Ist der Stierkampf reine Barbarei oder ein Ritual? Ist es ein Spiel, eine Sportart, ein Schauspiel oder gar eine Kunst? Bei der Beantwortung dieser Frage scheiden sich bekanntlich die Geister. Die Corrida ist aber vor allem eines: der Moment der Begegnung zwischen einem mächtigen Kampfstier und dem Torero, in seiner Traje de Luces, seinem Lichtgewand, und der Muleta, dem roten Tuch. Was macht den Reiz dieses, auf den ersten Blick, so unfairen Kampfes aus? Zum einen beruht die Ethik, die dem Stierkampf zugrunde liegt, darauf, dass der Stier von seinem Wesen her kämpfen will, er verkörpert die Reinheit des Kämpfers. Ebenso essenziell ist die Achtung vor dem Tier: Um es zu töten, muss der Torero sein eigenes Leben aufs Spiel setzen. Dadurch zollt er ihm den gebührenden Respekt. Der Torero
benötigt moralische und ästhetische Tugenden und auch beim Stier gelten Kühnheit und Noblesse unweigerlich als Voraussetzung für einen authentischen Stierkampf. Aber verbirgt sich nicht auch ein unerhörter Hochmut hinter der vermeintlichen Ethik, der droht ins Lächerliche zu kippen? Und warum muss der Stier letztendlich immer sterben? Diesen Fragen stellen sich Francis Wolff und Raphaël Enthoven in diesem eindrücklichen Dialog. Für Wolff steht jedoch fest: Die Corrida ist ein ungleicher, aber fairer Kampf. Und was nur wenige wissen: Kampfstiere werden unter idealen Bedingungen aufgezogen, sie haben bis zu drei Hektar Land für sich allein, also genau das, was Tierschützer fordern; eine artgerechte Aufzucht, samt Respekt für die natürliche Wildheit der Tiere. (Text: arte)