„Loki“ Staffel 2: Ist der Hype gerechtfertigt? – Review

Start neuer Folgen der MCU-Serie auf Disney+

Rezension von R.L. Bonin – 06.10.2023, 14:48 Uhr

Loki (Tom Hiddleston) wird in der zweiten Staffel zum unfreiwilligen Zeitreisenden – Bild: Marvel
Loki (Tom Hiddleston) wird in der zweiten Staffel zum unfreiwilligen Zeitreisenden

Wie gut kann die zweite Staffel einer Marvel-Serie schon sein? Loki: JA! Am 06. Oktober 2023 ist die erste Folge der Fortsetzung um den Gott des Schabernacks auf Disney+ erschienen. Im wöchentlichen Rhythmus werden die insgesamt sechs Folgen bis zum 9. November auf der Streamingplattform veröffentlicht. Wieso der Auftakt der zweiten Staffel deutlich mehr Spannung, Spaß und Schabernack verspricht, wird in der folgenden Review erläutert.

Zeitreisen, einen moralisch fragwürdigen Protagonisten und ein unvergleichbares, absurdes Setting – so lässt sich die Serie rund um den Marvel-Bösewicht Loki in der Kurzversion beschreiben. Als einer der wohl beliebtesten Villains im Marvel Cinematic Universe erhielt die nordische Gottheit 2021 ihr eigenes Format. Laut Aussage von Marvel-Chef Kevin Feige aus dem Jahr 2022 handelt es sich dabei um die meistgesehene Marvelserie auf Disney+. Kein Wunder, dass die Erwartungen an die Fortsetzung hoch sind – wird die Auftaktfolge der zweiten Staffel diesen gerecht?

Achtung: Nun folgen umfassende Spoiler zu den Geschehnissen aus Staffel 1 und 2 der Serie „Loki“.

Zusammenfassung: Das geschah in „Loki“, Staffel 1

Eigentlich ist Loki (Tom Hiddleston) in „Avengers: Infinity War“ gestorben. Doch in „Avengers: Endgame“ reisen die titelgebenden Helden zurück in die Vergangenheit, wobei sich der Zeitstrahl verändert und eine neue Loki-Variante zum Leben erwacht. Dieser Loki stiehlt den Tesserakt und versucht, zu entkommen – wird jedoch von der TVA, der „Time Variance Authority“, verhaftet. Die Institution und ihre Agenten sorgen dafür, dass der „wahre Zeitstrahl“ erhalten bleibt und sämtliche Abzweigungen, durch sogenannte „Varianten“ generiert, eliminiert werden. Daher soll Loki wie alle anderen „Varianten“ ausgelöscht werden. Da funkt TVA-Agent Mobius (Owen Wilson) dazwischen: Er braucht Loki, um wiederum eine andere Loki-Variante aufzuhalten, die derzeit ihr Unwesen treibt.

Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um eine weibliche Loki, die sich Sylvie (Sophia di Martino) nennt. Die beiden beginnen, zusammenzuarbeiten – und entlarven dabei die Geheimnisse der TVA. Unter anderem führt sie das zu der Erkenntnis, dass alle Mitarbeitenden selbst einst Varianten waren, deren Erinnerungen gelöscht wurden. Auf der Suche nach den Verantwortlichen landen Mobius, Loki und Sylvie in der Leere am Ende der Zeit. Dort bekämpfen sie mit Hilfe weiterer (ausgelöschter) Loki-Varianten ein Wesen, um endlich den Gründer der TVA zu konfrontieren: Jener, der bleibt (Jonathan Majors). Dieser bietet Loki und Sylvie an, seinen Platz als Hüter des wahren Zeitstrahls einzunehmen – und dadurch zu verhindern, dass seine eigenen Varianten einen multiversalen Krieg anzetteln. Zwischen den beiden Lokis bricht ein Kampf aus, bis Sylvie schließlich Loki zurück zur TVA schickt und ihren Endgegner tötet. Zurück in der Basis trifft Loki auf Mobius, der ihn jedoch nicht wiedererkennt. Dafür ziert eine Statue von „Jenem, der bleibt“ die Hauptstelle.

Ausblick: „Loki“, Staffel 2 – So geht es weiter

Tom Hiddleston ist „Loki“ (M.)Marvel/​Gareth Gatrell

Die Auftaktfolge der zweiten Staffel setzt dort an, wo Staffel eins endete: Loki ist auf der Flucht vor Mobius und Hunter B-15 (Wunmi Mosaku). Noch ist unklar, wo – oder besser gesagt wann – sich der Gott aufhält. Bevor das ansatzweise aufgeklärt werden könnte, eröffnet sich bereits das nächste Problem: Der Bösewicht wird wortwörtlich aus der Zeit gerissen.

Währenddessen müssen sich Mobius und Hunter B-15 aus der Gegenwart vor dem Gericht verantworten. Noch ist die TVA kaum im Bilde, was am Ende der Zeit geschehen ist – das einzige Indiz ist die plötzliche Zunahme etlicher Abzweigungen, die gestutzt (d. h. eliminiert) werden sollten. Das wollen Hunter B-15 und Mobius verhindern, da dies der Auslöschung etlicher Leben gleichkomme. Ein hin- und hergerissener Loki offenbart schließlich, dass er sich im Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart befindet – und führt der TVA ihre wahren Ursprünge vor Augen, d. h. ihre Gründung durch „Jenen, der bleibt“. In einer kurzen Szene wird angedeutet, dass Richterin Ravonna Renslayer (Gugu Mbatha-Raw) womöglich mit diesem zusammenarbeitet. Bevor jedoch eine Lösung für den weiter aufbrechenden Zeitstrahl gefunden werden kann, muss Loki erstmal wieder im Hier und Jetzt Fuß fassen.

Ke Huy Quan (M.) als OuroborosMarvel/​Gareth Gatrell

Daher suchen Mobius und Loki Hilfe im Bereich „Reparatur und Entwicklung“, in dem nur ein einziger Mitarbeiter namens Ouroboros (Ke Huy Quan) tätig ist – das erklärt auch den gleichnamigen Titel der Folge. Nun folgt einer der wohl kreativsten und brillantesten Dialogsequenzen aus dem MCU: Während Loki und Ouroboros in der Vergangenheit über seine sogenannte „Zeitzerrung“ und dessen Heilung diskutieren, erinnert sich Ouroboros zeitgleich in der Gegenwart an sein Gespräch und übermittelt Mobius die Lösung. Als Loki schließlich ins Jetzt zurückkehrt, machen sich die Drei auf den Weg zum „Webstuhl“: Dort wird reine Zeit in den „wahren“ Zeitstrahl gewebt. Allerdings überlasten die vielen Abzweigungen das „System“, sodass eine Katastrophe droht.

Das bedeutet aber auch, dass Loki und Mobius kaum Zeit bleibt, den Gott zu retten. Wenn da bloß nicht die nervige Zeitzerrung wäre, die Loki im entscheidenden Moment aus der Gegenwart reißt – ihn dieses Mal jedoch in die Zukunft bringt. Hier trifft Loki in einer evakuierten TVA endlich wieder auf Sylvie, nur um im nächsten Moment vom Zeitstrahl herausgerissen zu werden. So kehrt Loki in einem Stück wieder zurück ins Jetzt. Derweil sieht Hunter B-15 zu, wie TVA-Einheiten losgeschickt werden – sie bezweifelt jedoch, dass sie alle nach Sylvie suchen. Die Szene nach dem Abspann platziert Sylvie in einer Abzweigung im Jahr 1982 in Broxton, Oklahoma (eine Referenz an die Marvel-Comics), wo sie in einem McDonald’s-Restaurant zufrieden auf die glücklichen Menschen blickt und einmal „alles“ bestellt. Allerdings sieht diese Sylvie anders aus als die Version, die Loki kurz zuvor erblickt hat – insofern ist noch völlig offen, was mit der weiblichen Loki nach der Ermordung von „Jenem, der bleibt“ genau geschah.

„Loki“, Staffel 2: Bewertung

Wunmi Mosaku (M.) als Hunter B-15 Marvel/​Gareth Gatrell

Selten kann eine Fortsetzung das qualitative Niveau der ersten Staffel halten, wenn nicht sogar steigern. Doch „Loki“ gelingt es allein mit der Auftaktfolge, die erste Staffel zu überbieten: Das Tempo ist rasant, die Spannung hoch und die Handlung fesselnd. Die knapp 45 Minuten fliegen davon, als ob man selbst durch die Zeit reisen würde und machen Lust auf mehr.

Dabei sind es vor allem einfache Tricks, die für Begeisterung und Spannung sorgen, beispielsweise flackerndes Licht oder weitentferntes Telefonklingeln. Aus einem „normalen“ Dialog wird durch präzise gesetzte Schnitte ein immersives Erlebnis. Die Auftaktfolge der zweiten Staffel von „Loki“ führt wunderbar vor Augen, wie einfach es sein kann, großes Storytelling mit kleinen Effekten zu erzielen. So überzeugt auch weiterhin die satirische Darstellung der TVA als altmodisches Büro – der Running Gag rund um Mobius’ Liebe zu Jetskis darf natürlich nicht fehlen. Die Special Effects, wie Lokis gruselige Zeitzerrungen oder die Darstellung temporaler Energie, halten sich in Grenzen – und das ist auch gut so. Denn gepaart mit der Komplexität des Themas und der doch zum Teil sehr absurden Welt wäre ein Übermaß an Effekten nachteilig. So gelingt es „Loki“, das vorgestellte Konzept von Zeit samt der Handlung deutlich greifbarer zu machen.

Hierfür ist sicherlich auch der weiterhin großartige Cast verantwortlich. Owen Wilson glänzt in seiner Rolle als Mobius und ergänzt Tom Hiddleston perfekt. Die „Bromance“ der beiden Figuren wird weiter aufgebaut und bietet viel Raum für liebevolle Neckereien. Auch Ke Huy Quan, der in die Rolle des titelgebenden Ouroboros schlüpft, zeigt binnen weniger Minuten eine großartige, schauspielerische Bandbreite. Die Hoffnung ist groß, dass er in weiteren Folgen das „Dreamteam“ unterstützen wird.

Bromance: Mobius (Owen Wilson) und Loki (Tom Hiddleston) Marvel/​Gareth Gatrell

Einziges Manko ist tatsächlich der Held – oder eher Bösewicht – selbst. In der ersten Folge ist Loki als Gott des Schabernacks kaum wiederzuerkennen. Größtenteils zeigt er sich voller Angst und Panik erfüllt, insbesondere, was den neuen Big Bad „Jener, der bleibt“ betrifft (als Variante „Kang, der Eroberer“ aus „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ bekannt). Auch wenn die Weiterentwicklung von Charakteren in Serien erwünscht und notwendig ist, bleibt dennoch zu hoffen, dass dieser Loki nicht gänzlich seine hinterlistige, schelmische Art ablegt.

Fazit: Wer „Loki“ noch nicht gesehen hat, verpasst eindeutig etwas. Als kluge und unterhaltsame Serie richtet sie sich an all diejenigen, die ein Faible für moralisch graue Charaktere hegen und sich dennoch im Marvel Cinematic Universe bewegen möchten. „Loki“ stellt mit der Premiere der zweiten Staffel eindeutig unter Beweis, dass Marvel auch abseits der großen Leinwand sehenswerte, große Geschichten erzählen kann.

Meine Wertung: 4,5/​5

Die zweite Staffel von „Loki“ feierte am 6. Oktober 2023 auf Disney+ Premiere. Insgesamt sechs Folgen umfasst die Fortsetzung rund um die Hauptdarsteller Tom Hiddleston und Owen Wilson. Die Idee stammt von Michael Waldron, der unter anderem die Drehbücher für „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ (2022) und den kommenden Avengers-Film „Avengers: Secret Wars“ (2027) schrieb.

Über die Autorin

Originalität – das macht für R.L. Bonin eine Serie zu einem unvergesslichen Erlebnis. Schon als Kind entdeckte die Autorin ihre Leidenschaft für das Fernsehen. Über die Jahre eroberten unzählige Serien unterschiedlichster Genres Folge für Folge, Staffel für Staffel ihr Herz. Sie würde keine Sekunde zögern, mit Dr. Dr. Sheldon Cooper über den besten Superhelden im MCU zu diskutieren, an der Seite von Barry Allen um die Welt zu rennen oder in Hawkins Monster zu bekämpfen. Das inspirierte sie wohl auch, beruflich den Weg in Richtung Drehbuch und Text einzuschlagen. Seit 2023 unterstützt sie die Redaktion mit der Erstellung von Serienkritiken. Besonders Wert legt sie auf ausgeklügelte Dialoge, zeitgemäße Diversity und unvorhersehbare Charaktere.

Lieblingsserien: Lost in Space, Supergirl, Moon Knight

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1966) am

    Die erste Folge der 2. Staffel war schon mal gut. Das macht Lust auf mehr.
    • (geb. 1992) am

      Hab die neue Folge gestern direkt weggeguckt.


      Die Qualität bei dieser Serie ist einfach überragend gut.


      Ich freue mich schon auf die nächsten Folgen.

      weitere Meldungen