Früher wollte er einfach nur weg. Biedenkopf, hessisches Hinterland – für den jungen Andreas Steinhöfel, der hier aufgewachsen ist, war das lange Zeit einfach zu eng, zu sehr hessische Provinz. Stationen in Frankfurt, Hamburg, Berlin. Nach 17 Jahren kehrt er – mittlerweile als Kinder- und Jugendbuchautor erfolgreich – der Hauptstadt den Rücken, zieht zurück in die Heimat in die hessische Provinz. 13.000 Einwohner, viel Wald drum herum, Fachwerk, ein Schloss. Jetzt lebt er in einem alten Forsthaus, nahe am Wald seiner Kindheit. Eigentlich habe er immer Heimweh gehabt, all die Jahre, sagt er. Seit vier Jahren lebt der vielfach ausgezeichnete Autor wieder in Biedenkopf – und fühlt sich so frei wie nie. Hier wohnen seine zwei Brüder mit Familie, seine Mutter. Im Wald kennt er jeden versteckten Weg, und die meisten Leute im Ort kennen ihn und seine Brüder schon
seit Kindheit an. Das Besondere an Biedenkopf? Vielleicht ist es die Lage, die Abgeschiedenheit. Hessisches Hinterland – hier haben sich über die Jahrhunderte spezielle Traditionen und Bräuche entwickelt. Der traditionelle „Brott“, das herbstliche Kartoffelbraten auf Waldplätzen, gehört ebenso dazu wie der alle sieben Jahre stattfindende Grenzgang. Eine neue Tradition in Biedenkopf rief die Regisseurin Birgit Simmler ins Leben. Sie bringt jedes Jahr ein Musical mit regionalem Bezug und Geschichte auf die Schlossbühne. Das Ensemble besteht aus professionellen Schauspielern und Laiendarstellern aus Biedenkopf – ein Riesenerfolg, auch jenseits der Stadtgrenze. Die Biedenkopfer bleiben ihrer Stadt treu. Die Arbeitslosenquote in der „Hauptstadt des Hinterlands“ liegt bei unter fünf Prozent, die Firmen vor Ort suchen händeringend Arbeitskräfte. (Text: hr-fernsehen)