Prosit, „ZDF-Hitparade“! – Legendäre Musikshow wird 50 Jahre alt

Rückblick auf die Sendung, die dem Schlager eine TV-Heimat gab

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 27.04.2019, 10:40 Uhr (erstmals veröffentlicht am 17.01.2019)

Abstimmungschaos: Von Postkarten, Manipulationsversuchen und TED

ZDF/​Arthur Grimm

Pro Sendung wurden anfangs neun (ab 1971 acht) neue Titel vorgestellt. Außerdem wurden in der Anfangsphase die fünf Songs der letzten Sendung gezeigt, die die meisten Stimmen erhalten hatten. Aus diesen Titeln konnten die Zuschauer per Postkarte für ihren Favoriten stimmen. Später beschränkte man sich aus Zeitgründen auf die Top 4 der Vorwoche und sieben Neuvorstellungen. Zu einem Markenzeichen wurde Hecks Spruch „Drei Mal dabei gewesen, bitte nicht wiederwählen!“

Das Abstimmungssystem wurde im Verlauf der Jahre mehrfach verändert. Ursprünglich konnten die Zuschauer per Postkarte abstimmen, doch dieses System lud zur Manipulation ein. Einige Interpreten verschickten etwa vorfrankierte Postkarten an ihre Fanclubs, um eine möglichst hohe Platzierung zu erreichen. So entdeckte im Jahr 1970 ein Auszähler 11.037 Abstimmungspostkarten mit derselben Handschrift und demselben Poststempel. Auf jeder von ihnen wurde Peter Orloff gewählt – der wurde daraufhin trotz Unschuldsbeteuerungen disqualifiziert. Stattdessen gewann Ray Miller, der später in den Verdacht geriet, das Ganze selbst eingefädelt zu haben, um Orloff zu schaden. Als Konsequenz mussten die Zuschauer ab 1971 per Postkarte eine Stimmkarte bei der „Hitparaden“-Redaktion anfordern. Nur so konnte man fortan seine Stimme abgeben.

ZDF/​Arthur Grimm

Die Vorauswahl der Songs und Künstler erfolgte durch eine ZDF-Fachjury mit Vorschlägen der Musikindustrie. Nach heftiger Kritik, auch von Heck selbst, orientierte sich die Auswahl ab 1978 an den tatsächlichen Verkaufszahlen von Media Control. Pro Monat gab es 20 Titel, von denen es 10 in die Sendung schafften. Auch hier galt wieder: Wer drei Mal dabei war, schied aus. Die neue Ausnahme war allerdings: Wer es unter die Top 3 schaffte, durfte solange auftreten, wie er sich dort halten konnte. Diese Änderung hatte allerdings zur Folge, dass sich von April bis August 1978 Vader Abraham mit dem „Lied der Schlümpfe“ ununterbrochen auf Platz 1 hielt. Und Paola war über sieben Monate mit „Blue Bayou“ dabei. Die Hitparade wollte jedoch aktuell bleiben und vor allem neue Titel präsentieren. Aus diesem Grund kehrte man im Januar 1980 zurück zur Vorauswahl durch eine Jury und eine Abstimmung durch die Zuschauer.

Im April 1982 wurde das Abstimmungssystem mit Einführung des TEDs (Tele-Dialog) radikal verändert. Zu Beginn jeder Ausgabe wurden die Top 3 des Vormonats präsentiert, danach folgten sechs Neuvorstellungen, aus denen per TED die 3 Siegertitel gewählt wurden, die beim nächsten Mal wieder dabei sein durften. Die neue Errungenschaft hatte den Vorteil, dass der Sieger fortan noch während der laufenden Sendung ermittelt und bekannt gegeben werden konnte. Dennoch gab es auch mit diesem Abstimmungssystem einige Pannen:

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