„In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“: Neuzugang Lion Wasczyk im Interview

Erster Auftritt von Assistenzarzt Florian Osterwald im Ersten

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 30.09.2021, 14:00 Uhr

Die JTK-Crew mit ihren beiden Neuzugängen Florian Osterwald (Lion Wasczyk) und Viktoria Stadler (Isabella Krieger) ARD/​Tom Schulze

fernsehserien.de: Heike Wachsmuth, die Chefautorin der „jungen Ärzte“, hat ja früher tatsächlich als Krankenschwester gearbeitet. Glaubst du, das wirkt sich auch auf den Realismus des Gezeigten aus?

Lion Wasczyk: Ja, das denke ich schon. Man merkt, dass sich Vieles eben durchaus an der Realität orientiert und nicht nur für eine TV-Serie geschrieben ist. Das ist ganz schön, weil wir dann eben auch als Cast versuchen, Dinge möglichst realistisch darzustellen. Aber natürlich, nicht alles, was in so einer Serie gezeigt wird, entspricht auch der Realität. Klar wäre es schön, wenn gerade im Krankenhaus Ärzte und Ärztinnen so viel Zeit hätten, sich mit ihren Patient:innen zu beschäftigen. Das wäre absolut wünschenswert, aber das ist natürlich logistisch kaum möglich, das ist auch klar. Dennoch stehen die „jungen Ärzte“ da auch für eine Form von Empathie den Betroffenen gegenüber. Meine Mutter war früher Krankenschwester auf der Intensivstation hier in Berlin und da hat sie auch so einige Geschichten erzählt. Und was ich bis heute da immer noch heraushöre: So anspruchsvoll und anstrengend dieser Job auch ist, er ist trotzdem auch wahnsinnig erfüllend, gerade was den Kontakt zu Patientinnen und Patienten betrifft. Diese Begegnungen sind wirklich wertvoll und letztendlich merkt man, wie viel Hoffnung und wie viel Lebensfreude dann auch an so einem Ort herrschen können.

Dann kommt auch das Fachwissen ins Spiel, das ihr euch als Schauspieler für diese Serie sicher auch aneignen müsst.

Lion Wasczyk: Grundsätzlich bringt jede Rolle etwas Neues mit sich und es ist anspruchsvoll, sich da einzuarbeiten, besonders natürlich, wenn man eine Rolle spielt, die eine besondere Fachkompetenz besitzt, die man privat nicht hat. Ich kann mich natürlich noch so gut darauf vorbereiten, wie es ist, einen Arzt zu spielen, ich habe nicht intuitiv jeden Handgriff so professionell drauf, wie ihn eben ein ausgebildeter Arzt oder eine Ärztin hätte. Aber genau dafür haben wir eben auch eine medizinische Fachberaterin vor Ort. Die zeigt uns im Detail, wie müssen wir das Besteck halten im OP, wie halten wir die Hände, wo müssen wir uns positionieren, wo gehen vielleicht auch die Blicke hin. Das heißt, man guckt vielleicht nicht zwangsläufig immer dahin, wo gerade ein Schnitt gesetzt wurde. Sondern man schaut auch drumherum auf die Instrumente, beobachtet die Vitalwerte.

Die medizinische Fachberaterin steht uns auch bereits zur Verfügung, wenn wir das Drehbuch lesen und darin vielleicht Fachbegriffe auftauchen, die wir noch nicht kennen oder von denen wir vielleicht nicht einmal wissen, wie man sie ausspricht. Ich habe die Angewohnheit, dass ich viel Hintergrund recherchiere für die Fälle, an denen Florian beteiligt ist, dass ich mir genau anschaue, was ist die Krankheit, was sind die Symptome, worüber wird da gesprochen. Wenn ich weiß, wovon ich rede, kann ich mir den Text leichter merken. Ich bin auch davon überzeugt, dass man das als Zuschauer und Zuschauerin merkt, dass der Schauspieler, der dort eben einen Arzt spielt, eben doch ein bisschen Ahnung hat, wovon er redet und nicht nur ganz klassisch einen Text auswendig gelernt hat.

Wie hält man seine Dienstwaffe richtig? Lion Wasczyk als Finn Bartels bei „Alarm für Cobra 11“.RTL

Egal bei welcher Sendung oder welche Rolle: Hast du mal etwas gelernt, was sich ganz besonders eingeprägt hat oder was du sogar mit in den Alltag nehmen konntest?

Lion Wasczyk: Also, das würde ich keinesfalls mit in den Alltag nehmen, aber was ich sehr interessant fand, weil ich seitdem darauf achte, ist, wie mir bei „Alarm für Cobra 11“ gezeigt wurde, wie eine Waffe richtig gehalten wird. Vor allem der Finger am Abzug. In ganz vielen Serien siehst du, dass Kommissare oder Polizisten direkt schon immer den Finger gekrümmt haben. Das würde man in einem professionellen Kontext niemals machen und gerade bei „Alarm für Cobra 11“ war eben das Coole, dass wir echte Polizisten oder auch echte SEK-Beamte am Set hatten und die haben da sehr darauf geachtet, dass auch Waffen, die nicht scharf waren, niemals auf Menschen gerichtet wurden, dass sie immer nach oben oder nach unten gerichtet waren. So einen professionellen Umgang am Set finde ich sehr schön und das fällt mir jetzt auch bei den „jungen Ärzten“ auf. Im OP liegt echtes OP-Besteck, es wird sehr vorsichtig damit hantiert und auch die ganzen Instrumente rundherum, das sind echte Geräte, die könnte man wirklich nutzen und die sind auch wahnsinnig teuer. Dadurch kann man manchmal fast vergessen, dass es ein Studio ist, in dem wir drehen.

Trägt zu dieser authentischen Stimmung auch der Drehort bei? Der Gebäudekomplex des Johannes-Thal-Klinikums ist ja so groß und umfangreich, er fühlt sich in der Serie beinahe schon wie weitere Hauptfigur an.

Lion Wasczyk: Ich finde, es ist schon ein Unterschied, wenn man morgens ankommt am Set und man hat das Gefühl, man kommt praktisch an einem echten Krankenhaus an. Dann habe ich noch jeden Morgen diesen ganz lustigen Moment. Unsere Garderoben, wo wir uns umziehen und unsere Maske, die liegen in zwei Gebäuden gegenüber und die sind mit der aus der Serie bekannten Glasbrücke verbunden. Das bedeutet also, nachdem ich mich umgezogen habe, laufe ich im Kasack einmal rüber in die Maske, dann wird man dort geschminkt und die Haare werden gemacht. Und dann laufe ich diese Brücke entlang und laufe auf eine Glastüre zu, in der man sich selbst spiegelt. Da sehe ich dann immer plötzlich einen Arzt auf mich zukommen und habe damit auch wirklich das Gefühl, ich lasse Lion privat so ein bisschen hinter mir, gehe durch diese Tür und spiele danach auch den Arzt. Das ist jeden Morgen ein tolles Gefühl.

Also du begrüßt jeden Morgen deine Figur im Spiegelbild, bevor es dann endgültig losgeht? Oder Florian begrüßt dich!

Lion Wasczyk: In dieser Spiegelung kann ich Florian eben auch nochmal ein bisschen sehen und dann habe ich dadurch erst recht das Gefühl: Jetzt geht’s los, jetzt starte ich in meinen Drehtag. Und für Florian beginnt dann natürlich auch der Arbeitstag.

Ich danke dir für all diese spannenden Einblicke!

Lion Wasczyk ist am heutigen Donnerstag, den 30. September um 18:50 Uhr erstmals bei „In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“ zu sehen. Danach ist die Folge mit dem Titel „Vergissmeinnicht“ natürlich auch in der ARD Mediathek abrufbar.

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    @Strottes:
    ". . . behaupteten Diversitätvorschriften . . . " - das ist alles andere als eine Behauptung. Die Öffentlich-rechtlichen betonen selbst immer wieder, dass Feminismus und Diversität bei ihrer Programmgestaltung eine zentrale Stelle einnehmen. Es gibt in den Medien eine Unmenge Stellungnahmen von Programmdirektoren und Intendanten dazu. Außerdem braucht man sich doch nur das Programm selbst anzusehen: Die Flut von weiblichen, nicht-weißen und nicht-heterosexuellen Rollen in den letzten Jahren kann ja wohl kein Zufall sein.
    Und was die Realität angeht: Ich glaube zum Beispiel nicht, dass mindestens die Hälfte der Kriminalbeamten in Deutschland weiblich ist wie uns ARD und ZDF mit der Flut von Kommissarinnen weiß machen will, ebenso wenig glaube ich dass es so gut wie keine nicht-weißen Straftäter gibt wie das in den Produktionen von ARD und ZDF der Fall ist.
    Hier triumphiert die Gesinnung über das Urteilsvermögen und die Wirklichkeit.
    • am

      Jede Wette, dass der "Neue" schwul ist (also die Rolle meine ich, nicht den Schauspieler). Etwas anderes lassen die Diversifizätsvorschriften der Öffentlich-Rechtlichen gar nicht zu.
      • (geb. 1957) am

        Es ist ja nicht gerade so, dass queere Mitarbeiter*innen in Krankenhäusern etwas Ungewöhnliches sind. Von daher braucht es keine behaupteten Diversitätvorschriften, sondern es reicht der Bilick auf die Realität, um auch mal eine schwule Figur in den Hauptcast einer Krankenhausserie einzuführen.

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