2014, Folge 160–178

  • Folge 160 (45 Min.)
    Normalerweise freuen sich Fischer über reichlich Fisch, der Rotfeuerfisch vor St. Lucia ist jedoch eine Plage. Die imposanten Tiere kamen aus Florida in die Karibik, sie haben dort keine natürlichen Feinde und breiteten sich aus. Keither Prospere geht nach dem Aktionsplan „Eat them to beat them“ regelmäßig auf Jagd nach ihnen. Abnehmer gibt es genug, „Lion Fish“ steht auf den Speisekarten der gehobenen Inselrestaurants, dessen zartes, weißes Fleisch vorzüglich schmeckt. Bei der Zubereitung müssen jedoch erst die giftigen Stacheln entfernt werden. Terence McFalan interessiert der Rotfeuerfisch nicht.
    Er taucht nach Lambis, der Spinnenschnecke. Bis zu 75 Kilo von ihnen holt er am Tag aus dem Wasser. Keiner taucht so oft und so tief wie er und keiner kann so lange unten bleiben. Sein Gehör hat Terence McFalan beim Tauchen fast gänzlich eingebüßt. Mit jedem Tauchgang riskiert er sein Leben. Die Insulaner nennen ihn „Sea Soldier“. Die Steelband von Quill Barthelmy trommelt in der Gemeinde Labourie im Süden der Insel nach Schulschluss 20 Mädchen und Jungs zwischen acht und 15 Jahren zusammen. Die Band intoniert auf alten Ölfässern die Nationalhymne und diverse Bob-Marley-Songs, aber auch komplexe Jazztitel.
    Bei den Auftritten kommt gerade genug Geld für den Steeldrum-Stimmer zusammen, dessen Einsatz gut 1.000 Ostkaribische Dollar kostet, knapp 300 Euro. Das wichtigste Exportgut der Insel sind Bananen. Sie werden im Hafen von Vieux Fort verschifft. Auch Lench Fevrier liefert dort einmal die Woche einige Kisten an. Ein Teil seiner Bananen geht auf die Nachbarinsel Barbados, die meisten verkauft er aber an lokale Läden. Lench hat eine kleine Plantage in den Bergen und arbeitet streng organisch. Kunstdünger lehnt er ab. Rina Francis macht sich über Dünger keine Gedanken.
    Sie und ihre Familie arbeiten im Knorpeltang-Geschäft. Das Sea Moss wächst reichlich in der Bucht vor Praslin. Aus der Rotalge lässt sich vor allem Carrageen gewinnen, das industriell als Geliermittel und für Kosmetika genutzt wird. Auf St. Lucia aber ist der Sea Moss Punch ein Verkaufsschlager. Er schmeckt ein wenig wie Eierlikör. Doch um den Geschmack geht es gar nicht: das Meeresgetränk soll die Potenz steigern. Die einheimischen Kinder müssen hoch hinaus, wenn sie ihren Durst löschen wollen. Sie sind Meister im Auf-die-Palme-klettern und Kokosnüsse knacken. Zur Belohnung gibt’s frisches, sehr gesundes Kokoswasser. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.01.2014NDR
  • Folge 161 (45 Min.)
    Hongkong bedeutet „duftender Hafen“. Hier wuchs früher der seltene Adlerholzbaum. Dessen Holz gab den taoistischen Räucherzeremonien die Würze. Duftender Hafen, was so lieblich klingt ist heute eine gigantische Metropole im Meer. Kaum ein anderes Fleckchen Erde ist dichter besiedelt. Seit 125 Jahren pendeln die „Star Ferries“ zwischen der Halbinsel Kowloon und Hongkong-Zentrum. Längst sind die britischen Kolonialherren fort, aber auf den betagten Fähren hat sich so gut wie nichts geändert. Die meisten sind weiterhin in „British Racing Green“ gehalten und die Besatzung trägt immer noch die alten schmucken Uniformen.
    Sister Lung führt das letzte schwimmende Restaurant in Hongkong. Genauer gesagt dirigiert sie eine ganze Flotte von kleinen Booten, auf denen sich jeweils ein Tisch und ein paar Stühle befinden. Die Chefin ist auf dem Wasser geboren und aufgewachsen. Früher gab es viele solcher „Floating Restaurants“ in Hongkong, die von Flüchtlingen ohne Bleiberecht geführt wurden. Für die „Boat People“ war es eine Chance zu arbeiten, denn sie durften keinen Fuß an Land setzen. Den wohl größten Kontrast zu Hongkongs City bietet die vorgelagerte Insel Lantau, ein Naturschutzgebiet.
    Hier dürfen nur wenige Autos und Taxis fahren, denn überall auf Lantau laufen Kühe und sogar Wasserbüffel herum. Ho Loy, Vorsitzende der Lantau Buffalo Association, kümmert sich um das Wohl der Tiere. Diese Organisation wird fast ausschließlich von Frauen geleitet, denn Büffel halten Männer für Rivalen. Auf Lantau steht auch das Stelzendorf Tai O. Ein Fischerdorf ohne Boote. Die Regierung hat sie konfisziert, um die Überfischung zu bekämpfen. Tai O war berühmt für seine würzige Paste aus heimischen Garnelen.
    Nun müssen die Produzenten auf ausländische Ware ausweichen. In der Bucht vor dem Flughafen wird gerade ein riesiges Bauprojekt aus dem Wasser gestampft, eine 40 Kilometer lange Brücke nach Macao, direkt neben einem Naturschutzgebiet: größte Gefahr für die seltenen rosa Delfine in Hongkong. In Hongkongs Zentrum ist auch die winzigste Wohnung nahezu unbezahlbar. In der Stadt findet sich kaum noch Platz zum Leben. Und noch weniger Platz für die Verstorbenen, die Friedhöfe sind überfüllt. Die Lösung: Es gibt Seebestattungen, sogar für Haustiere. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 06.02.2014NDR
  • Folge 162 (45 Min.)
    Mauro Morandi hat im Norden Sardiniens eine Traumbucht ganz für sich. Dort soll er verhindern, dass Besucher den Sand mitnehmen, der von kleinsten Korallenpartikeln zauberhaft rosa gefärbt ist. Mauro führt ein Einsiedlerleben und nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Doch sein Paradies ist bedroht: Es soll verkauft werden. In den zerklüfteten Bergen über der Costa Smeralda, dort, wo früher Banditen hausten, lebt Mario Dessolis mit seinen Schafen. Er hat eine pfiffige Geschäftsidee entwickelt, um die steigenden Lebenshaltungskosten zu bestreiten: Adoptiere ein Schaf! der letzte Schrei bei den Schönen und Reichen an der Smaragdküste.
    Die zahlenden „Adoptiveltern“ dürfen „ihrem“ Schaf Wunschnamen geben und erhalten ein Deputat Original Schafkäse von Mario. Das Korallenfischen an der Riviera del Corallo ist lebensgefährlich: Piero Capula taucht als einer der wenigen Corallari immer noch regelmäßig hinunter. Er ist der älteste von ihnen und vertraut auf seine Erfahrung und auf die 75 Kilo schwere Ausrüstung. Seine Gesundheit kümmert ihn weniger … Die begehrte rote Edelkoralle soll Glück bringen und vor dem bösen Blick schützen.
    Lea Carmelos Geschäft in der Altstadt von Alghero läuft gut, trotz billiger Imitate aus Fernost. Die Korallen-Künstlerin sieht rot: „Wenigstens die Koralle muss original bleiben in dieser Welt voller Plagiate!“ Lea bearbeitet nur echte Korallen. Die Fischer von Cabras sind noch richtige Kerle. Mit bloßen Händen fängt Salvatore, genannt King Kong, Meeräschen. Der Rogen im Bauch der weiblichen Fische heißt Bottarga und war als „Gold von Cabras“ schon bei Römern und Phöniziern als Delikatesse heiß begehrt.
    Bottarga sieht nicht schön aus, aber sie schmeckt. Consolata Melis ist 108 Jahre alt und nicht die einzige Sardin im biblischen Alter. Sie wohnt im Bergdorf Perdasdefogu und will noch einmal heiraten. Ihr Rezept für ein langes Leben: viel Arbeit, viele Kinder und immer gut essen. Ihre nur wenig jüngeren Brüder versorgen Consolata mit Vitaminen aus dem eigenen Garten. Schon Jules Verne beschrieb in seinem Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ die Meeresseide.
    Sie wird aus einer großen Steckmuschel gewonnen. Chiara Vigo ist die anerkannte (und etwas versponnene) „Meisterin der Meeresseide“. Aus den zarten Fäden hat sie schon eine Krawatte für Bill Clinton gemacht und einen Rosenkranz für Papst Benedikt. Einmal im Jahr verlässt die „Madonna des Meeres“ ihren Platz in der Kirche von Palau, dem Tor zum Archipel La Maddalena. Überreich mit Blumen geschmückt wird sie von Hunderten Booten auf der großen „Processione al mare“ begleitet, dem schwimmenden Festumzug zu Ehren der toten Seeleute. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 20.02.2014NDR
  • Folge 163 (45 Min.)
    Die Bahamas bestehen aus gut 700 paradiesischen Inseln südöstlich von Florida. Zu fast jeder bewohnten Insel besteht eine Flugverbindung. Lebensmittel, Kühlschränke und Werkzeug werden jedoch mit dem Postschiff transportiert. Von der Hauptstadt Nassau aus legen täglich 30 Schiffe ab. Mit seiner „Lady Frances“ bedient Captain Joseph Patton einmal die Woche die Minihäfen der Exumas (Distrikte) bis nach San Salvador, dort, wo Columbus vor über 500 Jahren seinen Fuß auf amerikanischen Boden setzte. Joseph und sein Sohn steuern am liebsten ihre Heimatinsel Black Point Exuma an.
    Dort steht dann die gesamte Verwandtschaft zwischen Paletten an der Pier. Auf Big Major Cay haust eine Horde herrenloser Schweine, die gerne im Meer baden geht. Deswegen sind sie zu einer Attraktion geworden, sodass täglich mehrere Ausflugsboote die „Schweinebucht“ anlaufen. So kommt der kleine Inselladen zu einem unerwarteten wirtschaftlichen Aufschwung. Viele der Exuma-Inseln sind in Privatbesitz und nicht wenige davon haben berühmte Eigentümer: Johnny Depp, Aga Khan, David Copperfield. Doch Compass Cay gehört einem Einheimischen: Tucker Rolle, er lebt hier, seit er denken kann.
    Zwar kennt er jeden berühmten Nachbarn und auch die diversen James-Bond-Drehorte, aber er macht keine große Sache daraus. Dabei ist Tucker selbst berühmt: für seine „Pet Sharks“. Die Haie kommen wie Haustiere jeden Morgen an seinen Steg und lassen sich füttern, sie sind geradezu handzahm. Auf Cat Island kennt fast jeder „Yardies“: Es handelt sich um eine Bretterhütte direkt an der einzigen Hauptstraße der Insel. Hier betreiben Yardie und ihr Mann Derek eine Tankstelle mit Imbiss. Berühmt sind sie für eine lokale Spezialität: Conch, die große Fechterschnecke.
    „Ich bin der beste Conchsalat-Macher der Insel“, sagt Derek stolz, „und Yardie macht die besten Conchfrikadellen.“ Jeden Nachmittag brummt der Laden. Dann treffen sich hier die Einheimischen, reden übers Inselleben oder trinken „Buschmedizin“, ein aus Rinde und Blättern gebrautes Wundermittel. Und wenn Yardie die Conch ausgehen, muss jemand rasch im Atlantik Nachschub holen. Der Arbeitsplatz von Montressa Swann ist nicht einmal einen Quadratmeter groß, dennoch ist er für ihn und alle anderen einer der wichtigsten Plätze in Nassau.
    Montressa steht in einem offenen Häuschen von der Größe einer britischen Telefonzelle mitten auf einer Kreuzung der Hauptstadt und regelt den Verkehr. Ohne ihn würde dort Chaos herrschen. Schließlich geht „mareTV“ der Frage nach, warum Fidel Castro auf den Hotelier und Bonvivant Enrico Garzaroli böse ist: Dieser hat die einzige Zigarrenmanufaktur der Bahamas gegründet und dem Comandante Castro einen seiner besten Zigarrendreher abgeworben. Und: Die Zigarren aus Enricos Fabrik unterliegen nicht dem US-amerikanischen Ausfuhrverbot echter Havannas …. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 06.03.2014NDR
  • Folge 164 (45 Min.)
    Lagunen, Salinen, Strände und Kanäle: Die Camargue ist eine einzigartige Wasserlandschaft im Süden Frankreichs. Hier hält der Stierzüchter Frédéric Bon seine Herde mit 30 Pferden und drei „Guardians“ in Schach. Mit ihren typischen Hemden und Hüten suchen die Cowboys der Camargue hoch zu Ross die wildesten Stiere für die „Course camarguaise“ aus, die unblutige französische Variante des Stierkampfes. In seiner eigenen Trainingsarena gewöhnt Frédéric Jungstiere an die Volten der Stierkämpfer. Im Hafenstädtchen Le Grau-du-Roi starten Jeremy Vargas und Jean-Louis Malabave zum Tintenfischfang mit einer höchst ungewöhnlichen Technik, genannt „Pêche au pot“.
    Die Männer werfen Hunderte vasenähnliche Gefäße an einer Leine ins Meer. Darin verkriechen sich die Tintenfische wie in einer Höhle. Mit einem Trick locken Jeremy und Jean-Louis sie von ihrem Boot aus wieder heraus: mit einem Spritzer Chlorwasser aus dem Blumensprüher. Bei Arles teilt sich die Rhône in zwei Mündungsarme. Über die Große Rhône pendelt die Doppelfähre von Barcarin.
    Die zwei Schiffe begegnen sich ständig. 38 Jahre lang hat Kapitän Christian Baudinet für Frankreichs Marine die Weltmeere befahren und dabei sieben Mal den Globus umrundet. Jetzt navigiert er auf einer Strecke von 400 Metern im Drei-Minuten-Takt. Auf den weiten Stränden der Camargue verlieren sich die wenigen Menschen zwischen den Dünen. Hier misst Luc Vernhes mit einer Spezialkelle den Salzgehalt des Meeres. Dann macht er sich auf den Weg durch die Saline von Aigues-Mortes. Dabei geht es 200 Kilometer kreuz und quer zwischen Bassins und Kanälen, wo er Schleusen öffnet und Wassertore schließt, um die Salzproduktion zu steuern.
    Der Salzmeister ist verantwortlich für die Qualität des weltweit berühmten „Fleur de Sel“. Von der Saline aus sieht man die Stadtmauern von Aigues-Mortes. Dort, wo die Eisenbahn den Canal du Rhône à Sète überquert, schwenkt der Bahnwärter Frédéric Félices sieben Mal am Tag die Drehbrücke, Baujahr 1923. Um sich beim Warten auf die Züge die Zeit zu vertreiben, schweißt er im Garten seines Wärterhäuschens tonnenschwere Skulpturen aus alten Schienen zusammen.
    Eine riesige Flamingo-Kolonie bevölkert die Lagunenlandschaft. Eric Coulet vom Naturpark der Camargue wacht über sie und mehr als 200 andere Vogelarten. Seit einigen Jahren nimmt er einen beunruhigenden Trend wahr: Das Klima hat sich stark verändert, jedes Jahr kommen neue Tiere und Pflanzen hinzu. Auch über die Verschiebung der Küstenlinie ist Eric besorgt. Jedes Jahr „wandert“ der Strand um 20 bis 30 Meter. Nichts ist mehr wie es einmal war in der wilden Wasserwelt Südfrankreichs. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 20.03.2014NDR
  • Folge 165 (45 Min.)
    Für die Carioca, die Bewohner Rio de Janeiros, gibt es keinen Zweifel: „Rio ist die schönste Stadt der Welt!“ Wer jemals mit dem Drachenflieger Ruy Mara über die traumhafte Küste zwischen dem Corcovado und dem Zuckerhut geschwebt ist, wird das bestätigen. Ruy arbeitet in einem Sozialprojekt für die größte und bekannteste Favela Rios: Rocinha. Die Jugendlichen sollen lernen, sich aus ihren sozialen Grenzen zu erheben. Dafür absolvieren sie nicht nur ein Judo-Training, sondern auch atemberaubende Flüge über die Stadt am Zuckerhut. Der Drachenfluglehrer Ruy bereitet den 18-jährigen David auf sein erstes Abenteuer in der Luft vor.
    Auch eine Traumstraße muss gewartet werden: Dem Himmel nah, hoch oben auf der berühmten Brücke von Niterói, repariert die Elektrikerin Patricia Oliviera mit ihrem Team die Ampelanlage. Da oben fühlt sie sich sicher. Lebensgefährlich ist es unten auf dem Seitenstreifen, denn brasilianische Autofahrer sehen in orangefarbenen Warnhütchen eher eine Aufforderung zum munteren Slalom. Die Ilha Grande ist die drittgrößte Insel Brasiliens. Zu Kolonialzeiten war sie ein Zentrum des Sklavenhandels und mit ihren 86 Stränden das perfekte Versteck für Piraten.
    Heute leben hier nur 3.000 Menschen, dafür aber viele wilde Tiere: Horden von Brüllaffen, die bislang wenig erforschten Guyana-Delfine und seltene Singvögel. Um sie zu schützen, gehen die Nationalpark-Ranger auf Streife. Über das uralte Kopfsteinpflaster der Hafenstadt Paraty holpert der Pferdekarren von Junio Alves. Er bringt Fenster zu einer Baustelle in die Altstadt, die für Autos gesperrt ist. Der findige Handwerker fährt vorbei an den malerischen alten Häusern, die Paraty zum Weltkulturerbe gemacht haben.
    Über den Caminho do Ouro, den Goldweg, gelangte früher das Edelmetall aus den Minen von Ouro Preto in die Innenstadt. Etwa 50 Kilometer vor dem Hafen von Santos baut Marco Candido seinen Stand direkt an der Straße auf. In der Hand hält er zwei Ketten mit großen Krabben, deren Zangen sich langsam öffnen und schließen. Zwölf Ketten mit Schalentieren muss Marco bis zum Abend verkauft haben, um das Abendbrot für seine zehnköpfige Familie zu verdienen. Nachts streift er durch die Mangroven auf der Suche nach frischer Ware ein hartes Leben an Rios grüner Küste. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 03.04.2014NDR
  • Folge 166 (45 Min.)
    Auf Juist werden alle schweren Arbeiten von Pferden erledigt, sogar die Müllabfuhr. Oben auf dem Kutschbock hinter den beiden Kaltblütern halten Horst Wolfert, Ode Odens und Abbo Bröckelmann die Zügel in der Hand. Kreuz und quer fahren sie über die autofreie Insel, um den Müll mitzunehmen. Der Wagen zieht ein recht deftiges Aroma hinter sich her, wenn Wertstoffe und Biomüll eingesammelt werden. Doch das ertragen die Männer in Orange mit der gleichen Gelassenheit wie ihre Pferde. Der bekannteste Bewohner auf Juist heißt Rufus Handschuh.
    Inselbesucher kommen an ihm kaum vorbei. Er trägt eine graue Uniformmütze aus Armeebeständen und eine getönte Brille, hinter der wache Augen blitzen. Wenn die Fähre festmacht, ist Rufus, der dienstälteste Gepäckträger Deutschlands, zur Stelle: freischaffend, gut gelaunt und trotz seines fortgeschrittenen Alters wieselflink! Zur Arbeitserleichterung hat er sich ein Elektrofahrrad gegönnt. Damit fährt er der Konkurrenz locker davon. Norderney ist die Heimat des Tierarztes Dr. Karl-Ludwig Solaro.
    Er hat dort zusammen mit seiner Frau Katrin eine Praxis, ist aber für alle Ostfriesischen Inseln zuständig, ausgenommen Wangerooge. Deswegen ist der Tierarzt auch viel unterwegs: mit Fahrrad, Fähre, Flugzeug. Er behandelt Pferde, Hunde, Katzen und Kleinvieh und hat Pillen, Salben, Spritzen, Skalpell und ein mobiles Röntgengerät im Gepäck. Langeweile ist bei Familie Solaro mit den vier Kindern, Praktikanten, Gastschülern und unzähligen Haustieren ein Fremdwort. Obendrein betreibt Katrin noch eine Hundepension.
    Die Wissenschaftler der Uni Oldenburg beschäftigen die Strömungsverhältnisse im Niedersächsischen Wattenmeer. Das Team um Dr. Thomas Badewien hat eine leuchtend gelbe Messstation in die Nordsee gesetzt. Zwischen Spiekeroog und Langeoog werden unablässig Daten gesammelt, die zeigen, wie die Fahrrinnen sich permanent verändern. Damit sich Sportskipper und Tankerkapitäne zurechtfinden, fährt Hermann Bakker kreuz und quer durchs Watt. Mit dem Tonnenleger „Lütjeoog“ setzt er Wegweiser für den Seeverkehr.
    Dabei macht er einen Abstecher zu einer neuen Insel, die bei Juist aus dem Meer wächst: die Kachelotplate. Michael Kleimann ist im Hochsommer auf Norderney in seinem Element, denn es ist Erntezeit. In Gummistiefeln stakst er dann durch den Schlick vor der Insel und pflückt Grünzeug. Zwischen den Dünen findet er Sanddornsträucher, die üppig mit orangen Früchten behängt sind. Aus dickfleischigen Salzwiesenpflanzen, Sanddorn und Schnaps mixt der gelernte Barkeeper Drinks, die preisgekrönt sind, jedes Getränk ist eine Augenweide.
    Seit den 1950er-Jahren ist seine Cocktailkneipe „Goode Wind“ eine Institution auf der Insel. Die Saison auf Wangerooge ist endgültig vorbei, wenn die Rinder die Insel verlassen. Landwirt Menz Willms gewährt seinen 50 Schwarzbunten den Sommer über auf der Ferieninsel Vollpension, um das Gras kurz zu halten. Im Herbst muss die Herde zurück aufs Festland. Dann zeigt sich Jahr für Jahr aufs Neue, dass norddeutsche Rindviecher eben keine Seekühe sind. Es braucht Hartnäckigkeit und viele furchtlose Helfer, um die Tiere an Bord des Frachters zu bewegen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 17.04.2014NDR
  • Folge 167 (45 Min.)
    Das Stettiner Haff ist eine verträumte Gegend, besonders im Sommer. Am Ostufer des Haffs liegt der Czarnocin Nationalpark. Früher wurde das Land intensiv bewirtschaftet. Heutzutage findet nur einmal im Jahr die Heuernte statt. Für den Rest sind die 75 seltenen polnischen Urpferde zuständig. Sie leben dort frei und sind die Lieblinge des Wildhüters Czeslaw Wilkowiecki. Es fällt ihm schwer, nicht einzugreifen, wenn ein Tier der Herde in freier Wildbahn verletzt wird, zum Beispiel durch Wölfe. Der „Bosman-Express“, das Tragflächenboot aus sowjetischer Produktion, pendelt zwischen Stettin und Swinemünde, allerdings mit 55 Stundenkilometern.
    Kein anderes Boot darf so schnell über das Haff fahren. Kapitän Janusz Olszewski ist ganz vernarrt in sein Schiff, das die Russen „Raketa“ nannten. Sein Arbeitsplatz hat etwas von einer Raumfahrtkapsel, von standesgemäßer Kommandobrücke keine Rede! Janusz kauert während der Fahrt auf einem unbequemen Stahlrohrsitz in einer winzigen stickigen Glaskabine ohne Klimaanlage bei 40 Grad im Sommer.
    Wenn Mietek Kopiecki und Tadeusz Glowacki morgens aufs Haff hinaus fahren, ist es noch stockfinster. Und es wird nicht geredet, die beiden freuen sich still, wenn die Zandersaison mit vielversprechendem Fang beginnt. Höhepunkt der Ausfahrt ist die Begegnung mit Seeadlern. Die Fischer teilen immer ein paar Fische ihrer Ausbeute mit den majestätischen Greifvögeln, quasi als Dank für ihre waghalsigen Flugmanöver. Der Adler ist auch Polens Wappentier. Krzysztof Banaszewski riskiert für seinen Beruf seine Leber: Er ist Wodka-Meister in Stettin.
    Sein Reich liegt 20 Meter unter den alten Jugendstilhäusern der Stadt. Dort lagert in einem Kellerlabyrinth das „flüssige Gold“ Polens in dicken Eichenfässern. Was Krzysztof aus verschiedenen Jahrgängen zusammenmischt, nennt sich „Starka“ und erinnert kaum noch an das klare „Wässerchen“, das man aus Russland kennt. Polnischer „Starka“ hat einen warmen Goldton und entsteht nach einem Geheimrezept aus dem 15. Jahrhundert. Außer Krzysztof kennt das nur noch Jolanta Sikorska, die im Labor Wodka-Wissenschaft mit Alchemie verbindet.
    Kein größeres Schiff käme ohne Schlepper in den Stettiner Hafen. Lukasz Godyn fährt mit seiner Mannschaft dem nächsten Kunden entgegen: einem Containerfrachter. Gegenüber der Stettiner Werft beginnt der Grüngürtel des Haffs. Die Schrebergärten, unbewohnten Inseln und schmalen Kanäle wirken idyllisch, doch für den Schlepperkapitän ist das Revier tückisch. Ständig wechseln Windrichtung und Strömung. Stefan Holub aus Nowe Warpno, Volksrepublik Polen, war 19 Jahre alt, als er sich im Winter 1969 beim Schlittschuhlaufen mitten auf dem Haff in Eleonore aus Altwarp, DDR, verguckt hat.
    Doch eine Liebelei zwischen den beiden Bürgern der „sozialistischen Bruderstaaten“ war nicht erlaubt. Als Stefan damals in der Silvesternacht mit Eleonore ins neue Jahr feiern wollte, wurde er von DDR-Grenzern verhaftet und kam für drei Monate im Gefängnis. Nach über vier Jahrzehnten sehen sich Stefan und Eleonore wieder, dank „Lütt Matten“, einem Kutter, der heute zwischen Altwarp und Nowe Warpno pendelt. Ein später Sieg der Völkerfreundschaft! (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 15.05.2014NDR
  • Folge 168 (45 Min.)
    Die kleinen Flecken Land am Rande der Nordsee sind die Halligen. Eine davon ist Oland. Dort stehen 17 Backsteinhäuser auf einer Warft. Claudia Nommensen betreibt den einzigen Wellness- und Beautysalon in der Welt der Halligen. Wenn ein Kunde auf der Nachbarhallig Entspannung braucht, macht sie ihre Lore klar: Mit Handtuch, Massagesalben und Fußpflegemaschine im Gepäck geht es dann über den Damm nach Langeneß. Heini von Holdt hat das Deck seiner MS „Seeadler“ voll beladen: Baumaterial, Lebensmittel, einen Blumenstrauß für eine Geburtstagsfeier und mittendrin die Mutter vom Bürgermeister der Hallig Gröde, die mit neun Einwohnern eine der kleinsten Gemeinden Deutschlands ist.
    Heini versorgt die Halligen mit allem, zur Not auch noch spät am Abend, damit die frisch gebackene Torte von der Hallig Langeneß zur Konfirmation rechtzeitig nach Hooge kommt. Und gerade diese Torte wird von Merle Dell-Missier sehnlichst erwartet. Die 14-Jährige mit ihren roten Haaren und Sommersprossen ist ein echtes Hallig-Mädchen.
    Und genau hier will sie auch später leben, mit Familie und eigenem Haus. Es gibt nur ein Problem: Die Jungen ziehen in der Regel weg. Und so wird Merles Konfirmation in der voll besetzten Kirche als eine der letzten für die nächsten Jahre gefeiert. Land unter! Das ist eigentlich nichts Besonderes, 15 bis 20 Mal im Jahr werden die Halligen von der Nordsee überschwemmt. Davor haben die Bewohner keine Angst mehr. Aber nun soll ein heftiger Sturm kommen, den es schon lange nicht mehr gegeben hat.
    Es werden Orkanböen bis zu 160 km/​h und ein beängstigender Hochwasserstand erwartet. Für die Hanswarft auf Hooge hieße das: Die Häuser laufen voll Wasser. Der Gastwirt hat Flutschotten in die Türen gebaut und sich aufs Schlimmste vorbereitet. Kurz bevor das Wasser seinen Höchststand erreicht, versammeln sich alle Warftbewohner in der Gaststube: Sie lauschen den Pegelstandansagen, gehen hinaus zum Deich und haben diesmal doch ein bisschen Angst. Einmal im Jahr machen Zehntausende Ringelgänse Station auf den Halligen, bevor sie weiter nach Sibirien ziehen.
    Dann hat Gerd Karau alle Hände voll zu tun. Er sammelt die Gänseeier ein und schickt sie mit der Lore aufs Festland zur Aufzuchtstation. Auf Süderoog leben nur Nele Wree und Holger Spreer. Sie bewirtschaften im Auftrag des Nationalparkamtes den Hof, zählen Vögel und dokumentieren, wie viel Müll angespült wird. Sie sind gerade ganz neu auf Süderoog angekommen. Ob es die beiden hier auch 22 Jahre lang aushalten, so wie ihre Vorgänger? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 05.06.2014NDR
  • Folge 169 (45 Min.)
    Belgien nutzt wie kaum ein anderes Land seine kleine Küste: Dort reiht sich ein Badeort an den nächsten, von schick bis schrill. Die Kusttram, die längste Straßenbahnlinie der Welt, bietet die beste Möglichkeit, sich an der Nordsee entlang zu bewegen. 65 Kilometer lang ist die Strecke von Knokke-Heist an der niederländischen Grenze bis De Panne an der französischen, sie fährt jeweils im Zehnminutentakt. Seit 13 Jahren arbeitet Katrien Becu als Kusttram-Fahrerin und beantwortet die Fragen ihrer Fahrgäste geduldig in vier Sprachen, allerdings nicht während der Fahrt. In Oostduinkerke gibt es zwei sehr alte und sehr spezielle Fischfangmethoden.
    Schon seit 400 Jahren gehen bei Niedrigwasser die Paardenvissers, die Pferdefischer, mit ihren Kaltblütern in die Brandung und fangen Krebse. Diese Tradition war fast schon ausgestorben, bis sich Stefaan Hancke zum Geburtstag von seinem Großvater einen Pferdefischerkurs wünschte. Jetzt gibt es wieder mehr als 20 Paardenvissers. Stefaan liefert Krebse sogar an das belgische Königshaus. Noch länger gibt es die Stienesteekers, das sind Frauen in Gummistiefeln und Ölzeug. Wenn ihre Männer auf See sind und die Tide günstig ist, schieben sie ihre in Holzrahmen gespannten Netze durch das Watt.
    Nur selber kochen würden die Frauen nie, solch „niedere“ Tätigkeiten überlassen sie gerne den Männern. Antwerpen ist Belgiens größter Hafen und der Arbeitsplatz von Paul Renders. Er ist Pater auf dem Kirchenschiff „St. Jozef“, einem ehemaligen deutschen U-Boot-Versorger. Alle nennen Paul nur Pablo, weil er 20 Jahre in Chile Missionar war. 3.000 Euro muss das schwimmende Gemeindezentrum jeden Monat einbringen, für Pater Pablo heißt das taufen, taufen, taufen. Belgien bietet mehr als Moules frites, nämlich 65 Kilometer Nordseeküste voller Überraschungen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 07.08.2014NDR
  • Folge 170 (45 Min.)
    „mareTV“ taucht in den Alltag der Bewohner von Stockholms Schärengarten mit seinen 30.000 größeren und kleineren felsigen Inseln ein. Auf Rödlöga, einer der östlichsten Schären, öffnet Maria Thomsson jeden Morgen ihren kleinen Krämerladen, ein Supermarkt im Nirgendwo. Die drei ständigen Bewohner des Eilandes und die „Sommer-Insulaner“ decken sich hier mit allen möglichen Dingen ein und tauschen die aktuellsten Neuigkeiten aus. Nebenan hat Amanda, Marias 21-jährige Tochter, ein Café eröffnet. Ihre Spezialität ist Blaubeertorte. Anders Hird ist „Klomann“ und bezeichnet seine Arbeit als Traumjob.
    Vor drei Jahren hat er die Firma Muddy Water gegründet. Mit seinem Tankschiff „Kurt“ pumpt er auch noch die entlegenste Klärgrube in den Schären leer. Kurz vor der Hauptsaison wollen alle noch einmal auf ihren Grundstücken Klarschiff machen. Und plötzlich kommt noch ein Notfall bei den Nielssons dazu, Stammkunden von Anders Hird. Für sie macht er gerne Überstunden. Ganz wichtig: Er muss seine Arbeit möglichst diskret erledigen. Alva Vinterhed ist die Heizerin der „Blidösund“, einem Liniendampfer von 1911, der zwischen Stockholm und den Schären pendelt. Die 40-Jährige schaufelt seit ihrem 18. Lebensjahr Kohlen.
    Damals jobbte sie in der Kombüse des Schiffes und sollte nur kurz einspringen, als sich der alte Heizer verletzt hatte. Im Sommer ist auf dem Wasser im Schärengarten fast den ganzen Tag Rushhour: Jetski-Fahrer rasen neben Gruppen von Schwimmern, Freizeitkapitäne fahren mit ihren Booten Schlangenlinien, Speedboote heizen mit hoher Geschwindigkeit durch Naturreservate. Die Stockholmer Polizei hat mit ihren Booten alle Mühe, das Schlimmste zu verhindern. Roger Ahlbom und seine Kollegen vom „Polisbåt 399950“ reagieren mit Atemalkoholmessgerät, Radarfalle und saftigen Geldbußen.
    Auf der Insel Möja bauen die Brüder Rolf und Alf Westerberg Boote eigentlich. Doch die beiden vereinbaren nie feste Lieferzeiten, die Bestellung ist fertig, wenn sie fertig ist. Denn den Westerbergs kommt bei ihrer Arbeit praktisch immer etwas dazwischen, diesmal streikt schon wieder der Rasenmäher vom Nachbarn. Kurz vor der Mittsommernacht, dem wichtigsten Feiertag der Schweden, herrscht sogar so etwas wie Hektik im Schärengarten. Dann putzen alle ihre kleinen Anwesen heraus, legen Heringe sauer ein und sammeln Blüten für den „Feierbaum“. Auf jeder Insel wird der längste Tag des Jahres ausschweifend gefeiert, mindestens bis zum Sonnenaufgang gegen 3:30 Uhr. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 21.08.2014NDR
  • Folge 171 (45 Min.)
    Auf Rügen, Deutschlands größter Insel, bröckelt das Wahrzeichen. Die berühmten Kreidefelsen rutschen nach und nach in die Ostsee. Schon in absehbarer Zeit wird es den Königsstuhl nicht mehr geben. Ingolf Stodian vom Nationalparkamt hält nichts davon, die Felsen mit viel Aufwand und hohen Kosten zu sichern. Doch die Besucher der Küste müssen vor Felsabstürzen bewahrt werden. Kay-Uwe Strandmann betreibt die Ruderfähre über die Baaber Bek bei Moritzdorf. 25 Schläge benötigt er für die 50 Meter und erspart seinen Passagieren einen Umweg von acht Kilometern.
    In der Hochsaison legt er die Strecke bis zu hundert Mal am Tag zurück, das kräftigt den Bizeps. Vor Kap Arkona mit seinen Leuchttürmen befindet sich ein Schiffsfriedhof. Über 300 Wracks liegen hier, dank des salz- und sauerstoffarmen Wassers sind sie über Jahrhunderte konserviert. Doch die Schiffsbohrmuschel droht das Holz der alten Schiffe zu zerfressen. Und auch unter den Sporttauchern gibt es Raub- und Schatzgräber. Katrin Staude taucht hier ab, um für das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege herauszufinden, wie es um den archäologischen Schatz bestellt ist.
    Arno Vetterick war einst selbst Fischer, in vierter Generation. Irgendwann hat er dann die Seiten gewechselt. Nun ist er Fischereiaufseher und überwacht mit Aktenordnern und Lineal bewaffnet an Bord der „Goldbutt“ Angler und Fischer. Dass er auch seine ehemaligen Kollegen kontrollieren muss, gehört dazu. Die meisten Verstöße entdeckt er jedoch bei Sportanglern. Weitab von Rügens touristischen Zentren hat Philipp Schwitalla seinen Platz gefunden. Die Wanderjahre als Tischler haben ihn auf die Insel geführt. Er besetzte eine heruntergekommene LPG-Halle und haucht hier alten Holzbooten neues Leben ein.
    Viel Hilfe hat er nicht, denn sein Geselle hat gekündigt, ihm war es einfach zu einsam. Einsam ist es auch auf der „Entmagnetisierungsinsel“ noch. Früher wurden hier die DDR-Schiffe entmagnetisiert, um sie vor Seeminen zu schützen. Seit Gerhard Benz das Eiland mitten im Bodden gekauft hat, setzt er alles daran, daraus etwas zu machen. Casino, Luxusrestaurant oder einfach nur Atelier, doch zuerst muss er mit dem Hochdruckreiniger tonnenweise Vogelmist entfernen. Die Insel war jahrzehntelang ein „Möwen-Klo“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 04.09.2014NDR
  • Folge 172 (45 Min.)
    Mildes Meeresklima, endlose Sandstrände und die atemberaubenden Klippen der Jurassic Coast: Das alles prägt die Grafschaft Dorset im Südwesten Englands. John Wright ist ganz wild auf „Wildfood“ Köstlichkeiten. Die Küste, sein Selbstbedienungsladen dafür, liegt direkt vor seiner Haustür, im Westen von Dorset. John sammelt wilden Brokkoli auf Chesil Beach und lockt mit Salz lange Muscheln aus ihren Löchern. Vor den Klippen sucht er nach der schmackhaften Meerrübe. Zum Nachtisch gibt es ein Panna cotta aus exotischen Algen.
    Direkt hinter dem Chesil Beach ist eine Lagune Zufluchtsort für die berühmten Schwäne von Abbotsbury. In dem Kloster, das hier einmal stand, wurde gelegentlich auch schon einmal Schwanenbraten serviert. Heute werden 600 Vögel in der Swannery gepflegt und gefüttert. Chefhüter Dave Wheeler sucht jeden Morgen nach frisch geschlüpften Küken. Diese müssen markiert werden, damit die Zuordnung zur richtigen Schwanenfamilie gelingt. Wer auf der kleinen Halbinsel Sandbanks ein Haus hat, ist reich.
    Von hier aus legt alle halbe Stunde die Fähre zum gegenüberliegenden Strand ab. Sie wird an einer Stahlkette geführt, weil die Strömung an dieser Stelle besonders stark ist. Gerade deshalb zieht es Patrick Wild zum Schwimmen hierher: in einer natürlichen „Gegenstromanlage“. Regelmäßig legt sich der furchtlose Schwimmer mit den Anwohnern und den Betreibern der Fähre an. Sie befürchten, dass er irgendwann noch in die Kette gerät. Das Wasser der Studland Bay ist zwar ein wenig trüb, aber die tauchenden Mitglieder des Seahorse Trusts, der Seepferdchen-Schutzgemeinschaft, stört das nicht.
    Wohl an keinem anderen Ort in Großbritannien kommen Seepferdchen so zahlreich vor wie hier im Seegrasfeld der flachen Bucht. Um die Geheimnisse des sagenumwobenen Wasserwesens zu erforschen, werden die Tiere regelmäßig beobachtet und vermessen. Emily Madge arbeitet in der Brutstation des Aquariums von Weymouth als Seepferdchen-Hebamme und -Züchterin. Sie verschickt die Tierchen an Aquarien auf der ganzen Welt, damit die wilden Artgenossen in Ruhe gelassen werden.
    Wer im malerischen Weymouth an den Strand möchte, muss den langen Weg über die Brücke nehmen oder bucht eine Fahrt mit der Harbour-Ferry für ein Pfund Sterling pro Person. Es ist keine Fähre im üblichen Sinn, vielmehr handelt es sich um einen Ruderboot-Shuttle. Für die Passagiere legen sich entweder Bob oder Bob in die Riemen. Die beiden alten Seebären bessern sich mit den Überfahrten ihre Rente auf und halten sich dadurch fit. Ihre Fahrgäste erfreuen sich am Seemannsgarn, mit dem die beiden sich überbieten.
    Denn bei aller Freundschaft sind die beiden Bobs auch Konkurrenten. Ein Strandurlaub ohne den Ritt auf einem Esel ist für ein englisches Kind undenkbar. Melanie Rush hält die Zügel von elf Esel-Damen fest in der Hand. Für drei Pfund geht es den Strand entlang. Damit die Esel die ganze Saison durchhalten, geht Melanie mit ihnen regelmäßig zur Physiotherapie. Diesmal müssen die störrischen Vierbeiner am Rand des Drachenflug-Festivals ihre Runden drehen. Das kann gefährlich werden – bei abstürzenden Drachen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 18.09.2014NDR
  • Folge 173 (45 Min.)
    Zwei Dinge wirken anregend auf den Triestiner, sagt man: der Blick aufs Meer und der in die Tasse mit dem Espresso Nero. In den Kaffeehäusern rings um den Hafen in Triest wird doppelt so viel Espresso getrunken wie im Rest Italiens, durchschnittlich 1.500 Tassen im Jahr pro Kopf. Die Zubereitung des „kleinen Schwarzen“ ist hier sogar eine Wissenschaft. An der Università del caffè lehrt Michele Pauletic die hohe Kunst an der Espressomaschine. Triest wurde mit Kaffeeumschlag groß, war der Seehafen der k.u.k.-Monarchie.
    Auch die Geschlechtertrennung in der Meeresbadeanstalt Bagno alla lanterna geht auf kaiserliche Zeiten zurück. Die Stammbadegäste Adriano, Renato und Franco finden das getrennte Baden gar nicht so schlecht. Karten spielen sie ohnehin lieber ohne ihre Frauen. Die vergnügen sich derweil auf der anderen Seite der Mauer. Nur einige jüngere Paare wie Andrea und Linda suchen die heimliche Begegnung im Wasser. Doch Bademeisterin Elisa Sorina wacht darüber, dass die Badewelten ordentlich getrennt bleiben.
    Mit dem Schloss Miramare bauten sich die Habsburger einen Logenplatz am Meer. Hausherr Maximilian kehrte 1867 jedoch von einem „Interimsjob“ als Kaiser von Mexiko nicht lebend zurück, er wurde von Aufständischen erschossen. Seitdem umweht Melancholie den Meerespalast. Direktorin Rossella Fabiani tut ihr Bestes, um das bröckelnde Erbe in Schuss zu halten. In der Gesteinslandschaft über Triest, dem Karst, gräbt Hobby-Höhlenforscher Danilo Lupinc nach Spuren der Geschichte. Es ist schon eine traurige Ironie, dass man den besten Blick auf den Golf von Triest aus den Schützengräben des Ersten Weltkrieges hat.
    In einem davon starb Danilos Großvater, dem er jetzt ein Denkmal setzt. In der Grotte unter seinem Haus befindet sich Danilos Weinkeller: Hier lagert bei konstanten elf Grad der selbst vergorene „Malvasia“. Piero Miksa, Security-Mann auf der Wolfsbarsch-Fischfarm im slowenischen Piran, muss nüchtern bleiben, besonders in der Nacht. Die verbringt er in einem schwimmenden Campingwagen gleich neben den Fischkäfigen, ständig in Alarmbereitschaft.
    Regelmäßig versuchen Fischräuber, sich die wertvollen Wolfsbarsche zu holen. Am anderen Ende des Golfs an der Nordküste der Adria liegt der Badeort Grado mit seiner Lagunenlandschaft. Hier haben die Fischer ihre Hütten, auch wenn sich die Fischerei kaum noch lohnt. Aber zur jährlichen Prozession mit der Madonna del Mare fahren sie alle aufs Meer hinaus. An der Spitze Eugenio Scuz mit seiner Veteranentruppe Vecchi Marinai, „alte Seemänner“, auch wie zu Kaisers Zeiten. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 02.10.2014NDR
  • Folge 174 (45 Min.)
    Sie gehören zur türkischen Ägäis wie das türkisfarbene Wasser, paradiesische Buchten und antike Kultstätten: Gulets. Das sind 30 Meter lange hölzerne Segelschiffe, handgefertigt, ganz ohne Bauplan. Metin Usla kennt fast jedes von ihnen. Der Elektriker legt Kabel, montiert Lampen und berät die Kunden. Zu denen gehören auch berühmte und reiche Männer wie Bill Gates oder Roman Abramowitsch. Für das Schiff des russischen Milliardärs wurde extra eine eigene Werfthalle gebaut: seine Gulet soll 160 Meter lang werden.
    Wenn Mehmet mit seiner Frau Güler auf ihrem kleinen Boot den Hafen verlässt, ist die Rollenverteilung an Bord klar: Mehmets Frau ist der Kapitän. Güler fischt besser als die meisten Männer. In Akyaka gibt es zehn Fischerinnen wie sie. Es war ein harter Kampf, bis sie in der Männergesellschaft akzeptiert wurden. Der weibliche Einfluss an Bord ist augenfällig: Bilder und frische Blumen zieren das Boot von Güler und Mehmet. Gürol Algan war auch Fischer, bis er seinen Kutter zur Esel-Arche umgebaut hat mit stabilen Seitenwänden und rutschfestem Teppich.
    Gürol kümmert sich um alte und lahme Tiere, die bei der Arbeit mit modernen Traktoren nicht mehr mithalten können. Bevor ein Esel „ausgemustert“ dahin vegetiert, schippert Gürol ihn nach Esek Adasi, der Esel-Insel. Die Engländerin June Haimoff ist 91 Jahre alt und tummelte sich früher im internationalen Jetset. Dann kam sie in den kleinen Ort Dalyan und sah die Riesenseeschildkröten, die immer wieder von Schiffsschrauben verletzt oder getötet oder deren Eier von Menschen geraubt wurden.
    Seitdem betreibt sie ein Schildkröten-Krankenhaus. Sie konnte sogar die meisten Fischer davon überzeugen, ihre Schiffschrauben mit Schutzkörben zu versehen. Heute schmückt der Aufkleber „Approved by Captain June“ die Mehrzahl der Boote. Auf der Weininsel Bozcaada wird ein edler Tropfen gekeltert, obwohl es den Regeln des Islam widerspricht. Ganz anders ist der harte Alltag der Schiffsabwracker von Aliaga. Hier werden große Pötte aus aller Welt recycled. Doch das bekommt kein Tourist zu sehen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.10.2014NDR
  • Folge 175 (45 Min.)
    Die Schwebefähre von Newport sieht aus wie ein fliegendes Spielzeugschloss. Mit ihr können sechs Autos und bis zu 120 Fußgänger die 196,6 Meter lange Strecke über den Fluss Usk gleiten. 1906 wurde die abenteuerliche Brückenkonstruktion gefeiert wie das Wunder von Wales. Martin Newman arbeitet seit 19 Jahren im Wartungstrupp. Der Mechaniker ist sehr stolz auf seinen Arbeitsplatz in schwindelerregender Höhe, denn weltweit gibt es nur acht Schwebefährenbrücken und die von Newport ist die größte. Und sie hat auch die schnellste Gondel.
    Das behauptet zumindest Martin: „Der Ferrari unter den Schwebefähren dank bester Schmierung!“ Wenn die Pastorin Christine Llewellyn in ihrer Lieblingskirche predigt, der Kapelle von Saint Cwyfan, ist der Gezeitenkalender so wichtig wie die Bibel. Das kleine Gotteshaus aus dem Mittelalter stand einst auf einer Landzunge, doch die wurde über die Jahrhunderte vom Meer eingenommen. Werden während eines Gottesdienstes ein paar Psalme zu viel verlesen, sitzt die Kirchengemeinde für Stunden auf der Insel fest.
    Und das ohne WC, ohne Strom, und, in Wales noch schlimmer: ohne Tee. Aus ein paar Ästen, einem Kuhfell, Pferdehaar und Wollwachs baut Peter Faulkner typisch walisische Boote: Coracles, winzige Einmannnussschalen. Sein neuster Kunde, der berühmte Musiker Robert Plant, bekommt jedoch eine Nussschale im XXL-Format. Rockstars brauchen eben immer eine Extrawurst. Llandudno ist das mondänste unter den eleganten walisischen Seebädern. 1860 kam ein gewisser Richard Codman dorthin. Sein Pferd verstarb, Codman war knapp bei Kasse und brauchte dringend eine Geschäftsidee: Aus Treibholz schnitzte er Puppen und führte mit ihnen das berühmte Stück „Punch and Judy“ für die Kinder der Sommerfrischler auf.
    Sein Ururenkel Jason führt diese Tradition bis heute mit den Originalfiguren aus dem Familienerbe fort. Auch das Theaterstück wird bis heute unverfälscht aufgeführt. Das provoziert gelegentlich Proteste der Elternschaft, denn der Klassiker für Kinder ist nach heutigen Maßstäben ein recht deftiges Strandvergnügen. Bei Ebbe stehen im Fischerdorf Llanelli bis zu 15 Autos am Strand.
    Die Männer, die darin auf Niedrigwasser warten, sind Cockle Pickers. Sie sammeln Herzmuscheln wie vor Hunderten von Jahren und arbeiten nur mit Harke und Sieb. 300 Kilogramm am Tag darf jeder von ihnen ernten. Die Cockle Pickers müssen schnell sein, denn das Flussdelta hat den zweithöchsten Tidenhub der Welt. Aber die Mühe lohnt sich. In Europa werden für handverlesene Cockles noch gute Preise gezahlt. Ein Marsroboter am Strand! Wird da etwa wieder ein Hollywoodfilm gedreht? Wales als spektakuläre Kulisse für Action, Grusel und Science Fiction? Nein: Professor Laurence Tyler und sein Forscherteam erproben hier an der Clarach Bay hoch entwickelte Kameraaugen für Roboter.
    Es ist ein Testlauf im Rahmen der Marsmission der europäischen Weltraumorganisation ESA. Bis 2018 muss alles perfekt sein. Die Bedingungen am Atlantikstrand von Wales kommen der Situation auf dem roten Planeten sehr nah, nur dass hier gleich um die Ecke ein riesiger Campingplatz ist, wo das Leben tobt. Das muss auf dem Mars erst noch entdeckt werden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 06.11.2014NDR
  • Folge 176 (45 Min.)
    Die Gegend rund um die San Francisco Bay ist für den Nebel berüchtigt. „mare TV“ begibt sich auf Entdeckungsreise zu den vor allem sonnigen Seiten rund um die weltberühmte Golden Gate Bridge. Im Marine Mammal Hospital ist Frühvisite. Dr. Shawn Johnson ist diensthabender Veterinär im größten Meeressäuger-Krankenhaus der Welt und leitet die Entlassungsuntersuchung bei Seeelefant Crabby. Das Tier soll am nächsten Morgen ausgewildert werden. Für den Seelöwen Abraham, der mit einer Schusswunde eingeliefert wurde, geht der Klinikaufenthalt erst los.
    Sonografie, Röntgen, EEG. Die Seelöwen von San Francisco sind bei Fischern nicht gerade beliebt. 50 Schwimmer stehen auf der „Alma“, einem alten Segelschoner. Sie haben nummerierte Badekappen auf dem Kopf und frieren. Der Startschuss für die Schwimmer fällt, als die „Alma“ die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz mitten in der Bucht erreicht. Sie stürzen sich ins Wasser, das Rennen beginnt: Der Escape from Alcatraz Triathlon ist die ultimative Herausforderung für jeden Bewohner der Bucht.
    Jeder Teilnehmer wird mit einem zünftigen Dinner im Bootshaus belohnt. Mit meditativer Ruhe stellt sich Bill Dan am Strand von Crissy Field einer zentnerschweren Herausforderung. Bill ist Stein-Balancierer. „Du musst gleich wissen, wo der Stein seinen Schwerpunkt hat“, sagt er. „Sonst klappt es nicht.“ Ohne Hilfsmittel stapelt er mehrere Felsbrocken ins Lot. Bill grinst, lässt los und tritt zurück. Der Steinturm steht als würde er die Schwerkraft ignorieren.
    Gegenüber am anderen Ufer testet Judah Schiller seine neueste Erfindung: das „Schiller Bike“, ein Wasserfahrrad. Es ist zehn Knoten schnell, ein Rennrad für die Bucht und für den Kofferraum zusammenklappbar. Judah schwärmt: „Mit dem Wasserbike bist du mobil, quer durch die San Francisco Bay. Kein Stau, kein CO2, kein Lärm.“ Jim Holmes tuckert mit einem Boot durch die Bucht. Per Radar sucht er den Müll, der massenweise in der Bucht umher schwimmt. Kanister, Nylontampen, Badelatschen. Den gesammelten Plastikmüll stopft Jim in eine Maschine an Bord.
    „Die macht Stroh zu Gold wie in diesem deutschen Märchen“, grinst Bill und heizt die Apparatur auf. Es blubbert und stinkt. Aus Plastikschnipseln wird: Öl. In der Richardson Bay von Sausalito residieren seit den 1960er-Jahren die Aussteiger auf ihren Hausbooten. Gerade herrscht Aufruhr in der Gemeinde. Sie müssen mal wieder an einen anderen Pier umziehen. Und Claus Koestel ist der Einzige, der ein Motorboot hat, um die schwimmenden Häuser zu bewegen. Tochter Saedie hilft mit, wenn Daddy die Hausboote neu sortiert. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 20.11.2014NDR
  • Folge 177 (45 Min.)
    Jedes Jahr im Juni herrscht auf der Inselgruppe Bermuda „British Royalty“, denn die Inseln gehören als Überseeterritorium zur britischen Krone. Und darum gibt es zum Geburtstag der Queen ein Ständchen mit allen Orden und Ehrenzeichen. Dafür probt Major Dwight Robinson mit der Bermuda Regiment Band das ganze Jahr lang. Bei der großen Straßenparade soll jede Note stimmen, die Bandmitglieder müssen im Takt marschieren und aufspielen. Nur ihre Majestät ist nicht dabei … Durch die Lage vor der Küste der USA und der Karibik bietet sich Bermuda als Stoppover für Seefahrer an.
    Vor allem Luxusjachten nutzen die Inseln für einen ersten Landfall. Während die Eigner zum Shoppen oder Golfen von Bord gehen, macht Mark Soares klar Schiff: vom Catering bis zum Kontrolltauchgang um den Kiel, vom Zahnarztbesuch bis zum Hundesitter, „Super Mark“ kümmert sich um alles. Wenn Jeremy Madeiros mit seinem Boot nach Nonsuch Island übersetzt, ist er jedes Mal gespannt, was er dort vorfinden wird – wenn überhaupt. Im Idealfall sind es Bermuda-Sturmvögel. Die Tiere sind so selten, dass sie schon für ausgestorben erklärt wurden.
    Um den kleinen Bestand zu retten, zieht Madeiros Jungtiere mit der Hand groß. Sich auf Bermuda „in Schale zu werfen“ heißt, Shorts anzuziehen. Was anderswo als Freizeitkleidung gilt, gehört auf den Inseln zum Büro-Dresscode. Aber um die berühmte Bermuda-Shorts „richtig“ zu tragen, sind einige Regeln zu beachten. Ian Jones, der als Schneider im English Sports Shop arbeitet, wacht über sie: passende Wollkniestrümpfe und feinstes Schuhwerk sind ein „must“. Selbst im sonnigen Inselparadies gibt es Schattenseiten. Die meisten Lebensmittel müssen teuer importiert werden.
    Deshalb bauen findige Hobbygärtner wie Suzanne Mayall im Paget Community Garden ihr eigenes Gemüse an. Nicht ganz einfach, denn Bermuda hat kaum eigene Süßwasserquellen. Alle Inselbewohner sind deshalb verpflichtet, ihre Dächer in Stufenform zu bauen und zu versiegeln, um Regenwasser zu sammeln. Der wendige kleine Polizeikreuzer von Lynnell Williams und ihren Kollegen patrouilliert permanent rund um Bermuda. Sie kämpfen gegen die Temposünder vor der Küste. Vor allem Jetski-Fahrer ignorieren die Geschwindigkeitsbegrenzung oder maximale Anzahl der Mitfahrer. Disgusting! (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 04.12.2014NDR
  • Folge 178 (45 Min.)
    Murmansk, die größte Stadt nördlich des Polarkreises, wird auch „Kapstadt des Nordens“ genannt. Zwar ist der Hafen selbst im Winter eisfrei, aber kalte Temperaturen sind hier normal. Die Rentnerin Olga Wladimirowna Popowa liebt das: Sie hält es in dem vier bis sieben Grad kalten Wasser fast eine Stunde lang aus. Doch diese abgelegene Gegend bietet noch ganz andere Vergnügungen. Wenn winterlicher Frost die Kola-Halbinsel fest im Griff hat, finden in Murmansk die „olympischen Polar-Spiele“ statt. Dann treffen sich Teilnehmer und Zuschauer bei Disziplinen wie Eissurfen und Eisschwimmen oder Wettbewerben rund ums Rentier.
    Nikolai Seliwanov, einer von 30 Rentierzüchtern an der Kola-Küste, gehört zum Volk der Sami, den Ureinwohnern dieses Gebietes. Seine Herde überwintert weit draußen in der Tundra. Aber seine handverlesenen Rennrentiere bleiben dicht am Haus und werden dort für die Wettkämpfe trainiert. Auch Wjatscheslav Olegowitsch Maltsev bereitet sich auf „Polar Olympia“ vor. Der Segelmacher ist eine Berühmtheit unter Russlands Wintersportlern.
    Als Eissurfer hat er unzählige Medaillen gewonnen. Legendär sind seine Segel, maßgeschneiderte Hightech-Tuche, exakt auf den Charakter des jeweiligen Sportlers zugeschnitten. Larissa Iwanowna Sunina ist Lehrerin in dem abgelegenen Dorf Teriberka. Vor zwei Generationen lebten dort, direkt am Meer, noch 5.000 Menschen von Pelztierzucht und Fischerei. Jetzt bangen ein paar Hundert Einwohner um ihre Zukunft. Gerade einmal fünf Kinder unterrichtet Larissa noch. Liebevoll bereitet sie ihre Schützlinge auf das harte Leben im kalten Norden vor.
    Larissas erwachsene Tochter Julia hat Glück gehabt. Sie hat eine Anstellung als Filetiererin in der nahen Fischfabrik gefunden. Nur: An den Geruch wird sie sich nie gewöhnen. Der kleine Kaufmannsladen für die allernötigsten Dinge weit draußen auf dem Land gehört Margarita Alexandrowna Majorowa. Ihre Ware kauft sie in Murmansk. Dafür muss sie erst einmal in die Stadt fahren, eine abenteuerliche Tagesreise auf tief verschneiten Pisten. Aber für Margarita gehört das einfach dazu und sie kann sich ein anderes Leben nicht vorstellen.
    Wladimir Georgiewitsch Kondratjev lebt mitten in Murmansk. Er gehört zu den Pionieren der sowjetischen Seefahrt. Als leitender Ingenieur betrieb er den Kernreaktor des Eisbrechers „Lenin“, das erste zivile Schiff mit Atomantrieb. Winter für Winter verbrachte Wladimir in eisiger Kälte auf See. In seiner Freizeit hat er poetische Fotos vom Polarmeer geschossen. Nachdem die „Lenin“ 1989 außer Dienst gestellt wurde, kümmerte sich Wladimir weiter um das gigantische Schiff, will den legendären Eisbrecher für die Nachwelt erhalten.
    Noch immer hat er seine Kabine an Bord. Nur der Atomreaktor ist längst ausgebaut. Murmansk ist untrennbar mit der Marine verbunden. Bis 1991 war der Hafen militärisches Sperrgebiet. Die Seesoldaten sind nicht nur ein wichtiger strategischer Faktor, sie machen auch Musik, und zwar hoch professionell: Das berühmte Sing- und Tanzensemble der Nordmeerflotte erfreut die eigenen Kameraden und das zivile Publikum mit hinreißenden Darbietungen und maritimer Akrobatik. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 18.12.2014NDR

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn mareTV online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…