Alice Schwarzer: ARD dreht Zweiteiler zum 80. Geburtstag

Nina Gummich spielt einflussreiche Feministin

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 06.04.2022, 12:48 Uhr

Nina Gummich und Alice Schwarzer am Set von „Alice“ – Bild: rbb/Alexander Fischerkoesen
Nina Gummich und Alice Schwarzer am Set von „Alice“

Am 3. Dezember wird Alice Schwarzer 80 Jahre alt. Zu Ehren ihres runden Geburtstags produziert die ARD einen TV-Zweiteiler mit dem Arbeitstitel „Alice“. Die einflussreiche Journalistin und Feministin wird in der Verfilmung ihres Lebens von Nina Gummich („Ein Hauch von Amerika“, „Unterleuten“, „Charité“) verkörpert.

Alice Schwarzer prägte nicht nur die Frauenbewegung in Deutschland, sondern wurde für viele auch Vorbild und Vorkämpferin über die Landesgrenzen hinaus. Der Film zeichnet ihren Weg nach: Im Alter von 21 Jahren wurde Schwarzer politisch aktiv und fand ihren Weg zum Journalismus. In den frühen 1960er Jahren ging sie als Au-Pair nach Paris. Dort kam sie durch eine Freundin in Kontakt mit der französischen Frauenbewegung und wurde mit den lebensgefährlichen Konsequenzen der Abtreibungsgesetze konfrontiert.

In Deutschland ging sie daraufhin gegen das Abtreibungsverbot in §218 und den auch hierzulande verschwiegenen Umgang mit Schwangerschaftsabbrüchen vor. Sie initiierte eine große Kampagne von 374 Frauen, die sich dazu bekannten, abgetrieben zu haben. Damit schrieb Schwarzer Geschichte, doch ihr Aktivismus hatte einen hohen Preis. Ihre Ruf als Journalistin geriet ebenso in Gefahr wie ihre Beziehung zu Bruno (Thomas Guené), mit dem sie in Paris lebte. Schlagartig berühmt wurde sie schließlich durch einen öffentlichen Fernseh-Schlagabtausch mit Ester Vilar (Katharina Schüttler), einer bekennenden Antifeministin. Damit begründete Schwarzer ihren Ruf als polarisierende Frau, denn Kritik und Diffamierung blieben fortan nicht aus. Auch von der Frauenbewegung wurde ihre Person sehr kontrovers diskutiert. Alice Schwarzer aber machte unbeirrt weiter, feierte Erfolge als feministische Bestseller-Autorin und gründete schließlich ihre Zeitschrift Emma.

In weiteren Rollen spielen in dem Zweiteiler Isabel Thierauch, Katia Fellin, Vidina Popov, Hannah Walther, Valerie Pachner, Sven-Eric Bechtolf, Gabriele Schulze, Rainer Bock und David Rott mit. Gedreht wird in Berlin, Köln, Bonn, Wuppertal, Brüssel und Paris. Nicole Weegmann inszeniert den Zweiteiler nach einem Drehbuch von Daniel Nocke und Silke Steiner. Als Produzent fungiert Boris Schönfelder mit seiner Neuen Schönhauser Filmproduktion. „Alice“ ist eine Koproduktion mit dem rbb, dem WDR und der ARD Degeto für die ARD. Gefördert wird die Verfilmung vom Medienboard Berlin-Brandenburg und der Filmstiftung NRW.

Alice Schwarzer kommentiert:

Es ist mir, ehrlich gesagt, ein bisschen bang. Aber ich bin schon sehr, sehr gespannt auf den Film! Die Vorstellung, dass ein Spielfilm über dreizehn Jahre meines Lebens gedreht werden soll, die Jahre zwischen meinem 21. und 33. Lebensjahr, war natürlich erstmal ziemlich eigenartig für mich. Doch nach einem gewissen Zögern habe ich zugestimmt. Und inzwischen freue ich mich darüber. Ich war bisher nur einmal ganz kurz bei den Dreharbeiten, aber finde schon jetzt die ALICE sehr überzeugend. Nina Gummich hat meinen Ernst, meine Ironie, meine Leidenschaft und meine Lebenslust dieser Jahre.

Nina Gummich über ihre Hauptrolle:

Alice Schwarzer zu spielen, ist die für mich bisher größte Herausforderung meiner beruflichen Laufbahn. Eine gesellschaftlich so relevante Persönlichkeit in ihren verschiedenen Lebensstationen nachzuvollziehen und im Wesen zu erfassen, ist eine spannende Aufgabe, der ich mich bei diesen Dreharbeiten stellen darf.

Martina Zöllner, Kultur- und Filmchefin des rbb:

Zu erzählen, wie die junge Alice Schwarzer zu ihren Themen und ihrer Mission fand, war für uns ein großer Reiz. Übrigens auch, sich auf dem Weg noch einmal klarzumachen, wie repressiv die Verhältnisse für Frauen in den 1970er Jahren gerade in Deutschland waren. Alice Schwarzer mag bis heute viele zum Widerspruch herausfordern – ihr kritischer Blick, ihre Unerschrockenheit, ihr höchst kreativer Kampf für Geschlechtergerechtigkeit machen sie unserer Überzeugung nach zu einer spannenden weiblichen Hauptfigur auch für junge Frauen heute. Wir freuen uns, wenn rbb, WDR und ARD Degeto mit diesem Zweiteiler auch den Dialog zwischen den Generationen stärken können.

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