Spike TV bietet mit fünf eigenen Event-Serien mehr als Wrestling und „CSI“

Mafia, Verbrecher, Aladins Wunderlampe, Terroranschlag und Technologie als Themen

Stefan Genrich
Stefan Genrich – 01.05.2013, 08:56 Uhr

Aktuelles Markenzeichen von Spike TV: „The Joe Schmo Show“ – jetzt kommen fiktionale Serien dazu – Bild: Spike TV
Aktuelles Markenzeichen von Spike TV: „The Joe Schmo Show“ – jetzt kommen fiktionale Serien dazu

Spike TV kündigt an, nach längerer Pause wieder eigene fiktionale Produktionen zu bringen und entwickelt fünf Event-Serien wie „Hit Men“ über Verbindungen der Mafia zur Musikindustrie 1970. Der US-Kabelsender engagiert dazu erfolgreiche Produzenten und Autoren wie ‚Emmy‘-Preisträger Tom Fontana („Copper – Justice is brutal“), ‚Oscar‘-Gewinner Bobby Moresco („The Black Donnellys“) und das frisch ernannte Sieger-Duo beim ‚BAFTA Film Award‘ Dimitri Doganis („Die Schatzsucher – Goldrausch in Alaska“) und Bart Layton („Horror Trips – Wenn Reisen zum Albtraum werden“).

Bislang hat Spike TV mit Reality-TV, Wrestling, Fernsehpremieren von Blockbustern wie „Star Wars“ und nicht zuletzt mit einer Lawine an „CSI“-Wiederholungen vor allem Männer bis zum Alter von 34 Jahren erreichen wollen. Jetzt arbeitet der zum Medienkonzern Viacom gehörende TV-Kanal an der Verbreiterung seiner Zielgruppe: Es soll nicht mehr ganz so jung zugehen, zumal sich das reale Publikum bisher schon wenig um die Ausrichtung des Senders geschert hat. Zu der Umorientierung passt der vor kurzem in Angriff genommene Ausbau an Erlebnis-Formaten über „Covert Kitchens“, Restaurant-Retter, Autoreparaturbetriebe und Jobsuche mit Zumutungen.

Nun also auch erfundene Geschichten nach Drehbuch: Die Heimat von „Stripperella“ und der ungemein populären Reality-TV-Parodie „The Joe Schmo Show“ schloss dieses Kapitel 2011 mit der Einstellung der Football-Comedy „Blue Mountain State“. Zuvor war „Blade – Die Jagd geht weiter“ bei den Einschaltquoten innerhalb nur einer Saison verelendet. Etwas später nahmen zwar zahlreiche Zuschauer den Action-Reißer „Kill Point“ erfreut an, aber trotzdem ist die Nerven zerreißende Geiselnahme in acht Folgen bislang der letzte Versuch im Drama-Genre geblieben.

Ab sofort steigen die Investitionen in Menpower zu Gunsten von Phantasie und Kreativität. Aufsehen erregende Ereignisse wie ein Terroranschlag 2012 oder die Suche nach Aladins Lampe – das ist der Stoff für die fünf geplanten Mehrteiler, die als Sprungbrett zur Entwicklung diverser Drama-Serien dienen sollen, wie Sharon Levy, Vizepräsidentin für Eigenproduktionen, erklärt: Jedes dieser Projekte folge der entscheidenden „Mission, den Zuschauer zu fesseln, zu begeistern und zu unterhalten“. So wirft „Hit Men“ erstmals ein Licht auf die Mafia, wie sie 1970 die Kontrolle in der Musikindustrie übernahm. Dass der Einfluss des organisierten Verbrechens die Musikwelt für immer verändert hat, wollen Leslie Greif („Walker, Texas Ranger“), Chris Collins, Rock God und der vielseitige KISS-Bassist Gene Simmons zeigen.

Ähnlich kriminelle Dinge passieren in einem vierstündigen Epos, das noch ohne richtigen Arbeitstitel auskommen muss. Es dreht sich um den rauen Aufstieg und den Sturz von Whitey Bulger. Als einer der berüchtigten Verbrecher Amerikas beherrschte er Neu-Englands Unterwelt mit eiserner Faust über Jahrzehnte, bis er auf der „Most Wanted“-Liste vom FBI landete und nach einem Ausbruch 16 Jahre vor seinen Häschern flüchtete. Bob Moresco schreibt das Drehbuch; und die Produzenten Jonathan Koch und Steve Michaels von Asylum Entertainment versuchen, ebenso viel Aufsehen wie seinerzeit mit „Die Kennedys“ zu erregen.

„The Lamp“ nimmt hingegen Anstrengungen des US-Militärs der 1970er Jahre ins Auge, bei denen man nicht weiß, was eher der Realität und was eher kursierenden Märchen entspricht. Unorthodoxe und natürlich streng verschwiegene Abteilungen sollen damals á la „Akte X“ spezielle Phänomene wie Telekinese, Nebengeräusche und Körpersprache untersucht haben. Passend zu „Warehouse 13“ versuchen die Soldaten in der von Brant Englestein („Borgia“) geschriebenen Produktion außergewöhnliche Artefakte aufzustöbern: Alte religiöse und mythologische Texte erwähnen diese Gegenstände, die vielleicht echte magische Kräfte besitzen. Die Suche bleibt ergebnislos – bis die Spezialermittler der legendären Wunderlampe von Aladin auf die Spur kommen.

Ein Terroranschlag auf die amerikanische Auslandsvertretung im lybischen Bengasi 2012 und die Auswirkungen technologischer Innovationen auf das menschliche Zusammenleben liefern die Themen für zwei weitere Vorhaben für ausgeklügelte TV-Episoden. Wie Islamisten das Konsulat mit Maschinengewehren und Panzerfäusten stürmten und die US-Regierung diesen Angriff zuerst als spontane Reaktion auf einen missliebigen Film über den Propheten Mohammed einordnete – das soll eine Miniserie erzählen, in der die CIA heldenhaft mitmischen darf. Die Darstellung des technischen Wandels zielt hingegen auf die Konsequenzen, dass sich über einen Laptop sowohl ein Seitensprung als auch der Zusammenbruch der Finanzmärkte anbahnen lässt. Eine konkrete Handlung ist hier noch nicht bekannt.

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