Publikum ohne Abstand bei „I Can See Your Voice“: Produktionsfirma bezieht Stellung

Man habe sich „penibel an die Corona-Vorgaben“ gehalten

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 19.08.2020, 16:23 Uhr

„I Can See Your Voice“ ließ Studiopublikum ohne Mindestabstand zu – Bild: TVNOW / Frank W. Hempel
„I Can See Your Voice“ ließ Studiopublikum ohne Mindestabstand zu

Viele TV-Zuschauer staunten nicht schlecht, als sie gestern Abend die neue RTL-Show „I Can See Your Voice“ (zur ausführlichen Kritik) einschalteten – und zwar nicht nur aufgrund der dargebotenen Performances. Denn zur großen Verwunderung waren im Studio vor Ort zahlreiche Zuschauer nebeneinander sitzend zu sehen – ohne Schutzmaske oder Mindestabstand. Die Sendung wurde nicht etwa vor Beginn der Corona-Pandemie aufgezeichnet, sondern erst vor wenigen Wochen im Juli in den Kölner MMC Studios. Wie ist es also vertretbar, dass die Menschen dort so eng nebeneinander sitzen? RTL.de veröffentlichte am Mittwoch diesbezüglich ein Statement der verantwortlichen Produktionsfirma Tresor TV.

Ein Sprecher der Firma versicherte, dass die Regeln zu jeder Zeit eingehalten wurden: Zu unserem Produktionszeitpunkt durften maximal 150 Leute zusammensitzen, solange die Rückverfolgbarkeit gegeben war. Während des Check-ins und dem Einlass mussten jederzeit 1,5m Abstand gehalten werden und es gab Maskenpflicht im Foyer. Während der Produktion wurde sich penibel an die Corona-Vorgaben aus Nordrhein-Westfalen gehalten. Zudem sei kontinuierlich zusätzliche Frischluft ins Studio geleitet worden. Wir waren dazu im Austausch mit dem Gesundheitsamt, dem Anwalt der Produzentenallianz, der MMC und dem Ticketing.

Das Hygienekonzept habe sich bewährt. Rund um die Produktion der Show sei es zu keinem einzigen Corona-Fall gekommen. Das Publikum wurde in die geltenden Hygienevorschriften unterwiesen, es wurde Desinfektionsmaterial bereitgestellt, zudem sei vor dem Einlass Fieber gemessen worden. Darüber hinaus gab es Spuckschutz an den Countern sowie Maskenpflicht und eine Verpflichtung zum Einhalten der Sicherheitsabstände bis zum Sitzplatz. Das Publikum wurde in Gruppen mit entsprechendem Abstand ins Studio geführt.

Erst nach Einnahme des Sitzplatzes war es den Zuschauern erlaubt, ihre Masken abzunhemen. Durch eine namentliche Registrierung könne nachvollzogen werden, wer auf welchem Sitzplatz saß – nachträgliches Umsetzen gab es nicht. Dies ist laut der derzeit gültigen Coronaschutzverordnung in NRW die Voraussetzung dafür, dass Veranstaltungen mit bis zu 300 Teilnehmern stattfinden dürfen. Nach der Aufzeichnung mussten alle wieder ihre Masken aufsetzen und wurden unter Einhaltung der Abstandsregel aus dem Studio geführt.

Trotz dieser Erklärung bleibt natürlich ein gewisses Restrisiko, wenn die Gäste während der Aufzeichnung im Studio ohne Maske neben fremden Personen ohne Abstand sitzen – und sich im Fall von „I Can See Your Voice“ sogar aktiv beteiligen sollen, indem sie lauthals schreien. Eine Gefahr der Tröpfcheninfektion besteht dadurch – auch wenn im Fall der Fälle nachvollzogen werden kann, von welchem Sitzplatz sie ausgegangen ist. Zumal sich auch die Frage stellt, ob dieses Risiko unbedingt eingegangen werden muss – nur um schöne Fernsehbilder eines johlenden Studiopublikums zeigen zu können.

Für zusätzliche Verwirrung sorgt auch, dass die Produktionsfirmen durchaus unterschiedliche Sicherheitskonzepte verfolgen. So wird etwa in der wöchentlichen Late-Night-Show „Pocher – gefährlich ehrlich!“, die ebenfalls in Köln produziert wird, weiterhin auf eine Maskenpflicht des Studiopublikums und Abstand während der gesamten Sendung bestanden. Und bei „Promi Big Brother“ werden Abstände zwischen „echten“ Zuschauern mit Pappaufstellern aufgefüllt. Bei anderen Shows wie etwa den kommenden Formaten „Big Performance“ und „FameMaker“ sowie den neuen „Genial daneben“-Folgen dürfen die Zuschauer hingegen wie bei „I Can See Your Voice“ eng nebeneinander sitzen.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1971) am

    Rudison, ich denke bei solchen Leuten wie User 194462 (waren normale Usernamen grad aus?) ist alle Mühe vergebens. Die können und wollen es einfach nicht verstehen, anders isnd solche dämlichen Wortmeldungen auch 6 Monate nach Beginn der Pandemie in Europa nicht mehr erklärt werden. Alles Diskutieren und Erklären hilft da nichts (mehr), dazu wurde schon genug Zeit verplempert, und deshalb sollte sich die Gangart gegen solche ignoranten Egoisten nun doch massiv verschärfen. Anders wirds mit solchen Zeitgenossen nicht klappen, dennen wir einen Großteil der letzten massiven Anstiege mitzuverdanken haben dürften.
    • am

      "...Ich kann es leider nicht verstehen, daß manche gerne stundenlang mit so einem Teil im Gesicht dasitzen möchten. Zumal ein Schutz durch die einfachen MN-Schutze nicht gegeben ist,.."

      Gute Güte, da fehlen einem fast die Worte. Seit Monaten disdkutiert die Welt auf allen Kanälen über Mund-Nasenschutz und es gibt tatsächlich noch jemanden der es immeer noch nicht kapiert hat?
      Also lieber User 194462 nochmal zum Mitschreiben: MN-Schutz dient tatsächlich nicht, oder nur beschränkt dem Eigenschutz, aber er dient dem Fremdschutz, d.h. wenn in so einem Publikum alle Masken tragen, können potentiell infizierte ihre Viren schlecht verbreiten, da sie in ihrer eigenen Maske festgehalten werden. Und von "gerne stundenlang mit so einem Teil dazusitzen" kann nun wirklich nicht die Rede sein. Herr schmeiss Hirn herunter.
      • am

        Es wäre doch irgendwie ein tolles Zeichen in unserer heutigen Zeit gewesen, wenn das Publikum einfach die Masken aufbehalten hätte!

        Aber nein, es werden lieber alle Schlupflöcher gesucht (Verzeihung, ich meine natürlich "alle Auflagen erfüllt") und wenn es gut geht, war es toll, und wenn es schief geht, ist keiner Verantwortlich gewesen...!

        Das Dumme ist dabei immer, dass man vorher nie weiß, welches Ergebnis hinterher heraus kommt, und dies auch nicht wirklich (selbst bei penibelster Einhaltung aller Auflagen) garantieren kann!
        • am

          "Das Hygienekonzept habe sich bewährt. Rund um die Produktion der Show sei es zu keinem einzigen Corona-Fall gekommen."
          Wo keiner Infiziert ist kann sich keiner anstecken. Das ist kein Argument dafür, dass das Hygienekonzept gut ist.
          • am

            Das Problem ist, dass die "freiwilligen" Studiogäste anschließend unfreiwillige Dritte in Familie, Schule und auf der Arbeit anstecken...
            • (geb. 1996) am

              @Lysander Ganz bestimmt nicht. Niemand zwingt die Leute eine TV-Show zu besuchen.
              • am

                Übernimmt RTL die Verantwortung, wenn die Leute sich infizieren, in der Folge erkanken und ggf sterben?

                weitere Meldungen