bisher 287 Folgen, Folge 217–240
217. Bauwende statt Bausünde – nachhaltig bauen
Folge 217Gerade die Pandemie hat die Krise des Bauens noch verschärft: Materialknappheit, Lieferengpässe, gestiegene Preise. Doch die Krise kann auch Chance sein: Bauen im Einklang mit der Natur – dank nachwachsender Materialien aus der Region. „DokThema“-Autorin Almut Gronauer begleitet Menschen, die das Abenteuer wagen. Carolin Volk und ihr Mann Holger beschließen Ende 2021, von Nürnberg ins Burgenland auszuwandern, um dort ihren Traum eines ökologischen Hauses zu verwirklichen – ganz aus Stroh, Holz und Lehm.Materialien, die vor Ort verfügbar sind und noch dazu kompostierbar. Womit sie allerdings nicht gerechnet haben: Nicht alle Arbeiten kann man als Laie selbst verrichten und auch im Burgenland herrscht Handwerkermangel. Und so verzögert sich der Bau um mehr als ein Jahr, bei steigenden Kosten … Einen anderen Weg wählt Andrej Fideršek im slowenischen Žalec. Fläche versiegeln, Ressourcen nehmen – und wieder wegwerfen? Für ihn keine Lösung. Er will sein altes Stadthaus umbauen – ganz ohne Abfall und nur mit dem schon verbautem Material, im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Mit seinem Entwurf dafür hat er sogar den European Bauhaus-Preis gewonnen. Doch auch er, ein leidenschaftlicher Idealist, muss bei der Umsetzung seines Traums Abstriche machen. Das Haus als Materiallager begreifen und nutzen, darin liegt die Zukunft, so die Devise vieler Bauexpertinnen und -experten, die sich für nachhaltiges Bauen einsetzen. Das Bauen im Bestand hat für sie dabei oberste Priorität, weil es am meisten Co2 einspart und am meisten Ressourcen schont – mehr als jeder noch so ökologische Neubau. Gefordert wird eine geänderte Umbau-Ordnung, die die Standards für sanierte Häuser den Realitäten anpasst. Denn solange Abreißen und neu Bauen einfacher und billiger ist, lassen sich nur wenige Bauherrinnen und Bauherren für einen Umbau begeistern. Hunderte vornehmlich deutsche Architektinnen, Architekten, Professorinnen und Professoren setzen sich nun öffentlich für ein Abrissmoratorium ein und fordern vom Gesetzgeber eine Abrissgenehmigungspflicht. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 31.05.2023 BR 218. Unser krankes Gesundheitssystem – die Milliardenlücke
Folge 218Zwischen 16 und 18 Milliarden Euro – so hoch ist Schätzungen zufolge der Schaden, den Gauner pro Jahr im Gesundheitssystem anrichten. Staatsanwaltschaften in ganz Deutschland stoßen immer wieder auf haarsträubende Fälle: Ärzte, die bei Toten Behandlungen abrechnen oder Berufskriminelle, die gezielt Lücken im System ausnutzen. Experten kritisieren die fehlende Aufmerksamkeit in Politik und Gesellschaft für ein Problem, das gewaltige Ausmaße angenommen hat. (Text: tagesschau24)Deutsche TV-Premiere Mi. 07.06.2023 BR 219. Das chinesische Phantom – Die Jagd auf den gefährlichsten Waffenhändler der Welt
Folge 219Eine Welt, die in zwei Blöcke zerfällt. Ein Aggressor Russland, der seinen Waffenbedarf für den Ukraine-Krieg mit Importen aus Teheran und Peking decken will. Ein Iran, der dem Bau einer Atombombe näher ist als je zuvor. Und eine aufstrebende Supermacht China, die sich immer weniger um internationale Regeln schert. Vieles von dem, was sich derzeit auf der Weltbühne abspielt, hat mit einem Phantom zu tun, das seit zwei Jahrzehnten im Verborgenen agiert: dem Waffenhändler Karl Lee. Die Dokumentation begibt sich nun auf Karl Lees Spur und rekonstruiert die seit zwei Jahrzehnten andauernde Jagd auf den chinesischen Geschäftsmann.Geheimdienste wie BND, CIA, MI6 oder Mossad wollen ihm seit langem das Handwerk legen. Er wurde in New York in Abwesenheit angeklagt und sogar US-Präsidenten haben persönlich in Peking interveniert, um den chinesischen Geschäftsmann zu stoppen. Doch Karl Lee steht bis heute mit einem Kopfgeld von fünf Millionen Dollar auf der Wanted-Liste des FBI – eine Rekordsumme für einen Waffenhändler. Die Dokumentation „Das chinesische Phantom – Die Jagd nach dem gefährlichsten Waffenhändler der Welt“ erzählt die Geschichte Karl Lees, der zur Schlüsselfigur im Ringen der Supermächte USA und China geworden ist. Fünf Jahre lang sind Regisseur Philipp Grüll und die mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Reporter Frederik Obermaier und Bastian Obermayer den Waffenlieferungen und Geldströmen des Phantoms Karl Lee gefolgt – über vier Kontinente hinweg, von Washington und New York nach Tel Aviv, von Frankfurt nach Teheran, Peking und zu Karl Lees Fabrik im Nordosten Chinas. Die drei Investigativ-Journalisten haben unzählige Dokumente ausgewertet und mit hochrangigen Insidern aus Ermittlungsbehörden, Geheimdiensten und Regierungskreisen gesprochen. Ihre Dokumentation gewährt einzigartige Einblicke in die Welt der Geheimdienste, der Diplomatie und der skrupellosen Geschäftsmänner, die Waffenembargos unterlaufen und mit ihren todbringenden Waren Millionen verdienen. Sie rekonstruiert die Jagd der westlichen Behörden auf den heute 50-jährigen Karl Lee und spannt den Bogen zu hochbrisanten aktuellen Entwicklungen der Weltpolitik. Eine Recherche über einen der gefährlichsten Kriminellen der Welt – und zugleich ein Lehrstück über den unaufhaltsamen Aufstieg Chinas und die Frage, was dieser für den Westen bedeutet. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 14.06.2023 BR 220. Das leichte Spiel der Clans – die Grenzen der Strafverfolgung
Folge 220Es geht um Clan-Männer wie ihn: in Deutschland aufgewachsen, zigfach vorbestraft, brutal, im Rotlichtmilieu zu Hause. Als er unter Mordverdacht gerät, setzt er sich in die Türkei ab. Dort baut er ein neues kriminelles Netzwerk auf. In der Heimat seiner Vorfahren fühlt er sich sicher. Es gelingt ihm und seinen Mittätern, mit einem Trick über das Telefon deutschen Opfern Millionen Euros aus der Tasche zu ziehen. Jahrelang geschieht nichts. Doch dann greifen die türkischen Behörden zu. Gemeinsam mit einem Experten für Clan-Kriminalität folgen die ARD-Reporter Oliver Mayer-Rüth und Olaf Sundermeyer der Spur dieses höchst gefährlichen Mannes. (Text: tagesschau24)Deutsche TV-Premiere Mi. 28.06.2023 BR 221. Ferienparadies Kroatien – Schattenseiten des Tourismus-Booms
Folge 221 (45 Min.)Schnell mit dem Auto zu erreichen und noch relativ günstig: Kroatien zählt zu den beliebtesten Urlaubs-Destinationen der Deutschen. Doch für die Einheimischen bringt der Boom nicht nur Vorteile: Die Natur wird verbaut, ein Eigenheim ist nahezu unerschwinglich. Droht dem Land der Ausverkauf? Ein TV-Team begleitet einen Immobilienmakler in Istrien, eine Naturschützerin, die gegen illegale Tourismusbauten vorgeht und eine Hotelbesitzerin, die sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzt. Jeder dritte Immobilienkäufer an der Adria stammt aus dem Ausland.Das Geschäft mit dem Tourismus brummt – so auch in Kroatien. Die Schattenseiten: Saisonkräfte in der Gastronomie und im Hotelgewerbe finden keinen Wohnraum und die Branche leidet unter Personalnot. Die Indizien, dass es so nicht mehr weitergehen kann, häufen sich: Letztes Jahr musste im Sommer der Wasserverbrauch eingeschränkt werden, die Strände drohen immer mehr zu vermüllen, die Parksituation ist chaotisch. Die Autorinnen Steffi Illinger und Susanne Fiedler schauen sich in Istrien um. Bereits an Pfingsten beginnt der Touristenansturm. Sie begleiten den Immobilienmakler Patrick Kohl bei seinen Verkaufsgesprächen, wenn er Filetstücke an der Küste mit Pool und Sicht aufs Meer an den Mann bzw. die Frau bringen will. Wie tickt seine Kundschaft? Was steht für ihn auf dem Spiel? Und sieht er das Dilemma, in dem das Land steckt? Sie sind dabei, wenn die Naturschützerin Silvia Buttignoni von der Organisation Natura histrica Beweise für illegale Ansiedlungen sammelt. Beinahe tragisch: Oftmals sind ausgerechnet die Käufer der eher bescheidenen Bauten nicht darüber im Bilde, dass ihr mühsam erspartes Grundstück gar nicht hätte bebaut werden dürfen. Dem Problem beikommen sollen Kontrollen von Inspektoren, die mit Plakaten in den illegalen Siedlungen aufklären. Doch die zuständige Behörde ist zu weit weg – und auch zahlenmäßig sind die Kontrolleure der Entwicklung kaum gewachsen. Eine Stimme, die schon seit längerem eine Kehrtwende einfordert, ist die Deutsch-Kroatin Marijana Lovrinic. Die Hotelbesitzerin sieht die Lösung unter anderem in mehr Steuerung durch ein Nachhaltigkeitssiegel – damit Kroatien nicht vollständig seine Identität verliert. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 19.07.2023 BR 222. Schafwolle – Rohstoff ohne Zukunft?
Folge 222 (45 Min.)Sie ist warm, wasserabweisend und biologisch abbaubar. Und doch ist Wolle in vielen Teilen Europas zum Abfallprodukt geworden. Meist deckt der Verkauf nicht einmal die Kosten für die Schur. In Schottland und Deutschland entstehen Ideen, wie man das ändern könnte. Doch viel Know-how und Infrastruktur sind verloren gegangen. Wie kann man dem Rohstoff wieder einen Wert geben? Schafhalter sind frustriert: Sie haben einen nachwachsenden, regionalen Rohstoff, der als Nebenprodukt bei Landschaftspflege und Fleischerzeugung regelmäßig anfällt – doch kaum einer will ihn haben.Einst hat die Wolle ihrer Schafe ganze Regionen reich gemacht. Nun ist sie ein Draufzahlgeschäft und wird oft einfach entsorgt – auch weil in der Fast-Fashion-Modeindustrie die billigeren, erdölbasierten Synthetik-Fasern auf dem Vormarsch sind. Schäfer wie Martin Brickel aus Mittelfranken kämpfen auch damit, dass China kaum mehr europäische Wolle kauft. Zusätzlich machen es ihnen fehlende Wollverarbeitungsbetriebe, wenig einheitliche Wollqualitäten sowie die Konkurrenz aus Übersee schwer, neue Märkte zu erschließen. In Großbritannien ist der Wollpreis ebenfalls im Keller. Der Rohstoff ist im Überfluss vorhanden, doch die Wolle der heimischen Schafe ist oft sehr grob und geht deshalb meist an die Teppichindustrie. Clare Campbell empört das. Sie hat vor sieben Jahren eine kleine Weberei in den schottischen Highlands aufgebaut und möchte für ihre Schottenkaro-Stoffe mehr regionale Wolle verarbeiten. Mit den Biochemikern der Uni Edinburgh hat sie nun ein Projekt angestoßen: Kann man kratzige Wolle mithilfe natürlicher Enzyme feiner machen? Forschende der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf haben das gleiche Ziel, wählen aber einen anderen Weg. Sie untersuchen, wie wieder mehr auf Woll-Feinheit gezüchtet werden kann und setzen sich gemeinsam mit süddeutschen Schäferinnen und Schäfern dafür ein, dass Infrastruktur zurückgeholt wird. Langfristig soll so die Schafhaltung in Deutschland wieder rentabler werden. Wie sieht es mit politischer Unterstützung aus? Im Zuge des europäischen Green Deal werden eigentlich händeringend nachwachsende Rohstoffe gesucht. Gibt es also Hoffnung für die wertvolle Naturfaser? (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 26.07.2023 BR Deutsche Streaming-Premiere Di. 25.07.2023 ARD Mediathek 223. Die Unbesiegbaren – Soldaten bei den Invictus Games
Folge 223 (45 Min.)Ab 9. September finden in Düsseldorf die Invictus Games statt: ein einzigartiges internationales Sportereignis für versehrte Soldaten und Soldatinnen. Bei den Invictus Games ab 9. September in Düsseldorf stellen sich schwer traumatisierte und versehrte Soldatinnen und Soldaten sportlichen Herausforderungen. Seit Monaten trainieren der querschnittsgelähmte Rumäne Valentin, die schwer traumatisierte Niederländerin Machteld und Tobias aus Deutschland, der an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet, für ihren großen Tag. Was macht der Sport mit Menschen, denen ihr Job zeitweise alles genommen hat? Denn es ist ein harter Weg zu den Invictus Games.Alle drei sind verwundet worden, auch wenn man nicht allen ihre Verwundung ansieht. Alle drei kamen als anderer Mensch zurück aus dem Einsatz, der ihr Leben komplett verändert hat. Die Invictus Games sind für sie die Chance, sich nun selbst zu beweisen: Ich schaffe das. Nicht nur im Sport, sondern auch im Alltag. Diese drei Geschichten stehen für tausende Schicksale von Soldatinnen und Soldaten, die in Einsätzen weit weg von zu Hause ihr Leben und ihre Gesundheit für die Sicherheit ihres Landes riskiert haben, und die jetzt wieder ein Teil der Gesellschaft werden wollen. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 13.09.2023 BR 224. Jung und chancenlos? Ausbildung für alle!
Folge 224 (45 Min.)Deutschland braucht dringend Fachkräfte-Nachwuchs. Doch viele Lehrstellen bleiben unbesetzt. Gleichzeitig wächst die Zahl junger Menschen, die keine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Ohne Ausbildung werden viele aber kaum Chancen auf ein sicheres Einkommen haben – mit der Gefahr, später als Ungelernte in den Sozialsystemen zu landen. Yannick verlässt mit 16 Jahren mit dem qualifizierenden Hauptschulabschluss die Mittelschule, steht aber danach ohne Ausbildungsplatz da. Er besucht deshalb ein Berufsvorbereitungsjahr in Nürnberg.Ein Auffangbecken für viele, denen es nach der Schule so ähnlich geht wie ihm. Sein Lehrer an der Berufsschule hilft ihm dabei, Kontakte zu Betrieben zu knüpfen und Bewerbungen zu schreiben. Doch bei seiner ersten Ausbildung zum Hotelfachmann erlebt er eine herbe Enttäuschung. Yannick muss unglaublich kämpfen, bis er schließlich einen Ausbildungsbetrieb findet, der zu ihm passt. Michelle verlässt die Schule mit der Mittleren Reife – und mit guten Noten. Einen Ausbildungsplatz zu finden, ist kein Problem. Viel schwieriger ist es für sie, die Ausbildung durchzuhalten. Denn Michelle hat psychische Probleme und, wie sie leidvoll feststellen muss, auch noch die falsche Berufswahl getroffen. Zweimal bricht sie die Ausbildung ab. Mit Unterstützung der berufsbezogenen Jugendhilfe in München findet sie schließlich ihre Erfüllung im Handwerk. Die Bundesregierung will mit einer Ausbildungsgarantie ab 2024 junge Menschen beim Übergang in den Beruf unterstützen, dabei die Förderungen bündeln und stärker an die individuellen Bedürfnisse anpassen. Kann das bei den Passungsproblemen helfen? (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 20.09.2023 BR Deutsche Streaming-Premiere Di. 19.09.2023 ARD Mediathek 225. Bayerns Nichtwähler – Vergessen, verbittert, abgeschrieben?
Folge 225 (45 Min.)Mehr als ein Viertel der Wahlberechtigten gingen bei der letzten Landtagswahl in Bayern nicht wählen – darunter überproportional viele junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren. Das heißt: Bei der letzten Landtagswahl war eigentlich nicht die CSU die stärkste Kraft in Bayern, es war die fiktive Partei der Nichtwähler. Auch wenn die Beteiligung bei der Landtagswahl zuletzt zugenommen hatte, sehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Trend zum Nichtwählen und sagen bereits jetzt voraus: In Zukunft wird die Wahlbeteiligung sinken. Denn vielen Bürgerinnen und Bürgern – egal mit welchem Bildungsstand – fehlen das politische Wissen und der Bezug zur Politik.Ein wichtiger Weg aus der Nichtwahlkrise: junge Erstwähler. Denn wer einmal wählen geht, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder wählen gehen. Doch können Politikerinnen und Politiker junge Menschen überhaupt noch erreichen? Einer, der das versucht, ist der 77-jährige Landtagsabgeordnete und Vizepräsident des Bayerischen Landtags Wolfgang Heubisch (FDP). Mit 3,5 Millionen Likes ist er einer der erfolgreichsten deutschen Politiker auf TikTok. Seine Kurzvideos werden tausendfach geklickt. Wie schafft der 77-Jährige das, was viele andere nicht schaffen? Doch die Social-Media-Plattform TikTok birgt auch Schattenseiten: Denn auf der bei jungen Menschen besonders beliebten Plattform sind kurze Botschaften besonders erfolgreich – und die haben vor allem die Populisten. Die CSU versucht auf TikTok mit einem zu punkten: Markus Söder. Bayerns Ministerpräsident ist das Gesicht der Partei auf den Social-Media-Kanälen. Das funktioniert – hilft aber den vielen Kandidatinnen und Kandidaten der Christsozialen im ganzen Freistaat nur bedingt. Sie sind meist klassisch unterwegs, gehen von Haustür zu Haustür oder stehen an Wahlkampfständen auf Marktplätzen. Während auf TikTok innerhalb von Minuten zehntausende junge Menschen erreicht werden können, trifft CSU-Kandidat Thorsten Freudenberger im Landkreis Neu-Ulm an einem Nachmittag nur ein paar Dutzend. Besonders niedrig war die Beteiligung bei der letzten Landtagswahl in der Stadt Schweinfurt. Stefan Rottmann von der SPD will dort nun genug Stimmen für seinen Einzug ins Maximilianeum gewinnen. Anders als bei seiner Wahl zum Bürgermeister in der unterfränkischen Gemeinde Schonungen vor einigen Jahren muss er sich in Schweinfurt auf unbekanntes Terrain begeben. Die SPD ist historisch schwach und über viele Jahre ging der Wahlkreis an einen CSU-Kandidaten. Seine Strategie: ein möglichst unpolitischer Wahlkampf. Auf Stadtfesten und Kirchweihen wolle er seine potenziellen Wähler treffen, sie dort aber auch nicht mit zu viel Politik langweilen, sagt Rottmann. Seine SPD-Parteizugehörigkeit will er dabei möglichst wenig erwähnen. Kann man damit Erst- und Nichtwähler an die Urnen bringen? Die Wahlbeteiligung an der Werner-Ziegler-Mittelschule im schwäbischen Senden wird deutlich höher ausfallen als im Oktober im gesamten Freistaat – denn die Wahl dort ist keine echte. Kurz vor der Landtagswahl simuliert die Schule eine Juniorwahl, um Schülerinnen und Schüler ans Wählen heranzuführen. Einer der seltenen Kontakte der Schüler mit Politik. Denn: Nirgends wird so wenig Politik an Realschulen unterrichtet wie in Bayern. Auch Bayerns Gymnasien landen seit Jahren im Ländervergleich auf den hinteren Plätzen. Experten fordern schon lange mehr politische Bildung an Schulen. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 04.10.2023 BR 226. Europas Gemüseversorgung in Gefahr – Spaniens Kampf ums Wasser
Folge 226 (45 Min.)Europas Nachfrage nach billigem Obst und Gemüse führt in Spanien zu immer größeren Existenzsorgen. Denn das Wasser wird knapp und in einem Nord-Süd-Konflikt um den Fluss Tajo stehen sich Tourismus und Landwirtschaft unversöhnlich gegenüber. Der junge Bauer Juan Francisco Madrid Nieto wird den Familienbetrieb übernehmen und fürchtet, dass „Europas Garten“ bald austrocknen könnte. Wenn Juan Francisco und sein Vater auf den Feldern ihres Familienbetriebs die Saat ausbringen, arbeiten sie mitten in „Europas Garten“ – so wird die Gegend rund um das kleine Städtchen El Mirador in der Region Murcia im Süden Spaniens genannt.Supermarktketten in Deutschland und anderen europäischen Ländern beziehen von dort ihr Obst und Gemüse. In Deutschland kommen bei Melonen, Paprika und Salat rund die Hälfte der importierten Waren aus Spanien, bei Orangen sogar 80 Prozent. Der 22-jährige Juan Francisco soll den Betrieb bald von seinem Vater übernehmen. Doch er weiß nicht, wie lange er das, was er sät, noch ernten kann. Er fürchtet, den Betrieb bald an Großkonzerne verkaufen zu müssen. Seine Sorge gilt dem Wasser. Ein wesentlicher Teil davon kommt aus dem Tajo. In der Nähe von Madrid am Oberlauf des Flusses wird das Wasser gestaut und über Aquädukte hunderte Kilometer in den Süden bis nach Murcia geleitet – seit Jahrzehnten. Mit diesem Wasser ist die Landwirtschaft im Süden Spaniens gewachsen. Doch damit soll Schluss sein. „Die Lebensader von Europas Garten“, wie die Menschen im Süden Spaniens den Fluss nennen, soll bald versiegen, damit der Tajo weiter im Norden mehr Wasser führen kann. Denn auch dort wird das Wasser für das Ökosystem und den Tourismus dringend benötigt. Ricardo Ortega betreibt einen kleinen Bootsverleih am Entrepeńas-See, der den Tajo aufstaut. Der sinkende Wasserspiegel macht ihm große Sorgen. Viele Menschen hier bezeichnen die Bauern aus dem Süden als „wassergierig“. Ein Nord-Süd-Konflikt ist entstanden. Die billige Versorgung Europas mit Obst und Gemüse ist eine der Ursachen – und steht zugleich auf dem Spiel. Das zeigt sich auch weiter westlich im Dońana-Nationalpark. In den andalusischen Provinzen Huelva und Sevilla spitzt sich der Konflikt um Wasser gefährlich zu: Etliche illegale Brunnen und Anbauflächen sind entstanden. Die Landwirte bauen dort Erdbeeren und Blaubeeren an, die das ganze Jahr über in bayerischen Supermärkten zu kaufen sind. Der Wasserraub trocknet den Nationalpark aus. Deutsche Aktivisten machen darauf aufmerksam und rufen zum Boykott der Ware auf. Doch viele Bauern sind von der europäischen Nachfrage abhängig und sehen ihre wirtschaftliche Existenz bedroht. Aufgrund der angespannten Lage muss das zuständige Wasserwirtschaftsamt in Spanien seine Mitarbeiter mit Polizeischutz in den Nationalpark schicken, um die illegalen Brunnen zu zerstören. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 11.10.2023 BR Deutsche Streaming-Premiere Di. 10.10.2023 ARD Mediathek 227. Klimaschutz contra Naturschutz? Streit um Mega-Kraftwerk in den Alpen
Folge 227 (45 Min.)Wasserkraft ist klimafreundlich, zerstört oft aber wertvolle Ökosysteme. In Tirol spitzt sich gerade der Konflikt zu, wo ein Kraftwerk am Rande der Ötztaler Alpen massiv ausgebaut werden soll. In der Bevölkerung gibt es starken Widerstand, auch weil Landwirtschaft und Tourismus um ihre Lebensgrundlage fürchten. Energiewende ja – aber auf Kosten der Natur? Kaum irgendwo sonst wird das Dilemma so sichtbar wie im Hochgebirge, wo letzte vom Menschen ungestörte Naturräume auf den Energiehunger der modernen Gesellschaft treffen.Ein besonders eklatantes Beispiel: Ein Pumpspeicherwerk im hinteren Kaunertal in Tirol soll ausgebaut werden, dafür soll ein seit der Eiszeit nahezu unberührtes Tal in unmittelbarer Nachbarschaft geopfert werden: das Platzertal. Ein Naturjuwel, wo der Wildbach über Wasserfälle strömt und durch Moore mäandriert, Refugium seltener Pflanzen und Tiere. Wolfgang Stroppa ist der Projektleiter im Auftrag der TiwAG. Er ist überzeugt davon, dass er das Richtige tut und mit dem Bau eines weiteren Staudamms einen unverzichtbaren Baustein für die Energiewende umsetzt. Wer den Klimawandel stoppen, aber keinen radikalen Konsumverzicht leisten wolle, müsse zu solchen Opfern wie im Kauner- bzw. Platzertal bereit sein. Ganz anders sieht das Anita Hofmann. Die Erzieherin und Landwirtin ist überzeugt: Der Ausbau käme einer ökologischen Katastrophe gleich. Gemeinsam mit der Kajaksportlerin Marieke Vogt, Alpen- und Naturschutzorganisationen sowie Bauernverbänden engagiert sie sich im Widerstand gegen den in ihren Augen brutalen Eingriff in die Natur. Denn dieser würde nicht nur das komplette Platzertal fluten: Insgesamt 25 Kilometer an Stollen sind geplant, durch die künftig 80 Prozent des Wassers der Ötztaler Quellflüsse gezielt dem Kraftwerk zugeleitet werden sollen. Wasser, das, so die Sorge, in der Landwirtschaft und im Tourismus fehlen würde. Ein Jahr lang hat „DokThema“-Autor Georg Bayerle die Debatten um Pumpspeicherwerke in den Alpen begleitet – eine Option, die auch seitens der bayerischen Politik bereits ins Spiel gebracht wurde. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 18.10.2023 BR Deutsche Streaming-Premiere Di. 17.10.2023 ARD Mediathek 228. Cyberwar – Die unsichtbare Schlacht im Netz
Folge 228 (45 Min.)Locked Shields ist die größte Cybersicherheitsübung der NATO. Erstmals darf ein Kamerateam die Soldaten der Bundeswehr dabei begleiten, wie sie versuchen, Angriffe auf die eigenen Computernetzwerke und die kritische Infrastruktur des Landes abzuwehren – und schon früh vor großen Herausforderungen stehen. Als Litauen im Sommer 2022 die EU-Sanktionen gegen die russische Exklave Kaliningrad durchsetzt und den Transit bestimmter Güter unterbindet, werden dutzende litauische Webseiten attackiert. Die Hacktivisten-Gruppe Killnet bekennt sich zum Vergeltungsschlag im Cyberspace. Von Israel aus organisiert ein ehemaliger Mossad-Direktor die Cyberverteidigung deutscher Firmen. Der Ex-Geheimdienstchef ist überzeugt davon, dass wir uns längst mitten im Cyberkrieg befinden und neue Abwehrmethoden gegen die Angreifer brauchen. (Text: tagesschau24)Deutsche TV-Premiere Mi. 25.10.2023 BR 229. Fremde Heimat – Vom Kibbuz nach Coburg
Folge 229 (45 Min.)Lange galt diese Reise für sie als undenkbar, jetzt aber besuchen die drei Geschwister Andrea, Mario und George Levy den Ort, aus dem ihre Mutter Edith Wertheimer als 12-Jährige fliehen musste: Coburg in Oberfranken, eine Stadt mit großer, aber auch dunkler Geschichte. Die Mutter selbst kehrte nie zurück, sie sprach wenig über ihre Kindheit in Coburg, das als erste deutsche Stadt Adolf Hitler zum Ehrenbürger machte und bereits im Jahr 1929 von der NSDAP regiert wurde. Jetzt wollen Andrea, Mario und George Levy herausfinden, was ihre Mutter als Kind in dem schmucken Ort mit einer der größten Burganlagen Deutschlands erlebt hat – und was sie innerhalb weniger Wochen zur Flucht zwang.Für die beiden Brüder geht es dabei auch um ihr Leben heute: Geboren in Argentinien, sind sie als junge Männer nach Israel gezogen, um dort einen demokratischen Staat mit aufzubauen. Jetzt demonstrieren sie gegen die rechts-religiöse und in Teilen rechtsextreme Für diese Reportage hat ARD-Korrespondent Christian Limpert die Familie Levy samt ihrer Kinder nicht nur bei ihrer emotionalen Reise nach Coburg begleitet. Er zeigt auch ihr Leben in Israel heute, in einer tief gespaltenen Gesellschaft, deren Lager sich unter einer ultra-rechten Regierung zunehmend unversöhnlich gegenüberstehen. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 08.11.2023 BR 230. Todsichere Geschäfte – Bestatter unter Druck
Folge 230 (45 Min.)Anders als in Frankreich, England oder den Niederlanden, wo längst Konzerne den Markt beherrschen, sind die meisten Bestattungsinstitute in Deutschland noch in Familienhand. Oft in der 3. oder 4. Generation – aber nicht selten fehlt eine Nachfolge. Bestattungsinstitute sind interessant für Investoren und Start-ups, die in der Branche verstärkt auf Einkaufstour gehen, weil eine Nachfolge der Betriebe in Familienhand oft fehlt. Zum Beispiel das Berliner Unternehmen Mymoria. Es kauft deutschlandweit Bestattungsinstitute auf, mit dem Ziel, Marktführer zu werden.Angetreten ist es mit dem Versprechen, das Geschäft durch Digitalisierung transparenter zu machen und so frischen Wind in eine verstaubte Branche zu bringen. Der Gründer Björn Wolff kommt aus der Werbe- und Tourismusbranche. Er ist überzeugt: „Das Umsetzen einer Bestattung ist keine Raketenwissenschaft“. Viele alteingesessene Familienbetriebe sehen das naturgemäß anders. Kein Wunder: Die Branche ist für ihre Verschwiegenheit berühmt. Und jeder, der am Geschäft mit dem Tod partizipiert, verteidigt sein Revier. Dass der Bestatter-Beruf bisher keiner Ausbildungspflicht unterliegt, nutzen auch andere Quereinsteiger für sich und beweisen, dass Pietät nicht automatisch teuer sein muss. Der Markt wird merklich bunter. Doch es wird auch Kritik laut. Welche Auswirkungen hat die Transformation in der Branche für die Verstorbenen und ihre Angehörigen? Braucht es mehr Regulierung und Qualitätssicherung, damit unsere Trauer-Kultur nicht leidet? (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 29.11.2023 BR Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 25.10., dann für den 22.11.2023231. Gemeinsam aufs Dach – Sonnenenergie für alle
Folge 231 (45 Min.)Michael Marending und Projektleiter Fredi Wymann vor ihrer selbst montierten PV-Anlage.Bild: BR/Nikola KrivokucaImmer mehr Privatleute möchten ihren eigenen Strom produzieren, doch sie müssen meist feststellen: irgendetwas bremst. Eine nicht zu unterschätzende Hürde ist der Fachkräftemangel in der Branche. Schweizer Ingenieure hat das bereits vor einigen Jahren auf die Idee gebracht, Selbstbaugenossenschaften zu gründen. Auch in Deutschland gibt es immer mehr Initiativen, die sich dafür einsetzen, die Energiewende „von unten“ voranzubringen. Das Prinzip der Schweizer Selbstbaugenossenschaften ist einfach: Ein Profi übernimmt die Planung, holt die Genehmigungen ein und besorgt den Einkauf des Materials. Die Genossenschaftsmitglieder helfen sich gegenseitig, die Photovoltaik-Anlage auf ihre Häuser zu montieren.Das ist nicht nur günstiger, es geht auch schneller: kein langes Warten auf freie Termine beim Handwerksbetrieb. Könnten sie ein Vorbild für Deutschland sein? Ganz so einfach ist es nicht. Es fängt schon bei den Genossenschaften an, die in Deutschland viel schwieriger zu gründen sind. Doch auch bei uns gibt es Gruppen, die Leute dabei unterstützen, ihren eigenen Strom zu produzieren und sei es nur mit einem Balkonkraftwerk. Der Vergleich mit der Schweiz zeigt, manches wird bei den Eidgenossen unbürokratischer gelöst wie zum Beispiel der Mieterstrom. Es tauchen aber auch die gleichen Probleme auf – Stichwort Lieferengpässe. Einer der Gründe dafür ist, dass die Solarindustrie in den letzten Jahren von Europa nach Asien verlagert wurde. Dabei waren Deutschland und die Schweiz einmal führende Solarnationen, doch mittlerweile beherrscht China den Markt. Im sogenannten Solar Valley in Sachsen-Anhalt startet nun ein Schweizer Unternehmen einen Neuanfang. Hier werden erstmals wieder Solarzellen in Europa produziert. Der politische Wille, in Europa wieder eine Solarindustrie zu etablieren, ist da. Dennoch beklagt der Firmenchef fehlende Unterstützung. Jetzt hat das Unternehmen entschieden, einen Teil der Produktion in die USA zu verlegen, wo es mehr Förderung gibt. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 06.12.2023 BR 232. Mit Vollgas in den Tod
Folge 232 (45 Min.)Deutsche TV-Premiere Mi. 10.01.2024 BR 233. Bedrohte Wale im Mittelmeer
Folge 233 (45 Min.)Mehr als 2.000 Wale leben im Schutzgebiet Pelagos vor der italienisch-französischen Mittelmeerküste. Sie durchziehen das Meer, kommunizieren untereinander über große Distanzen hinweg und sind sensible Indikatoren für die Gesundheit der Meere. Doch viele von ihnen sind verletzt: nach Zusammenstößen mit Booten. Forschende wie Sabina Airoldi und Sandro Mazzariol dokumentieren seit Jahren die Bedrohung der Wale und kämpfen für ihren Schutz. Über Meeressäuger im Mittelmeer ist wenig bekannt. Das Tethys Research Institute setzt sich seit mehr als 35 Jahren für den Schutz der Wale im Mittelmeer ein.Monatelang ist Sabina Airoldi mit ihrem Forschungsschiff im Ligurischen Meer unterwegs, um Wale zu sichten und zu identifizieren. Mit viel Erfahrung und Geduld konnte die Walforscherin über Jahrzehnte hier ein außergewöhnlich großes Vorkommen der Tiere dokumentieren – aber auch ihre permanente Bedrohung. Denn ihre Fotos zeigen, dass die Wale teilweise schwer verletzt sind. Wegen der lauten Schiffsmotoren scheinen sie die Orientierung zu verlieren und mit Frachtern zusammenzustoßen. Auch Abwässer und die Erderwärmung bedrohen die Tiere. Sabina kämpft für einen besseren Schutz der Tiere. Je mehr Daten sie über Wale sammelt, desto überzeugender kann sie für ihren Schutz eintreten. Prof. Sandro Mazzariol von der Universität Padua analysiert diese Daten. Der 47-Jährige ist einer von wenigen Tiermedizinern weltweit, der angeschwemmte tote Wale pathologisch untersucht. In seinem Institut seziert er mit kriminologischer Genauigkeit die Kadaver und sucht per Mikroskop nach Bakterien und Viren, die die Tiere bedrohen. Das Ergebnis: Durch Hochwasser werden immer öfter Erreger ins Mittelmeer gespült, die man früher nur an Land kannte. Wale haben bislang keine Immunität gegen sie entwickelt und sind ihnen schutzlos ausgeliefert. Auch die Erwärmung der Meere setzt ihnen zu, die Nahrungsquellen verlagern sich, das biologische Gleichgewicht ist gestört. All das erschreckt und fasziniert die 17-jährige Emma. Die Schülerin unterstützt als Freiwillige die Wissenschaftler des Forschungsschiffes bei der Wal-Suche. Denn Emma möchte herauszufinden, ob sie ebenfalls Walforscherin werden möchte. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 17.01.2024 BR Deutsche Streaming-Premiere Mi. 29.11.2023 ZDFmediathek Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 29.11.2023234. Junge Straftäter – Knast oder Kloster?
Folge 234 (45 Min.)Kann Resozialisierung im Gefängnis überhaupt gelingen oder braucht es gerade für junge Menschen alternative Formen des Strafvollzugs? Im Gefängnis sollen Häftlinge auf ein Leben ohne Straftaten vorbereitet werden. Im Jugendstrafrecht gilt dabei Erziehung als oberstes Ziel. In der Praxis jedoch kommen rund 65 Prozent der jungen Straftäter innerhalb von drei Jahren nach Entlassung wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Kann Resozialisierung im Gefängnis überhaupt gelingen oder braucht es gerade für junge Menschen alternative Formen des Strafvollzugs? Die 27-jährige Iris (Name geändert) verbüßt ihre anderthalbjährige Strafe wegen Betrugs in der Frauenabteilung der JVA Würzburg.Sie hat im Internet viele Bestellungen getätigt, ohne zu bezahlen. Grund dafür sei eine Depression, die zu einer Kaufsucht geführt habe. Der Alltag im Gefängnis belastet die junge Mutter sehr. Sie vermisst ihre Tochter und fühlt sich von den Mitgefangenen so gemobbt, dass sie nicht am täglichen Hofgang teilnimmt und lieber in ihrer Zelle bleibt. Nach vier Monaten im geschlossenen Vollzug wird Iris in den offenen Vollzug verlegt. Die Lockerungen im Vollzug bereiten sie auf die vorzeitige Entlassung auf Bewährung vor. Dann muss sie sich darum kümmern, ihre Schulden zu begleichen und ihre Depression in den Griff zu bekommen. Pavlo ist 20 Jahre alt und hat schwere Straftaten begangen, mehrfach. Er wurde zu 22 Monaten Haft verurteilt. Statt im Gefängnis verbüßt er seine Strafe jedoch seit einiger Zeit in einem ehemaligen Kloster. Im „Projekt Chance“ des Christlichen Jugenddorfs Creglingen in Baden-Württemberg erhalten junge Straftäter unter 21 Jahren ein intensives pädagogisches Training. Verschlossene Zellen und Gitter gibt es hier nicht. Aber der Tagesablauf ist streng: Sport, Arbeit, Haushaltsdienste. Pavlos Ziel ist es, sich zu verändern, keine Straftaten mehr zu begehen. Und: er möchte nach seiner Haftzeit eine Ausbildung als Hotelfachmann beginnen. Im „Projekt Chance“ arbeitet er gemeinsam mit den Trainern hart daran, seine Ziele zu erreichen. An eine vorzeitige Entlassung auf Bewährung ist nur zu denken, wenn seine Entwicklung erkennbare Fortschritte macht und er lernt, seine Impulse unter Kontrolle zu halten. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 31.01.2024 BR 235. Wir waren in der AfD – Aussteiger berichten
Folge 235 (30 Min.)„Das ist, wie wenn man als Stürmer ein Tor schießt“, so beschreibt Marco Schild aus Heiligenhaus seinen ersten Auftritt als Redner bei einer Parteiversammlung der AfD. Er genießt die Wertschätzung, die ihm an diesem Abend und in den kommenden Wochen und Monaten entgegengebracht wird, er bekommt in der Folge einen Job bei einem AfD-Abgeordneten und verdient plötzlich Geld in der Politik – viel mehr als Andere in seinem Alter. „Das macht etwas mit Einem. Das ist wie eine Droge. Das dauert lange bis man realisiert, dass da auch Rechtsradikale um einen herum sind.“ Nicht nur Marco Schild fällt es lange schwer, sich die Entwicklung der Partei einzugestehen und die Konsequenzen zu ziehen.Auch Alexander Leschik aus Münster sagt, er sei viel zu lange ein „bürgerliches Gesicht einer zunehmend enthemmten Partei“ gewesen und Franziska Schreiber aus Dresden ergänzt: „Natürlich ist das erklärungsbedürftig, wie man so viele Jahre in der AfD Mitglied sein konnte.“ Sie berichtet von den Auseinandersetzungen mit ihrem Opa – einem eingefleischten Sozialdemokraten: „Wie kannst Du in einer Partei Mitglied sein, die die Grundwerte unserer Familie offensichtlich mit Füßen tritt?“ Marco Schild, Alexander Leschik, Franziska Schreiber und die anderen Gesprächspartner dieses Filmes eint eine Erfahrung – sie alle waren Mitglied in der AfD und sie haben das Bedürfnis Auskunft zu geben, Rechenschaft abzulegen – aber auch zu warnen: Was sind die Gründe für den beispiellosen Radikalisierungsprozess der Partei? Wie sollte die Mehrheitsgesellschaft mit einer Partei umgehen, die vom Verfassungsschutz in weiten Teilen als rechtsextremistisch eingestuft wird? Wie ermöglichen wir es den Mitgliedern und Anhängern der AfD in die Mehrheitsgesellschaft zurückzufinden? Meist sind es persönliche Erlebnisse, die sowohl für den Aufstieg in der Partei, als auch für die Entscheidung zum Ausstieg ausschlaggebend waren: Beschimpfungen durch Gegendemonstranten, rassistische Erfahrungen an Stammtischen, Gespräche mit Freunden und anderes. Keine Kamera hat diese intimen und emotionalen Momente festgehalten. Für die Dokumentation haben die Filmemacher die Erfahrungen der Protagonisten daher in modellhaften Inszenierungen festgehalten. Es sind diese Nachinszenierungen, die dem Film sein optisches Gesicht geben und den Zuschauerinnen und Zuschauern einen einzigartigen Blick in die Gedankenwelt der AfD ermöglichen. „Wir waren in der AfD“ ist nicht in erster Linie eine Chronik der Parteigeschichte, sondern die eine, intime Innensicht einer Partei, die seit über zehn Jahren die etablierten Parteien und das politische Establishment vor sich hertreibt. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 07.02.2024 BR 236. Mission gescheitert? Was vom Mali-Einsatz bleibt
Folge 236 (45 Min.)Für die Bundeswehr geht eine Ära zu Ende: Deutschland zieht ab aus Mali. Nach zehn Jahren endet damit der aktuell gefährlichste und größte Auslandseinsatz. Als Teil der UN-Mission Minusma sollten deutsche Soldatinnen und Soldaten den Frieden in dem nordafrikanischen Land sichern. Doch während die letzten Bundeswehr-Maschinen in Richtung Deutschland abheben, steht Mali am Abgrund. Dieser Film zieht eine kritische Bilanz des deutschen Mali-Einsatzes. Die Autoren haben dafür die letzten Monate der deutschen Mali-Mission eng begleitet.Sie haben das Leben im Bundeswehr-Lager Camp Castor gefilmt und waren mit Soldaten auf Patrouille in einem Land, in dem die regierende Militärjunta gleichzeitig Krieg gegen Tuareg-Rebellen und Islamisten führt – mit Unterstützung russischer Wagner-Söldner, die nicht erst seit dem Ukraine-Krieg für ihre Brutalität berüchtigt sind. Dieser Film dokumentiert, wie die Bundeswehr unter größten Widrigkeiten und hohem Zeitdruck versucht hat, Waffen und schweres Gerät nach Deutschland zurückzubringen und ein Lager zurückzubauen, das über die Jahre zu einer kleinen Stadt angewachsen ist. Außerdem hat das Autoren-Team zur Situation der malischen Ortskräfte recherchiert, die wie in Afghanistan die Bundeswehr unterstützt haben und nach dem Abzug einer besonderen Gefahr durch islamistische Terroristen ausgesetzt sind. In diesem Film kommen neben den Soldatinnen und Soldaten auch verantwortliche Politiker zu Wort wie Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius oder Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (beide SPD). Auch Vertreter der Opposition und Experten wie der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, oder der malischstämmige Ethnologe und Historiker Mamadou Diawara blicken zurück auf einen Einsatz, der mehr als vier Milliarden Euro gekostet hat. So entsteht eine vielschichtige Analyse, die eine Antwort geben soll auf die Frage, die sich Soldatinnen und Soldaten, Steuerzahler und nicht zuletzt die Bevölkerung in Mali stellen: Was hat diese Mission gebracht? (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 21.02.2024 BR 237. Felix Neureuther – Spiel mit den Alpen
Folge 237 (45 Min.)Noch zwei Jahre sind es bis zu den Olympischen Spielen 2026 in Mailand und Cortina. Doch die wegweisenden Entscheidungen werden jetzt getroffen. In dem Film „Spiel mit den Alpen“ zeigt der ARD-Olympia-Experte Felix Neureuther die Vorbereitungen auf das Großereignis: Wie nachhaltig sind die Spiele von Mailand und Cortina? Oder geht es am Ende doch wieder auf Kosten der Umwelt und der Anwohner? Die Rückkehr der Olympischen Spiele in die Alpen begrüßt Felix Neureuther, aber er fordert auch einen rücksichtsvollen Umgang mit der Natur und eine Einbeziehung der Anwohnerinnen und Anwohner.Felix Neureuther erlebt die teils drastischen Veränderungen in den Dolomiten hautnah mit. Über Monate hinweg reist er immer wieder an die späteren Spielstätten, sieht den Abriss der alten Bobbahn in Cortina d’Ampezzo oder die riesige Baustelle in Antholz, wo ein gigantisches neues Biathlonzentrum entsteht. Er spricht mit Entscheidungsträgern, wie dem Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher und mit Anwohnern, die Olympia kritisch sehen und sich nicht mitgenommen fühlen. Felix Neureuther war 2006 als Athlet bei den Winterspielen in Turin dabei, jetzt reist er erneut ins Piemont und ist entsetzt, was er dort vorfindet: „Wenn man die alte Bobanlage in Cesana anschaut, oder die Skisprungschanzen in Pragelato – das ist wirklich unglaublich. Alles verrottet vor sich hin, es wachsen Bäume aus dem Schanzentisch. Seit Jahren werden diese Sportstätten nicht mehr benutzt. Das darf sich einfach nicht wiederholen!“ (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 06.03.2024 BR 238. Steuerparadies Ehe – Ist das Ehegattensplitting noch gerecht?
Folge 238 (45 Min.)Viele wissen nicht einmal, was Ehegattensplitting überhaupt ist, wer es anwenden kann und wer nicht. Und noch weniger Menschen wissen, dass es dieses Steuergesetz schon seit 1958 gibt und seitdem unverändert auf die finanziellen Möglichkeiten von Familien und vor allen Dingen Frauen einwirkt. Katrin Reese ärgert sich über ihren Steuerbescheid. Auf dem steht, dass sie als alleinerziehende Mutter viel mehr Steuern zahlen muss, als wenn sie verheiratet wäre. Johannes Henrich ist verheiratet, hat ein Kind und findet, obwohl er davon profitiert, das Ehegattensplitting auch ungerecht.Das Splittingverfahren ermöglicht es verheirateten Paaren, sich steuerlich gemeinsam veranlagen zu lassen und so die Steuerprogression zu umgehen, ganz gleich, ob dieses Paar Kinder hat oder nicht. Dabei ging es den Vätern des Grundgesetzes eigentlich gerade um den Schutz der Kinder! Doch heute wird ein Drittel aller Kinder außerhalb ehelicher Gemeinschaften geboren. Reina Becker kämpft seit Jahren für die Abschaffung des Splittings. Sie ist Steuerberaterin und hilft Frauen wie Katrin Reese, ihre Steuerbescheide anzufechten. Besonders ärgert sie, dass der Splittingvorteil überwiegend bei Gutverdienern, meistens Männern, ankommt – und Frauen, die sich um die Kinder kümmern, leer ausgehen. Sie will in ihrem Kampf für eine gerechtere Besteuerung sogar bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen. Die BR-Story zeigt, was es heißt, wenn ein Steuergesetz aus dem Geist der 1950er-Jahre auf die Lebenswirklichkeit heutiger Familien trifft. Und geht der Frage nach: Warum schafft es die Politik nicht, die Weichen anders zu stellen? (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 13.03.2024 BR 239. Beckenbauer – Folge 1
Folge 239 (45 Min.)Deutsche TV-Premiere Mi. 20.03.2024 BR 240. Beckenbauer – Folge 2
Folge 240 (45 Min.)Deutsche TV-Premiere Mi. 27.03.2024 BR
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