Staffel 2, Folge 1–4

Staffel 2 von „Die große Literatour“ startete am 05.04.2017 bei arte.
  • Staffel 2, Folge 1 (15 Min.)
    „Die große Literatour“ begibt sich auf die Spuren von vier der spannendsten Reiseschriftsteller der Geschichte, folgt ihren Reisen und sieht die Länder aus ihren Blickwinkeln. Eine literarische Zeitreise, die Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschränkt.
    1960 macht sich der Literaturnobelpreisträger John Steinbeck gemeinsam mit seinem Hund im eigenen Wohnmobil auf die Reise von den Großen Seen bis zu den Rocky Mountains, von den Metropolen der Ostküste bis zu den Wu¨sten Nevadas und stößt kulturell wie landschaftlich auf eine ungeahnte Vielfalt. Elf Wochen umrundet er die USA, gegen den Uhrzeigersinn. Steinbecks ironische Beobachtungen und skurrile Begegnungen seines einzigartigen Reisebuchs visualisiert die Dokumentation immer auch mit dem Blick auf die USA heute zu einem unverstellten Blick auf das Innere Amerikas.
    Steinbeck hat sich mit seinen Werken „Früchte des Zorns“ und „Von Mäusen und Menschen“ als Chronist der amerikanischen Wirtschaftskrise der 30er Jahre und als Fürsprecher der ausgebeuteten Farmer und Wanderarbeiter einen Namen gemacht. Im Jahr 1960 erlebt er ein anderes Amerika: Ein Land in nie dagewesenem Wohlstand doch unter der bonbonbunten Oberfläche gibt es tiefe Risse: Umweltverschmutzung, sinnlose Verschwendung und Rassenunruhen. Phänomene, die Steinbeck hautnah erlebt und in aller Schärfe kritisiert. Am Ende ist klar: Sein Land ist ihm fremd geworden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.04.2017arte
  • Staffel 2, Folge 2
    Tivoli bei Rom
    „Den 3. September früh 3 Uhr stahl ich mich aus dem Carlsbad weg, man hätte mich sonst nicht fortgelassen. Man merckte wohl daß ich fort wollte.“ So lautet der erste Eintrag im Reisetagebuch des Kaufmanns Johann Philipp Möller aus Leipzig. Doch Möller heißt gar nicht Möller und ist auch kein Kaufmann. Es ist kein anderer als der gefeierte Beststellerautor Johann Wolfgang von Goethe, der sich heimlich und unter falschem Namen von seinem Kuraufenthalt in Carlsbad Richtung Italien abgesetzt hat. Die fluchtartige Reise hat Goethe von langer Hand geplant. Er will seinen Pflichten in Weimar als Berater des Herzogs Carl August entfliehen und Italien, von dem er schon so viel gehört und gelesen hat endlich mit eigenen Augen sehen.
    Seine fast zweijährige Italienreise hält Goethe in zahlreichen Briefen an seine Freunde in Weimar fest. Später entsteht daraus die „Italienische Reise“. Mit diesem autobiogra?schen Prosatext entsteht ein neuer Typus der Bildungsreise, der ein?ussmächtig auf das 19. Jahrhundert wirkt. Deutschlands größter Dichter hat mit seiner „Italienischen Reise“ eine Sehnsucht – insbesondere bei den Deutschen – nach Italien geweckt, die bis heute anhält. Der Film begibt sich auf die Spur Goethes anhand seines Werks und entdeckt Italien durch die Augen des Dichterfürsten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 12.04.2017arte
  • Staffel 2, Folge 3 (51 Min.)
    Joseph Roth wurde am 2. September 1894 im ostgalizischen Brody geboren, das heute zur Ukraine gehört. Als Roth hier aufwuchs, war Galizien eine autonome Provinz der Habsburger Monarchie. Sechseinhalb Millionen Menschen lebten hier: Polen, Deutsche, Armenier, Ungarn und Ukrainer. Für seine Reportagen reist Joseph Roth über Polen in die noch junge Sowjetunion. Zunächst in seine galizische Heimat, dann über die Wolga nach Astrachan und Baku. Und natürlich nach Moskau und Sankt Petersburg. Überall nimmt er den sowjetischen Alltag unter die Lupe, seine Berichte sind scharfsinnig, voller sanfter Ironie.
    So beglückt er die Leser mit einer kleinen Geschichte über Gott, der durch die Trennung von Staat und Kirche quasi arbeitslos geworden ist. Mit großem Respekt beschreibt Joseph Roth die Anstrengungen zur Industrialisierung, aber er spürt auch Prüderie und Verspießerung. Die anfängliche Faszination weicht schnell der Desillusionierung. Roth ist als neugierig Hoffender aufgebrochen, als ernüchterter Chronist kehrt er zurück. Nach der Reise gelingt ihm sein Durchbruch als Romancier: Seine bedeutendsten literarischen Werke wie „Hiob“ oder „Radetzkymarsch“ erscheinen.
    Am Morgen des 30. Januar 1933 reist er nach Paris. Auf dem Bahnhof erfährt er von der Machtergreifung der Faschisten. Roth wählt das Exil. Bei gutem Wetter sitzt er auf der Terrasse des Café Tournon. Dort schreibt er sein letztes Werk: „Die Legende vom heiligen Trinker“. Eine Novelle über das friedvolle Ableben eines obdachlosen Alkoholikers. Roth stirbt in Paris am 27. Mai 1939 mit 44 Jahren. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 19.04.2017arte
  • Staffel 2, Folge 4 (49 Min.)
    „Die große Literatour“ begibt sich mit Mark Twain nach Deutschland. Die Dokumentation ist eine literarische Zeitreise, die auf einzigartige Weise Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschränkt. In seinem 1880 erschienenen Buch „Bummel durch Europa“ beschreibt Twain die Eindrücke seiner 16-monatigen Europareise, die ihn 1878 auch durch Deutschland führte. Schwer beeindruckt von der deutschen Kultur und ebenso herausgefordert von der deutschen Sprache reist er von Hamburg über Frankfurt nach Heidelberg bis in den Schwarzwald und nach Baden-Baden. In seinem vergnüglichen Bericht nimmt Twain die Deutschen und ihre Marotten liebevoll auf die Schippe.
    Alte Sagen faszinieren ihn ebenso wie die Heidelberger Studentenverbindungen. In bissig-sarkastischem Ton lästert er über Kuckucksuhren und Wagner und schüttelt den Kopf über die Menschen, die er beobachtet. Vor allem aber amüsiert sich Twain über sich selbst. Er spielt selbstironisch den typisch amerikanischen Touristen jener Zeit und bleibt dabei mitnichten bei den Fakten: Schon sein treuer Begleiter Mr. Harris ist eine Erfindung. Die anfangs groß angekündigte Wandertour der beiden wird immer wieder aufgeschoben.
    Zugfahren scheint doch viel bequemer und eine Floßfahrt über den Neckar als großes Abenteuer. Insgesamt zweimal war Twain in seinem Leben in Europa. Diese zweite, größere Reise war jedoch nicht nur als touristisches Vergnügen angelegt, sondern sollte auch eine Schreibblockade bei seinem später wichtigsten Werk „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ lösen. Ob der Neckar und Heidelberg die Inspiration für Huck Finns Floßfahrt auf dem Mississippi waren, weiß nur Mark Twain selbst. Fest steht, dass Amerikaner seit ihm Heidelberg und Deutschland lieben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 26.04.2017arte

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