Amazon: Die sechste Pilotseason bei Amazon (November 2015)

„Edge the Loner“, „One Mississippi“, „Good Girls Revolt“ und mehr – von Bernd Krannich

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 05.11.2015, 17:02 Uhr

„Edge the Loner“


Edge the Loner Josiah „Edge“ Hedges (Max Martini) macht sich in der Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges auf die Jagd nach den Mördern seines Bruders. Hinter der Tat steht eine Gruppe von Ex-Soldaten, mit denen Edge damals Seite an Seite gekämpft hatte. Angeführt wird die Gruppe von Edges damaliger Nemesis Merritt Harknett (Ryan Kwanten) – der charmant auftretende Sohn eines Senators, der aber hinter der Maske ein sadistisches Scheusal verbirgt.

Eine weitere Figur in der Serie ist die Pinkerton-Ermittlerin Beth (Yvonne Strahovski). Weiterhin dabei ist Alicja Bachleda als gepeinigte Schwangere Pilar: Ihr Ehemann und ihr Schwiegervater halten sie gefangen. Aber ihr gelingt es, Edge um Hilfe für ihre Flucht zu bitten.

Basierend auf einem Roman von George G. Gilman verfassten Fred Dekker („Star Trek – Enterprise“) und Shane Black (Kinofilm „Iron Man 3“) zusammen das Drehbuch, Letzterer übernahm außerdem die Regie.

Kurzkritik:
„Edge the Loner“ ist in weiten Strecken durchaus unterhaltsam, letztendlich aber doch ein weiteres Beispiel dafür, dass man nicht zuviel wollen sollte. Deutlich über eine Stunde nimmt sich der Serienpilot Zeit, eine mögliche Serie in Stellung zu bringen, fabriziert dabei jedoch nur einen uneinheitlichen Scherbenhaufen.

Insbesondere mit der Erzählweise schadet sich die Pilotepisode sehr: Zahlreiche absurde Entscheidungen werden von den Hauptfiguren getroffen, die dann im Nachhinein mit komplexen Plänen und Zwickmühlen aufgeklärt werden. Das hat beim Zuschauen ständig den Effekt, dass man zunächst glaubt, man habe etwas verpasst, weil die Handlungen der Protagonisten eben zunächst vollkommen abwegig erscheinen.

Das unsichtbare Zentrum der Serie bildet eine silberne Schatulle, die sich im Besitz der Hedges-Familie befindet. Um sie in die Finger zu bekommen, ermordet Harknett mit seinen Kumpanen Edges jüngeren Bruder brutal auf der kleinen Familien-Farm. Edge kommt zu spät, um den Mord zu verhindern. Er hat eine Ahnung, wo er zumindest einen von Harknetts Schergen aufspüren kann: Der kommt aus einer kleinen Stadt, die den Namen seiner Familie trägt. Also schleicht sich Edge ein und landet mitten in den Intrigen des Vaters seiner Zielperson – der örtliche Sheriff Big Bill (Gut wie immer: William Sadler).

Es folgen 40 Minuten Taktiren, Intrigieren, Verwirren. Am Ende stehen die üblichen Klischees: ein Held, der irgendwie auch die schlimmsten Verletzungen überlebt; bei einem Shoot-Out mit Dynamit, Mut und Gatling Gun als Einmann-Armee auftritt und dabei vom wirren Verhalten seiner Gegner profitiert, die im falschen Moment angreifen und im eigentlich richtigen Wegrennen. Gerade in einer sehr ausgedehnten Kampfszene macht die Logik Pause als es zu einer Verfolgungsjagd kommt und der ausgebremste Held trotz späterem Starts den mit Vorsprung geflohenen noch einholt.

Für Edge geht es von hier weiter zur blutigen Rache an Big Bills Sohn, bei der er auch einige Unschuldige aufs Korn nimmt. Der flüchtige Harknett hingegen macht sich auf zum Epilog, wo nochmal eine recht unnötige Orgie mit ein paar nackten Prostituierten wartet.

Stilistisch findet „Edge“ leider keine Linie. Die Macher konnten sich nicht entscheiden, ob sie einen sich selbst nicht ernst nehmenden „Modernen Ballerfilm“ mit überraschenden Wendungen und Gimmicks machen wollten, oder einen „Modernen Western“ voller brutaler Düsternis, wo Sympathiefiguren ungeschützt dem Recht des Stärkeren ausgeliefert sind.

zurückweiter

weitere Meldungen