Prosit, „Kobra, übernehmen Sie“

Vor 45 Jahren startete die Originalserie „Mission: Impossible“ – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 17.09.2011, 08:37 Uhr

„Wechselspiel“: eine Tänzerin im psychedelischen Drogenrausch
Die fünfte Staffel: Keine Mission ist unmöglich

Die Welt hatte sich radikal verändert, seitdem „Mission: Impossible“ im Herbst 1966 auf Sendung gegangen war. Weltweite Proteste gegen den Vietnam-Krieg, eine neue Jugendkultur und Friedensbewegung, Misstrauen gegen die Regierung … könnte ein junges Publikum überhaupt noch gefallen an einer so autoritären Serie wie „Kobra, übernehmen Sie“ finden? Die Macher wollten es wissen: Die Musik wurde flippiger, die Haare länger, die Klamotten größer und das Format unberechenbarer. Es gab wohl kein deutlicheres Zeichen für den Anbruch neuer „“Mission“-Zeiten als die zwei Gogo-Tänzerinnen, die gleich zu Beginn der ersten beiden neuen Folgen eine Flower-Power-Performance hinlegten. In einer Episode beschäftigten sich die Macher gar mit Jim Phelps’ persönlicher Vergangenheit, was früher niemals möglich gewesen wäre. Phelps nutzt das IMF-Team, um einen Serienkiller in seiner Heimatstadt zu fassen („Die Stadt seiner Jugend“) – bis heute streiten sich Fans über die Qualität dieser Episode.

Wie dem auch sei, die fünfte Staffel stellte wirkungsvoll unter Beweis, dass sich das Format von „Mission: Impossible“ erfolgreich variieren und ausdehnen ließ, ohne dass es dabei zerbrach. Fortan würde in Jim Phelps’ Plänen nicht alles reibungslos laufen – im Gegenteil: Immer wieder stieß das IMF-Team in diesem Jahr auf unerwartete Probleme. Teammitglieder fielen gleich mehrfach in Feindeshand. Episoden starteten oft in der Mitte einer Mission, die Tonband-Sequenz wurde mitunter gar nicht benutzt, die Dossier-Sequenz fiel vollständig weg. Immerhin hatte Jim nun wieder permanent eine Frau im Team – Lesley Warren als Dana Lambert, ein Mitglied der Flower Power-Generation, das sich aber dennoch für ihr Land engagieren wollte. Auch ein Arzt fand sein Weg in die IMF: Sam Elliott als Dr. Doug Roberts ersetzte in seinen Episoden meist Gewichtheber Willy, was bei langjährigen Fans zu Entrüstungsausbrüchen führte.

So verschwand Doug nach dem fünften Jahr wieder, ebenso wie Paris und Dana. Die Entscheidung, mit dem „Mission“-Format zu experimentieren, zahlte sich jedoch aus. Die Einschaltquoten stiegen wieder, die Serie ging ins sechste Jahr. Weitere Veränderungen im Format läuteten dann die letzte Phase von „Kobra, übernehmen Sie“ ein.

Die letzten Jahre: IMF vs. Syndikat

Barney (l.) und Willy (r.) mit ihrer neuen Kollegin Casey (m.)
In der sechsten Staffel verabschiedete sich „Mission: Impossible“ von den zahlreichen Auslandseinsätzen. Fortan würden Jim Phelps’ Talente vor allem in den USA selbst eingesetzt, meist im Kampf gegen das organisierte Verbrechen, das sogenannte „Syndikat“. Dieses hat seine Finger in praktisch Allem und versucht Politik, Wirtschaft und den Drogenmarkt unter seine Kontrolle zu bekommen.

Daneben fiel die klassische Rolle des Schauspielers im Team weg, vor allem zu Gunsten von Greg Morris. Barney würde fortan nicht mehr nur in den düsteren Lüftungsschächten herumklettern und seine Erfindungen einsetzen, sondern auch in die für Jims Plan benötigten Rollen schlüpfen. Unterstützt wurde die IMF in den letzten beiden Jahren außerdem durch eine weitere weibliche Hauptfigur. Barbara Anderson als Mimi Rogers vertreten.

„Mission“ traf in diesen letzten beiden Jahren zwar nicht immer ins Schwarze, dennoch finden sich auch in dieser Zeit eine ganze Reihe hochkarätiger Episoden. Aber das, was Fans der ersten Stunde an der Serie so fasziniert hatte, ist durch diese letzten Veränderungen verloren gegangen. Durch die Fokussierung auf die Gangsterjagd und den damit verbundenen Anstieg von Gewalt in den Episoden glich man sich zu sehr anderen Krimiformaten der damaligen Zeit an. Am Ende des siebten Jahres waren dann die Quoten erneut gesunken und CBS zog den Stecker. Ähnlich wie „Raumschiff Enterprise“ trat auch „Mission: Impossible“ danach einen Siegeszug durch die Wiederholungswelt des US-Fernsehens an, gewann viele neue Fans hinzu und zementierte seinen Status als Kultserie.

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