„Wer sich nicht wehrt, landet am Herd“

Krebs als Katalysator

Die unheilbar an Hautkrebs erkrankte Cathy Jamison (Laura Linney) in „The Big C“ ist viel eindeutiger in diese Kategorie einzuordnen. Sie hält die Diagnose ihres baldigen Todes vor ihrer Familie und ihren wenigen Freunden geheim, macht sich aber unverzüglich daran, ihr bisheriges Leben komplett umzukrempeln und die ihr verbleibende Zeit in vollen Zügen zu genießen. Ihren durchaus liebenswerten, aber kindsköpfigen Gatten (Oliver Platt) setzt sie vor die Tür und legt neue, härtere Regeln bei der Erziehung ihres bockigen Teenagersohnes (Gabriel Basso) fest. Sie macht die Bekanntschaft ihrer griesgrämigen Nachbarin Marlene (Phyllis Somerville), flirtet mit ihrem behandelnden Arzt (Reid Scott) und versucht, ihrem ausgeflippten Bruder Sean (John Benjamin Hickey) wieder näherzukommen. Zwischen Melancholie und ungezügeltem Tatendrang oszillierend, ist Cathys Neuanfang im Angesicht des Todes wohl der am weitesten ausholende Befreiungsschlag einer Frau, die sich lange Jahre nur über ihre Familie definiert hatte.