Er war eine Schlüsselfigur der deutschen Musikszene, sowohl im Jazz als auch in der Filmmusik: Klaus Doldinger. Seine Werke haben Generationen geprägt und er gilt als international bedeutendster deutscher Jazzmusiker. Große Erfolge erlangte er aber auch mit zahlreichen ikonischen Film- und Fernsehmelodien, die viele Zuschauer bis heute im Ohr haben. Aus seiner Feder stammen unter anderem die Titelmelodien zu den Serien „Tatort“ und „Ein Fall für zwei“ sowie die Filmmusik zu den Klassikern „Das Boot“ und „Die unendliche Geschichte“. Nun ist der Komponist im Alter von 89 Jahren verstorben. Nach Angaben seiner Ehefrau gegenüber der dpa sei er am Donnerstagabend (16. Oktober) im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen.
Klaus Doldinger wurde am 12. Mai 1936 in Berlin geboren. Schon früh begann er mit seiner musikalischen Ausbildung: Parallel zum Gymnasium besuchte er ab 1947 dank eines Stipendiums das Robert‑Schumann‑Konservatorium in Düsseldorf, wo er zunächst Klavier und später Klarinette studierte. Später wechselte er zum Tenorsaxophon. Ab den 1950er Jahren war er im Jazz aktiv, gründete Bands und sammelte Live‑Erfahrung. 1955 machte er mit der Band The Feetwarmers seine erste Plattenaufnahme.
Doldingers Karriere reichte über viele Jahrzehnte und Generationen. Nach dem Abitur studierte er Musikwissenschaften und Tontechnik und wurde Tonmeister. Anschließend machte er sich immer mehr als Jazzmusiker einen Namen und ging 1960 im Alter von 24 Jahren auf seine erste Auslandstournee in die Vereinigten Staaten. Zwei Jahre später gründete er das Klaus Doldinger Quartett, mit dem er 1963 seine erste Platte „Doldinger – Jazz Made in Germany“ veröffentlichte, die auch international ein großer Erfolg wurde. Unter dem Pseudonym Paul Nero veröffentlichte er zudem Tanz- und Rockmusik.
1971 gründete Klaus Doldinger schließlich die Band Passport, die in ihren Songs Elemente aus Jazz, Fusion, Rock und Weltmusik miteinander vermischte. Doldinger spielte Sopransaxophon, Tenorsaxophon, Keyboard und Synthesizer. Zur ersten Besetzung gehörte außerdem kein Geringerer als Udo Lindenberg, der am Schlagzeug saß. 1972 erschien das erste von insgesamt 28 Passport-Alben. Bis heute gilt die Band, die mit wechselnder Besetzung weltweit tourte, als eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Jazzformationen.
Parallel zu seiner Karriere als Jazzmusiker war Klaus Doldinger ein gefragter Komponist für Film und Fernsehen. Das begann bereits im Jahr 1967 mit dem Trailer zur Einführung des Farbfernsehens, für den er die Musik beisteuerte. Kurz darauf folgte sein erster Film-Soundtrack für das Liebesdrama „Negresco – Eine tödliche Affäre“. 1970 komponierte Doldinger schließlich die ikonische „Tatort“-Titelmusik und steuerte in den ersten Jahren zusätzlich auch zu einigen Folgen den Soundtrack bei.
Der endgültige Durchbruch gelang Klaus Doldinger mit „Das Boot“. Er komponierte die epische, düstere Musik zum deutschen Filmerfolg von Wolfgang Petersen aus dem Jahr 1981. Der Soundtrack trug einen erheblichen Teil zur Atmosphäre des Films bei. Noch im gleichen Jahr schrieb er die Titelmusik zum ZDF-Krimi-Dauerbrenner „Ein Fall für zwei“. Ebenso stammt der Soundtrack zum Fantasyklassiker „Die unendliche Geschichte“ aus dem Jahr 1984 von Doldinger. Darüber hinaus komponierte er ab der zweiten Staffel die Musik zum Serienklassiker „Liebling Kreuzberg“ mit Manfred Krug.
Neben diesen bekannten Beispielen schrieb Klaus Doldinger allerdings noch für viele weitere Film- und Fernsehproduktionen die Musik, unter anderem für die Serien „Okay S.I.R.“, „Eichholz & Söhne“, „Jörg Preda“ und „Ein zauberhaftes Biest“, das Erotikdrama „Salz auf unserer Haut“, die ZDF-Weihnachtsserie „Nonni und Manni“, den Zeichentrickklassiker „Peterchens Mondfahrt“ und den Mehrteiler „Alle Jahre wieder – Die Familie Semmeling“. Aus seiner Feder stammt zudem die prägnante Fanfare, die vor den Produktionen von Constantin Film zu hören ist. Insgesamt veröffentlichte Klaus Doldinger mehr als 50 Tonträger, schrieb rund 2.000 Stücke und stand über 5.000 Mal auf Bühnen in rund 50 Ländern. Hin und wieder absolvierte er auch Cameo-Auftritte als Saxophonspieler in Fernsehproduktionen, darunter in zwei Folgen von „Abenteuer Airport“ aus dem Jahr 1990 sowie in der „Tatort“-Episode „Wacht am Rhein“ von 2017. Bis ins hohe Alter stand er als Saxophonist und Bandleader auf der Bühne.
Im Verlauf seiner Karriere wurde Klaus Doldinger mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Deutschen Filmpreis, der Goldenen Kamera, dem Bundesverdienstkreuz sowie dem Echo Jazz für sein Lebenswerk. 1960 heirate Klaus Doldinger seine Ehefrau Inge Beck, die drei Kinder mit ihm bekam. Seit 1968 lebten sie in Icking bei München. 2022 erschien Doldingers Autobiografie „Made in Germany: Mein Leben für die Musik“.