzt sie in ein moralisches Dilemma. Das könnte einen positiven Effekt auf die Energiewende haben: Selbst phlegmatischen oder skeptischen Teilen der Bevölkerung wird klar: Erneuerbare Energie, made in Germany, ist nicht nur gut fürs Klima, sondern macht auch unabhängig. Und die Politik? Statt z. B. 10h zu kippen und die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, denkt die an Atom- und Kohlekraft.
Raubbau statt Recycling? – Streit um fränkisches Gips-Bergwerk
Bauboom heißt Gipsboom. Doch der Werkstoff wird knapp. Gemeinden in Mittel- und Unterfranken haben in Regionalplänen tausende Hektar für Gipsabbau festgelegt. Der Bund Naturschutz warnt vor sinkenden Grundwasserspiegeln, Verschmutzung von Gewässern und weiteren Schäden für Landschaft und Natur, wie sie schon am Gipsbruch in Burgbernheim zu sehen seien. Und er fordert, die Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft, Gipsrecycling und nachwachsende Rohstoffe zu nutzen. Doch stattdessen plant der Baustoff-Gigant Knauf bei Würzburg ein großes Gipsbergwerk. Und das ausgerechnet in einem geplanten Trinkwasserschutzgebiet.
Zuviel „Engagement“? Namensstreit um Pöllinger Bürgertreff
Im Neumarkter Stadtteil Pölling hat die Gemeinde ein Haus renoviert, in dem sich die Bürger treffen können, zum Wohle des Engagements in der Gemeinde. Man könnte also von einem „Bürgertreff“ sprechen. Und dass es sich um ein „Haus des Engagements“ handle, wie es die Stadt nennen möchte. Doch diese – so arg französische – Bezeichnung stößt den Pöllingern übel auf! Sie haben eine Namens-Findungs-Initiative gestartet. Es droht ein Eklat. Mon Dieu! (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 10.03.2022 BR Sendung vom 17.03.2022
Folge 24Vom Hamstern und Bunkern: Wird Brennstoff das neue Klopapier?
Ein Fall von vielen: In Pfarrkirchen haben Unbekannte 23 Liter Diesel aus einem Kleinbagger gestohlen. Der Spritklau nimmt zu, auch in Bayern. Und nicht nur die Spritpreise lässt der Krieg gegen die Ukraine steigen, auch Heizöl ist dramatisch teurer geworden. Dennoch kaufen jetzt viele geradezu panisch auf Vorrat. Hamsterkäufe verstärken die Preisspirale, und bei manchen Lieferanten ist Öl und Gas sogar zeitweise schon kontingentiert. Anders als bei Klopapier kann aber niemand vorhersagen, wie sich die Preise in den nächsten Monaten entwickeln.
Putins Propaganda-Krieg: Was tun gegen das Lügen-Dauerfeuer?
Der Überfall auf die Ukraine schärft auch hierzulande das Bewusstsein für das Ausmaß der russischen Propaganda. Seit Jahren versucht die russische Führung damit, den Westen zu destabilisieren. Durchaus mit Erfolg: Die knappe Entscheidung für den Brexit und Trumps hauchdünner Wahlsieg sind auch auf eine Lawine von Falschnachrichten aus Russland zurückzuführen. Und in Deutschland befeuern russische Medien mit Lügen über Impfungen die „Querdenker“-Bewegung. Das führt so weit, dass „Querdenker“ sogar der russischen Propaganda zum Ukraine-Krieg glauben. Was kann eine demokratische Gesellschaft tun, um sich gegen den Großangriff der Lügen zu wehren?
Krieg den Palästen? Tegernsee und sein Oligarchen-Problem
Am Tegernsee war es lange Zeit gängige Praxis: Millionäre und auch russische Oligarchen kaufen Immobilien, das lockere Immobiliengesetz in Deutschland ermöglicht auch Briefkastenfirmen als Käufer. Wo genau die Millionen herkommen, fragt keiner so genau, denn schließlich lassen die Oligarchen viel Geld am Ort, etwa mit ausschweifenden Festen im Luxushotel. Doch nach dem russischen Einmarsch kann die Gemeinde nicht mehr wegschauen und rätselt, was zu tun ist mit den pompösen Villen.
Systemwechsel – Wie Bayerns Bauern die Böden neu entdecken
Ohne Gift, ohne Kunstdünger – und trotzdem ertragreich: Immer mehr konventionell arbeitende Landwirte stellen auf die sogenannte „Regenerative Landwirtschaft“ um. Das Ziel sind lebendige Böden, in denen Mikroorganismen und Pflanzen sich gegenseitig gesund halten und Nährstoffe herstellen. Das erweist sich gerade jetzt als Segen, da wegen des Ukraine-Kriegs Kunstdünger und Spritzmittel fast unerschwinglich sind. Neben manchen Rückschlägen verweisen die Bauern auf Erfolge: geringere Kosten, stabile Erträge, gesündere Tiere und Feldfrüchte.
Tempolimit wird zum Tempoturbo: Schildbürgerstreich in Kissing
In Kissing im Landkreis Aichach-Friedberg meinte es ein Bürger besonders gut: Auf einer Umgehungsstraße galt entlang eines Wohngebietes Tempo 50 und entlang von Feldern 80. Der Bürger wollte 50 km/h auf der gesamten Strecke erreichen und wandte sich direkt ans Innenministerium, das gab den Fall ans zuständige Ladratsamt. Die Behörde stellte fest: Weil die Straße außerhalb des Ortsgebietes liegt, muss überall Tempo 70 gelten. Die bisherige Regelung war zwar bürgerfreundlich, aber nicht rechtens. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 17.03.2022 BR Sendung vom 24.03.2022
Folge 25Kampf um Bayerns Böden: Energie, Ernährung oder Artenschutz?
Egal ob Energieversorgung oder Weizenanbau: Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, dass wir unabhängiger werden müssen. Doch Windräder und Photovoltaikanlagen brauchen Platz, ebenso der Nahrungsmittelanbau. Und Flächen sind knapp, nicht nur in Bayern. Etliche Stimmen fordern bereits, auf Flächenstilllegungen zu verzichten. Aber war da nicht was mit dem Artenschutz? Und was ist wichtiger: Energie oder Ernährung? Der Verteilungskampf um Bayerns Böden jedenfalls ist in vollem Gange. Und klar scheint schon jetzt: Ohne unangenehme Entscheidungen wird es nicht gehen.
Tempo-Tod: Fischsterben durch schnelle Flusskreuzfahrtschiffe
Die Fischer an der Donau schlagen Alarm: Weil immer mehr Kreuzfahrtschiffe und Ausflugsboote den Fluss durchqueren, sind die Fischbestände in Gefahr. Die Schiffe sind nämlich schnell unterwegs – und erzeugen dabei hohe Wellen. Für den Fischlaich und die jungen Fische im Uferbereich ist das eine Gefahr. Sie werden ans Ufer gespült oder mitgerissen und sterben in der starken Strömung. Die Fischer fordern deshalb ein Tempolimit auf Flüssen. Nur, lässt sich das so einfach umsetzen?
Masken, Hotspots, Impfen: Corona-Wirrwarr in Vollendung
Der 20. März sollte so etwas wie ein Befreiungsschlag werden, ein „Freedom Day“. Doch daraus ist bekanntlich nichts geworden. Der Freiheitstag wurde verschoben: Stattdessen gibt’s jetzt bundesweit uneinheitliche Hotspot-Regeln, wird die Impfpflicht wohl an Papiermangel scheitern und fällt die Maskenpflicht zwar im Supermarkt, nicht aber in der U-Bahn. Es wirkt, als hätte die Politik mit aller Kraft die Irrungen und Wirrungen aus zwei Jahren Pandemie in ein Gesetz gepresst. Und nicht einmal die Macher scheinen damit zufrieden zu sein.
Blitzer gegen Lärm: Mit neuer Technik gegen laute Motoren
Die Stadt der Liebe hat es gerne leise: Seit November 2021 testet Paris sogenannte Lärm-Blitzer. Die Mikrofon-Fallen haben es auf laute Auto- und Motorradfahrer abgesehen. Die Stadt will so den gesundheitsschädlichen Verkehrslärm reduzieren. Ein Modell auch für Bayern? Schließlich gibt es auch hier lärmgeplagte Metropolen und Ausflugsregionen. Die Technik wäre da, ebenso das Interesse. Nur: Wer sich mit Lärm-Sündern anlegen möchte, muss es erst einmal mit der Bürokratie aufnehmen.
Umgesägt und eingetopft: Die „Begrünungsstrategie“ von Wemding
Die Aufregung im schwäbischen Wemding ist groß, seit die Stadt im Naherholungsgebiet Bäume und Büsche beseitigt hat. Ein Umweltfrevel, finden viele Wemdinger. Die Stadtverwaltung beruft sich unter anderem auf Sicherheitsbedenken. Außerdem kann sie eine moderne Begrünungsstrategie vorweisen. Schließlich könne man dank Fördergeldern von Bund und Freistaat in Pflanztröge investieren. Bäume in Töpfen? quer über eine besondere Art der „Mobilmachung“. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 24.03.2022 BR Sendung vom 31.03.2022
Folge 26Tanz auf dem Vulkan: Wieviel Volksfest geht in Krisenzeiten?
Am Wochenende hat in Würzburg das Frühlingsfest begonnen: das erste große Volksfest nach Corona. Die Gäste und Schausteller sind erleichtert, die Stimmung ausgelassen. Doch wie geht man angesichts der hohen Inzidenzen mit den Menschenmassen auf so einem Fest um? Und sollte man überhaupt feiern, immerhin herrscht Krieg in der Ukraine? In München kann sich Oberbürgermeister Dieter Reiter ein Oktoberfest kaum vorstellen. Ist die Zeit zum Feiern doch noch nicht da? Oder sind Feste gerade in der Krise besonders befreiend und können die Menschen nach den Spaltungen der Coronazeit wieder zusammenbringen?
Gute und schlechte Flüchtlinge? Zweierlei Maß für Schutzsuchende
Ukrainische Geflüchtete erfahren in diesen Tagen große Hilfsbereitschaft. Überdurchschnittlich häufig engagieren sich dabei Menschen, die einst selbst geflohen sind und zum Beispiel während der Flüchtlingsbewegungen 2015 nach Deutschland kamen. Sie haben ein besonderes Verständnis für die psychische Notsituation, für die Traumata der aktuell ankommenden Flüchtlinge. Und erfahren dennoch, welche Unterschiede Politik und Behörden machen. Wie die, die schon da sind, jetzt ihre gewohnten Unterkünfte räumen müssen. Und sogar wie unterschiedlich Menschen behandelt werden, die zwar gleichzeitig und gemeinsam vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, aber einen anderen Pass haben. Was zählt wirklich, um Schutz in der EU zu finden und willkommen zu sein?
Planieren statt Sanieren? Abriss-Mentalität als Klimasünde
Im Münchner Stadtteil Moosach plant die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft GWG einen Wohnblock aus den 1940er-Jahren abzureißen. Der Baustandard sei vom Brandschutz bis zur Energie-Effizienz nicht mehr zeitgemäß, so die Begründung. Und tatsächlich werden immer wieder Häuser abgerissen – mit Verweis auf ihre vermeintlich schlechte Energiebilanz. Was dabei aber oft vergessen wird: Abriss und Neubau kosten jede Menge Energie. Und Sanieren nach modernen Maßstäben sei fast immer möglich, sagen Architekten. Sie fordern zum Schutz des Klimas nur noch abzureißen, was wirklich nicht mehr sanierbar ist.
Kostenloser ÖPNV? Kleine Experimente statt großer Wurf
Mit dem „9 Euro-Ticket“ will die Bunderegierung Energiepreis-gebeutelten Bürgern 90 Tage lang günstigen ÖPNV ermöglichen – wohl auch eine Frage der Gerechtigkeit bei der üppigen Steuerentlastung für Benzin und Diesel. Und auch für die Verkehrswende ist ein attraktiverer ÖPNV dringend nötig. Doch dauerhafte Entwürfe sind nach wie vor Mangelware: Ausgerechnet in diesen Tagen soll in Nürnberg die Idee eines 365-Euro-Tickets wieder begraben werden, weil es zu kostspielig erscheint und sich die Stadt nur wenig Erfolg davon verspricht. Hat man die große Verkehrswende also schon aufgegeben? Die Forderung nach mehr und besserem ÖPNV ist alt. Und – wie manche Beispiele aus dem Ausland zeigen – eigentlich gar nicht so utopisch. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 31.03.2022 BR Sendung vom 07.04.2022
Folge 27Putins Verbrechen – Wieviel Wohlstand sind wir bereit zu opfern?
Die von russischen Soldaten verübten Massaker an ukrainischen Zivilisten erschüttern die Welt. Und befeuern hierzulande die Diskussion darüber, wie Deutschland und die EU reagieren sollten. Die bisherigen Sanktionen scheinen Putin nicht zu beeindrucken, vor einem umfassenden Energie-Embargo aber schrecken Berlin und Brüssel zurück. Ihr Argument: Die Bürger würden einen massiven Wirtschaftseinbruch nicht akzeptieren. Dabei fragen sich angesichts der Bilder aus Butscha gerade viele Menschen in Deutschland, wie viel Wohlstandsverlust sie in Kauf nehmen könnten und verkraften würden. Und kommen zu sehr unterschiedlichen Antworten. Einmal mehr zeigt sich: „DIE Bürger“ gibt es nicht. Und wenn die Regierung für harte Einschnitte wirbt, ziehen viele mit.
Löchriges Netz – Die Lücken im System der Krankenversicherung
Ob privat oder gesetzlich: Grundsätzlich gilt, dass in Deutschland jeder krankenversichert ist. So zumindest die Theorie. In der Realität fallen immer wieder Menschen durch das System. Die gesetzlichen Kassen erschweren ehemaligen Privatkassen-Kunden den Zugang. Wie dem 23-jährigen Lukas, der als Schwerbehinderter mitten in der Pandemie plötzlich ohne Schutz dasteht. Parteien und Sozialverbände fordern angesichts der Löcher im Krankenversicherungsnetz ein Ende des dualen Systems. In anderen Ländern hat das gut funktioniert. Nur in Deutschland gibt es dafür bisher keine genügend starke Lobby.
Wasser-Streit: Gemeinden fordern „Wassercent“ für Wasserschutz
Bayern ist gespalten. In Gemeinden, die Trinkwasser erhalten und solche, die Trinkwasser liefern. Für die Letzteren bringt der Wasserschutz vor Ort große Einschränkungen mit sich: Wohngebiete können nicht ausgewiesen werden, Industriegebiete nicht gebaut werden, Landwirte nicht mehr düngen. Einer Gruppe von dreizehn der trinkwasserliefernden Gemeinden reicht es jetzt endgültig. Sie fordern einen finanziellen Ausgleich in Form eines „Wassercents“. Ministerpräsident Markus Söder hatte so einen „Wassercent“ im letzten Sommer schon mal angekündigt – seitdem hat sich für die Gemeinden aber nichts verändert.
Kampf um Baumstämme: Professionelle Holzdiebe plündern im Wald
Was tun gegen die explodierenden Energiepreise? Viele Haushalte scheinen für sich schon eine Antwort gefunden zu haben: Heizen mit Holz. Dabei wird auch hier der Rohstoff teurer und ist heiß begehrt. Brennholz konkurriert mit Bauholz, der Holzexport konkurriert mit der inländischen Nachfrage. Und nicht immer wird diese Nachfrage legal befriedigt. Die Bayerischen Staatsforsten verzeichnen einen deutlichen Anstieg von professionell geplanten und durchgeführten Holzdiebstählen. Jetzt rüstet Bayerns größter Waldbesitzer auf: mit Patrouillen gegen mögliche Diebes-LKW und GPS-Peilsendern in Holzstapeln, um die Kriminellen zu überführen. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 07.04.2022 BR Sendung vom 21.04.2022
Folge 28Bamberger „Kampfgastronomie“: Biergarten gegen die Feier-Jugend
Im Lockdown haben junge Menschen Bamberg für sich entdeckt. Genauer: Die untere Brücke. Da wo Bamberg am schönsten ist, mit Blick auf Klein-Venedig, feierten sie rauschende Feste mit Musik und Müll. Für viele Anwohner ein Problem, dem die Stadt nun auf umstrittene Weise begegnet. Sie erlaubt einem privaten Betreiber, einen Biergarten auf der Brücke zu eröffnen, wenn eine Sicherheitsfirma in dessen Auftrag im Gegenzug das Feiern in geordnete Bahnen lenkt. Kritiker sind entsetzt. Sie fürchten die Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes. Und manche Anwohner atmen auf.
Dunkle Macht: Gemeinden geben Kampf gegen die Krähen auf
Jahrelang haben Gemeinden wie Erding oder Gröbenzell gekämpft. Sie haben es mit Vergrämung versucht, haben sich kreative Lösungen ausgedacht und sehr viel Steuergeld bezahlt – quer hat darüber berichtet. Doch nun streichen die Krähenbekämpfer die Segel, der Erdinger Bürgermeister spricht von Kapitulation. Haben die Krähen gegen den Menschen den für beide Seiten ermüdenden Abnutzungskampf endgültig gewonnen?
Suche nach den (G)Ersten – Patentamt bremst kleine Brauereien aus
Die deutschen Traditions-Bierbrauer sehen die Biervielfalt in Gefahr. Global Player wie Carlsberg und Heineken sind nämlich offenbar bestrebt, sich immer mehr Patente auf Braugerste zu sichern und damit langfristig den Zugang zu einem elementaren Bier-Rohstoff zu kontrollieren. Auch die Pflanzenzüchter geraten bei dieser Entwicklung ins Hintertreffen. Denn sie dürfen Saaten mit patentgeschützten Erbgutsequenzen nicht mehr einkreuzen und für die Entwicklung neuer Sorten heranziehen. Das erschwert auch die Entwicklung von Braugerste, die dem Klimawandel oder Schädlingsbefall angepasst ist.
Betonbaron oder Saurüssel-Pate? Ein Millionär und seine Regeln
Franz Josef Haslberger, Beton-Unternehmer aus Freising, hat einen Spitznamen: „Betonbaron“. Der Millionär hat die Saurüsselalm in Bad Wiessee gekauft und erstaunlich schnell eine erstaunlich umfassende Genehmigung erhalten, sie zu einer Luxusschänke für Ausflügler, Wanderer und Events auszubauen. Als die Lokalzeitung darüber berichtete, wurde jeder einzelne Mitarbeiter mit einem Hausverbot belegt. Macht da ein Beton-Baron im Tegernseer Tal seine eigenen Gesetze?
Knall auf Knall: Lauter Streit um Schießplatz in Hattenhofen
Seit 45 Jahren steht in Hattenhofen im Kreis Fürstenfeldbruck ein Schießstand für Jäger und Schützen – und die meiste Zeit war es friedlich. Doch seit 2019 der Betreiber gewechselt hat, herrscht Streit. Denn seither hat sich die Zahl der Schüsse, die jedes Mal einen lauten Knall durch die Nachbargemeinden jagen, deutlich vermehrt. 15 bis 30 Schuss pro Minute zählten die Anwohner. Das ist auch dem Landratsamt zu viel. Doch alle Versuche der Behörden, den Betreiber mit Auflagen und Bußgeldern einzubremsen, scheiterten vor Gericht. Gibt es noch Hoffnung für Ruhe und Frieden in Hattenhofen? (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 21.04.2022 BR Sendung vom 28.04.2022
Folge 29Wenn die Masken fallen: die fragwürdigen Deals der Staatsregierung
Die Maskengeschäfte der bayerischen Staatsregierung beschäftigen in diesen Tagen den Untersuchungsausschuss. Und auch vor Gericht geht die Aufarbeitung jetzt erst los. So klagt gerade ein unterfränkischer Maskenhändler gegen den Freistaat, weil der den geplanten Kauf von hochwertigen Masken im Wert von 1,5 Millionen Euro im letzten Moment zurückzog. Stattdessen wurden schlechtere und teurere Masken erworben. Die hohen Provisionen der Deals landeten bei CSU-nahen Geschäftsleuten wie Andrea Tandler oder Parteigrößen wie Alfred Sauter. Der unterfränkische Fall führt vor Augen, wie chaotisch und intransparent die Maskenbeschaffung ablief.
Aggressive für Deutschland?: die AfD und ihre Hetz-Werke
Während die Demos der „Querdenker“ immer kleiner werden, bleiben ihre Chatgruppen bestehen und werden offensiv von Rechtsextremen genutzt. In Simbach am Inn teilen Mitglieder der Telegram-Gruppe „Spaziergänger Simbach“ antisemitische Bilder und Stürmer-Karikaturen, dort wird Amtsträgern mit Gewalt gedroht. Und das alles unter den Augen des Landesvorsitzenden der AfD Bayern, der in der Gruppe als Administrator auftritt. Wenn sich aber Simbacher wie beispielsweise der Zweite Bürgermeister gegen die Radikalisierung positionieren, bekommen sie die Konsequenzen sehr real im eigenen Leben zu spüren: mit unverhohlenen Drohungen und Sachbeschädigung.
Viel Geld für null Strom: Fehlende Netze bremsen Windenergie aus.
Immer wieder müssen Windräder in Deutschland vom Netz genommen werden, speisen also nicht mehr ein, weil die Strom-Netze überlastet sind. Die Betreiber werden dafür mit fast einer Milliarde Euro im Jahr entschädigt, auf Kosten der Stromzahler. Doch der geplante Netzausbau stockt noch immer, verzögert sich wegen Bedenken von Stromtrassen-Anrainern auch aus Bayern. Dabei sind sich die meisten Experten einig: Eine schnelle Energiewende ist ohne leistungsstarke Netze nicht zu schaffen.
Bauer gibt auf: immer mehr Landwirte vor dem Burnout
Landwirt sein war schon immer hart: sieben Tage die Woche, Dienst von früh bis spät, viel Verantwortung. Heute werden die Betriebe immer größer und machen mehr Arbeit. Außerdem: Anforderungen von Umwelt-, Tierschutz, Dokumentationen und Anträge. Die Folge: Immer mehr Bauern erkranken an Burnout oder Depressionen, Studien der Uni Wien zufolge sind es 58 Prozent der Landwirte. Die Betroffenen organisieren sich in Selbsthilfegruppen – und so mancher wechselt nach dem Burnout sogar den Beruf.
Große Kunst oder großer Unfug?: Coburg diskutiert über Gemälde.
In Coburg tobt ein ungewöhnlicher Kunst-Streit: Es geht um eine Fassade der ehemaligen Bonbon-Fabrik im Stadtzentrum; der Eigentümer möchte hier ein Kunstwerk spendieren: über zehn Meter hoch, ein Treppengewölbe mit Königin Victoria und Prinz Albert. Doch das geplante Kunstwerk gefällt nicht jedem, und weil auch die Stadt vorerst ein Veto eingelegt hat, wird nun überall in Coburg über die Grund-Fragen der Kunst gestritten. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 28.04.2022 BR Sendung vom 05.05.2022
Folge 30Lückenbüßer – Ruht sich der Sozialstaat auf den Tafeln aus?
In Folge von Corona-Pandemie und Inflation ist der Andrang an bayerischen Tafeln bereits groß. Nun kommen noch Menschen aus der Ukraine dazu. Das bringt die ehrenamtlich betriebenen Tafeln ans Limit. Die ersten mussten einen Aufnahmestopp für Neukunden verhängen. Die bayerische Sozialministerin lobt das Ehrenamt- Derweil, sagt der Vorsitzende der Tafel Bayern. die Tafeln könnten unterstützen, die Grundversorgung sei aber Sache des Staates. Stiehlt sich der Staat aus der Verantwortung?
Selbstbestimmung versus Hass – Der tägliche Transgender-Kampf
Welchem Geschlecht sie zugehören, wissen Menschen am besten selbst. Für Transpersonen bedeutet ein Outing oft einen Leidensweg von Diskriminierung und Gewalt. Häufig wird Trans-Sein als Modeerscheinung abgetan. So ist auch eine heftige Diskussion um ein Gesetz entbrannt, das Jugendlichen ab 14 Jahren ermöglichen soll, selbst zu bestimmen, welches Geschlecht im Ausweis steht – ohne diskriminierende Gutachten und richterliche Entscheidung wie bisher üblich. Für manche in Politik und Gesellschaft ist das unerträglich. Im Umgang mit Transpersonen wird sich zeigen, welchen Stellenwert Freiheitsrechte und eine offene Gesellschaft in Deutschland haben.
Dicke Luft – Frankens Wohlfühlklima lockt reisefaule Störche an
Sie galten in den 70ern mancherorts in Bayern als fast ausgestorben. Aber mittlerweile vermehren sich Störche prächtig. Dank milder Winter können sie sogar in Bayern überwintern. Für so manchen in Mittelfranken ist allerdings die Obergrenze erreicht. Storchennester auf aktiven Schornsteinen werden zum Problem: In Uehlfeld konnte eine Brauerei ein halbes Jahr lang kein Bier brauen, in Dinkelsbühl kann ein Kindergarten derzeit nicht heizen und bei der Touristeninformation wurde ein Kohlenmonoxid- Alarm ausgelöst.
Vergessener Konflikt? Menschen in Afghanistan im Stich gelassen
Über das Leid in Afghanistan spricht kaum noch jemand. Dabei ist seit der Machtübernahme der Taliban vergangenes Jahr nichts besser geworden – im Gegenteil. Die Situation ist dramatisch: zu wenig Lebensmittel, Frauen werden unterdrückt, Menschenrechte verletzt, ehemalige Ortskräfte sind in Lebensgefahr. Die deutsche Regierung hat schnelles Handeln versprochen, doch die ehemaligen Helfer kämpfen noch immer darum, nach Deutschland fliehen zu dürfen oder ihre Familie nachzuholen. Dabei geht es wie beim Ukraine-Krieg auch hier um Werte wie Freiheit, Menschenrechte und Demokratie.
Streit aus Tradition – Gerangel um Tram durch den Englischen Garten
Eine Trambahn durch den Englischen Garten, die die dort fahrenden Busse ersetzt – für die einen ist das eine wichtige Verbesserung des öffentlichen Verkehrsnetzes, für die anderen eine unzulässige Zerstörung des Naturdenkmals Englischer Garten. Dieser Streit wird seit 100 Jahren leidenschaftlich geführt und eine pragmatische Lösung scheint in weiter Ferne. Aber wo käme man auch hin, wenn dieses traditionsreiche Gerangel einfach beendet würde? Ein Stück bayerischen Lebensgefühls könnte verloren gehen! (Text: tagesschau24)Deutsche TV-Premiere Do. 05.05.2022 BR Sendung vom 12.05.2022
Folge 31Dreist aufgetischt: Wie Event-Gäste die Biergartenkultur bedrohen
Die ganze Welt beneidet Bayern um die Biergärten. Und um die Besonderheit, dass man hier sein eigenes Essen mitbringen darf. So hat es König Max Joseph I. 1812 verfügt, um einen Streit zwischen Wirten und Brauern zu entschärfen. Doch mehr als 200 Jahre später scheint der königliche Erlass nichts mehr zu gelten. Biergartenbetreiber wollen kein mitgebrachtes Essen mehr dulden. Sie führen an, dass Gäste mehrere Tische für ganze Buffets okkupieren und den mitgebrachten Grill im Biergarten für eigene Steaks anschüren. Droht der traditionellen Freiheit durch die Dreistigkeit der Gäste das Aus?
Teure Visionen: Nürnbergs Zukunftsmuseum und Söders Gegenwart
Von Franken lernen, heißt Zukunft lernen! Das dachte sich wohl Markus Söder, als er noch als Finanzminister Nürnberg mit einem Zukunftsmuseum beglückte. Doch in der lästigen Gegenwart kritisiert der Oberste Rechnungshof, dass bis 2044 inklusive teurer Miete wohl Kosten von 200 Millionen Euro anfallen. Der Mietvertrag sei sehr vermieterfreundlich ausgelegt. Dass der Vermieter als CSU-nah gilt, macht die Kritik nicht leiser. Oder will Zukunftsfreund Söder die Bayern darauf vorbereiten, dass alle zukünftig eben sehr viel mehr Miete zahlen müssen?
Aufruhr im Auenland: Bayerns Bibern geht es an den Pelz
In der Oberpfalz geht ein Serientäter um, der Biber tötet. Die Polizei sucht mit Drohnen nach weiteren Kadavern und setzt eine Belohnung aus. Und im Allgäu wurde ein Biber von einem 34-Jährigen mit einer Schaufel erschlagen. Dabei leistet sich Bayern ein Heer an Biberberatern und sogar zwei hauptamtliche Bibermanager. Doch offensichtlich ist bei Einigen im Land die Schmerzgrenze bei Biberschäden überschritten. Fehlmanagement oder mangelnde Bereitschaft, der Natur mehr Raum zu geben?
Kostbares Tiefen-Grundwasser: Run auf die letzten Reserven
Unter Bayern liegt ein Schatz: Tiefen-Grundwasser. Es ist besonders rein, denn es regeneriert sich nur über Jahrhunderte. Daher ist es als letzte Notreserve gedacht. Doch die Reinheit weckt Begehrlichkeiten. Firmen möchten den wertvollen Rohstoff in Flaschen abfüllen und verkaufen. Stadtwerke wollen die Vorkommen zur Wasserversorgung anzapfen, da jetzt Gewerbegebiete auf den bisherigen Wasserschutzgebieten liegen, oder weil die übrigen Brunnen mit Nitrat verseucht sind. Trotz Klimawandel und Dürrephasen: Wie kostbar Wasser ist, scheint immer noch eine Ermessensfrage.
Diskriminierung? Wie ein Führerscheinumtausch zur Odyssee wird
Anna Schweitzer fährt seit 40 Jahren unfallfrei, seit sie ihren Führerschein gemacht hat. Doch als sie nun ihren alten Führerschein umtauschen wollte, wie Millionen andere Deutsche auch, erlebte sie eine böse Überraschung: Die Gemeinde möchte, dass sie ein Gutachten erbringt, ob sie überhaupt verkehrssicher Autofahren kann. Denn Frau Schweitzer ist spastisch gelähmt. Dabei hat sich ihre Behinderung in den vergangenen 40 Jahren nicht verändert. Notwendige Vorsichtsmaßnahme der Gemeinde oder unzulässige Diskriminierung? Frau Schweitzer jedenfalls ist kämpferisch. (Text: tagesschau24)Deutsche TV-Premiere Do. 12.05.2022 BR Sendung vom 19.05.2022
Folge 32Fachkräftemangel im Freibad: Bademeister verzweifelt gesucht
In Bayern beginnt dieser Tage die Freibad-Saison. Aber leider nicht überall. Denn trotz schönen Wetters bleiben einige Freibäder geschlossen, es fehlt an Bademeisterinnen und Bademeistern. Fachkräftemangel also auch zwischen Nichtschwimmerbecken, Sprungturm und Pommesbude. Der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister beklagt, dass Hunderte Stellen in Deutschland nicht besetzt werden können. Die Gründe: schlechte Bezahlung und unpassende Arbeitszeiten. Und so fällt mancherorts ein Teil des Sommers aus.
Allgemeine Verunsicherung: Wenn die BU das Geld verweigert
Bei einem 26-jährigen Schüler, der schon einige Jahre gearbeitet hat, wird Knochenkrebs festgestellt. Während einer früheren Berufstätigkeit hatte er eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Doch die sträubt sich mit immer neuen Argumenten, die Leistung zu erbringen, für die sie eigentlich zuständig wäre. Eine Hinhaltetaktik, die eher der Regel- als der Ausnahmefall zu sein scheint. Ein Beitrag über ein fragwürdiges Versicherungsverständnis – und darüber, dass der vermeintliche Schutz auch noch sozial ungerecht verteilt ist.
Wild Wild West in Ostbayern: Natur-Showdown in Pullman City
Der Bund Naturschutz will den Freizeitpark Pullman City anzeigen. Der Grund: Bei neuen Bauprojekten seien die Berufs-Cowboys übers Ziel hinausgeschossen, hätten gegen Baurecht verstoßen und gar geschützte Biotope samt Perlmuttmuschel zerstört. Und die Naturschützer erheben noch weitere Vorwürfe: Die amtlichen Stellen, aber auch die zuständige Gemeinde Eging hätten trotz Hinweisen aus der Bevölkerung nichts unternommen. Die Betreiberfirma des Freizeitparks bestreitet ein Fehlverhalten. Also alles heiße Luft? Oder ist man in der „Sierra baja baviera“ zu abhängig von der Westernstadt?
Gnadenbrot oder Gnadentod: Was tun mit verletzten Wildtieren?
Immer mehr privat organisierte Wildvogelauffangstationen gibt es in Bayern. Doch Fachleute wie Ferdinand Baer vom Landesbund für Vogelschutz kritisieren, dass Privatleute ohne behördliche Aufsicht und ohne die nötige fachliche Kenntnis die Tiere pflegen. Denn etliche Vögel würden dort so aufgepäppelt, dass sie nie wieder ausgewildert werden könnten. Und einige wären in der freien Natur sowieso nicht mehr lebensfähig. Bei diesen Tieren wäre es besser, sie einzuschläfern. Verhindert die Tierliebe also den Tierschutz?
Lange Finger und leere Lager: Mangel auf Bayerns Baustellen
Aus einer Tunnelbaustelle in Marktoberdorf wurden bereits verbaute Kupferkabel gestohlen. Diebstahl auf Baustellen gab es immer schon, aber in Zeiten wie diesen sind die Folgen umso schlimmer: Nun müssen die Marktoberdorfer noch viel länger auf die Fertigstellung warten, denn es könnte lange dauern, neue Kabel zu beschaffen. Auf Bayerns Baustellen gehen die Rohstoffe aus. Fachleute sprechen bereits vom Beginn einer neuen Phase der Mangelwirtschaft. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 19.05.2022 BR Sendung vom 02.06.2022
Folge 33· Einfriedungs-Hype: Jeder hat die Absicht, eine Mauer zu errichten
Weil die Grundstücke immer kleiner werden und der Verkehr in den Straßen immer dichter, verspüren mehr und mehr Hausbesitzer das Bedürfnis, sich einzumauern. Hohe Wände, Gabionenmauern oder immergrüne Monsterhecken schotten die Garten-bewohner von der Außenwelt – und den Nachbarn – ab. Die Grenzanlagen unterbinden soziale Kontakte und die Wanderbewegungen von Tieren wie dem Igel. Erste Gemeinde erlassen jetzt „Einfriedungssatzungen“, um das zunehmende Einmauern zu unterbinden. Aber was sagt dieser Trend eigentlich über unsere Gesellschaft?
· Landwirtschaft unter Druck: Produktion um jeden Preis?
Es ist die landwirtschaftliche Debatte im Frühjahr 2022: Im Angesicht des Krieges soll jeder Quadratmeter wieder in die Produktion genommen werden, am besten noch in möglichst intensiver Wirtschaftsweise. Bio, Fruchtfolgen, Brachflächen, Blühstreifen und Uferrandstreifen sind out, was zählt, ist die Tonne Weizen – ökologische Bewirtschaftung bringe einfach nicht die benötigten Erträge, sagen Befürworter der Ertragsmaximierung. Doch wäre nachhaltige Landwirtschaft langfristig nicht der krisenresistentere Weg?
· Unvermögen oder Sabotage? Der Kanzler und die schweren Waffen
Erst zog sich die Diskussion über die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine wochenlang hin, dann einigte sich die Ampel-Koalition und Ende April beschloss sie im Bundestag mit der Union: Deutschland wird liefern. Das ist nun wieder einen Monat her – geliefert wurden die angekündigten schweren Waffen nicht. Militärexperten und Politikstrategen rätseln – liegt es an der SPD? Am Kanzler selbst? Gibt es eine Langfrist-Strategie, über die niemand öffentlich reden will? Derweil geht es für die Ukraine zunehmend um jede Minute – denn einen Zermürbungskrieg könnte Russland gewinnen.
· Ich glaub mein Zug pfeift! Genervt vom öffentlichen Nahverkehr
Im mittelfränkischen Hilpoltstein freuen sich die Leute zwar über die engere Taktung ihrer Nahverkehrszüge, doch gleichzeitig ertönt wegen der vielen unbeschrank¬ten Bahnübergänge ein umso lauteres Hupkonzert. Komplizierte Regeln und hohe Kosten erschweren Versuche, die Situation zu verbessen – und die Bahnübergänge zum Beispiel zu beschranken. Auch in Siegsdorf formiert sich Widerstand entnervter Bürger – der Bürgermeister liebäugelt sogar mit dem Gedanken, die Bahn durch Busse zu ersetzen. Und jetzt kommt auch noch das 9€-Ticket – und mit ihm womöglich noch mehr Züge.
· Autisten ausgeschlossen: Wenn Lukas nicht in die Schule darf
Seit anderthalb Jahren findet Familie Schmid keinen Schulplatz für ihren Sohn. Der siebenjährige Lukas hat eine Autismus-Spektrumsstörung (ASS) und dadurch eine schwere Sprachent¬wicklungsstörung. Die Eltern haben sich an alle Stellen gewandt und sich beraten lassen, doch keine Schule fühlt sich zuständig oder personell in der Lage, ihren Sohn aufzunehmen. Gilt das Inklusions-Versprechen nicht für Lukas? Während ihr Sohn durch alle Raster zu fallen scheint, sind die Eltern zunehmend verzweifelt. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 02.06.2022 BR Sendung vom 09.06.2022
Folge 34Fuchs-Alarm in Bayern: Wenn der Garten zum Habitat wird
Füchse gehen schon länger in Städten auf Nahrungssuche. Jetzt haben einige angefangen, gar ihren Wohnsitz in Orte zu verlegen: In Kempten gibt es einen Bau in einem Familiengarten. Die Tiere nutzen die Gartenmöbel als Hüpfburg. In Bernried am Starnberger See bedienen sie sich am Frühstückstisch und erbeuten Haustiere. Füchse werden von Essensresten am Kompost angelockt und nicht selten wie Haustiere gefüttert. Und: Sie passen sich sogar im Körperbau mittlerweile dem Leben in der Stadt an.
Preisschock für Mieter: Wann kommt die Zeitenwende beim Wohnen?
Hunderttausende Mieterinnen und Mieter in Bayern fürchten sich derzeit vor der nächsten Mieterhöhung: Sie haben einen Index-Mietvertrag, ihre Miete steigt mit der allgemeinen Teuerung – und die ist gerade so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Und auch anderswo drohen Erhöhungen: Vonovia-Chef Rolf Buch hat jüngst gesagt, die Inflation könne vor den Mieten nicht Halt machen. Aber warum eigentlich nicht? Immerhin belasten steigende Lebensmittel- und Energiepreise die Haushalte jetzt schon. Von der Politik heißt es, nun sei nicht die Zeit, um über Mieterhöhungen zu sprechen. Aber vielleicht ist es endlich an der Zeit, die Mietpreis-Spirale zu stoppen?
Energiewende absurd: Wenn Windkraft den Sonnenstrom ausbremst
Im mittelfränkischen Lonnerstadt will man die Energiewende mit einem klaren „Sowohl als auch“ voranbringen: Nahe eines bestehenden Bürgerwindparks soll eine Solaranlage entstehen. Sonnen- und Windenergie nebeneinander? Geht nicht, sagen die Behörden: Denn das Grundstück ist Windvorranggebiet. Und das heißt: Nur Windräder dürfen dort gebaut werden. Obwohl die Lonnerstädter beteuern, dass der Solarpark kein weiteres Windrad verhindert. Schlechtes Omen für die Energiewende in Bayern?
Streit im Rettungsdienst: Gefährdet Privatisierung die Patienten?
Das Rote Kreuz und der private Rettungsdienstleister RKT sollen sich im Hofer Land künftig gemeinsam um Patienten kümmern. Doch es gibt Streit: Der RKT wirbt mit Prämien um Sanitäter, die den Arbeitgeber wechseln. Das Rote Kreuz erteilt Hausverbote an Abtrünnige und warnt vor den Folgen der Privatisierung. Die Auseinandersetzung zeigt: Das Rettungswesen ist in Deutschland längst ein hoch umkämpfter Markt, der auch für die internationale Konkurrenz immer interessanter wird. Gefährdet der Wettbewerb die Patienten, oder hat er ihre Versorgung sogar verbessert?
Zurück zur Natur? Streit um Renaturierung der Wutzschleife
Das 150 Jahre alte Wehr an der ehemaligen Wutzschleife bei Rötz soll abgebaut werden. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie fordert nämlich, Gewässer wieder naturnäher zu gestalten. Doch viele Bürger vor Ort zweifeln am ökologischen Sinn des geplanten Rückbaus an der Schwarzach: Dadurch würde Lebensraum für seltene Arten zerstört und ökologisch wenig gewonnen. Denn ober- und unterhalb der Wutzschleife liegen weitere Wehre, die nicht zurückgebaut werden sollen. Welcher Naturzustand ist der natürlichere? (Text: tagesschau24)Deutsche TV-Premiere Do. 09.06.2022 BR Sendung vom 23.06.2022
Folge 35· Straftäter oder Helden? Hausbesetzer kapern bayerischen Bauernhof
Ein Vierseithof in Au in der Hallertau steht seit acht Jahren leer. Warum, das ist unklar. Können sich die Erben nicht einigen? Auf jeden Fall profitieren sie so von weiter steigenden Preisen für Baugrund und Ackerflächen. Dem Verfall des Hofes wollten zehn AktivistInnen nicht länger zusehen und haben den Hof vor einem halben Jahr besetzt. Sie begannen ihn zu renovieren und Raum zu schaffen für Wohnen, Kultur, Jugendtreff und politischen Austausch. Auf Anzeige einer Erbin hin wurde der Hof nun geräumt. Und wieder einmal steht die Frage im Raum: Wie legitim ist es, zu radikalen Mitteln zu greifen, um gegen Wohnraumknappheit und Spekulation vorzugehen, wenn Gesetze das nicht schaffen? quer zwischen den Wohnungs-Fronten.
· Biogas statt Putins Gas: Hilft uns Bio-Methan aus der Falle?
Biogasanlagen sorgen oft für Kritik: Maiswüsten, Gestank etc. Doch bei allen ökologischen Schwächen solcher Anlagen: Sie könnten einen Teil dazu beitragen, Deutschland unabhängiger von russischem Gas zu machen. Rund um Schwandorf ist das schon so: Hier produzieren drei Anlagen Gas für 11.500 Haushalte und viele Gewerbebetriebe, manchmal sogar so viel, dass etwas ins überregionale Gasnetz abgegeben werden kann. Das Potenzial könnte bayernweit ausgebaut werden, auch mit mehr Gülle, Klärschlamm und Lebensmittel-Abfällen. Und mit der Power-to-Gas-Technologie könnte man die Ausbeute sogar fast verdoppeln. Doch die Politik begegnet dieser Technik bisher sehr zurückhaltend. Vielleicht, weil es mit russischem Pipelinegas lange eine vermeintlich billige Alternative gab.
· Rachetourismus: Wir reisen wieder, koste es was es wolle!
Jetzt oder nie, sagen sich viele und buchen die nächste Fernreise. Nach fast zwei Jahren pandemiebedingter Reise-Einschränkung ist die Urlaubskasse voll, all das Verpasste will nachgeholt werden. Wer weiß, wie lange Reisen noch geht, angesichts von Inflation, Krieg und der nächsten Corona-Welle? CO2-Ausstoß und Klimawandel scheinen keine Rolle mehr zu spielen. Dabei bremst sich der Reisespaß am Ende selbst aus, denn wenn sich weltweit Touristen tummeln, kann das schnell neue Corona-Varianten produzieren. Und die Reisepreise steigen umso stärker, je mehr Reisen aus Furcht vor steigenden Preisen gebucht werden.
· Teurer Unsinn? Millionen-Turm soll See vor Blaualgen retten
Wenn’s heiß wird, wuchert sie in vielen bayerischen Badeseen, die Blaualge. Bei hohem Nitrat- und Phosphorgehalt wächst sie noch besser. Die Alge reizt die Haut, kann Erbrechen und Durchfall auslösen. Auch der Eixendorfer See in der Oberpfalz ist betroffen. Deshalb baut der Staat für 5 Millionen Euro einen so genannten Entnahmeturm, der die Alge eindämmen soll. Ein ähnlicher Turm steht schon im sächsischen Bautzen, hier kam die Blaualge jedoch wieder. Wäre es nicht sinnvoller, dafür zu sorgen, dass weniger Nitrat von den Feldern und Phosphor aus Kläranlagen in den See gelangen? Doch das scheint schwerer durchsetzbar als der teure Turm. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 23.06.2022 BR Sendung vom 30.06.2022
Folge 36· Abgesagt und Dichtgemacht: Das bayerische Arbeitskräfte-Drama
Festivals, Konzerte, Volksfeste, Reisen – in diesem Sommer kann alles nachgeholt werden, so zumindest die Hoffnung. Doch weil überall Personal fehlt, müssen Flüge gestrichen, Festivals abgesagt und Biergärten geschlossen werden. Ohne Kellner, Sicherheitskräfte oder Flugbegleiter droht der Sommer ins Wasser zu fallen – ausgerechnet jetzt, wo die pandemiebedingten Beschränkungen endlich weg sind. Und das ist womöglich nur ein Vorgeschmack: Die Bundesagentur für Arbeit prognostiziert, dass bis zum Jahr 2035 bis zu sieben Millionen Arbeitskräfte fehlen werden. Aber wo sind sie eigentlich hin, die Fachkräfte? quer auf der Suche.
· Es klappert die Mühle – Droht Bayerns Wasserkraft wirklich das Aus?
Rund 3900 kleine Wasserkraftwerke gibt es in Bayern, und ihre Besitzer sind gerade sehr besorgt. Denn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will den kleinen Anlagen mit weniger als 500 Kilowattstunden die Förderung über die EEG-Umlage streichen. Bisher mussten dadurch Stromkunden in ganz Deutschland bayerische Wasserkraftwerke bezuschussen. Auch Instandsetzungen will der Bund nicht mehr mitfinanzieren. Vor kurzem noch als dezentral und nachhaltig gefeiert, fühlen sich viele Betreiber jetzt stiefmütterlich behandelt und in ihrer Existenz bedroht. Dabei gibt es weiter öffentliche Gelder für die Anlagen – vom Freistaat. Naturschützer halten viele kleine Anlagen ohnehin für ökologisch schädlich und nicht zukunftsfähig. Ist die Klage der Wasserkraft-Besitzer also berechtigt – oder nur das laute Geklapper eines Lobby-Verbands?
· Blinder Gehorsam: Mit der Wander-App ins Verderben?
Apps für Bahn, Autofahrt und Fußweg – viele vertrauen völlig der Navigation per App, fixieren das Handy und achten gar nicht mehr auf die Umgebung. Das kann bei Bergwanderungen lebensbedrohlich werden. Bei einem Wetter-Umschwung zum Beispiel wird aus dem Genuss schnell eine Gefahr. Und wenn ein fitter Bergsportler eine Wanderung in der App als „leicht“ beschreibt, kann sie für Ungeübte herausfordernd sein. Erst kürzlich gerieten rund 100 deutsche Schüler in Bergnot, weil ihre Lehrer eine „leichte“ Tour aus dem Netz herausgesucht hatten. Also: Augen auf und Gehirn an!
· Fahrt ins Chaos: Bahnkunden leiden unter Sanierungsstau
Schimpfen über die Bahn scheint Tradition hierzulande, aber was die vergangenen Wochen an Verspätungen und Zugausfällen passierte, beutelt auch eingefleischte Bahnfreunde. Jeder dritte Fernzug kam im Mai zu spät, so schlecht war die Quote seit 12 Jahren nicht mehr. Güterzüge stehen still, Klimaschutz-Ziele werden verfehlt, die Infrastruktur ist marode. Nun hat Bundesverkehrsminister Wissing eine Generalsanierung ausgerufen, doch das bedeutet erstmal: Noch mehr Streckensperrungen und Umleitungen, noch längere Fahrzeiten – „Next-Level“-Bahnfahren sozusagen. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 30.06.2022 BR Sendung vom 07.07.2022
Folge 37· Ausgeträumt: Warum viele Bayern jetzt Grundstücke zurückgeben
Noch vor wenigen Monaten gab es überall im Freistaat einen Run auf Baugrundstücke. Doch nun müssen immer mehr Bauherren von damals einen Rückzieher machen: galoppierende Preise, gestrichene Förderungen, Zukunftsangst. Gemeinden bekommen so viele Grundstücke zurück, dass sie teilweise neu ausschreiben müssen. Und auch Genossenschaften können nicht mehr zu Preisen bauen, die sich ihre Mieter leisten können. Werden bald nur noch Großinvestoren und Bauträger bauen können?
· Rätsel um Nutzvieh: Stirbt jedes fünfte Tier vor der Schlachtung?
Diese Zahl hat Bayern geschockt: 20 Prozent, jedes fünfte Tier in Bayern verendet angeblich vor der Schlachtung und landet in einer Tierkörperbeseitigungsanstalt. Das hat ein Landtagsabgeordneter der Grünen berechnet. Die Zahl ist schwer nachzuprüfen, denn bayerische Tiere werden auch außerhalb Bayerns geschlachtet. Und auch, woran die Tiere gestorben sind, wird nicht dokumentiert. Experten legen aber nahe, dass ein erheblicher Teil infolge schlechter Haltungsbedingungen verendet. Die Grünen fordern nun eine zentrale Tiergesundheitsdatenbank als Frühwarnsystem.
· Klientelpolitik in der Krise – Sind die Parteien der Lage gewachsen?
Energiekrise, Inflation, Corona – die Herausforderungen in Deutschland für den Herbst sind riesig. Und dennoch scheinen die Parteien aus Rücksicht auf vermeintliche Klientelinteressen ihrer Basis an Glaubenssätzen festzuhalten. So ist für die Grünen eine Laufzeitverlängerung der letzten drei Atomkraftwerke undenkbar, die FDP sträubt sich gegen Corona-Schutzmaßnahmen oder ein Tempolimit, und in Bayern beharrt die CSU weiterhin auf der 10H-Regel gegen Windkraft. Die Politik scheint voller roter Linien, die nicht überschritten werden dürfen. Droht ausgerechnet jetzt der politische Stillstand?
· Risse in der Wand: Wie der Klimawandel Bayerns Häuser bedroht
Das „Alte Rathaus“ von Jedesheim bei Illertissen hat es erwischt: Der Boden hat sich so stark abgesenkt, dass sich Risse durch das Mauerwerk ziehen. Eine Spezialfirma muss nun das komplette Haus anheben und den Boden stabilisieren. Schuld ist der Klimawandel: Böden werden trockener, der große Baum neben dem Rathaus hat das letzte Wasser aus dem Grund gezogen – und der hat sich abgesenkt. Müssen jetzt ausgerechnet kühlende Bäume und Sträucher abgeholzt werden, um Gebäude zu retten?
· Zur Präsenzarbeit verdammt: Grenzgänger in der Homeoffice-Falle
Viele Betriebe wollen weiterhin Homeoffice ermöglichen. Das spart den Arbeitnehmern Zeit und den Arbeitgebern Bürokosten. Außerdem ist das Arbeiten daheim klimafreundlich durch weniger Abgase. Doch in der Grenzregion müssen jetzt wieder viele ins Büro. Wer zum Beispiel aus Österreich nach Deutschland pendelt, darf laut Doppelbesteuerungsabkommen nur 45 Tage vom Homeoffice aus arbeiten – sonst drohen höhere Steuern und ein großer Mehraufwand. Unternehmen und Arbeitnehmer finden die Regelung unsinnig. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 07.07.2022 BR Sendung vom 14.07.2022
Folge 38Luxusgut Energie: Haben wir über unsere Verhältnisse gelebt?
Eishallen im Sommer, beheizte Außenschwimmbecken im Winter, Fassadenbeleuchtung an Sehenswürdigkeiten. Alles energiefressender Luxus, den wir jahrzehntelang als selbstverständlich hingenommen und nicht hinterfragt haben. Jetzt greifen erste bayerische Kommunen wegen drohender Gasknappheit zu vermeintlich drastischen Maßnahmen, dimmen Straßenlampen, schalten Ampeln ab, schließen Hallenbäder im Sommer. Schwant uns langsam, dass wir energetisch auf zu großem Fuß gelebt haben?
Exklusive Gesellschaft? Rückschritt statt Fortschritt bei Inklusion
Schicke Hochtische mit Hochstühlen im Restaurant, fest verankerte Tische und Stühle in der Außengastronomie – mit Rollstuhl nicht nutzbar! Fußgängerzonen, die immer weitläufiger geplant sind – für Gehbehinderte kaum noch zu bewältigen. Eine renovierte Innenstadt in Freising – ohne vernünftiges Blindenleitsystem. Menschen mit Behinderung fühlen sich im öffentlichen Raum wieder zunehmend ausgeschlossen. In der Pandemie sind sie und häufig auch die Inklusion aus dem Blick geraten. Und die bayerische Politik hängt ihren gut gemeinten Vorsätzen meilenweit hinterher.
Limo-Zoff vor Gericht: Beim „Spezi“ hört die Freundschaft auf!
Wenn eine Brauerei der anderen einen Marken-Namen für einmalig schlappe 10.000 Mark überlässt, hat das einen Hauch von Spezlwirtschaft. So geschehen in den 1970er Jahren, als die Augsburger Riegele-Brauerei den Namen ihrer Erfindung „Spezi“ an die Paulaner-Brauerei zur Nutzung verkauft hat. Seitdem gab es diese beiden Spezis. Doch jetzt streiten die ehemaligen Brauerei-Spezln vor Gericht um millionenschwere Lizenzgebühren. Wie auch immer der Prozess ausgeht, Spezis werden die beiden Brauereien wohl nimmer.
Panzerknacken war gestern: Serientäter sprengen Geldautomaten
Immer häufiger werden Geldautomaten gesprengt. Und mit ihnen nicht selten das halbe Haus, an dem der Automat befestigt war. In Bayern gibt es dieses Jahr bereits 14 Fälle, einer davon im oberpfälzischen Wernberg. Ein Grund: Für viele Deutsche gilt immer noch: Nur Bares ist Wahres! Und so liegt in deutschen Automaten viel mehr Geld als etwa in skandinavischen Ländern. Außerdem haben viele Banken hierzulande das Thema Sparen auch in punkto Sicherheit ihrer Geldautomaten verinnerlicht.
Rathaus statt Wirtshaus? Streit um fränkische Traditionsgaststätte
Das traditionsreiche Wirtshaus im mittelfränkischen Markt Wendelstein muss schließen, weil das Gebäude saniert wird. Vor Ort wird schon jetzt hitzig diskutiert, wie das Gebäude in Zukunft genutzt werden soll. Vielleicht könnte ja auch die Verwaltung mit neuen Büros einziehen? Die Stammtische laufen Sturm, fühlen sich verdrängt. Die Gemeinde argumentiert, dass ein Gemeindesaal für das soziale Miteinander weiterhin bestehen könnte. Aber die Gäste wollen lieber eine echte Wirtschaft. Was braucht’s gerade für das soziale Dorfleben nach den Corona-Einschränkungen? Und wer will noch Wirt werden? (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 14.07.2022 BR Sendung vom 21.07.2022
Folge 39· Wenn die Felder brennen: In Bayern geht das Wasser aus
In Bayern brennen in diesen Tagen die Felder: Weil Hitze und Dürre die Pflanzen quasi in Stroh verwandelt haben, kann ein winziger Funke ein gesamtes Feld entflammen. Und die Ernten werden durch den Wassermangel ohnehin geringer ausfallen. Schon jetzt müssen Gemeinden mit dem verfügbaren Trinkwasser haushalten, verbieten die Entnahme aus Bächen oder legen wie in der Trocken-Region rund um Schweinfurt sogar Wasserleitungen in Gebiete, in denen es bald zu wenig Trinkwasser geben wird. Lässt sich der Wasser-Notstand noch abwenden?
· Ersatzkäse statt Kuhweiden: Zoff um Flächenfraß für veganen Käse
Auf den ersten Blick scheint es eindeutig: Milchviehhaltung = CO2-Ausstoß. Ergo: Veganer Milchersatz ist besser fürs Klima. Aber was, wenn die vegane Milch aus Übersee-Mandeln stammt, mit langen Transportwegen? Und die Kuhmilch von Allgäuer Wiesenrindern? Und was, wenn dann für die Produktion von veganem Käse-Ersatz eben diese Futterwiesen einem Gewerbegebiet weichen sollen? Dann stellt man nüchtern betrachtet fest, dass die Bilanz von Schaden und Nutzen und der ökologische Fußabdruck nicht mehr so eindeutig sind. Und dass ein Bürgermeister, der Allgäuer Weiderinder, Käse und Wiesen einem Gewerbegebiet opfern will, vielleicht seine Bürger nicht richtig kennt.
· Verfehlte Debatte: Partylieder, Volksfeste und der tägliche Sexismus
Seit Wochen diskutiert Deutschland über „Layla“, einen Schlagerhit, der auf dem Würzburger Kiliani-Fest und anderswo nicht mehr gespielt wird, weil er sexistisch ist. Selbst der Justizminister hat sich in die Debatte eingeschaltet. Dabei geht das Problem weit über Liedtexte hinaus: Jedes Jahr werden Frauen im Umfeld von Volksfesten Opfer sexueller Übergriffe, müssen Vorsichtsmaßnahmen treffen, um nach dem Feiern sicher nach Hause zu kommen. Die Aufregung um einen Ballermann-Ohrwurm nützt dagegen nur dem Produzenten, der mit seinem Song ein Riesengeschäft macht.
· Busfahrer am Limit: 9-Euro-Ticket bringt Ansturm auf Eibsee-Bus
Sie müssen schlichten, werden bedroht, machen Überstunden ohne Ende: Busfahrer, die in diesem Sommer Menschen zum Eibsee bei Garmisch-Partenkirchen bringen. Denn der Ansturm ist seit Start des 9-Euro-Tickets viel zu groß, als dass ein kleines Verkehrsunternehmen ihn bewältigen könnte. Die vergangenen Wochen haben gezeigt: Wenn dauerhaft mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen sollen, muss der ÖPNV nicht nur billiger, sondern vor allem auch viel besser ausgebaut werden.
· Arbeiten bis in den Kreissaal? Selbstständige und der Mutterschutz
Der Mutterschutz, die bezahlte Auszeit vor und nach der Geburt, ist eine große Errungenschaft des Sozialstaates. Doch sie gilt für nicht für alle Mütter gleichermaßen: Frauen, die selbstständig sind, haben in der Schwangerschaft nicht die gleiche Absicherung, müssen die Zeit um die Geburt oft weiterarbeiten um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Sie kämpfen nun mit einer Petition dafür, dass eine Schwangerschaft nicht ihre Existenz bedroht. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 21.07.2022 BR Sendung vom 28.07.2022
Folge 40· Daumen runter! Das üble Geschäft mit den Internet-Bewertungen
Hotelier Peter Kirchberger aus Bayrischzell bekam immer wieder Anrufe und Mails mit dem Angebot, schlechte Online-Bewertungen seines Hotels löschen zu lassen – obwohl er kaum welche hatte. Als er dankend ablehnt, trudeln plötzlich jede Menge schlechter Bewertungen ein – und wieder kommt das Angebot, diese gegen Bezahlung löschen zu lassen. quer forscht nach und findet unter anderem eine Briefkastenfirma auf Zypern. Verdient eine ganze Branche daran, fingierte üble Bewertungen ins Netz zu stellen und sie danach wieder kostenpflichtig zu entfernen?
· Verliererland Bayern? Wie die CSU die Energiekrise befeuert hat
Schneller, höher, weiter: Bayern war immer der politische Olympiasieger aller Bundesländer, egal ob bei Wachstum, Schulen oder Sicherheit. Doch den Nimbus des Erfolgsmanagers könnte die CSU jetzt verloren haben: In Bayern drohen massive Energie-Engpässe, weil die Staatsregierung Gaskraftwerke statt Windräder gebaut und gleichzeitig neue Stromtrassen bekämpft hat. Jetzt muss Bayern bei Bund und Nachbarn um Energie betteln. Wird die CSU im Landtagswahlkampf als Verliererpartei dastehen?
· Pieseln gegen Putin: Hilft uns Urin aus der Düngemittel-Krise?
Der Ukraine-Krieg stellt auch Bayerns Bauern vor große Probleme: Düngemittel, die aus Stickstoff, Phosphor und Kali bestehen, sind rar und teuer geworden, denn Russland hat den Export stark eingeschränkt. Um das Vier- bis Fünffache sind deshalb die Düngerpreise gestiegen. Nun besinnen sich Experten auf einen uralten Rohstoff, vor dem wir normalerweise die Nase rümpfen: menschlichen Urin. Eine Phosphat-Abtrennung in Kläranlagen wie in Erlangen oder Toiletten, die Festes und Flüssiges trennen, könnten den Düngernotstand lindern. quer hat rund um die Kloschüssel recherchiert.
· Generation Nix: Deutschlands Jugend trinkt weniger Alkohol
Ja die Jugend – faul und ansonsten höchstens mit Koma-Saufen beschäftigt? Doch neuere Studien zeigen: Deutsche Jugendliche und junge Erwachsene trinken viel weniger als Ältere und viel weniger als Gleichaltrige im Rest von Europa. Wenn die enthaltsame Jugend dann mal die 40 hinter sich gelassen haben sollte, dann könnten ein bis zwei Drinks am Tag aber sogar gesund sein und gegen Herzkrankheiten, Infarkt und Diabetes vorbeugen – erstaunliches Ergebnis einer internationalen Forschergruppe. quer auf einer feucht-fröhlichen Exkursion zu den Kultstätten des Alkohols.
· Mangelwirtschaft: Wie ausländische Fachkräfte ausgesperrt werden
Eine Münchner Kita in großen Nöten: Die Betreuungszeiten werden immer kürzer, die städtische Förderung steht auf der Kippe. All das, weil der Elterninitiative offiziell pädagogische Fachkräfte fehlen – obwohl dort unter anderem zwei Frauen mit fachbezogenen Hochschulabschlüssen arbeiten. Doch die gelernte Grundschul-Lehrerin und die studierte Psychologin dürfen nicht Erzieherinnen sein – weil ihre ausländischen Abschlüsse in Deutschland nicht anerkannt werden. Eine Misere, die weit über den Kita-Bereich hinausreicht und Deutschlands Fachkräftemangel weiter befeuert. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Do. 28.07.2022 BR
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