„Jetzt ist er verrückt geworden! Das dachten meine Eltern, als ich mich mit 15 Jahren christlich taufen ließ“, erinnert sich Yasushi Iwai. Der heute 56-Jährige lebte damals auf der japanischen Insel Hokkaidõ in einem buddhistisch-schintoistischen Elternhaus. Mutter und Vater beruhigten sich schnell wieder, weil sie erkannten: Verrückt ist er nicht. Im Gegenteil! Er ist neugierig und weltoffen. Yasushi beschäftigte sich schon als Oberschüler intensiv mit der Geschichte der Reformation. „Mein Geschichtslehrer hatte mir von Europa und der Kirche erzählt. Ich fand Luthers Ideen revolutionär und sinnstiftend!“ Kurze Zeit später begann er sich auch
noch für deutsche Kirchenmusik zu interessieren. Als er das erste Mal ein Orgelstück von Johann Sebastian Bach hörte, war er so fasziniert, dass er beschloss, Organist zu werden. Ein langer Weg. Nach der Schule zog es Yasushi Iwai erst einmal nach Tokio, um dort Malerei und Kunst zu studieren. Doch die Orgel ging ihm nicht aus dem Kopf. Er bewarb sich an der Kirchenmusikschule im baden-württembergischen Esslingen und wurde angenommen. Seinen Abschluss machte er in Dresden. Der Stadt an der Elbe ist er bis heute treu geblieben. Der zweifache Familienvater lebt und arbeitet hier als freiberuflicher Kirchenmusiker und Maler. (Text: MDR)