NDR Story Folge 249: Arm und krank: Das unfaire Gesundheitssystem
Folge 249
Arm und krank: Das unfaire Gesundheitssystem
Folge 249 (45 Min.)
Gabriele H. (41) lebt am Existenzminimum. Als alleinerziehende Mutter eines 13-jährigen Jungen muss sie mit gerade einmal 300 Euro im Monat auskommen. Das sind zehn Euro pro Tag. Da bleibt nichts übrig, nicht einmal für die Zuzahlungen für Medikamente und Anwendungen, die sie bitter nötig hat. So kann es sein, dass Gabriele H. zwar von ihrer Hausärztin acht Anwendungen für eine Rückentherapie verschrieben bekommt, sie aber das Rezept nicht einlösen kann, weil sie die 20 Euro Zuzahlung nicht aufbringen kann. Gabriele H. lebt in Hamburg-Horn. Dort liegt ebenso wie im Nachbarstadtteil Billstedt das Durchschnittseinkommen um mehr als 40 Prozent unter Hamburger
Niveau. Und die Lebenserwartung der Menschen liegt zehn Jahre darunter. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Ein Grund aber sticht besonders hervor: In beiden Stadtteilen gibt es bis zu 94 Prozent weniger Ärzte als im Rest Hamburgs. „Hier will keiner hin. Hier gibt es keine Privatpatienten, und IGeL-Leistungen kann kein Mensch bezahlen“, sagt Chirurg Gerd Fass. Er ist Vorsitzender des Ärztenetzwerks Billstedt/Horn, das die ärztliche Versorgung hier nachhaltig verbessern will. Das ist nicht einfach. Denn Ärzte in Billstedt und Horn müssen doppelt so viele Patienten behandeln wie im Rest Hamburgs, verdienen aber im Schnitt 30 Prozent weniger. (Text: NDR)