Giovanni Arvaneh ist tot. Der Schauspieler starb am gestrigen Mittwoch, wie auf seinen Social-Media-Kanälen bekanntgegeben wurde. Arvaneh war vor allem bekannt aus der Daily Soap „Marienhof“, in der er die Rolle des Sülo Özgentürk verkörpert hatte. Er wurde 61 Jahre alt.
Im Sommer 2023 machte Giovanni Arvaneh öffentlich, dass er bereits ein Jahr zuvor an Nierenkrebs mit Knochenmetastasen erkrankt sei. Nach einer stabilen Phase wurde dann festgestellt, dass sein ganzer Körper mit Tumoren befallen ist. Auf seinen Social-Media-Kanälen ließ Arvaneh danach Fans und Follower weiter an seinem Leben teilhaben. Er berichtete über seinen Gesundheitszustand, seine Immuntherapie und Medikamente und reflektierte über Fragen, die ihn beschäftigten – so etwa auch die Schwierigkeiten, die Menschen in seinem Umfeld damit hatten, ihn „gehen zu lassen“. Er beschrieb auch einen Zwiespalt: einerseits hatte er sich mit seiner Krankheit und seinem Sterben abgefunden und „seine Aufgaben erledigt“, aber andererseits durch Medikamente zusätzliche Zeit geschenkt bekommen, die er anfangs „nicht zu füllen“ wusste. In einem Video vom Februar 2024 beschreibt er seine daraus resultierenden Pläne, anderen Betroffenen als Sterbebegleiter helfen zu wollen. Nun ist Giovanni Arvaneh wenige Wochen nach seinem 61. Geburtstag gestorben.
Arvaneh wurde am 24. März 1964 als Sohn eines Persers und einer Italienerin in München geboren. In einem auch auf YouTube veröffentlichten Interview beschreibt er seine von problematischen Familienverhältnissen geprägte Kindheit und dass er im Alter von 16 bis 25 Jahren in einer Travestieshow mitwirkte, um sein Überleben zu sichern. An einer Musicalschule und danach von 1987 bis 1990 an der Neuen Münchner Schauspielschule studierte er Schauspiel und Gesang.
Zum Ende des Jahres 1994 stieg er in die ARD-Serie „Marienhof“ ein, die in dieser Zeit gerade zur Daily Soap weiterentwickelt wurde. Er spielte dort den türkischstämmigen Gemüsehändler und Frauenschwarm Sülo Özgentürk, der zu Beginn von Neonazis drangsaliert wird und später Svenja (Caroline Grothgar) heiratet, die ursprünglich zu dieser Gruppe gehört hatte. Die turbulente Beziehung endet zunächst in einer Trennung, nach der Arvaneh 1997 die Serie verließ, bevor beide in einem längeren Gastauftritt 1998 doch noch ihr Happy End finden.
Arvaneh spielte danach für drei Jahre die Rolle des Dr. Stefan Falkenberg in der ARD-Krankenhausserie „St. Angela“. 2003 kehrte er als Sülo in den „Marienhof“ zurück, um den Frauen wieder reihenweise die Köpfe zu verdrehen – doch als Mischa (Matthias Beier) auftaucht, muss Sülo mit verdrängten gleichgeschlechtlichen Empfindungen kämpfen. Eine Parallele zu Arvanehs Privatleben, wie erst Jahre später bekannt wurde: Seine eigene Homosexualität machte er im Februar 2021 im Rahmen der Initiative #ActOut des SZ-Magazins zusammen mit 185 anderen Schauspieler:innen öffentlich.
In der Serie wurde Sülo auch Vater und kümmerte sich nach dem Tod von Regina (Susanne Steidle) alleine um Bruno (Shayan Hartmann). Schließlich erkrankte Sülo an Krebs und bereitete seinen Sohn darauf vor, Abschied nehmen zu müssen. Wenn eine fiktive Geschichte plötzlich zur Realität wird, schrieb Arvaneh dazu selbst in einem Instagram-Post, in dem er die rührenden Filmszenen teilte. Wenige Wochen nach dem Post berichtete er dann öffentlich von seiner eigenen Erkrankung.
2010 verließ Arvaneh die Serie endgültig. Zu spät, wie er selbst kritisch anmerkte, denn seine Präsenz in dieser einen Rolle habe seiner Karriere sehr geschadet. Danach trat er in mehreren türkischen Serien und Filmen auf und konzentrierte sich auf seine große Leidenschaft, das Theater.
So gehörte er jahrelang zum Ensemble des Theaters der Altmark, trat aber u. a. auch in Frankfurt, Ulm, München und Wuppertal auf; zuletzt bis 2024 in Fürth. Im Fernsehen war er zu Gast in vielen weiteren Serien, etwa „Forsthaus Falkenau“, „Der Alte“, „SOKO München“, „Küstenwache“ oder „Die Rosenheim-Cops“. Daneben war er auch als Therapeut und Systemischer Coach tätig.