Die Welt, die wir erleben, besteht aus mehreren simultanen Wahrnehmungen. Der Geruchssinn erscheint zunächst sekundär, aber in Wirklichkeit ist er es möglicherweise, der uns den direktesten Zugang zur Welt verschafft, da wir ihm nicht entrinnen können. Dennoch ist der der am wenigsten greifbare der fünf Sinne. Der Geruchssinn ist zusammen mit dem Tastsinn der einzige, der bei der Geburt völlig ausgereift ist. Doch er ist auch der empfindlichste und intuitivste, denn anders als andere Sinnesorgane ist die Nase direkt mit den Gehirnarealen des limbischen Systems verbunden, in dem Gefühle und Stimmungen erzeugt werden. Raphaël Enthoven geht heute mit seinem Studiogast Chantal Jaquet, die
sich in ihrem aktuellen Buch mit der Philosophie der Gerüche beschäftigt hat, dem Universum der Düfte genauer auf den Grund. Welcher geheimnisvolle Zusammenhang besteht zwischen Gerüchen, Farben und Klängen? Warum nimmt man den Duft einer Blume wahr, die man auf einem Gemälde sieht? Wie kommt es, dass eine Angelegenheit „zum Himmel stinkt“ und man manche Mitmenschen einfach „nicht riechen kann“? In ihrer gemeinsamen Diskussion ziehen sie unter anderem „Das Parfüm“, den berühmten Roman von Patrick Süskind, und Paul Gauguins Holzschnitt „Noa Noa“ heran, aber auch philosophische Schriften von Charles Baudelaire, Thomas Hobbes und Michel Serres (Text: arte)