„Political Animals“ – Review

Sigourney Weaver als Außenministerin der USA – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 23.07.2012, 11:48 Uhr

  • Seite
Elaine (Sigourney Weaver) löst sich vom Einfluss ihres Ex-Manns Bud Hammond (Ciarán Hinds).

Das Ensemble

„Political Animals“ zehrt von seinen beiden Hauptdarstellerinnen. Die Szenen, in denen Sigourney Weaver und Carla Gugino gegeneinander ins Gefecht gehen, überzeugen dementsprechend auch am meisten. Weaver ist mit all ihrer Schauspielgewalt der eindeutige Star, den die Serie aber auch dringend braucht, um inhaltliche Defizite wegstecken zu können. Ellen Burstyn ist ebenso faszinierend als abgeklärte Mutter Margaret, aber auch an ihr zeigt sich das symptomatische Ungleichgewicht von „Political Animals“: Diesen drei beeindruckenden Frauen sind keine charismatischen, männlichen Antagonisten gegenübergestellt.

Ciarán Hinds’ Darstellung von Ex-Präsident und Ex-Mann Bud Hammond gleicht einer mittleren Katastrophe. Nicht einmal im Ansatz wird klar, wie ein derart rüpelhafter, unterbelichteter und nicht im Geringsten charmanter Aufschneider jemals Präsident werden konnte – und ja, dies gilt selbst noch in Anbetracht von intellektuellen Tieffliegern wie George W. Bush oder Michelle Bachman. James Wolk und Sebastian Stan bleiben als Elaines Söhne unglaublich farblos und uninteressant. Schließlich lässt auch Adrian Pasdars Darstellung von Präsident Garcetti nicht erkennen, warum eine Frau wie Barrish sich tatsächlicher voller Herzblut jahrelang in seinen Dienst stellen würde.

Buch und Regie

Genau hier liegt die Krux von „Political Animals“. Ein äußerst zynischer Blick auf Politik und männliche Amtsinhaber wird von Autor und Regisseur Greg Berlanti durch den oberflächlicheren Soap-Deckmantel kaschiert. Wenn die weiblichen Hauptfiguren nur gut und stark dargestellt werden können, indem man ihre männlichen Gegner in kompletter Eindimensionalität versinken lässt, entsteht eine äußerst unangenehme Form von gegenseitiger Abhängigkeit. Und gerade die sollten jene Frauen eigentlich überwunden haben. Statt intelligent mit emanzipierten Frauenfiguren zu arbeiten, führt Berlanti altbekannte Klischees gegeneinander ins Feld, auf Kosten der Glaubwürdigkeit. Außerdem macht sich so recht schnell Langeweile breit. Lediglich Elaine und die Journalistin Susan Berg treffen sich da auf kämpferischer Augenhöhe.

Fazit

„Political Animals“ verzweifelt an seiner eigenen, gespaltenen Persönlichkeit. Das Format weiß nicht, was es sein will: politisches Drama, Familien-Saga, Prime-Time-Soap oder gar eine Soap-Satire? So werden sowohl Drama- als auch Soap-Fans enttäuscht, keinem der Genres wird man hier gerecht. USA Network und Drehbuchautor Greg Berlanti können vor Dankbarkeit auf die Knie fallen, dass sie mit Sigourney Weaver, Carla Gugino und Ellen Burstyn drei derart hochkarätige Darstellerinnen vor ihren Kameras haben. Letztendlich ist es nur deren schauspielerischen Leistungen zu verdanken, dass man nicht bereits nach 20 Minuten vor lauter Langeweile umschaltet. Sie bieten die Integrität, die Faszination und die Kraft, nach der man in Buch und Regie erfolglos sucht. Nach einem Start mit nicht gerade überwältigenden Einschaltquoten ist ohnehin zweifelhaft, ob „Political Animals“ über die ersten sechs Episoden hinaus fortgesetzt wird. Aktuell würde sich der Verlust in Grenzen halten. Zumindest bis zur Wahl im November bleibt uns immer noch Hillary Clinton – und ausnahmsweise ist hier einmal die Realität sehr viel spannender als die Fiktion.

Meine Wertung: 2,5/​5
© Alle Bilder: USA Network

zurück

Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

Kommentare zu dieser Newsmeldung

    weitere Meldungen