„The Nevers“: HBO hält trotz neuer Anschuldigungen an Joss-Whedon-Schöpfung fest

Eliza Dushku, Marti Noxon und mehr äußern sich zu Anschuldigungen gegen „Buffy“-Schöpfer

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 14.02.2021, 20:07 Uhr

„The Nevers“: Amalia True (Laura Donnelly) und Penance Adair (Ann Skelly) – Bild: HBO
„The Nevers“: Amalia True (Laura Donnelly) und Penance Adair (Ann Skelly)

Obwohl am Wochenende weitere Statements von ehemaligen „Buffy – Im Bann der Dämonen“- und „Angel – Jäger der Finsternis“-Beteiligten zulasten von Serienschöpfer Joss Whedon gemacht wurden, hält HBO weiter und mit voller Überzeugung an der von ihm geschaffenen und zeitweise produzierten Serie „The Nevers“ fest.

Das bekräftigte HBOs Programmchef Casey Bloys in einem Interview mit EW. Demnach sei es bei HBO gar keine Frage gewesen, die Serie wie kurz zuvor angekündigt auszustrahlen: Whedon sei schon länger nicht mehr Teil des Projekts (fernsehserien.de berichtete). Bloys ließ durchscheinen, dass er es auch als unfair gegenüber dem talentierten Cast ansähe, die Serie nun einzustampfen. Vermutlich wird man bei HBO trotz aller Peinlichkeiten nicht umhin kommen, Whedon die ihm per Gewerkschaftsvereinbarung zustehenden Credits als Ko-Schöpfer und Produzent sowie als Autor und Regisseur einzelner Episoden zu geben.

HBO – und in dessen Schatten der deutsche Sender Sky – hatten den Ausstrahlungsbeginn von „The Nevers“ noch ohne konkretes Datum für April 2021 angekündigt. In der Serie steht eine Gruppe von Frauen mit Superkräften im Zentrum, die im viktorianischen England dagegen kämpfen müssen, deswegen als Ausgestoßene zu gelten. Durch ihre ungewöhnliche Situation finden sie sich auf eine Mission geschickt wieder.

Weitere Anschuldigungen

Vergangene Woche hatte „Buffy“- und „Angel“-Darstellerin Charisma Carpenter eine Reihe von konkreten Fehlverhalten aufgezeigt, mit der Joss Whedon für eine toxische Arbeitsatmosphäre gesorgt habe und sie dabei – und speziell zur Zeit ihrer Schwangerschaft während Dreharbeiten zu „Angel“ – aufs Korn genommen habe. Die Darstellerin Amber Benson pflichtete dem bei – einige der Betroffenen seien auch 20 Jahre später mit der Verarbeitung beschäftigt. Ohne konkret zu werden, unterstützten auch Buffy-Darstellerin Sarah Michelle Gellar und Dawn-Mime Michelle Trachtenberg die Beschwerde (unsere Zusammenfassung vom 11. Februar 2021).

Zum Wochenende hatte Trachtenberg ihren Bericht über unangemessenes Verhalten von Whedon gegenüber ihr als Teenager noch ein weiteres Detail hinzugefügt: Am Set habe es eine Regel gegeben: Die besagte: *Er* darf niemals wieder alleine mit Michelle in einem Raum gelassen werden. (The last. Comment I will make on this. Was. There was a rule. Saying. He’s not allowed in a room alone with Michelle again.)

Daneben hat sich Produzentin Marti Noxon zu Wort gemeldet, die über die Jahre bei „Buffy“ aufgestiegen und in den letzten drei Staffeln auch Showrunnerin war. Sie bestätigte im Wesentlichen unangemessene Vorgänge am Set und ermutigte die Betroffenen, sie zu erzählen, und die Öffentlichkeit, ihnen zuzuhören: (Diese Frauen) verdienen, angehört zu werden.

Noxon hatte im vergangenen Sommer beim Hollywood Reporter einen Kommentar veröffentlicht, in dem es darum ging, dass die Unterhaltungsindustrie Autorinnen besser vor den Übergriffen ihrer Chefs, den Showrunnern, schützen müsse (konkreter Anlass war ein neuer Job für den eines solchen Verhaltens angeklagten „Mad Men“-Schöpfer Matthew Weiner). Denn Noxons Erfahrung nach sei jedem ihrer Berichte über solch ein übergriffiges Verhalten im Rahmen einer Serienproduktion, den sie bei den zuständigen Personalstellen gemacht habe, im Wesentlichen geglaubt worden – es habe aber trotzdem nie Konsequenzen gegeben: ein systematisches Problem in der Unterhaltungsindustrie.

Unter den „Buffy“-Beteiligten zeigten zudem zahlreiche Mitarbeiter und Darsteller ihre Betroffenheit – die zumeist angaben, nicht gewusst zu haben, wie schlimm die Zustände für einzelne Kolleginnen gewesen waren.

So etwa Eliza Dushku, die in der Serie die Jägerin Faith gespielt und später für eine Zusammenarbeit mit dem Sender FOX bei der Serie „Dollhouse“ bewusst Joss Whedon als Showrunner an Bord geholt hatte. Auch Spike-Darsteller James Marsters und Giles-Darsteller Anthony Head äußerten sich ähnlich und boten ihren Kolleginnen Rückhalt an – Head zeigte sich im Rahmen eines TV-Interviews zu einem anstehenden Serienprojekt gutted, da er immer gedacht habe, die habe ein sehr familiäres und gutes Verhältnis, ohne zu wissen, was unter seiner Nase wirklich vor sich ging.

Dazu gesellen sich diverse andere Darsteller von Nebenrollen in „Buffy“, wie etwa Jonathan-Darsteller Danny Strong (mittlerweile Emmy-prämierter Produzent).

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