Oray, ein junger Muslim aus Hagen, lebt bei seiner Ehefrau Burcu. Im Streit spricht er die islamische Scheidungsformel „talaq“ aus. Daraufhin muss er sich für drei Monate von Burcu trennen. Er nutzt die Zwangspause für einen Neuanfang und zieht nach Köln. Hier findet er einen Job auf einem Trödelmarkt und eine neue Gemeinde, die vom jungen Imam Bilal geleitet wird. Bald fängt er an zu predigen und ist beliebt bei allen, was bei Bilal Neid auslöst. Als Burcu Oray überraschend besucht, merken sie, dass die Pause ihnen gutgetan hat. Sie lieben sich nach wie vor. Deshalb fragt er Bilal um Rat. Doch dieser vertritt eine strengere Auslegung des islamischen Rechts: Das Aussprechen von „talaq“ bedeutet nicht nur eine Beziehungspause, sondern die endgültige Scheidung. Oray verdrängt Bilals Forderung. Er ist hin- und hergerissen zwischen seinem Glauben an die Liebe und seiner Liebe zum Glauben. Die Anspannung zwischen Bilal und Oray endet in einem heftigen Streit, woraufhin Oray die Gemeinde verlässt. Als auch Burcu nach Hagen zurückkehrt, vereinsamt er. Oray muss eine Entscheidung treffen – für seine Liebe oder für seinen Glauben. „Oray“ ist der Abschlussfilm von Mehmet Akif Büyükatalay an der
Kölner Kunsthochschule für Medien (KHM). Er erzählt seine Geschichte um den nach Halt, Orientierung und Liebe suchenden jungen Muslim Oray mit großer Authentizität und Milieu-Genauigkeit in der Welt einer Kölner Männer-Moschee. Ihm geht es um eine differenzierte Darstellung des Islam in Deutschland. Der Film hatte seine Premiere auf der Berlinale 2019 und wurde auf vielen weiteren Festivals weltweit gezeigt. Auf der Berlinale wurde „Oray“ als Bester Erstlingsfilm mit dem GFF-Preis ausgezeichnet. Beim European Film Festival Lecce 2019 erhielt er den Cristina-Soldano-Preis für den Besten Film. Hauptdarsteller Zejhun Demirov wurde beim First Steps Award 2018 mit dem Götz-George-Nachwuchspreis als Bester Hauptdarsteller geehrt. „Oray“ untersucht das starke Zugehörigkeitsbedürfnis junger, männlicher Migranten und die damit verbundenen Probleme, die in einem in sich geschlossenen, nach außen hin hermetisch sich abriegelnden Mikrokosmos entstehen. In einer Gemeinschaft, die Identitäten schafft – die wohl nicht von der Mehrheitsgesellschaft erfüllt werden können oder wollen – und Sicherheit gibt, aber auch den Preis der Selbstaufgabe verlangt, wenn Abweichungen gegen die „eigenen Gesetze“ vorliegen. (Text: ZDF)