Wahljahr 2017: Nicht nur in Deutschland buhlen Politiker um die Gunst der Mittelschicht. Politisch ist sie das Zünglein an der Waage, wirtschaftlich aber wird sie von Abstiegsängsten geplagt. Der Reichtum nimmt zu, die Armut auch – doch wo bleibt die deutsche Mittelschicht? Bei der Nullzinspolitik schaut vor allem die sparende Mittelschicht in die Röhre. Von den Gewinnen an den Aktien- und Immobilienmärkten profitiert sie in der Regel wenig. Die Mittelschicht muss sich zudem vom Normalarbeitsverhältnis verabschieden, prekäre Jobs breiten sich aus. Der Soziologe Stephan Lessenich, Studiogast bei „makro“, spricht von einer „Kränkung der Mittelschicht“. Denn sie trägt den Sozialstaat und erlebt gleichzeitig einen
schrumpfenden Wohlstand. Prozentual zahlt die Mittelschicht die höchsten Steuern und Abgaben. Ist es diese „Kränkung“ die sie in Scharen in die Arme der Populisten laufen lässt? Nicht nur in Deutschland, sondern in vielen anderen Industriestaaten gewinnen Anti-Establishment-Parteien großen Zulauf. Aber sind die Abstiegsängste begründet? Eine neue Studie des IW sagt: nein. Also handelt es sich nur um gefühlte Abstiegsängste? „makro“ wirft einen Blick über Deutschland hinaus. Sinkt unsere Mittelschicht, weil in China und anderen Schwellenländern überhaupt eine Mittelschicht entstanden ist? Wie wirken sich Nullzinsen, Globalisierung, Digitalisierung etc. auf die Mittelschicht aus? Was ist real, was ist Mythos? (Text: 3sat)