ARD-Pläne: Polit-Comedy am Freitag, „Weltspiegel“ wechselt auf späten Montagabend

Ausgaben der Politmagazine im Ersten sollen reduziert werden

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 02.07.2021, 15:14 Uhr

Das ARD-Führungstrio: Oliver Köhr, Christine Strobl und Florian Hager (v. l. n. r.) – Bild: ARD/Laurence Chaperon
Das ARD-Führungstrio: Oliver Köhr, Christine Strobl und Florian Hager (v. l. n. r.)

Am 1. Mai 2021 trat Christine Strobl als neue ARD-Programmdirektorin die Nachfolge von Volker Herres an. Die frühere Geschäftsführerin der ARD-Produktionstochter Degeto hat gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Florian Hager und ARD-Chefredakteur Oliver Köhr in den kommenden Monaten einiges vor und will das Profil des Ersten und der ARD Mediathek schärfen. Im Interview mit der dpa stellten sie sich gemeinsam einigen Fragen bezüglich der Zukunft des ARD-Programms.

Polit-Comedy am Freitag

Spiegel und Übermedien berichteten kürzlich über ein vorliegendes ARD-Papier zu den Plänen. Für Aufsehen sorgte unter anderem die Information, dass die ARD plane, am Freitagabend ein neues Polit-Comedyformat zu starten – was vielerorts als Angriff auf das ZDF und deren „heute-show“ aufgefasst wurde. Dem widerspricht Strobl: Wir wollen das ZDF nicht angreifen, wir haben ja gerade eine größere Zusammenarbeit als Netzwerk für die Mediatheken vereinbart. Uns geht es um die Schärfung unseres Profils.

In direkte Konkurrenz würde die Sendung ohnehin nicht gehen. Angedacht ist die Ausstrahlung des halbstündigen Formats als Wochenrückblick mit der regionalen Verankerung der ARD im Blick für den Sendeplatz um 21:45 Uhr. Vorerst 20 Ausgaben sind davon geplant – Titel und Besetzung sind noch unbekannt. Im Anschluss an die Sendung sollen dann die „Tagesthemen“ zu sehen sein – mit dem Ziel einer einheitlichen Startzeit des Nachrichtenmagazins von Montag bis Freitag. Momentan werden die „Tagesthemen“ freitags verfrüht um 21:45 Uhr ausgestrahlt, gefolgt von einer zumeist quotenschwachen „Tatort“-Wiederholung.

„Weltspiegel“ muss seinen Platz räumen

Für größere Kontroversen sorgten bereits die durchgesickerten Pläne, dass die ARD plane, den „Weltspiegel“ zugunsten der „Sportschau“ zu verschieben. Statt wie bisher traditionell am Sonntagvorabend soll das Politmagazin künftig erst am späten Montagabend nach den „Tagesthemen“ ausgestrahlt werden – wofür wiederum „Die Story im Ersten“ weichen müsste. Die „Sportschau“ am Sonntag soll hingegen auf den Sendeplatz um 19:15 Uhr vorrücken.

Strobl erklärt hierzu im dpa-Interview: Der Montag soll unser relevanter Informationstag werden. Im Anschluss an die ‚Tagesthemen‘ können wir mit dem ‚Weltspiegel‘ die ideale Verbindung herstellen, um aktuelle Themen aus der ganzen Welt einzuordnen und zu vertiefen. Für den Montagabend brauche man außerdem mehr Dokumentationen mit relevanten Stoffen, die für die beste Sendezeit geeignet sind. Darüber hinaus plane man auch für den Freitag ein Doku-Format zur Primetime.

Weniger Sendezeit für Politmagazine

In die Kritik geriet die ARD vor allem für die Pläne, die klassische politische Berichterstattung im Ersten zurückzufahren. Statt 15 Mal sollen die am Dienstag- und Donnerstagabend um 21:45 Uhr gezeigten Magazine jeweils nur noch elf Mal im Jahr laufen – weil die Magazinform in der digitalen Welt angeblich nicht so gut funktioniere. Stattdessen sollen die zuständigen Redaktionen Inhalte für Dokumentationen zuliefern und damit die weggefallenen Ausgaben kompensieren. Laut Informationen von Übermedien seien zwei Dokumentationen pro Format und Jahr vorgesehen. Georg Restle, Leiter und Moderator des Politmagazins „Monitor“, ist von diesen Plänen alles andere als begeistert und bezeichnet sie bei Twitter als Angriff auf regelmäßige regierungskritische investigative Berichterstattung.

ARD-Chefredakteur Oliver Köhr stellt klar, dass es auch künftig dienstags und donnerstags um 21:45 Uhr politische Information unter den Marken der Magazine geben wird. Mit Verweis auf die Stärkung der Angebote in der ARD Mediathek sagt Florian Hager: Relevanz misst sich nicht in Sendeplätzen. Es geht uns nicht um Kürzungen, auch nicht um finanzielle, sondern darum, Angebote für die ganze Bevölkerung zu schaffen. Entscheidend sei laut Köhr, dass wir mit den Geschichten, Recherchen und Themen der politischen Magazine die ganze Bevölkerung erreichen. Am Sonntagabend plant die ARD die Etablierung einer neuen Wissensmarke, was Christine Strobl besonders am Herzen liege. Es geht darum, in einer Welt, die immer komplexer wird, Wissensthemen verständlich aufzuarbeiten und einzuordnen, zum Beispiel der Klimawandel.

Neuer Talk am Dienstag, Late-Night am Samstag

Für den Dienstagabend, wo derzeit unter der Dachmarke „Talk am Dienstag“ wechselnde Formate der Dritten zu sehen sind, plant Strobl außerdem eine neue Sendung, die Menschen und nicht ein Thema in den Vordergrund stellt. In Gesprächen sei man hierzu mit Sandra Maischberger als Moderatorin. Hier liegen natürlich Vergleiche zum quotenstarken Konkurrenten „Markus Lanz“ im ZDF nahe.

Ferner ging aus dem vom Spiegel veröffentlichten ARD-Papier zu den Programmplänen hervor, dass für den Samstagabend ein neues Late-Night-Format mit Carolin Kebekus geplant sei. Hierzu gab Florian Hager das Statement ab, dass man sich mit der Komikerin in Gesprächen befinde, da sie für die ARD ein wichtiger Kopf sei. Generell seien auch in der Unterhaltung starke Protagonistinnen wichtig. Insgesamt muss unser Angebot diverser werden. Und wir brauchen Persönlichkeiten, die das verkörpern – egal an welchem Platz in der ARD, so Hager.

Die Pläne sind bereits weit vorangeschritten: Wir haben unseren Vorschlag den Intendantinnen und Intendanten vorige Woche vorgestellt, starken Rückhalt erfahren und das Gesamtkonzept gemeinsam beschlossen, erläutert Köhr. Nun spreche man im Rahmen dieser Leitplanken mit den Direktorinnen und Direktoren, um das Konzept anschließend gemeinsam mit den Redaktionen umzusetzen.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1979) am

    Und wieder nichts von Sender-Einstellungen oder Zusammenlegungen.

    Ich würde die Dame und Herren gerne mal fragen warum man für jede Himmelsrichtung einen TV und mehrer Radiosender braucht.

    Ich bin mir sicher das man mit dem Geld auskommt was man einzieht oder sogar noch mehr spart.

    Ich bin kein genereller Gegner der ÖR, aber diese Sturheit an allem festzuhalten, ist so arrogant und im Jahr 2021 so weldfremd, das ich da nur noch mit dem Kopf schütteln kann und muss.
    • am via tvforen.de

      TV Wunschliste schrieb:
      -------------------------------------------------------
      >
      > Darüber hinaus plane man auch für
      > den Freitag vor den "Tagesthemen" ein Doku-Format.

      2 Sätze weiter oben hiess es noch, für diesen Sendeplatz plane man eine Comedysendung. Oder geht man schon davon aus, dass diese floppt und man dann nach den 20 Folgen etwas anderes braucht?!

      Hoffentlich ist Frau Strobl bewusst, dass die "heute-Show" auch nicht sofort ein Hit war und sich erst nach und nach zum Erfolg entwickelt hat. Ich bin gespannt, wie die neue ARD-Show gestaltet sein wird.
      • am via tvforen.de

        Helmprobst schrieb:
        >
        > 2 Sätze weiter oben hiess es noch, für diesen
        > Sendeplatz plane man eine Comedysendung. Oder geht
        > man schon davon aus, dass diese floppt und man
        > dann nach den 20 Folgen etwas anderes braucht?!
        >

        Hi Helmprobst, du hast Recht, das war etwas missverständlich formuliert. Das Doku-Format ist zuvor für die Primetime ab 20.15 Uhr geplant - anschließend soll dann um 21.45 Uhr die Comedysendung folgen. Genaueres ist noch nicht bekannt.

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