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  • Anpassen oder Aufbegehren?

    Wer in der Welt etwas bewegen will, muss Duftmarken setzen! Doch gegen den Strich bürsten, fernab der Norm, aufmüpfig sein – das scheint nicht mehr im Trend zu liegen. Noch gilt Deutschland als Land der Dichter und Denker, doch wächst jeder Gedanke auch am Widerstand. Und dafür braucht es Mut zur Kritik. Doch selbst an den Universitäten, einst Treffpunkt von Querdenkern, stellen Dozenten heute fest: Statt einer fruchtbaren Streitkultur herrscht leises Gejammer hinter vorgehaltener Hand. Viel lieber gehen die Jungen anscheinend pflegeleicht, protestfaul und pragmatisch durchs Leben.
    Mit spürbaren Folgen. Denn gerade die Unangepassten sind diejenigen, die neue Ideen wagen, Gruppen mit ihrer ausgeprägten Persönlichkeit dynamisieren und ganze Firmen voranbringen. Die unbequeme Wahrheit aussprechen, den Spiegel vorhalten, Missstände aufdecken – schweigende Abnicker bringen selten Licht ins Dunkel. Vielleicht sind aber die Angepassten auch eine Folge unserer Zeit. Einerseits die Sorge, ob der befristete Arbeitsvertrag erneut verlängert wird, andererseits gibt es kaum noch Verbote und Tabus.
    Wogegen lohnt es sich überhaupt noch anzukämpfen? Ist der Querkopf mittlerweile ein Auslaufmodell? Was sind die Folgen einer angepassten Gesellschaft? Im Skandal um die Limburger Bischofsresidenz ließ sich Jochen Riebel als Mitglied des Vermögensverwaltungsrats lange Zeit beschwichtigen. „Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ein Bischof so lügt und betrügt“, sagt Riebel. Als seine Zweifel an den wahren Kosten des Protzbaus immer stärker wurden, verlor Riebel seinen Respekt vor Bischof Tebartz van Elst, setzte ihn unter Druck und verlangte Klarheit.
    Heute ist Riebel einer der wichtigsten Belastungszeugen. Schwester Martina Merkle hat einst ein strenges Gehorsamsgelübde abgelegt. Das hindert sie jedoch nicht, auf die Barrikaden zu steigen. Seit 2005 ist die Nonne die Gallionsfigur einer Bürgerinitiative gegen eine Bahntrasse mitten durch Offenburg. „Gerade als Ordensfrau muss ich mich doch für die Menschen einsetzen“, sagt die aufmüpfige Nonne.
    Und entspricht damit ihrem Lebensmotto: „Nur tote Fischen schwimmen mit dem Strom!“ Immer zuverlässig, nie rebellisch – so arbeitete Martina Bareiss fast 20 Jahre lang als Verkäuferin. Nach der
    Schlecker-Insolvenz stand die Schwäbin plötzlich vor einem Scherbenhaufen: Es hagelte nur Absagen. „Ich war wohl allen zu alt und fühlte mich nur noch nutzlos“, sagt Bareiss. Doch sie nahm ihr Schicksal in die Hand, erkämpfte einen Kredit und eröffnete einen eigenen florierenden Dorfladen – dem nun aber Konkurrenz durch eine Drogeriekonzern droht.
    Mit Anpassung bis zur Selbstaufgabe schaffte es Jan Bredack bereits als 30- Jähriger zum Mercedes-Manager und war zehn Jahre in Führungsposition. Allerdings mit spürbaren gesundheitlichen Folgen: „Vorgaben von oben ließen sich nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren, mein Körper rebellierte.“ Und so vollzog er schließlich einen radikalen Wechsel und gründete eine vegane Supermarktkette.
    Heute rechnet er mit den Strukturen der Großkonzerne ab. „Dort sind nur angepasste Ja-Sager gefragt, jedoch keine kreativen Querdenker!“ „Sich den Gepflogenheiten anzupassen, das ist eine Frage des Stils“, sagt indes Amelie Gräfin von Montgelas. Die bayerische Adelige beherrscht die Kunst des guten Benehmens aus dem Effeff und ist viel gefragte Benimm-Expertin. Und sie beschwört: „Klare Regeln und gute Manieren sind eine Visitenkarte für Erfolg im Privaten und im Beruf – gerade durch die 68er haben die guten Umgangsformen stark gelitten“.
    Ihr Wunsch? Eine Renaissance von Stil und Etikette und eine Jugend, die wieder die guten Manieren pflegt. Die Jugend, zu frech und aufmüpfig? „Im Gegenteil, nie war die Jugend so fad und langweilig wie heute. So aber haben wir sie erzogen und auch den Erwachsenen fehlt heute jegliches rebellisches Potential“, klagt hingegen Philosoph Richard David Precht. Der Bestsellerautor kritisiert den „großen Siegeszug der Opportunisten auf allen Ebenen“ und sieht darin eine ernste Gefahr für die gesamte Gesellschaft von der Wirtschaft bis zur Politik.
    Als androgynes Wesen mit Make-up, Tattoos und Piercings verwirrt und fasziniert Sebastian Böhm, die Medien feiern den Endzwanziger längst als „Lady Gaga der Frisöre“ für seine ausgefallene Kreativität. Kein Wunder stehen bei ihm Stars wie Heino, Andrea Berg oder Bill Kaulitz von Tokio Hotel Schlange, doch Böhm verfolgt jetzt eine noch größere Mission: „Deutschland muss insgesamt wieder bunter und frecher werden – ich will nicht länger der einzige Freak sein!“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 02.05.2014SWR Fernsehen

Cast & Crew

Sendetermine

Fr 24.03.2017
02:10–03:40
02:10–
Sa 03.05.2014
11:15–12:45
11:15–
Sa 03.05.2014
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01:45–
Fr 02.05.2014
22:00–23:30
22:00–
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