Prekarität bedeutet die Vorkommenshäufigkeit befristeter Beschäftigungsverhältnisse, von Teilzeitstellen und anderen Arten der Beschäftigung, bei denen der Arbeitnehmer aufgrund der Unsicherheit, wie seine Beschäftigungskarriere fortlaufen wird, in eine sozial nachteilige Situation gerät. Die Lage des Arbeitnehmers wird deshalb als „prekär“ bezeichnet. So inakzeptabel Prekarität gesellschaftlich ist, sie stellt einfach einen möglichen Grundzustand des Daseins dar. „Das Abgleiten in die Prekarität und danach in die völlige Ausgrenzung bezeichnet eine Negativkarriere, die die Kehrseite der sozialen Normalität darstellt. Prekarität beginnt als Entgleisung aus der Norm; sie löst das auf, was auf dem mühsamen Weg der sozialen Selbstkonstitution zusammengeführt wurde. … An ihrem Ende stehen materieller Ruin und die psychische Schädigung eines Individuums.“ So beschreibt Guillaume Le Blanc, Philosophieprofessor
an der Universität Bordeaux, das Phänomen der Prekarität in seinem Buch „Vies ordinaires, vies précaires“. Die Erfahrung von Prekarität ist in der heutigen Arbeitswelt stark verbreitet und bringt den sozialen Prozess der Destabilisierung mit sich. Leid, Verunsicherung, Ausgeschlossensein und Entmenschlichung – so ließen sich die Symptome der Prekarität kurz umreißen. Wie kann dieser zunehmenden Entwürdigung des Menschen entgegengewirkt werden? Das Leben ist an sich prekär, aber die Lebensbedingungen sollen es nicht sein. Prekarität lässt sich nicht aus der Welt schaffen, gleichwohl aber muss sie kollektiv bekämpft werden – darin liegt ihr wohl wesentlichster Widerspruch. Letztendlich bedeutet soziale Ungleichheit ja immer auch, dass dadurch die Freiheit eines jeden Einzelnen bedroht ist. Umso wichtiger ist es, dass eine Gesellschaft institutionell darauf ausgerichtet ist, dass sie den Menschen mit Wohlwollen und Toleranz begegnet. (Text: arte)