Die Geschichtsprofessorin Hedwig Richter hat die deutsche Demokratiegeschichte in ihrem aktuellen Buch „Demokratie – eine deutsche Affäre“ unter die Lupe genommen. Andreas Bönte spricht mit der leidenschaftlichen Verfechterin der Demokratie darüber, wie eine Utopie zur Selbstverständlichkeit wurde und wie unser demokratisches System trotz aktueller Herausforderungen stabil bleiben kann. Weltweit leben im 21. Jahrhundert so viele Menschen in demokratischen Systemen wie nie zuvor. Das ist eine gute Nachricht. Und dennoch wird über die „Krise der Demokratie“ gesprochen. Dabei ist Demokratiegeschichte immer auch eine Geschichte der Demokratiekrise. Erst durch Krisen können politische Systeme wachsen, so die Historikerin Prof. Dr. Hedwig Richter, die seit Januar 2020 an der Universität der Bundeswehr in München lehrt. So könnten die Debatten,
Widersprüche und Probleme bei den aktuellen US-Wahlen durchaus Potenzial haben, dass das System in seinen Grundstrukturen reformiert wird. In ihrem Buch zeichnet die Historikerin aber vor allem die deutsche Demokratiegeschichte nach. Sie berichtet von bedeutenden historischen Ereignissen als Triebfedern, die letztlich zu unserem heutigen System geführt haben. Dazu gehören die Alphabetisierung und die Entwicklung der Medien seit dem 18. Jahrhundert. Aber Prof. Dr. Hedwig Richter geht noch weiter. Sie bringt den Aspekt der „Körperlichkeit“ ins Spiel. Damit ist etwa das Empfinden von Schmerz gemeint oder auch das Abschaffen der Sklaverei, der Folter und des Leibeigentums. Das Mitfühlen mit anderen ist dabei entscheidend. Denn Demokratie kann dann besonders gut gedeihen, wenn in einer Gesellschaft „der Andere“ als würdevolles Wesen wahrgenommen wird. (Text: BR Fernsehen)
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