Seit Menschengedenken begegnet uns etwas, was wir fassungslos das Böse nennen. Was bringt Menschen dazu, entsetzliche Verbrechen zu begehen? Und steckt das Böse in jedem von uns? Hirnforscher, Psychiater, Philosophen und Juristen streiten sich über die Frage, welche Verantwortung letztlich ein jeder für sein eigenes Tun trägt. Kann, wer keine Moral kennt, böse handeln oder ist gerade das Ausblenden der Moral eine böse Entscheidung, eine unterlassene moralische Anstrengung? Folgen Mörder und Vergewaltiger ihrem freien Willen, oder treibt etwas Krankhaftes in ihnen sie zur Tat? Wie erklärt man den Hang zum Bösen? Und gibt es böse Menschen oder nur böse Taten? Psychiater suchen Antworten in der frühen Kindheit, im problematischen Umfeld oder in traumatischen Erlebnissen. Neurologen versuchen das «Böse» durch Hirn-Scans zu lokalisieren, forschen nach Gesetzmässigkeiten in Verbrecherhirnen und orten genetische Defekte, die nicht durch
den Willen beeinflussbar sein sollen. Doch wenn das Verbrechen ein biologisches Problem ist, bleibt für das Schuldprinzip im Strafrecht kein Raum. Dagegen wehren sich Verfassungsrechtler, Juristen und Richter mit aller Macht. Und auch Philosophen warnen: Wer das Verbrechen auf ein medizinisches Phänomen reduziere, verwische den Unterschied zwischen krank und böse. Unter der Leitung von Barbara Lüthi diskutieren im «Club»: Marianne Heer, Richterin, Prof. für Strafrecht Universität Luzern Thomas Knecht, forensischer Psychiater, Psychiatrisches Zentrum AR Hans Joachim Markowitsch, Hirnforscher und emer. Prof. für Physiologische Psychologie Universität Bielefeld Bettina Stangneth, Philosophin und Historikerin Nicole Dill, Gewaltopfer, Leiterin Opferberatungsstelle «Sprungtuch» Simon Volkart, verurteilter Mörder, hat Strafe verbüsst Im Interview: Thomas Müller, Kriminalpsychologe und Profiler (Text: SRF)