Dr. Josef Weiss (Fritz Weaver, links) verabschiedet sich von seiner Schwiegertochter (Meryl Streep, 2. von links), seiner Frau Berta (Rosemary Harris, 2. von rechts), seiner Tochter Anna (Blanche Baker) und seinem Sohn Rudi (Joseph Bottoms, rechts), bevor er nach Polen deportiert wird.
Bild: BR/Degeto Film/WDR/Worldvision Enterprises Inc.
Im Berlin des Jahres 1935 feiern Karl Weiss und Inga Helms Hochzeit. Nach den Nürnberger Gesetzen, die wenig später erlassen werden, gilt ihre Ehe als „Rassenschande“, denn Karl Weiss ist Jude. Trotz der Repressalien, denen die sogenannten „Mischehen“ ausgesetzt sind, kann sich die Familie Weiss nicht dazu entschließen, Nazideutschland zu verlassen. Trotz der Barbarei, die immer mehr Gestalt annimmt, empfindet man sich als deutsche Staatsbürger und macht sich keine Vorstellung vom zukünftigen Schrecken. Der junge arbeitslose Jurist Erik Dorf tritt als persönlicher Referent in die Dienste von Reinhard Heydrich, der die ersten Terrormaßnahmen gegen Juden einleitet. Nach der Pogromnacht spitzen sich die Ereignisse zu: Karl Weiss wird verhaftet und kommt in das KZ Buchenwald. Sein Vater, der Arzt Dr. Josef Weiss, wird nach Polen deportiert. Seine Tochter Anna wird nach dem Schock einer Vergewaltigung Opfer des Euthanasie-Programms. Die Eltern von Frau Weiss nehmen sich das Leben. Der junge Rudi Weiss kann in die Tschechoslowakei fliehen. Über die US-Serie „Holocaust“ 1979 bewirkte die vierteilige US-amerikanische Serie „Holocaust“ einen Gefühlszusammenstoß des westdeutschen Fernsehpublikums mit seiner
eigenen Vergangenheit. Die Zuschauerinnen und Zuschauer reagierten vehement und voller Erschütterung auf das Schicksal der Familie Weiss und straften alle jene Vorabkritiker Lügen, die die Serie als abgefeimten Hollywoodkitsch ablehnten und die Zuschauerinnen und Zuschauer partout vor dieser Massenware bewahren wollten. „Holocaust“, so die These der Publizistin und Filmregisseurin Jutta Brückner, wurde zum Ereignis, weil es die Tabuzone um die Konzentrationslager gebrochen hat. „Die Serie bediente sich der bekannten Muster der Identifikationsdramaturgie in einer vertrauten filmischen Formsprache und sie zeigte den Gang in die Gaskammer. Damit erreichte „Holocaust“, dass die Juden endlich zu Menschen wurden, über deren Schicksal die deutschen Zuschauer mit großer historischer Verspätung weinten.“ Die Serie war wie ein riesiger Dammbruch, der eine Flut von Büchern, Filmen, Erinnerungen und Selbstzeugnissen auslöste. Das Tabu um die Person Hitler wenigstens ein Stück weit, nämlich für die letzten zwölf Tage des Dritten Reichs, einzureißen, blieb Eichingers „Untergang“ vorbehalten. Wichtige Vorarbeit bei dieser Emotionalisierung geleistet zu haben, kann die US-Serie „Holocaust“ für sich in Anspruch nehmen. (Text: NDR)
Deutsche TV-PremiereMo. 22.01.1979wdr - Westdeutsches Fernsehen