die nordstory Folge 650: Mit Leidenschaft fürs Dorf – Kleine Geschäfte, große Gemeinschaft
Folge 650
Mit Leidenschaft fürs Dorf – Kleine Geschäfte, große Gemeinschaft
Folge 650 (60 Min.)
Die Einkäufe bringt Uwe Maas der Kundin persönlich ins Haus.
Bild: NDR/Petra Peters
In der Lüneburger Heide und Umgebung fährt Uwe Maas mit einem der letzten rollenden Supermärkte der Region täglich fast 100 Kilometer, um die Leute in mehr als 40 Dörfer zu versorgen. Mit seinem mehr als 1500 Artikel umfassenden Sortiment liefert er alles, was die Menschen zum Leben brauchen: von frischem Gemüse und Tortenstücken über Zahnpasta bis hin zu Zeitungen. Doch sein Tante-Emma-Mobil ist weit mehr als nur ein Einkaufsort. Uwe Maas bringt Dorfgeschichten mit, hört den Sorgen seiner Kundschaft zu und wird so zu einem wichtigen sozialen Treffpunkt.
Manchmal hilft er sogar aus, wenn kleinere Reparaturen im Haushalt anstehen. Trotz steigender Lebensmittel- und Spritpreise schafft Uwe Maas den Spagat zwischen Nostalgie und Wirtschaftlichkeit. Das ist von großer Bedeutung, da laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die funktionierende Nahversorgung in ländlichen Regionen immer schwieriger wird. Viele kleine Geschäfte können im Wettbewerb mit großen Supermärkten nicht standhalten. Das trifft dann häufig ältere Menschen, für die der Weg zu den Discountern in die größeren Orte besonders beschwerlich und weit ist.
Im nördlichen Niedersachsen, genauer gesagt in der Gemeinde Hude zwischen Oldenburg und Bremen, verfolgt Kaid Omar seinen Traum von einer eigenen Gastronomie. Der 24-Jährige stammt aus dem Irak, kam
2015 ohne Deutschkenntnisse nach Deutschland und arbeitet seit Jahren hart, um seinen Landgasthof Wüstenlander Hof zu führen. Mit traditionell norddeutscher Küche, unter anderem Grünkohl und Pinkel in der kalten Jahreszeit, bewältigt er oft Zwölf-Stunden-Tage in Küche und Service, unterstützt von seiner Familie.
Eine andere Erfolgsgeschichte schreibt Gabriele Cierlitzki an der Wurster Nordseeküste in Midlum. Während viele Tante-Emma-Läden im ländlichen Raum schließen müssen, floriert ihr kleiner Dorfladen. Die 72-Jährige bietet ihrer Kundschaft mit großem Engagement ein breites Sortiment, von hausgemachten Frikadellen bis zu Druckerpatronen. Und das an sieben Tagen die Woche. Aufgrund der hohen Nachfrage investiert die Gemeinde in den Ausbau des Ladens zu einer modernen Kombination aus Kiosk, Imbiss, Eisdiele und Außer-Haus-Verkauf.
Trotz Umzugs und ungeplanter Verzögerungen auf der Baustelle lässt Gabriele ihre Kundschaft nicht im Stich. Diese Geschichten zeigen: Die Sicherstellung der Nahversorgung im ländlichen Raum ist mehr als ein Wirtschaftsthema. Sie prägt das soziale Gefüge und ermöglicht jungen wie älteren Menschen ein Leben in ihrer Heimat. „die nordstory“ begleitet die Protagonisten bei ihrer Arbeit und zeigt eindrücklich, wie Nahversorgung und Gemeinschaft auch in Zeiten großer Veränderungen funktionieren können. (Text: NDR)