Bild: SWR/DOKfilm, Friedrich Michel, über Haus des Dokumentarfilms
Die SWR-Dokumentation „Der Südwesten in Farbe – Amateurfilme von 1936–1944“ erzählt vom südwestdeutschen Alltag während des zweiten Weltkrieges: Es sind Bilder voller Gegensätze. Die ersten, die im Südwesten Deutschlands den Krieg zu spüren bekommen, sind die Bewohner eines fast 500 Kilometer langen Abschnitts von der Schweizer Grenze bis nach Aachen. Bereits ein paar Tage vor Kriegsausbruch erhalten sie den Evakuierungsbefehl. Binnen weniger Stunden müssen sie ihre Heimat verlassen. Es sind einzigartige Bilder, die der Heimatforscher und Kreiskulturstellenleiter Otto Reinacher aus Haltingen bei Lörrach von der Räumung der sogenannten „Roten Zone“ hinterlassen hat: Wie Flüchtlinge, mit vollbeladenen Pferdewagen und traurigen Gesichtern, ziehen die Betroffenen an der Kamera vorbei, während sich die Wehrmacht zeitgleich des Verteidigungsstreifens an der Grenze zu
Frankreich bemächtigt. Während ein unbekannter Landser den Soldatenalltag in der „Roten Zone“ festhält, choreografiert ein schwäbischer Filmemacher seine Familie beim Weihnachtsfest für eine slapstickartige Inszenierung. Während in Reutlingen die Soldaten des heimatlichen Regimentes nach der Niederlage Frankreichs zur Siegesparade empfangen werden, bannt der Kinobetreiber Friedrich Michel die Himbeerernte rund um Heidenheim auf Zelluloid. Während es den Luftbildaufklärer und Hobbyfilmer Paul Strähle aus Schorndorf bis nach Jugoslawien und in die Ukraine verschlägt, macht ein Konditor aus Esslingen Urlaub mit seiner Familie auf einem Bauernhof im Schwarzwald. Das Grauen, das den Südwesten Deutschlands dann am Ende des Krieges erreicht, zeigen die privaten Filmaufnahmen nicht. Ab 1943 wird es für die Amateurfilmer fast unmöglich an Farbfilmrollen zu kommen. (Text: SWR)