Jakob, der Lügner

DDR / CZ 1974 (Jacob the Liar, 100 Min.)
  • Literaturverfilmung
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Kowalski (Erwin Geschonneck, re.) und Jakob (Vlastimil Brodsky, li.) verbindet seit vielen Jahren eine enge Freundschaft. – Bild: ZDF /​ © Progress Film/​Herbert Kroiss
Kowalski (Erwin Geschonneck, re.) und Jakob (Vlastimil Brodsky, li.) verbindet seit vielen Jahren eine enge Freundschaft.

in einem jüdischen Ghetto 1944 im besetzten Polen. Jakob, seine Freunde und Leidensgenossen leben hier von der Außenwelt isoliert. In dieser hoffnungslosen Situation verbreitet der Jakob Hoffnung. Er gibt vor, ein Radio zu besitzen und hält mit erfundenen Nachrichten den Lebenswillen der Eingeschlossenen aufrecht. Der jüdische Friseur Jakob Heym (Vlastimil Brodsky) lebt 1944 in einem Ghetto irgendwo im besetzten Polen. Wegen angeblicher Überschreitung der Ausgangsperre soll er sich eines Tages beim Gestapo-Revier melden, kommt jedoch wider Erwarten mit dem Leben davon.

Der Zufall will es, dass Jakob bei der Gestapo aus dem Radio eine Nachricht über den Anmarsch der Russen aufschnappt. Diese Meldung wirkt für Jakob wie ein Lebenselixier und sie soll auch seinen Freunden neuen Lebensmut geben. Damit diese ihm einerseits die Nachricht glauben und andererseits nicht für einen Gestapo-Spitzel halten, wenn er erzählt, dass er die Nachricht bei der SS aufgeschnappt hat, muss Jakob lügen. Er gibt vor, ein Radio zu besitzen. Doch damit beginnt Jakobs tragikomischer Leidensweg. Tagtäglich wollen alle Neues von ihm wissen: Über den Frontverlauf, die Weltpolitik und vieles mehr.

Selbst die kleine Lina (Manuela Simon), die er versteckt hält, ist neugierig. Hoffnung breitet sich im Ghetto aus, die Selbstmorde hören auf, Zukunftspläne über ein Leben ohne den gelben Stern werden geschmiedet. Und Jakob lügt weiter, ist doch die Hoffnung in ihrer Situation noch wichtiger als das Stück Brot. Doch allmählich wird die Illusion zum Selbstbetrug. Jakob erträgt die sich selbst aufgebürdete Last nicht mehr und vertraut sich seinem Freund Kowalski (Erwin Geschonneck) an. Der Hoffnung beraubt, nimmt sich dieser das Leben.

Als für alle der Deportationsbefehl kommt, entdeckt auch Lina die Wahrheit. Dennoch war für sie eine kurze Weile die graue Ghetto-Wirklichkeit bunt geworden. Das Drehbuch zu „Jakob der Lügner“ reichte Jurek Becker, der als Kind selbst einige Jahre im Ghetto und mehreren Konzentrationslagern verbrachte, schon 1965 bei der DEFA ein. Regie sollte Frank Beyer führen. Doch der fiel durch „Spur der Steine“ in Ungnade und durfte vorerst keinen Film drehen. So arbeitete Jurek Becker das Thema zu einem Roman um, der den Autor 1968 auch international bekannt machte.

1974 durfte Frank Beyer den Roman endlich in einer Koproduktion mit dem Deutschen Fernsehfunk verfilmen. Er verwob Reales und Märchenhaftes, Tragik und Komik und so entstand ein DDR-Kino-Eule Renate Holland-Moritz urteilte prophetisch: „Das Ergebnis ist eine kinematografische Kostbarkeit, von der noch zu reden sein wird, wenn Dutzende zeitgenössische Filme längst den verdienten Archivtod gestorben sind.“ Zum Erfolg trägt auch die hervorragende Besetzung bei, Vlastimil Brodsky und Erwin Geschonneck brillieren in den Hauptrollen.

So war „Jakob der Lügner“ als erster DEFA-Film im offiziellen Programm der Berlinale vertreten, Brodsky bekam als bester Schauspieler den „Silbernen Bären“. 1977 wurde der Film als erster und einziger DEFA-Film für den Auslands-Oscar nominiert. Jakob Heym: Vlastimil Brodsky Kowalski: Erwin Geschonneck Lina: Manuela Simon Mischa: Henry Hübchen Rosa: Blanche Kommerell Herr Frankfurter: Dezsö Garas Frau Frankfurter: Zsuzsa Gordon Prof. Kirschbaum: Friedrich Richter Josefa: Margit Bara Herschel Schtamm: Reimar-Joh. Baur Roman Schtamm: Armin Mueller-Stahl Wachhabender: Hermann Beyer (Text: MDR)

„Behutsam, zärtlich, ohne wohlfeiles Pathos und naheliegende Sentimentalität erzählt Frank Beyer [ …], einer der besten Regisseure der DDR, von Menschen, die inmitten von grauenhafter Unmenschlichkeit zu existieren versuchen. Seine bemerkenswerte Qualität bezieht dieser leise Film nicht zuletzt aus einer Fülle von hervorragenden schauspielerischen Leistungen. Vor allem der Tscheche Vlastimil Brodsky, 1975 mit dem Darstellerpreis der Berlinale ausgezeichnet, und Erwin Geschonnek vom Berliner Ensemble überzeugen mit Charakterstudien fern von larmoyanten Klischees.“ (Die Zeit) Mehr zum Schwerpunkt im Internet auf ARTE Cinema unter: cinema.arte.tv. (Text: MDR)

Deutsche TV-Premiere22.12.1974DDR1Deutscher Kinostart31.10.1975Internationaler Kinostart17.04.1975

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So 22.12.1974
DDR1

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