Als „Bella Block“ legendär: Hannelore Hoger ist tot

Schauspiel-Ikone, Regisseurin und Autorin wurde 82 Jahre alt

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 27.12.2024, 13:19 Uhr

Hannelore Hoger (1942 – 2024) – Bild: ZDF/Manju Sawhneyr
Hannelore Hoger (1942 – 2024)

Als unnachgiebige, dickköpfige und durch und durch liebenswerte Ermittlerin „Bella Block“ hat sie Fernsehgeschichte geschrieben und die Tradition der ZDF-Samstagskrimis mitbegründet. Doch Hannelore Hoger war bereits ein Schauspielstar, bevor sie 1993 erstmals ihre spätere Paraderolle übernahm. Spätestens mit der ZDF-Miniserie „Die Bertinis“ wurde sie einem größeren Publikum bekannt. Bereits am 21. Dezember ist Hoger im Alter von 82 Jahren verstorben.

Schon als Kind stand Hannelore Hoger in ihrer Heimatstadt Hamburg auf der Bühne des Ohnsorg-Theaters. Später besuchte sie die Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Dem Theater blieb sie ihr Leben lang verbunden, als Schauspielerin, aber auch als Regisseurin. Erste markante Bildschirmrollen hatte sie ab Ende der 1960er Jahre in Fernsehfilmen wie „Der große Verhau“, „Die unbezähmbare Leni Peickert“ und „Kleiner Mann – was nun?“, aber auch in der Hans-Fallada-Verfilmung „Bauern, Bonzen und Bomben“. 1975 wirkte sie außerdem in dem Filmerfolg „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ von Volker Schlöndorff mit.

1987 verfilmte das ZDF „Die Bertinis“ nach dem Roman von Ralph Giordano. Die fünfteilige Miniserie schilderte die Lebens- und Überlebensgeschichte einer halbjüdischen Familie in Deutschland von 1882 bis 1945. Hannelore Hoger verkörperte Lea Lehmberg, die Ehefrau des gescheiterten Pianisten und Dirigenten Alf Bertini (Peter Fitz). Hogers Tochter Nina Hoger spielte in dem Mehrteiler zudem die jüngere Version der Lea. Wenig später übernahm Hannelore Hoger mehrere Gastrollen in den Krimi-Erfolgen „Derrick“ und „Der Alte“, mal als Zeugin, mal auch als Täterin.

Im Dezember 1993 feierte dann, zunächst auf arte, die Ermittlerin „Bella Block“ ihre Bildschirmpremiere. Autor und Regisseur Max Färberböck verfilmte die Romanfigur von Doris Gercke zunächst mit zwei Filmen: „Die Kommissarin“ und „Liebestod“. Erst nach und nach erkannte das ZDF das Potenzial der Figur und baute „Bella Block“ zu einer Reihe mit zwei bis drei Fällen pro Jahr aus, die stets am Samstagabend liefen. Schließlich gesellten sich auch weitere Ermittlerinen und Ermittler zu dem Sendeplatz wie „Rosa Roth“, „Wilsberg“ oder „Kommissarin Lucas“ – der ZDF-Samstagskrimi war geboren, der bis heute große Quotenerfolge einfährt.

Hogers Bella war unangepasst, direkt, Verbrechensopfern gegenüber einfühlsam und sie verfügte beruflich über einen klaren, moralischen Kompass. Mit dem tastete sie sich immer wieder am Rande des Abgrunds entlang, an den sie ihre Fälle führten. Die ZDF-Reihe stellte stets kontroverse Thematiken ins Zentrum der Filme: Vereinsamung, Inzest, Sterbehilfe, Zwangsprostitution, erweiterter Selbstmord, an und von Kindern begangene Verbrechen, Krankheit und Tod – die Themen von „Bella Block“ waren genauso sperrig und vielfältig wie die Ermittlerin selbst. Mit unterschiedlichen Autoren und Regisseuren folgte die Reihe weniger den Regeln eines klassischen Krimis, sondern öfter denen des Autorenkinos.

38 „Bella Block“-Filme wurden bis zum Jahr 2018 produziert. Hannelore Hoger wurde für diese „Lebensrolle“, wie sie es einmal nannte, unter anderem mit dem Grimme-Preis, dem Deutschen Fernsehpreis, dem Goldenen Löwen, der Goldenen Kamera, dem Bayerischen Fernsehpreis und dem Deutschen Fernseh-Krimi-Preis ausgezeichnet. Während dieses Erfolgs wirkte Hoger auch in Helmut Dietls Kult-Komödie „Rossini oder Die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ mit. Zudem spielte sie die Privatdetektivin Charlotte Burg in der 27-teiligen Krimiserie „Die Drei“. Ihre letzte Serienhauptrolle war die der charismatischen Seniorchefin Hermine Kramer in der ARD-Reihe „Hotel Heidelberg“. 2021 war sie passenderweise noch in einer Episode der Krimi-Parodie „KBV – Keine besonderen Vorkommnisse“ zu sehen.

ZDF-Programmdirektorin Dr. Nadine Bilke würdigte Hannelore Hoger als Schauspielerin mit Seele, Herz und Verstand. Sie konnte alles erzählen – das Warme wie das Kalte. Mit ihr ließ sich in Abgründe blicken und Seh-Schmerz ertragen, solange sie mit und für uns auf Täter und Opfer blickte. ZDF-Intendant Dr. Norbert Himmler fügte hinzu: Wir verneigen uns vor einer herausragenden Schauspielerin und einem wunderbaren Menschen.

Nach dem Tod von Hannelore Hoger hat das ZDF sein Programm geändert. Zu ihren Ehren zeigt das Zweite in der Nacht zum Samstag um 1:25 Uhr den Fernsehfilm „Zurück ans Meer“ aus dem Jahr 2019. Außerdem wird am Sonntag, den 29. Dezember um 23:30 Uhr der „Bella Block“-Film „Das schwarze Zimmer“ wiederholt.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Mir vor allem durch die wirklich gute SAT.-1 Detektivserie "Die Drei" an der Seite von Uwe Bohm und Zacharias Preen bekannt. Bohm starb ja auch vor nicht allzulanger Zeit. Zacharias Preen ist somit der einzig noch lebende.

    Man könnte "Die Drei" sehr gerne mal wiederholen...letzte Ausstrahlung war 2005

    Ruhe in Frieden Charlotte Burg...aka Hannelore Hoger und schönen Gruß im Himmel an Peter Lombardi (Uwe Bohm).


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    • am via tvforen.de

      Ihr Tod kam für mich sehr überraschend. Auch wenn ich persönlich mit Bella Block nicht so viel anfangen konnte, empfand ich ihr Spiel, egal in welcher Rolle, immer als sehr kraftvoll und eindringlich.

      Mit ihr geht zweifellos eine unserer besten Schauspielerinnen von dieser Bühne.

      Danke für die bleibende Arbeit, liebe Hannelore Hoger.



      Gruß
      Sir Hilary
    • am via tvforen.de

      Spenser schrieb:
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      > Man könnte "Die Drei" sehr gerne mal
      > wiederholen...letzte Ausstrahlung war 2005



      Man könnte und sollte viel lieber "Die Bertinis" wiederholen.....
    • am via tvforen.de

      burchi schrieb:
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      > Spenser schrieb:
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      > > Man könnte "Die Drei" sehr gerne mal
      > > wiederholen...letzte Ausstrahlung war 2005
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      >
      >
      > Man könnte und sollte viel lieber "Die Bertinis"
      > wiederholen.....

      Geht es dir darum, das sehen zu können, oder es durch eine Ausstrahlung im TV gewürdigt zu wissen? Falls Ersteres der Fall ist, das scheint komplett bei youtube vorzuliegen.
    • am via tvforen.de

      chrisquito schrieb:
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      > Geht es dir darum, das sehen zu können, oder es
      > durch eine Ausstrahlung im TV gewürdigt zu
      > wissen? Falls Ersteres der Fall ist, das scheint
      > komplett bei youtube vorzuliegen.

      Ich würde sagen - beides. Ganz abgesehen davon, dass die Bildauflösung im TV in der Regel besser ist, als bei youtube, wobei ich das in diesem Fall nicht nachgeprüft habe....
    • am via tvforen.de

      burchi schrieb:
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      > chrisquito schrieb:
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      >
      > > Geht es dir darum, das sehen zu können, oder
      > es
      > > durch eine Ausstrahlung im TV gewürdigt zu
      > > wissen? Falls Ersteres der Fall ist, das
      > scheint
      > > komplett bei youtube vorzuliegen.
      >
      > Ich würde sagen - beides. Ganz abgesehen davon,
      > dass die Bildauflösung im TV in der Regel besser
      > ist, als bei youtube, wobei ich das in diesem Fall
      > nicht nachgeprüft habe....

      Die Bertinis gibt's auch auf DVD, und die Scheiben sind nicht vergriffen! Gelegenheit zum Wiedersehen existiert also.
    • am via tvforen.de

      >
      > Die Bertinis gibt's auch auf DVD, und die Scheiben
      > sind nicht vergriffen! Gelegenheit zum Wiedersehen
      > existiert also.


      Auf dieses Totschlagargument habe ich nur gewartet.....Wenn es danach geht, kann man ja so ziemlich alles auf DVD kaufen. Aber wenn man solche Sendungen mal im TV wiederholen würde, würden auch Leute darauf aufmerksam werden, die sie gar nicht kennen und sich auch keine DVD kaufen. Aber es ist ja leider schon lange so, dass Sendungen, die vor dem HD-Zeitalter im TV liefen nicht mehr wiederholt werden - bis auf wenige Ausnahmen vielleicht.....
    • am via tvforen.de

      burchi schrieb:
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      > Aber wenn man solche Sendungen mal im TV wiederholen würde,
      > würden auch Leute darauf aufmerksam werden, die
      > sie gar nicht kennen und sich auch keine DVD kaufen.

      Wovon träumst du nachts? Eine Wiederholung dürfte allenfalls bei 3sat erfolgen, wahrscheinlich im Rahmen eines Thementages, wo dann alle Teile nacheinander versendet werden. Neue Zuschauer gewinnt man damit eher nicht. Da sollten die Leute, die die Produktion kennen, froh sein, dass sie nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag warten müssen, um sie wieder sehen zu können.
    • am via tvforen.de

      Da frage ich mich nun wieder, wovon du nachts träumst. Neue Zuschauer? Wer sollte das denn sein?
    • am via tvforen.de

      chrisquito schrieb:
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      > Da frage ich mich nun wieder, wovon du nachts
      > träumst. Neue Zuschauer? Wer sollte das denn
      > sein?

      Kann es sein, dass du meinen Beitrag in absolut keinster Weise verstanden hast? Burchi wünscht sich eine Wiederholung und hofft, dass dadurch neue Zuschauer erreicht werden. Ich habe dann nachvollziehbar erklärt, warum das eher unwahrscheinlich ist.
    • am via tvforen.de

      Hm, mag sein, dass ich da ein wenig durcheinander geraten bin, was die einzelnen Positionen und Argumentationsstränge betrifft.
  • am via tvforen.de

    Gestern liefen im NDR hintereinander zwei sehr interessante 30-minütige Specials mit Talkshow-Highlights aus vier Jahrzehnten. Das erste war Jan Fedder anlässlich seines Todestages gewidmet, das zweite Hannelore Hoger. Beide Sendungen können in der Mediathek abgerufen werden.
    • am via tvforen.de

      Dickköpfig ja, aber als durch und durch liebenswert habe ich Bella Block nie empfunden.
      Ist denn Frau Hogers Alter gesichert? Im Nekrolog bei wikipedia steht ja ebenfalls 82, ihr Artikel dort legt sich aber nicht auf ein Jahr fest.
      • am

        Ein weiteres Talent ohne Starallüren ist nimmer.
        • am

          Jau, hab die Bella immer gerne geschaut! 😥
        • am

          Absolut, Old School. In anderen Rollen, gerade auch im Theater, brachte sie stets ihre Art der Eleganz hervor.
      • (geb. 1975) am

        Hallo Fernsehserien.de! Euch ist ein Fehler unterlaufen. Frau H. Hoger ist mit 82 Jahren verstorben und nicht(wie Ihr schreibt) mit 84 Jahren.
        P. S. 


        R.I.P. Frau H. Hoger
        • (geb. 1989) am

          Danke für den Hinweis, wir haben das Alter korrigiert.
        • am

          Dann aber auch bitte die Jahreszahl in der Bildunterzeile korrigieren
        • am

          Da sie aus ihrem Alter ein großes Geheimnis machte, schwanken die Altersangaben. Sie ist wohl zwischen 41 und 44 geboren.
        • am

          In ihrer Agentur steht 1940.

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