Europamagazin Folge 24: Folge 24/2022: Die Ölringer von Edirne
Folge 24
Folge 24/2022: Die Ölringer von Edirne
Folge 24
Seit Monaten bereitet sich Ismet Karabulut, der 37-jährige Sportstudiobesitzer, auf die „Kirkpinar“ vor. So heißen die Öl-Ringer-Wettkämpfe, die jedes Jahr in Edirne an der Grenze zu Bulgarien stattfinden. Zusammen mit dem 22-jährigen Studenten Atakam Makas fiebert er dem Höhepunkt der Ringer entgegen. Hartes Training und unzählige Qualifikationsturniere bestimmten in den vergangenen Wochen das Leben der beiden. Anfang Juli der Höhepunkt, der Endwettkampf: Hunderte Ringer aus der ganzen Türkei nehmen daran teil. Kein anderer Sport ist türkischer als das Öl-Ringen, das auf eine Legende aus dem 14. Jahrhundert zurückgeht. Vor dem Zweikampf auf Gras reiben sich die Ringer von Kopf bis Fuß mit
Olivenöl ein, um ihrem Gegner Griffe und Angriffe zu erschweren. In diesem Jahr waren die Vorbereitungen anders als in den vergangenen. Der Krieg in der Ukraine, vor allem aber die anhaltende heftige Wirtschaftskrise mit ihrer galoppierenden Inflation prägen die ganze Türkei. Die Lebensmittelpreise schießen in die Höhe, die türkische Lira stürzt ab, die Lebenshaltungskosten steigen dramatisch. Leistungssportler trifft es besonders hart, weil sie für Fitness, Kraft und Muskelaufbau überdurchschnittlich viel essen müssen. So steht das Öl-Ringen dieses Jahr symbolisch für das Leben in einem Land, in dem vielen zunehmend das eigene Schicksal aus den Händen zu gleiten droht. (Text: ARD)