Prosit, „ZDF-Hitparade“! – Legendäre Musikshow wird 50 Jahre alt

Rückblick auf die Sendung, die dem Schlager eine TV-Heimat gab

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 27.04.2019, 10:40 Uhr (erstmals veröffentlicht am 17.01.2019)

Die Ära Heck

ZDF/​Barbara Oloffs

Hecks heiße Hits: Artikel aus der Hörzu 3/​1969 Hörzu

Dieter Thomas Hecks charakteristische Stimme, seine Leidenschaft fürs schnelle Sprechen und sein markanter Moderationsstil wurden zum Markenzeichen der „ZDF-Hitparade“. Abgesehen von der ritualisierten Begrüßung ist auch Hecks Stakkato am Ende der Show legendär. Maschinengewehrartig las er während des Abspanns in enormer Geschwindigkeit die Namen aller Beteiligten samt Funktionen vor. Böse Stimmen behaupten, das ZDF habe extra Mitarbeiter mit schwierig auszusprechenden Namen engagiert, um Heck so richtig zu fordern. Dem Showmaster gelang zudem das Kunststück, die letzte Silbe des dreisilbigen Wortes „Zett-Dee-Eff“ genau auf den Schluss der Titelmelodie zu setzen.

Die Studiogestaltung war revolutionär für die damalige Zeit. Während die Kulissen in vergleichbaren Sendungen noch ans Theater angelehnt waren, wurde in der „Hitparade“ auf Vorhänge und Requisiten weitgehend verzichtet. Darüber hinaus saß das Publikum im Karrée um die Bühne herum in geringem Abstand zu den Künstlern – hin und wieder hockten die Interpreten unmittelbar vor ihrem Auftritt selbst mitten im Publikum.

ZDF/​Arthur Grimm

Während Hecks Ära der „ZDF-Hitparade“ war die Regel, live zu einem instrumentalen Halb-Playback zu singen. In der Anfangszeit der Sendung war ein Tontechniker zu sehen, der hinter einem Pult mit Bandmaschinen das jeweilige Instrumental des Songs abspielte. Um zu betonen, dass die Sendung live ausgestrahlt wurde, war mitten im Studio auf einer elektrischen Anzeige außerdem das Datum und die Uhrzeit zu sehen. Ein weiteres Markenzeichen der Show war, dass gegen Ende des Auftritts die Autogrammadresse des jeweiligen Künstlers eingeblendet wurde.

In den 1970er Jahren zählten unter anderem Rex Gildo, Marianne Rosenberg, Cindy & Bert, Graham Bonney, Katja Ebstein und Jürgen Marcus zu den Stammgästen. Die „Hitparade“ war aber auch stets ein Spiegel der aktuellen Modetrends. Ob Minirock oder Hot Pants, ob Plateausohlen oder Knautschlackstiefel – die modischen Extravaganzen der Siebziger sind in den vielen Ausgaben der Show bildlich dokumentiert.

Ab Ende der 1970er Jahre beschränkte sich die „ZDF-Hitparade“ nicht mehr rein auf Schlager, sondern öffnete sich auch anderen Sparten deutschsprachiger Unterhaltungsmusik – wenngleich die Übergänge diesbezüglich bis heute fließend sind. So wurden in den 1980er Jahren Vertreter der Neuen Deutschen Welle wie Trio, Hubert Kah, Nena oder Frl. Menke populär und schafften es auch in der „Hitparade“ auf die vorderen Plätze. Andere Künstler wie Extrabreit zeigten der Sendung hingegen die kalte Schulter – und wenn Heck eines nicht leiden mochte, dann waren das fadenscheinige Absagen.

Im ersten Jahr lief die „ZDF-Hitparade“ acht Mal, ab 1970 war die Sendung dann zwölf Mal pro Jahr am frühen Samstagabend zu sehen, ursprünglich auf dem 18.50-Uhr-Sendeplatz. 1973 erfolgte der Wechsel auf 19:30 Uhr. 1978 wurde im Rahmen einer Programmreform der Montag im ZDF zum Musikabend, weshalb die „Hitparade“ und andere Musiksendungen den Sendetag wechselten. Nach sechs Jahren kehrte sie 1984 wieder auf den alten Platz am Samstagabend zurück.

Von 1969 bis 1984 präsentierte Dieter Thomas Heck die „Hitparade“ insgesamt 183 Mal. Während die allererste Ausgabe auf DVD erschienen ist, sind die Folgen 2 bis 25 aus den Jahren 1969 bis 1971 nicht mehr verfügbar, da die Aufzeichnungen zerstört wurden. Neben regulären Folgen gab es auch Sonderausgaben, wie die „Hitparade-Spitzenreiter“ (1975 und 1976), ab 1981 „Die Superhitparade“ sowie ab Ende 1983 die jeweiligen „Hits des Jahres“.

ZDF/​Renate Schäfer

Drei Auszeichnungen konnte die „ZDF-Hitparade“ während der Ära Heck einheimsen. 1971 gab es die „Goldene Kamera“ in der Kategorie „Beste Sendung für junge Leute“, 1972 den Achievement Award von Record World für die „Beliebteste Live-Show Europas“ und 1973 die „Goldene Europa“ der Europawelle Saar.

zurückweiter

weitere Meldungen