Das Schicksal der Nachfahren Otto von Bismarcks spiegelt die Zerrissenheit deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert: Während sich Gottfried von Bismarck, der Großvater Stefanie zu Guttenbergs, nach langem Zweifel dem deutschen Widerstand anschließt, macht sein älterer Bruder Otto Karriere als Diplomat, die ihn als Gesandter an die Deutsche Botschaft in Rom führt. Doch auch er erkennt die Abgründe des NS-Regimes und hintertreibt die offizielle Linie deutscher Bündnispolitik im Italien Benito Mussolinis. Gemeinsam mit seiner schwedischen Gattin Ann Mari von Bismarck prophezeit er 1943 eine heraufziehende Katastrophe, die Deutschland in den Abgrund führen wird. Zugleich erzählt die Dokumentation, wie ein Groß-Cousin der Bismarckenkel, Klaus von Bismarck, der im Schloss des Reichsgründers in Pommern aufwuchs und dessen Erbe war, als hochdekorierter Wehrmachtsoffizier dem Regime bis zum Schluss folgte. Doch nach dem
Krieg begann Klaus von Bismarck einen Neuanfang, der nicht nur in der Familie große Beachtung fand: Als Mitglied des Präsidiums der Evangelischen Kirche forderte er auf dem letzten Gesamtdeutschen Kirchentag in Leipzig 1954 vor 600.000 Zuschauern den Verzicht auf die im Krieg verlorenen Besitztümer. Sein eigenes Schloss Kniephof in Pommern war davon betroffen. Sein Appell auf Verzicht als ersten Schritt von Annäherung und Aussöhnung blieb nicht ungehört. Willy Brandt hielt als Regierender Bürgermeister und Bundeskanzler gute Kontakte zu Klaus von Bismarck, inzwischen Intendant des WDR. Sein Sohn Ernst von Bismarck, heute Sprecher der Familie, erinnert sich in dem Film. Mit der Wiedervereinigung kamen auch die Bismarcks zurück an die Orte ihrer Geschichte. So erwarben sie einige ihrer alten Besitztümer zurück, im Familienschloss in Döbbelin bei Stendal lebt heute Alexander von Bismarck. (Text: hr-fernsehen)