So endet „The Flash“: Baby-Alarm, Heiratsantrag – und eine überraschende Rückkehr! – Review

Überladenes Serienfinale schließt Arrowverse ab

Rezension von R.L. Bonin – 26.05.2023, 16:00 Uhr

Grant Gustin spielte über neun Staffeln „The Flash“ – Bild: The CW
Grant Gustin spielte über neun Staffeln „The Flash“

An das Unmögliche zu glauben, war in der gesamten Laufzeit von „The Flash“ noch nie so schwer wie beim Serienfinale: Nach neun Staffeln, 184 Episoden, etlichen Bösewichten, Zeitreisen, Multiversen und Rennen ist Schluss! Am 24. Mai 2023 wurde auf dem US-Sender The CW die letzte Folge mit Grant Gustin als DCs scharlachroter Superheld ausgestrahlt. Wie zufriedenstellend ist das Ende der letzten Serie aus dem Arrowverse?

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, in dem ich erfahren habe, dass „The Flash“ im Herbst 2014 Premiere feiert – nein, an das Gefühl. An diese Gewissheit, dass die Geschichte des schnellsten Manns der Welt noch vor dem ersten Trailer zu eine meiner Lieblingsserien werden würde. An die Treue, dass ich jede Folge trotz Höhen und Tiefen bis zum allerletzten, blitzumwobenen DC- und WB-Logo nach dem Abspann schauen würde. Zu schnulzig? Vielleicht, aber sicher nicht so sehr wie manch Rede oder Dialog aus den letzten Staffeln. Aber die kleine „Liebeserklärung“ passt nun mal perfekt zu diesem absolut vollgepackten Finale.

ACHTUNG: Es folgen nun inhaltliche Spoiler, die sich auf die gesamte neunte Staffel beziehen.

„The Flash“, Staffel 9: Was bisher geschah

Die dreizehnte und damit letzte Folge der neunten Staffel ist gleichzeitig der vierte, abschließende Teil der Reihe „A New World“. In den vergangenen drei Episoden nahm die negative Speed Force mit Hilfe eines Kristalls die Gestalt verschiedener Mitglieder von „Team Flash“ an: Joe (Jesse L. Martin), Mark (Jon Cor) und Nora (Jessica Parker Kennedy). So sah sich Barry gezwungen, gegen seine Familie und Freunde anzutreten – und zwar nicht nur in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sondern mit dem Wissen, dass seine Frau Iris (Candice Patton) in den Wehen liegt.

Aber weil das natürlich noch nicht dramatisch genug ist, kehrt auch noch Eddie Thawne (Rick Cosnett) zurück! Ja, der Eddie, der in der ersten Staffel, bzw. vor neun Jahren, sein Leben für Barry gab und ganz nebenbei mit Iris verlobt war. Kein Wunder, dass sich Eddies Begeisterung in Grenzen hält, als er erfährt, dass nicht nur Barry das Mädchen gekriegt hat, sondern sein Tod quasi „umsonst“ war, da Erzfeind Eobard Thawne dennoch immer wieder zurückkehrte. Um ehrlich zu sein, ist es nicht einmal eine Überraschung, als er sich von der negativen Macht dazu verführen lässt, deren neuer Avatar zu werden. Ich kann den Kerl echt verstehen!

Rick Cosnett als Eddie Thawne aka Cobalt Blue im Finale von „The Flash“ The CW

„The Flash“, Staffel 9: Das passiert im Finale

Die Folgen dessen erleben Barry und seine Freunde nun im Serienfinale. Wie schon viele, viele Male angedroht, steht die gesamte Zeitlinie auf dem Spiel – dass „Team Flash“ der Sieg gelingen wird, ist also nichts Neues. Bevor der „Kampf der Giganten“ jedoch ausbricht, gibt es noch ein Wiedersehen der besonderen Art, denn: Eddie bringt zur Unterstützung die mächtigsten – und Hand auf’s Herz: die besten! – bösen Speedster der letzten neun Jahre mit. Da hätten wir einmal den stets hasserfüllten Zoom, alias Hunter Zolomon (Teddy Sears), im Gepäck. Gratis dazu gibt’s den überheblichen Godspeed, aka August Heart (Karan Oberoi). Als Bonus springt noch der mürrische Savitar (gesprochen von Tobin Bell) ins Boot und wie die Kirsche auf der Sahnehaube feiert der berüchtigte Reverse Flash, gespielt von dem brillanten Tom Cavanagh, sein Comeback.

Doch so schnell wie die geliebten Big Bads auftauchen, verschwinden sie auch wieder: Während Eddie – der sich in letzter Sekunde noch mit „Cobalt Blue“ einen ehrwürdigen Namen verpasst hat – mit seiner „Legion“ in den Kampf zieht, holt Barry Nora, Mark, Khione (Danielle Panabaker), Allegra (Kayla Compton) und Cecile (Danielle Nicolet) an die Front. Ungebeten, aber stets willkommen schleicht sich auch noch Jay Garrick in die Partie (John Wesley Shipp, alias „Flash – der rote Blitz“ aus den 1990ern). Wie im Sportunterricht in der Schule bekommt jeder seinen Gegner zugewiesen und darf dann bei explodierenden Autos, Fensterscheiben und Blitzen zeigen, was er/​sie draufhat.

Die Kampfaufstellung … The CW

An Stunts und Special Effects wurde auf jeden Fall nicht gespart, sodass die erste Hälfte des Finales eigentlich nur aus elektrisierten Faustschlägen, Schwertkämpfen, Wirbelstürme und Co. besteht – ganz zu schweigen von der Parade an glänzenden Anzügen, die z.B. Cecile oder Eddie in letzter Sekunde noch bekommen haben, und die eher an ein schlechtes Faschingsoutfit als an ein Superheldenkostüm erinnern. Ob das ganze Großaufgebot wirklich nötig gewesen wäre, ist wohl Geschmackssache – doch im Verhältnis zu der restlichen Staffel wirkt die erste Hälfte des Finales vollkommen überladen.

Dafür überzeugt die zweite Hälfte mit einer gelungenen Mischung aus Emotion, Humor, Spannung und der Extra-Prise „Flash“. Mit Khiones Hilfe wird Barry bewusst (und mal ganz ehrlich, den Zuschauern auch), dass es Zeit ist, dem endlosen Krieg der „Forces“ ein Ende zu setzen: Die negative und die positive Speed Force müssen lernen, zu koexistieren, um endlich den Gewaltzyklus zu beenden.

Mit dem letzten Avatar, Thawne, war das ja nicht einmal denkbar, doch bei Eddie ist das anders. Denn der „unnützlichste“ Thawne, wie Eobard ihn so liebevoll nennt, war nie ein Bösewicht, sondern von Grund auf ein Held. Und wie treue „Flash“-Fans wissen, ist Barrys wahre Superkraft nicht seine Schnelligkeit, sondern sein Talent, das Gute in anderen zu erkennen und es ihnen zu offenbaren. So glänzt The Flash ein letztes Mal und bringt Frieden in die Welt der Forces, indem er sich mit Eddie verbündet.

Barry (Grant Gustin) an der Seite von Iris (Candice Patton) im Serienfinale von „The Flash“ The CW

Und das gerade noch rechtzeitig! Denn siehe da: Kaum kehrt er in das „Jetzt“ zurück, wird es bei Iris ernst und schon erblickt die gemeinsame Tochter Nora das Licht der Welt. Auch wenn es nicht unüblich ist, dass Geburten in Serien unrealistisch dargestellt werden, hat sich das in den letzten Jahren schon gebessert. Daher ist es absolut nicht nachvollziehbar, dass Iris nicht einmal eine Schweißperle vergießt und sowohl Haare und Make-Up besser als je zuvor sitzen. Dass die erwachsene Nora darüber hinaus im Wartezimmer sitzt, ist ehrlich gesagt ein bisschen zu viel des Guten – genauso wie die kurze Szene, in der „sie sich selbst“ im Arm wiegt (und ja, diese Worte habe ich wirklich geschrieben! Ach, Zeitreisen sind kompliziert …).

Aber das ist natürlich noch nicht alles. Eine Geburt, ein gesundes Baby und ein paar Einblendungen romantischer Momente zwischen Iris und Barry später verabschiedet sich Khione. Moment – wieso nochmal? Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Mit Harry Wells gibt es noch ein Comeback! Er erinnert Khione daran, dass sie zu ihrer ursprünglichen Form zurückkehren muss. Also verabschiedet sich die blausträhnige Göttin in einem Wirbelsturm der Elemente (es gab echt viele Wirbelsturme in diesem Finale) und zurück bleibt … Caitlin! Und ja, das ist noch ein Comeback! Die Erleichterung als Zuschauer ist mindestens genau so groß wie beim Team, denn auch wenn Khione sicher ihren Beitrag geleistet hat, konnte sie absolut nicht Frost und/​oder Caitlin das Wasser reichen. Schade ist natürlich, dass Caitlin erst so spät zurückkehrt. Aber als Fan nimmt man, was man kriegen kann.

Genau wie eine typische „Flash“-Family-Feier: Eine Woche nach der Geburt von Baby-Nora kommen alle geliebten Figuren nochmal zusammen. Auch hier darf eine berühmte Rede à la Joe West nicht fehlen. Von mir aus hätte hier gerne Schluss sein können, aber wenn „The Flash“ in einer Disziplin glänzt, dann lautet diese, immer noch einen draufzusetzen. So wird mit einem Antrag der letzte Schritt für ein Bilderbuch-Happy End unternommen. Von allen Wendungen, die das Finale zu bieten hatte (nicht viele), war diese hier wohl die überraschendste: Nachdem sie ihrem Zukünftigen noch freundlicherweise ein Kissen auf den Boden wirft, ist es tatsächlich Cecile, die einen Antrag von Joe bekommt – „endlich“, wie sie selbst erleichtert ausruft. Obwohl es mir ein Schmunzeln entlocken konnte, war die „Last-Minute“-Verlobung mehr erzwungen als lang ersehnt. Joe und Ceciles starke Beziehung zeichnete sich gerade dadurch aus, dass sie das Heiraten nicht brauchten. Aber gut, wir wollen ja hier nicht rummeckern … obwohl, dafür ist ja diese Kritik da.

Review von „The Flash“, Staffel 9: Ein gelungenes Serienfinale?

Wie schon die vorherigen Staffeln konnte auch die letzte leider nicht wirklich überzeugen. Die Folgen waren in sich geschlossen und bauten kaum aufeinander auf. In den meisten von ihnen spielte der titelgebende Protagonist eher eine Nebenrolle und die Handlungen wirkten viel zu repetitiv.

Flash (Grant Gustin) und Flash (John Wesley Shipp) Seite an Seite. The CW

So bleiben vor allem die Folgen mit Gästen wie Batwoman (Javicia Leslie), Dreamer (Nicole Amber Maines) und sogar Arrow (Stephen Amell) in Erinnerung, während der eigentliche Cast der Serie dabei untergeht.

Gerade nachdem man im Finale Rick Cosnetts Talent als Bösewicht erst richtig kennenlernen durfte, fragt man sich, wieso er nicht viel früher ins Spiel gebracht wurde. Hier wäre für Cobalt Blue auf jeden Fall Potenzial da gewesen, über mehrere Folgen hinweg das Team zu beschäftigen. Auch Iris rückte durch die bevorstehende Schwangerschaft wieder einmal stark in den Hintergrund, was viele Fans bereits seit Staffeln bedauern. Auch wenn sich das Autorenteam erkennbar darum bemüht hat, sie nicht in die stereotypische „Ehefrau“/​“Mutter“-Rolle zu stecken, hatte sie bis auf genau diese Funktion keine wirkliche Relevanz in dieser Staffel.

Dafür konnte das vierteilige Finale noch einige Fehltritte geradebiegen und erinnerte durch das Großaufgebot an kostümierten Helden und Antagonisten an die guten, alten „Crossover“-Zeiten. Barrys Entscheidung in der Epilog-Szene, seine Kraft mit Avery Ho, Max Mercury und Jess Chambers (in der Comicvorlage ebenfalls Speedster) zu teilen, bietet auch genug Potenzial für mögliche Spin-Offs – oder zumindest Gastauftritte in künftigen DC-Filmen.

Insgesamt hinterlässt das Finale – wie ein viel zu überzuckerter Kuchen – ein bisschen Bauchweh. Aber eben auch Wehmut. So bleibt es wahr, aber weiterhin unmöglich zu fassen, dass „The Flash“ sich ausgerannt hat. Doch wenn Barry und Co. mir in den letzten neun Jahren eins beigebracht haben, dann: niemals die Hoffnung aufzugeben, dass das Gute immer seinen Weg (zurück) findet.

Meine Wertung: 3,5/​5

Die Serie „The Flash“ feierte 2013 Premiere auf dem US-Sender „The CW“. Am 24. Mai 2023 wurde die letzte Folge ausgestrahlt und damit die neunte Staffel beendet. Bereits 2022 beschloss der Sender, die Serie einzustellen. „The Flash“ war Teil des sogenannten „Arrowverse“, in dem auch die zuvor eingestellten Serien wie „Arrow“, „Supergirl“ und „Legends of Tomorrow“ angesiedelt waren. Hinter dem „Arrowverse“ steckt Serienproduzent Greg Berlanti.

Über die Autorin

Originalität – das macht für R.L. Bonin eine Serie zu einem unvergesslichen Erlebnis. Schon als Kind entdeckte die Autorin ihre Leidenschaft für das Fernsehen. Über die Jahre eroberten unzählige Serien unterschiedlichster Genres Folge für Folge, Staffel für Staffel ihr Herz. Sie würde keine Sekunde zögern, mit Dr. Dr. Sheldon Cooper über den besten Superhelden im MCU zu diskutieren, an der Seite von Barry Allen um die Welt zu rennen oder in Hawkins Monster zu bekämpfen. Das inspirierte sie wohl auch, beruflich den Weg in Richtung Drehbuch und Text einzuschlagen. Seit 2023 unterstützt sie die Redaktion mit der Erstellung von Serienkritiken. Besonders Wert legt sie auf ausgeklügelte Dialoge, zeitgemäße Diversity und unvorhersehbare Charaktere.

Lieblingsserien: Lost in Space, Supergirl, Moon Knight

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Sehr schade, dass die Serie rum ist. Ich fand sie top. Nach dem gewaltigen hin und her im Arrowerse hinsichtlich Cirisis of the infinite Earths hatte ich zwar echt Probleme noch mitzukommen, aber Grant Gustin war ein guter Flasch und ich hätte ihn gerne in der Verfilmung von DC gesehen. Ich hoffe auf eine Veröffentlichung der Serie auf DVD mit den Arrowersefolgen jeweisl aus den anderen Serien, damit man mal ohne holpern durchsüchteln kann. Das wäre mal was.
    • (geb. 1977) am

      Arrowverse war an sich eine gute Idee. Aber die Umsetzung liess zu wünschen übrig. Bessere Drehbücher und ein paar Anspielungen mehr auf DC Comics hätten nicht geschadet. Vor allem dasselbe Schema in jeder Staffel war auf die Dauer ermüdend. Als Crisis of the Infinite Earths kam, dachte ich "Cool. Ein Reboot." Aber es war nur eine Mogelpackung. Berlanti und die anderen hätten mehr daraus machen müssen. Wie auch immer. Lebewohl, Arrowverse. ✌
      • (geb. 1967) am

        zum glück ist auch die letzte Serie eingestampft worden, war mehr eine Soap als Superheldenserie,
        DC kann es einfach nicht, weder Filme noch Serien, Animationen ja.
        • (geb. 1990) am

          das ihr direkt einen dicken spoiler in der überschrift habt ist eine echte frechheit.........
          • (geb. 1992) am

            Ich bin ab der 6. Staffel ausgestiegen.


            Es wurde einfach immer schlechter.
            • (geb. 1976) am

              Man hätte die Serie schon zur 4. oder 5. Staffel einstellen sollen.
              Als man angefangen hat das TEAM auszuweiten war der Untergang beschlossen und alles darüber hinaus hat das Ende nur verzögert.

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