„Wer sich nicht wehrt, landet am Herd“

Die drei Damen von Bill

In „Big Love“ treten gleich drei Schicksalsgenossinnen auf. Die Ehefrauen des Mormonen Bill Henricksen (Bill Paxton) glauben (mehr oder weniger) an das Prinzip der Vielehe und begnügen sich anfangs noch mit der ihnen von der „wahren Lehre“ aufgedrängten Rolle der Hausfrau und Mutter. Die Existenz ihrer Großfamilie müssen sie geheim halten, weshalb sie lange Zeit mit der Gefahr leben müssen, enttarnt zu werden. Die „Hauptfrau“ Barbara (Jeanne Tripplehorn) kann keine weiteren Kinder mehr bekommen und hat sich mehr aus Liebe zu ihrem Mann denn aus Überzeugung auf die polygame Beziehung eingelassen. Nicki (Chloë Sevigny), die Tochter des Propheten der in einem Reservat lebenden Mormonen-Gemeinde, lebt dagegen streng nach den Maximen ihres Glaubens. Die Dritte und Jüngste des heiligen Bundes, Margene (Ginnifer Goodwin), hat wiederum die größten Probleme damit, regelkonform zu leben: Sie frönt diversen „Lastern“, die ihrem Glauben eigentlich widersprechen und läuft aufgrund ihrer Kontakt- und Lebensfreude regelmäßig Gefahr, das Gebot der Geheimhaltung zu brechen.

Während der Haushaltsvorstand Bill darum bemüht ist, Kapital und politische Macht anzuhäufen, meistern die drei den organisatorischen Aufwand an der Heimatfront und halten ihm dadurch den Rücken frei. Barb zweifelt schon länger an der Funktionalität der eingegangenen Verbindung, nimmt ihre Arbeit als Lehrerin wieder auf und stellt immer öfter die Entscheidungen ihres Mannes in Frage. Für ihre Kinder wünscht sie sich einen anderen Lebensentwurf als den eigenen. Selbst Nicki, die von Kindheit an indoktriniert wurde und lange Zeit als die sittenstrenge Ehefrau auftritt, hat unzählige Geheimnis vor den anderen Familienmitgliedern und bricht schließlich aus ihrem vom eigenen Vater geschnürten Korsett aus. Margene ihrerseits macht Karriere als Verkäuferin von Kunstschmuck, trifft sich mit den tratschenden Nachbarn und lässt sich auf ein Flirt mit Barbs Teenagersohn Ben (Douglas Smith) ein. Obwohl alle drei Damen auch weiterhin am Konzept der Vielehe festhalten, sind unterschwellige Emanzipationsbestrebungen und unübersehbare Risse in der heilen Welt zu erkennen.