Im Gegensatz zu vielen anderen Datingformaten ist „Falscher Hase“ nicht im Doku-Soap-Stil gedreht, sondern als Studioproduktion vor Publikum. Das zugrundeliegende Konzept kennt so mancher Zuschauer vielleicht noch aus dem früheren VIVA-Format „Date oder Fake?“: Eine Single-Lady trifft auf drei Typen – doch nur einer hat tatsächlich Interesse an einer Beziehung. Denn: Einer der drei ist in Wirklichkeit schwul, ein anderer in einer festen Partnerschaft. Nur ein Kandidat ist heterosexueller Single und auf der Suche nach der großen Liebe. Die Aufgabe der Kandidatin besteht nun darin, in mehreren Spielrunden die beiden „falschen Hasen“ zu entlarven und sich für den richtigen potenziellen Traumpartner zu entscheiden. Schafft es die Single-Frau, auf den richtigen Kandidaten zu tippen, winkt ihr eine Urlaubsreise mit ihrem Date. Doch auch die falschen Hasen können etwas gewinnen. Gelingt es ihnen, die Kandidatin zu täuschen, bekommen sie 1.000 Euro.
Als erste versucht die 24-jährige Goldschmiedin Helena aus München ihr Glück. Sie muss sich zwischen Steven, Said und Kevin entscheiden, die sich zunächst in bester „Herzblatt“-Manier mit kecken Flirtsprüchen vorstellen („Ich habe zwar keinen Adoniskörper – würde dich aber trotzdem auf Händen tragen“). Im „Body-Check“ kann Helena den Männern danach etwas näher kommen und auf Tuchfühlung gehen. Anschließend muss sie zum ersten Mal eine Einschätzung abgeben und sagen, wen sie als schwul, vergeben und Single vermutet.
In der zweiten Runde werden die Wohnungen der Kandidaten unter die Lupe genommen. Reporter Lutz van der Horst, bekannt aus der „heute-show“, begutachtet die Einrichtung und den Stil der einzelnen Wohnungen. Darauf basierend muss Helena erneut ihre Tipps abgeben. In Runde 3 darf die Single-Lady den Männern eine Aufgabe stellen: Sie müssen Helenas Lieblingscocktail mixen und währenddessen Speed-Dating-Fragen beantworten. In der vierten Runde lernt die Kandidatin das Umfeld der Männer kennen. Freunde und Familienmitglieder erzählen Anekdoten aus der Kindheit und geben Informationen aus dem Leben der Männer preis. Mit ein paar „letzten Worten“ können die Hasen Helena schließlich noch einmal von ihren ernsten Absichten überzeugen – oder aber auch für Verwirrung sorgen. Nach 30 Minuten steht Helena vor der alles entscheidenden Frage: „Wer ist wer?“. In der zweiten Runde begibt sich anschließend die 27-jährige Lehramtsstudentin Jasmin auf Hasensuche.
Die rund einstündige Show kommt äußerst kurzweilig und amüsant daher. Durch die Integration des Gameshow-Elements können die Zuschauer vor dem Fernseher ebenfalls ihr Talent als Spürnasen unter Beweis stellen und ähnlich wie im Klassiker „Sag die Wahrheit“ versuchen, den richtigen Partner ausfindig zu machen. Hervorzuheben ist die gelungene Auswahl der Kandidaten, denn anders als in zahlreichen anderen Datingformaten überraschen sie mit Bodenständigkeit und sind imstande, mehrere Sätze fehlerfrei zu sprechen – der Proll-Faktor ist äußerst gering. „Falscher Hase“ setzt erfreulicherweise nicht auf Fremdschämen oder das Vorführen der Teilnehmer. Als Zuschauer entwickelt man durchaus Sympahien für die Kandidaten – was dank „Der Bachelor“ und Co. leider zu einer Seltenheit geworden ist. Stattdessen werden bei „Falscher Hase“ dank der Dreier-Konstellation Erinnerungen an „Herzblatt“ wach. Einen tollen Job macht auch Moderatorin Ruth Moschner, die mit ihrer frechen und dennoch liebenswürdigen Art wie die Faust aufs Auge zu der Sendung passt – und gerne mal selbst Hand anlegt, wenn die Kandidaten zu schüchtern sind.
„Falscher Hase“ macht nicht nur den Teilnehmern Spaß, sondern auch den Zuschauern. Bleibt die Frage, weshalb RTL die Produktion von Endemol Shine Germany auf so einem späten Sendeplatz in seinem Programm versteckt. Etwa, weil die Teilnehmer mal nicht aus der untersten Trash-Kategorie stammen, sondern angenehm „normal“ wirken? Wie auch immer, wer am Samstag gegen Mitternacht noch wach ist, kann bedenkenlos einen Blick riskieren.
Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.