Bewegung und Fitness sind wichtig für die seelische und körperliche Gesundheit. – Doch wie fit ist eigentlich noch gesund? Ist der zunehmende Körperkult und die Fixierung auf ein makelloses Aussehen ein gesellschaftlicher Irrweg? Bewegungsmangel ist das neue Rauchen. Mangelnde Bewegung ist heute weltweit ein führender Risikofaktor für gesundheitliche Probleme wie Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes. In Europa sind laut Weltgesundheitsorganisation jährlich eine Millionen Todesfälle auf Bewegungsmangel zurückzuführen. Schon die alten Römer wussten: „In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist.“ Doch heißt gesund: fit, muskulös und perfekt? Hochleistungssport ist heute nicht länger Profisportlern und Vereinsmitgliedern vorbehalten. Die wenigsten treiben Sport für Bestplatz, Medaille oder Preisgeld. – Es geht um Selbstoptimierung und Leistungsfähigkeit. Darum, den Körper fit und belastbar zu machen für alle Anforderungen, die Alltag, Arbeit und Leben stellen. Denn: Wer fit ist und so aussieht, der hat bessere Chancen auf dem Arbeits- und auch auf dem
Singlemarkt. Der Körper als Kapital selbst dort, wo eigentlich das zählt, was im Kopf oder im Herzen steckt. Wer sich dem Diktat der Fitness verweigert, hat einen schweren Stand. Müßiggang ist verpönt. Wer Spaziergänge für ausreichende körperliche Ertüchtigung hält, wird als faul abgestempelt. Der Feierabend soll bitteschön im Fitnessstudio verbracht werden, das Wochenende beim Marathon und der Urlaub nicht faulenzend am Strand, sondern mindestens im Yoga-Retreat, noch besser beim Ironman auf Hawaii. Es gibt eine ganze Industrie, die von diesem anhaltenden Trend profitiert: Fitnessstudios, Sportbekleidung, Spezialnahrung – bis hin zu Kosmetik und Schönheits-OPs. All das garantiert satte Umsätze. Coaches und Influencer präsentieren die von ihnen durch hartes Training geformten Idealkörper auf Internetplattformen und werben so für ihr jeweiliges Erfolgsrezept. In den Körper wird investiert, denn er ist Aushängeschild und Einnahmequelle. Ein Wettstreit um den immer fitteren Körper, das immer weiter perfektionierte Äußere, ist längst entbrannt und kaum mehr aufzuhalten. (Text: SWR)