bisher 287 Folgen, Folge 193⁠–⁠216

  • Folge 193
    Touristen überschwemmen das Weltnaturerbe Dolomiten und belasten die Region für die Einheimischen so sehr, dass die Diskussion um eine Begrenzung entfacht ist. Auf rund 500.000 Einwohner, zumeist in kleinen Dörfern, kommen 33 Millionen Übernachtungen im Jahr – aber auch unzählige Tagestouristen. Ein Bergführer und eine Architektin kämpfen gegen den Ausverkauf an. Der Tourismus im Südtirol läuft aus dem Ruder. Gerade in der Hochsaison sind die Dolomitenpässe und Dörfer völlig verstopft. So endet für viele der Traum von den Drei Zinnen bereits unten an der Straße, wenn die Zufahrt zum Berg wegen Überfüllung von der Polizei gesperrt wird. Reguliert ist mittlerweile auch die Zufahrt zu einer weiteren Attraktion, dem Pragser Wildsee. Seit auf den sozialen Medien Postkartenfotos davon um die Welt gehen und der See vor gut zehn Jahren als Filmkulisse für die italienische Fernsehserie „Un passo dal cielo“ (Die Bergpolizei) mit Terence Hill in der Hauptrolle diente, ist der See zum Hotspot geworden. Der Bergführer Erwin Steiner setzt sich in der Verkehrskommission dafür ein, den Autoverkehr zu reduzieren und die Natur zu erhalten, von der auch er lebt. Pläne zum weiteren Ausbau der touristischen Infrastruktur gibt es auch im Hinblick auf Olympia 2026 in Cortina. Naturschützerinnen und Naturschützer wie die Architektin Marlene Roner kämpfen um den Erhalt des Weltnaturerbes. Auf der Kölner Hütte unter dem Rosengarten verabschieden sie zusammen mit Vertretern von Alpenverein und Heimatpflege ein Manifest zum Schutz der Berge. Mit dem Tourismusentwicklungskonzept 2030+ der Südtiroler Landesregierung ist jetzt die Debatte um den Umgang mit dem Naturerbe voll entbrannt. Vor allem der Plan einer Bettenobergrenze stößt auf Widerstand von Hotel- und Gastronomiebranche. Immer geht es dabei auch um die Frage, was der Welterbe-Titel eigentlich wert ist: Hilft er tatsächlich, eine einzigartige Landschaft zu schützen – oder dient er doch wieder nur ihrer Vermarktung? (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 26.10.2022 BR
  • Folge 194
    Dieser Sommer hatte es in sich: Dürren, Waldbrände, Ernteausfälle in ganz Europa. Der Klimawandel ist da – wie kann man die Folgen abmildern? Immer mehr Bauern sehen in der Agroforstwirtschaft eine Lösung: Baumreihen auf Feldern und Wiesen, in deren Schatten Getreide besser gedeiht, Tiere sich wohlfühlen und der Boden vor Austrocknung und Erosion geschützt ist. Kann sich diese Bewirtschaftungsart durchsetzen und so auch wieder mehr Artenvielfalt entstehen? In Frankreich weiß man dank der Arbeit des Agrarwissenschaftlers Christian Dupraz bereits sehr viel über Agroforstwirtschaft. Auf seinem Versuchsfeld in Südfrankreich werden inzwischen bessere Ernten eingefahren als auf Vergleichsfeldern ohne Bäume. Rundherum im Languedoc, dem größten Weinanbaugebiet Frankreichs, setzen manche Winzer bereits schützende Bäume zwischen die Rebstöcke. Auch in Deutschland erkennen immer mehr Landwirte die Vorteile dieser Bewirtschaftungsweise, sogar der Wert der lange vernachlässigten, alten Streuobstwiesen und Hutewälder wird wiederentdeckt. Im Wald fühlen sich Mast-Schweine wohl und er liefert mit Eicheln Futter, das nicht als Nahrungskonkurrenz zum Menschen entsteht. Allerdings tut sich die deutsche Landwirtschafts-Politik bei Förderungen für den Agroforst noch schwer: Er passt in kein Schema! Filmautorin Andrea Koeppler begleitet eine Gruppe schwäbischer Bauern zum Ortstermin bei Agroforst-Pionier Dupraz. Zusammen mit ihrem Verpächter wollen sie die Umwandlung ihrer Äcker in klimaresistente Agroforstsysteme planen. Mit den neuesten Erkenntnissen im Gepäck und wissenschaftlicher Begleitung machen sie sich auf, die Vorteile der Bäume mit den Anforderungen moderner Landwirtschaft zu kombinieren, um gegen die dramatischen Folgen das Klimawandels besser gerüstet zu sein. Ihr erklärtes Ziel: die Versöhnung von Landwirtschaft und Naturschutz. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 02.11.2022 BR
  • Folge 195
    Fast 9.000 Menschen stehen in Deutschland momentan auf der Warteliste für Organverpflanzungen. Bei etwa 20 Prozent kommt es nicht mehr zu einer Transplantation. Sie sterben, während sie warten. Es gibt hierzulande einfach nicht genügend Spenderinnen und Spender. In der Dokumentation werden Menschen begleitet bei ihrem Kampf ums Überleben und die in Deutschland geltende Zustimmungslösung hinterfragt. Den Begriff „Triage“ kennen sie nicht nur durch Corona: Menschen, die auf ein Spenderorgan warten. Bei einer HU-Listung (high urgency, hohe Dringlichkeit) beträgt die Wartezeit derzeit bis zu einem Jahr. Wer diese hohe Priorität nicht bekommt, gleichwohl aber eine Transplantation benötigt, wartet unter Umständen viele Jahre. So geht es Thomas Krauß. Nach einer verschleppten Erkältung hatte er plötzlich Herzprobleme. Zweimal musste er wiederbelebt werden. Da es schnell gehen musste, bekam der 45-jährige Familienvater aus dem Allgäu ein Kunstherz. Seit drei Jahren überlebt er nur dank einer implantierten Pumpe, die von außen mit Strom versorgt wird. In einer Langzeitbeobachtung begleiten die BR-Autorin Eva Frisch und BR-Autor Alf Meier den zweifachen Familienvater bei seinem Kampf um eine Transplantation und für eine bessere Gesetzeslage. Denn in anderen europäischen Ländern gilt zumeist die Widerspruchslösung. Dort ist die Organentnahme an Verstorbenen zulässig, wenn diese nicht zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen haben. In Österreich, wo diese Widerspruchslösung z.B. gilt, ist die Wartezeit auf ein Spenderorgan deutlich kürzer. In Deutschland dagegen brauchen auch Patienten, die auf der HU-Liste stehen, viel Geduld. Die Wartezeit müssen sie stationär im Krankenhaus verbringen. Ein Umstand, der weder der körperlichen Verfassung zuträglich ist, noch einfach ist für die Angehörigen. Wie schwer das sein kann, zeigt das Beispiel einer alleinerziehenden Mutter, die ihren vierzehnjährigen Sohn zurücklassen muss. Das Team begleitet die beiden vor, während und nach der Transplantation. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 09.11.2022 BR
  • Folge 196
    Der Schweizer Pilzexperte Patrik Mürner setzt auf die Kraft der Pilze: Mit ihrer Hilfe will er belastete Böden sanieren. Die Wunderwesen aus der Erde könnten auch Kunststoffe ersetzen: Wissenschaftler forschen an nachhaltigen Werkstoffen wie Styroporersatz, Pilzleder und sogar Baustoffen! Und längst gelangen auch Speisepilze in neuer Form als Fleisch-Alternative auf unsere Teller. Sind Pilze der Schlüssel für die Kreislaufwirtschaft? Patrik Mürner aus Luzern ist Pilzfan von Kindesbeinen an. Der studierte Produktdesigner befasst sich seit Jahren intensiv mit Mycel und Fruchtkörpern und hat seinen erlernten Beruf dafür inzwischen an den Nagel gehängt. Eines seiner Haupt-Forschungsgebiete: die Sanierung belasteter Böden mithilfe von Pilzen. Demnächst möchte er auf diese Weise eine Zink-belastete Industriebrache vor seiner Haustür sanieren: Biologisch reinigen, statt den belasteten Aushub wegzupacken und zu lagern. Auf einem Bio-Weingut hilft Patrik Mürner außerdem die Weinreben mit flüssigem Pilz-Mycel zu stärken. Und er tüftelt an biologischem Verpackungsmaterial aus Pilzen, das eine Schweizer Studentengruppe auf den Markt bringen will. Auch Bastian Schubert aus Berlin ist fasziniert von den Superhelden aus der Erde. Der Student arbeitet an einem Fahrradhelm, dessen Innenschale nicht aus Styropor, sondern aus pilzbasiertem Material besteht. Demnächst möchte er damit ein Start-up gründen. In Potsdam am Fraunhofer IAP lässt man Leder-Ersatz wachsen und in Freising bei München haben es Jungunternehmer geschafft, einen Baumpilz zu züchten, der nach Hähnchenfleisch schmeckt. Weiches Pilzleder, Fleisch-Alternativen und stabile Dämm- und Baustoffe: Das Material hat viele Facetten. Doch lassen sich die biologischen nachwachsenden Rohstoffe auch im großen Stil und industriell reproduzierbar nutzen? (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 16.11.2022 BR
  • Folge 197
    Immer mehr Fleischalternativen füllen die Regale der Supermärkte. Doch taugen die pflanzlichen Ersatzprodukte wirklich dazu, den Klimawandel aufzuhalten? Und wie nachhaltig und gesund sind sie? Ein Blick hinter die Kulissen von Produktion und Vertrieb und ein Filmteam spricht mit Befürwortern und Kritikern. Die Produktion von Fleisch und Milchprodukten gilt als Klimasünde. Sie verbraucht Unmengen an Fläche und Wasser und jagt dazu gehörige Mengen an Treibhausgasen in die Luft. Um dem entgegenzusteuern, wurde im Koalitionsvertrag die Ernährungsstrategie vereinbart. Die Deutschen sollen in Zukunft weniger tierische Produkte essen. Eine Schlüsselrolle wird dabei den sogenannten alternativen Proteinen zugeschrieben. Pflanzlicher Fleisch-, Milch- oder Käseersatz, wie er zunehmend die Supermarktregale füllt. Alleine im letzten Jahr wurden nach Angaben vom amerikanischen Wirtschaftsinformationsdienst Crunchbase 5,8 Milliarden Dollar in die weitere Entwicklung investiert. Die Unternehmensberatung Kearney prophezeit bereits „das Ende der Fleischproduktion, wie wir sie kennen“. Doch was bedeutet diese Entwicklung für unsere Gesellschaft? Und ist das die Ernährungswende, die wir brauchen? Marlene Berger-Stöckl ist Projektleiterin der Ökomodellregion Waging und sieht die Entwicklung kritisch. Ihre Sorge: Der Hype könnte zu Lasten der ökologischen Wende in der Landwirtschaft gehen und so mit dem Ziel kollidieren, 30 Prozent Bio bis 2030 zu erreichen. Das Problem: Die wenigsten pflanzlichen Alternativen sind nachhaltig erzeugt – aus Preisgründen. Auch sei die Kuh nicht per se ein Klimakiller und stehe zu Unrecht am Pranger. Tierhaltung habe in vielen Regionen ihre Berechtigung- vorausgesetzt, es handele sich um extensive Weidehaltung. Diese erhalte die Artenvielfalt auf Wiesen und Almen, benötige kein zusätzliches Kraftfutter und mache mineralische Dünger überflüssig. Die Forderung der Agraringenieurin: mehr Differenzierung in der gegenwärtigen Debatte! „DokThema“-Autorin Susanne Roser macht sich selbst ein Bild und taucht ein in die Zukunftslabore, wo an neuen Protein-Ersatzprodukten getüftelt wird. Wie gesund und nachhaltig sind sie? Sie begleitet Tierschützer bei ihren Protesten gegen die Fleischindustrie im Oldenburger Land. Wie stehen sie zu Fleischersatz, der zum Teil von denselben Herstellern – z.B. Tönnies oder der PHW-Gruppe (Wiesenhof) – vertrieben wird? Sie spricht mit Investoren, die mit ihrem Risikokapital die Welt retten wollen, wie sie sagen und mit der Politik. Ist es richtig, künftig Fleisch höher zu besteuern und pflanzliche Produkte geringer – ohne Ansehung ihrer Qualität und Nachhaltigkeit? (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 23.11.2022 BR
  • Folge 198
    Etwa 3,6 Millionen Syrerinnen und Syrer sind seit Beginn des Bürgerkriegs in die Türkei geflohen. Kein Land der Welt beherbergt derzeit so viele Flüchtlinge. Viele haben sich inzwischen gut integriert, arbeiten und leben in türkischen Großstädten. Andere verdienen sich ihr Auskommen als Landarbeiter und hausen in Hütten oder Zelten. Präsident Erdogan inszenierte sich jahrelang als Schutzherr der Muslime und nahm syrische Frauen, Kinder und Männer bereitwillig auf. Die türkische Bevölkerung steht jedoch im Zuge der Wirtschaftskrise den Flüchtlingen inzwischen zunehmend skeptisch gegenüber und von Seiten der Bevölkerung kommt es immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen. Die Flüchtlinge leben in zunehmender Angst vor Abschiebung. Filmautor Oliver Mayer-Rüth begleitet eine in Istanbul arbeitende syrische Krankenschwester und einen an der türkisch-syrischen Grenze lebenden Hilfsarbeiter mehrere Monate bei ihren täglichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen als Flüchtlinge in der Türkei. Gezeigt wird, wie in der türkischen Stadt Bolu der offen rassistische Bürgermeister gegen Syrer hetzt und dabei viel Zustimmung bekommt. Z.B. von einem 68-jährigen Blumenhändler, der die wirtschaftliche Misere hautnah spürt und seinen Bürgermeister unterstützt. Widerstand gegen die Syrer-Feindlichkeit kommt von Menschenrechtsorganisationen. Sie haben in Istanbul den Bürgermeister verklagt und versuchen, in Bolu Syrerinnen und Syrern zu helfen. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 30.11.2022 BR
  • Folge 199
    Die russische Invasion in der Ukraine verursacht weltweit Versorgungsrisiken. Wie konnte es so weit kommen, dass Weizen als politisches Druckmittel eingesetzt werden kann? Und wie können wir die Versorgungslage vor allem für die ärmsten Länder verbessern? „Über unseren Kopf rauschen täglich die Raketen, der Alarm hört nicht auf. Aber mehr Sorgen machen wir uns, wenn es still wird, dann kann es sein, dass eine Rakete hier einschlägt.“ Nadja leitet einen 4.000 Hektar großen Betrieb in der Nähe von Mykolajiw, jetzt lenkt sie ihren Traktor durch die Granathülsen, die auf ihrem Acker liegen. Für sie und für viele andere Landwirte in der Ukraine bedeutet der Krieg nicht nur tägliche Lebensgefahr, wenn sie ihre Felder bestellen – sie müssen auch den Gedanken ertragen, dass in ihren Silos Getreide vergammelt, während in anderen Teilen der Welt Hunger herrscht. Geschlossene und zerbombte Häfen, zerstörte Brücken und verminte Felder führen dazu, dass die fragile globale Lieferkette zerbricht. Als Folge davon haben immer mehr Menschen in den Ländern des globalen Südens keinen Zugang zu Nahrung. „Wir haben Hunger“, sagen uns die jungen Männer auf dem Markt von Nouakchott in Mauretanien. „Wenn sich die Situation mit dem Beginn des Jahres nicht ändert, werden wir alle Salafisten werden.“ Während in Europa die Angst vor Hungersnöten auf dem afrikanischen Kontinent oder gar Migrationsströmen wächst, nutzt Putin die angespannte Situation für das eigene Narrativ. Demnach seien die westlichen Sanktionen Ursache für die drohende Hungersnot. Dient diese Erzählung dazu, neue Verbündete gegen den Westen zu gewinnen? An den Börsen erreicht der Weizenpreis ein historisches Hoch von über 500 Dollar je Tonne. Eine fatale Entwicklung, denn aufgrund der hohen Preise können arme Länder sogar das vorhandene Getreide kaum mehr finanzieren. Es droht eine globale Abwärtsspirale. Autorin Tatjana Mitschke besucht Landwirte in der Ukraine, die ihr Getreide nicht mehr verkaufen können, spricht mit Menschen in Afrika, die ihr Brot nicht mehr bezahlen können und diskutiert mit Experten über Ursachen und Lösungen. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 07.12.2022 BR
    • Alternativtitel: Chinesen in Serbien - Wer profitiert?
    Folge 200
    China streckt seine Fühler – auch in Form der Neuen Seidenstraße – immer stärker nach Europa aus. Serbien ist eines der Länder, das ein besonders enges Verhältnis zu China pflegt. Seit 2010 haben die Chinesen rund 8,5 Milliarden Dollar im Land investiert. Doch wer sind die Menschen, die diese gigantische Maschinerie am Laufen halten? China streckt seine Fühler immer stärker nach Europa aus, besonders nach Serbien. Seit 2010 haben die Chinesen rund 8,5 Milliarden Dollar im Land investiert. Bei der Umsetzung der Projekte für die „Neue Seidenstraße“ steht Serbien 2022 weltweit an zweiter Stelle. Während chinesische Firmen den Osten des Landes rund um die Kupfermine Bor aufkaufen und dort in großem Stil Rohstoffe fördern, beginnen Chinesinnen und Chinesen in zweiter Generation, ihre Träume zu verwirklichen. Die 25-jährige Chinesin Weiya Chen will ihr eigenes Café eröffnen. Die Familie verdiente das erste Geld mit einem Schuhladen in Belgrads Chinatown im bekannten Block 70. Weiya hat den Aufstieg in die Mittelschicht geschafft, ist im Herzen aber dennoch Chinesin geblieben – zumindest was die Politik angeht. Danilo Krivokapic sieht die Ansichten seiner chinesischen Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Sorge. Belgrad ist dabei, in der ganzen Stadt Kameras zu installieren – bis zu 8.000 sollen es werden – die man mit einer chinesischen Gesichtserkennungssoftware aufrüsten kann. Während Krivokapic dafür kämpft, dass im Datenschutz europäische Standards erhalten bleiben, stürzt sich die Geschäftswelt auf die attraktiven Angebote chinesischer Firmen. Unterstützt wird sie vom 36-jährigen Goran-Liu, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, zwischen chinesischen und serbischen Geschäften zu vermitteln und die besten Deals anzubieten. Die Filmautorin Anna Tillack porträtiert die Menschen, fragt nach ihren Motivationen und Träumen und wagt einen Blick hinter die Kulissen der sonst so verschlossenen Community. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 11.01.2023 BR
  • Folge 201
    2,6 Millionen Euro Umsatz wird weltweit pro Tag mit Internet-Pornografie gemacht. Deutschland liegt laut einer Studie von SimilarWeb mit 12,5 Prozent seines Datenverkehrs ganz weit vorn im Porno-Konsum – noch vor den USA mit 8,3 Prozent. Schätzungen zufolge sind etwa 500.000 Menschen in Deutschland pornosüchtig, das heißt, sie bekommen aufgrund ihrer sexuellen Störung ihr Leben nicht mehr in den Griff. Doch wie konnte es soweit kommen, und warum ist ausgerechnet Deutschland besonders betroffen? Filmautor Thomas Hauswald begleitet Betroffene bei ihrem Kampf gegen die Pornosucht und forscht nach ihren Ursachen: Liegt es daran, dass junge Menschen immer früher Kontakt zur Pornographie bekommen, zum großen Teil schon vor den ersten eigenen sexuellen Erfahrungen? Der Filmautor schaut auch hinter die Kulissen und taucht ein die Welt der Camgirls und des Porno-Business. Wie funktioniert das Geschäftsmodell, das hinter dem Online-Geschäft mit der Lust steht? Aus der Sicht profilierter Forscher und Therapeuten zum Thema sind die Betroffenen Opfer knallharter Datenkraken, die von einer schweren Krankheit profitieren, indem sie das Verhalten ihrer Kunden gezielt ausforschen und die Sucht so mit passgenauen Angeboten immer weiter anfüttern. Hinzukommt, dass einige Plattformen oftmals zu wenig gegen Missbrauch von Bildern unternehmen. Regelmäßig werden Videos ohne Einwilligung der Abgebildeten hochgeladen oder sie sind schon ohne ihr Einverständnis entstanden. Und so werden damit nicht nur Bild- und Persönlichkeitsrechte verletzt, sondern auch immer wieder Missbrauch indirekt unterstützt. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 18.01.2023 BR
  • Folge 202
    Durch den Ukraine-Krieg ist Gas knapp und Öl teuer. Landwirte aus Österreich und Bayern wollen mit kleinen Nahwärme-Anlagen eine günstige Alternative bieten. Die neuen Anlagen sollen mit Hackschnitzeln aus den Wäldern in der Region betrieben werden. Aber Finanzierungsfragen, unklare Fördermöglichkeiten und die Diskussion um Holz als erneuerbarer Energieträger machen den Landwirten Sorgen und den Bau solcher Nahwärme-Netze zu einer schwierigen Aufgabe. Landwirt Manfred Greiner bewirtschaftet in Walding bei Linz einen Hof, zu dem auch Wald gehört. Wird dort ein Baum gefällt, geht das gute Stammholz ins Sägewerk, aus den Resten macht er Hackschnitzel. Sie kommen in eine kleine Nahwärme-Anlage, die bisher 76 Wohnungen beheizt. Bereits vor zwei Jahren beschlossen er und weitere 15 Landwirte, diese Anlage auf das Vierfache – 2 Megawatt Heizleistung – zu vergrößern. Ein Wagnis, doch die Gemeinde sagte zu, öffentliche Gebäude wie Kindergarten, Feuerwehr und Sportpark anzuschließen. Das Interesse von Privatleuten war eher verhalten, Gas 2020 noch günstig. Aber seit dem Ukrainekrieg können sich die Landwirte vor Anfragen kaum retten: Sie ändern die Baupläne, damit möglichst viele angeschlossen werden können. Gleichzeitig müssen die Landwirte zusehen, dass zuverlässig genügend Hackschnitzel da sind. Die Frage wird laut: Wie viel Hackschnitzel gibt der Wald langfristig her? Auch in Bayern wächst das Interesse an der sicheren Wärme aus der Region. Landwirt Klaus Jekle versorgt bereits 120 Gebäude seines Dorfs mit der Abwärme seiner Biogasanlage, im Winter feuert er mit Hackschnitzeln zu. Jetzt hilft er mit, dass interessierte Bürger in seiner Region von neuen Nahwärmenetzen profitieren können. Bei der Umsetzung kämpfen Landwirte und Waldbauern aber nicht nur mit Material-Problemen durch Lieferengpässe, sondern auch mit politischem Gegenwind: Die EU stellt aktuell infrage, dass Holz auch künftig als erneuerbarer Energieträger gelten darf. Europas Wälder müssten geschützt werden, Anreize zur Nutzung für Holz als Heizenergie verbieten sich da. Ist das auch sinnvoll für Nahwärme-Anlagen, die mit Hackschnitzeln aus Restholz betrieben werden? Und was bedeutet das für die Einhaltung der Klimaziele in Europa? (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 25.01.2023 BR
  • Folge 203 (45 Min.)
    Unsicheres Wetter, mehr Kunstschnee, Gletscher auf dem Rückzug: Die Lage in den Alpen ist alarmierend, das weiß auch Ex-Skiprofi und ARD Experte Ski alpin Felix Neureuther. 2022 verzeichnete man vielerorts den wärmsten Sommer seit Messbeginn. Auch der Tourismus trägt dazu bei – vor allem der Verkehr. Rund 63 Prozent des CO2-Ausstoßes verursachen An- und Abreise mit dem Auto. Als Botschafter des Skisports und der Alpen möchte Felix Neureuther, dass die nachfolgenden Generationen den Wintersport weiterhin genießen können und seine Heimat lebenswert bleibt. Gemeinsam mit Experten, Betroffenen und Pionieren will er herausfinden: Wie bedingen sich Wintersport und Klimawandel gegenseitig und wie können wir effektiv dagegen steuern? Kann der Spagat gelingen? In einer Nacht-und-Nebel-Aktion setzt eine Umweltaktivistengruppe in Garmisch-Partenkirchen ein Zeichen gegen den Energieverbrauch im Wintersport. Während in den umliegenden Gemeinden in Krisenzeiten schmerzhaft Strom gespart wird, laufen die Skilifte weiter. Felix Neureuther trifft Verantwortliche und sucht Beispiele, wie Skigebiete ganz konkret nachhaltig wirtschaften können. In Salzburg legen die Gäste die sogenannte letzte Meile zum Resort künftig umweltschonend mit Elektrobussen zurück. Der Liftbetreiber setzt bei der Bewirtschaftung seiner Anlagen auf Nachhaltigkeit, mit Ökostrom, zentral gesteuerten Schneekanonen und modernen Pistenraupen. Auch die Gemeinde Kaprun verzeichnet mit ihren Anstrengungen, energieautark und schonend zu haushalten Erfolge. Vor allem der überbordende Massentourismus und ungebremste Konsum setzen der Umwelt zu. Darunter auch der Millionenmarkt Skiausrüstung. Aber auch hier findet Felix Neureuther innovative Ansätze: Skibekleidung aus wiederverwerteten PET-Flaschen. Eine mögliche nachhaltige Zukunft gibt es schon jetzt. Auf dem Grünberg in der Gemeinde Obsteig wurde 2011 die größte Angst eines Wintersportgebiets zur Realität: Durch den Schneemangel musste der reguläre Skibetrieb eingestellt werden. Das Liftwärterhäuschen wurde inzwischen zur Umkleidekabine umfunktioniert und die Lifte komplett abgebaut. Für den Meteorologen und Bestseller-Autor Sven Plöger geht es rauf auf den Grünberg, der seinem Namen inzwischen alle Ehre macht. Dort trifft er Hermann Föger, den ehemaligen Bürgermeister der Gemeinde. Er berichtet vom Niedergang des Skigebietes und dessen Neuausrichtung. Seither profiliert sich der Grünberg als Erholungsort in einer intakten Natur. Touren mit Langlaufski, Schlitten und Schneeschuhen sind im Winter weiterhin möglich – wenn Schnee liegt. Auch Reinhold Messners Sohn Simon spürt die Auswirkungen des Klimawandels: Viele Kletterrouten in den Alpen sind durch fehlenden Permafrost zu gefährlich geworden. Felix Neureuther spricht mit ihm über das Erbe ihrer berühmten Väter. Welche Verantwortung kommt auf ihre Generation zu? Welchen Weg sollte sie beschreiten? „Wir müssen unsere Kinder erziehen, ihnen das Bewusstsein für die Umwelt mitgeben. Es ist fast eine Pflicht, das zu tun“, findet Messner. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 08.02.2023 BR
  • Folge 204
    In diesem Winter ist es viel dunkel in der Ukraine. Oft sind es nur die Auto-Scheinwerfer, die die Straßen der Hauptstadt Kiew beleuchten. Doch es ist nicht nur dunkel, sondern auch kalt. Immer wieder gibt es Explosionen. Weil Russland seit Monaten Energie-Kraftwerke beschießt, müssen viele Menschen frieren, ohne Wasser und ohne Strom auskommen. Oleksandr ist Familienvater und in den Augen vieler Ukrainerinnen und Ukrainer ein Held. Als Elektriker sorgt er dafür, dass der Strom in der Hauptstadt Kiew gleichmäßig verteilt wird. Morgens macht er seinen kleinen Töchtern Kakao und bringt sie in den Kindergarten. „Es gibt Tage ohne Luftalarm, an denen von außen alles ganz normal scheint“, sagt Oleksandr. „Im Innern sieht es anders aus. Seit dem 24. Februar ist in meinem Leben gar nichts mehr normal.“ Als die russischen Soldaten vor einem Jahr die gesamte Ukraine überfallen und den Versuch starten, Kiew einzunehmen, hat Oleksandr Angst. Nicht um sich, sondern um seine Kinder. Die Vorstellung, dass eine Rakete ihre Wohnung oder den Kindergarten treffen könnte, macht ihn hilflos. Sollte es nötig sein, sagt er, werde er auch zur Waffe greifen, um das Leben seiner Töchter zu verteidigen. Mitten im zerstörten Charkiw, im Osten des Landes, entwirft Olha die Zukunft ihrer Heimatstadt. Ihr Architekturbüro ist das einzige in der Millionenstadt, das die Arbeit wieder aufgenommen hat. Ehrenamtlich hat Olha außerdem ein Pflegeheim für alte Menschen initiiert. Die Senioren wurden aus besetzten Gebieten evakuiert und haben teilweise schon den Zweiten Weltkrieg miterlebt. Olha hat konkrete Pläne, das Gebäude auszubauen und das Altenheim auch nach Ende des Krieges weiter zu führen. Vlada hat ihre große Liebe durch den Krieg verloren. Ihr Partner wurde bei der umkämpften Stadt Bachmut getötet. Weil ihr die Worte fehlen, schreibt sie Musik gegen den Schmerz. Und Vlada kämpft. Gemeinsam mit befreundeten Künstlerinnen und Künstlern ist sie Teil der „kulturellen Front“. Das Kollektiv will Hoffnung geben, kleine Momente schaffen, in denen der Krieg in Vergessenheit gerät. Bei ihrem Auftritt in der Nähe von Kiew ist der Saal voller Soldaten, die gerade im Fronturlaub waren. Kurz zuvor haben sie bei Bachmut gekämpft. „Die Musik ist eine gute Ablenkung“, sagt Anton. Er hat seine Familie im Westen der Ukraine ein paar Tage früher als geplant verlassen. „Ich habe gemerkt, dass der Abschied noch schwerer fallen wird, wenn ich länger bleibe.“ Es sind Geschichten aus dem Leben der Menschen, Geschichten aus dem Krieg, die ARD-Korrespondent Vassili Golod erzählt. Er begibt sich auf eine Reise durch die Ukraine, die ihn auch in seine Geburtsstadt Charkiw führt, mit der ukrainischen Eisenbahn. Die ist für viele in der Ukraine zum Sinnbild geworden: Trotz der Angriffe fährt sie – und ist pünktlich. Sie hilft den Menschen zu fliehen oder ihre Liebsten wieder zu sehen. Die Bahn funktioniert, sie verbindet und sie ist immer da. Wie die Hoffnung der Menschen, auf einen Sieg und damit auf ein Leben in Freiheit. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 22.02.2023 BRDeutsche Streaming-Premiere Di. 21.02.2023 ARD Mediathek
  • Folge 205
    Go-go-Bars, halbseidene Massagesalons und jede Menge Open-Air-Bierbuden mit leicht bekleideten jungen Frauen. Und dazu amüsierwillige Sextouristen aller Altersklassen. Die thailändische Küstenmetropole Pattaya kehrt zurück zu dem, was hier als „Normalität“ gilt. Ein deutscher Tourist fasst es vor der Kamera so zusammen: „Warum wir alle hier sind? Hier kriegst du für weniger Geld mehr Sex!“ Das mag ein jüngerer Deutscher so nicht bestätigen: „Ich suche hier nicht Sex, sondern Liebe“, erzählt Stefan und beklagt sich darüber, dass seine zahlreichen Eroberungen am Ende doch immer nur auf sein Geld aus seien. Zwei Jahre lang haben die „Rotlichturlauber“ gewartet: Das riesige Vergnügungsviertel von Pattaya lag wegen Corona komplett brach. Für die etwa 60.000 Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter der Stadt eine bedrohliche Situation. Weil der thailändische Staat zwar mit dem Sexbusiness Milliarden Steuereinnahmen generiert, Prostitution aber offiziell verboten ist, waren die Beschäftigten des Gewerbes von sämtlichen staatlichen Hilfsprogrammen ausgeschlossen. Zum Beispiel die Sexarbeiterin Aom. Sie wurde von einem deutschen Kunden schwanger, der ihr zunächst Treue schwor und sie dann mit dem Baby sitzen ließ. Jetzt versucht Aom über einen Anwalt, zumindest Unterhaltszahlungen durchzusetzen und arbeitet weiter im Sexgewerbe. „Mit deutschen Kunden habe ich abgeschlossen. Wenn die kommen, sag ich: auf Wiedersehen“, sagt sie. Die „45 Min“-Dokumentation taucht ein in die Rotlichtszene von Pattaya und erlebt viel Doppelmoral. Deutsche Sextouristen, die sich einreden, mit ihren Dates das Überleben verarmter Thaifamilien zu sichern. Und ein Restaurantbesitzer aus Norddeutschland, der erzählt, die Mädchen würden nur wegen des warmen Wetters hier mit so kurzen Röcken am Straßenrand stehen. Auch deutsche Reiseveranstalter verdienen am Geschäft mit Sex, auch wenn sie nicht gerne darüber sprechen. Alle haben Pattaya im Programm. Immerhin halten sich die deutschen Reiseunternehmen zugute, dass sie eine Selbstverpflichtung unterschrieben haben, gegen Kinderprostitution vorzugehen. Aber wer kontrolliert das? Der Coronalockdown hat auch das Problem des Missbrauchs massiv verschärft. Im Rotlichtviertel von Pattaya, in dem es nach offizieller Lesart keine Prostitution Minderjähriger mehr gibt, stößt das Filmteam auf die Spuren Pädokrimineller. Und auf einen Deutschen, der kurz nach seiner Festnahme das Land dennoch verlassen kann. Wie kann das sein und wie gut klappt die internationale Zusammenarbeit bei diesem wichtigen Thema? (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 01.03.2023 BR
  • Folge 206
    Immer wieder leiden Spitzenathletinnen und -athleten an Essstörungen. Spezifische Aspekte des Sports, wie extreme Zielstrebigkeit, Perfektionismus oder sozialer Druck bedingen die Erkrankung ebenso wie der andauernde Druck auf Athletinnen und Athleten, ihre Leistungsfähigkeit zu steigern, einer ästhetischen Norm zu entsprechen oder eine Gewichtsklasse zu erreichen. Mit der Dokumentation „Hungern für Gold“ möchten Kim Bui und Miriam Neureuther die Probleme benennen, die Öffentlichkeit sensibilisieren und jungen Menschen, Athletinnen und Athleten helfen, Wege aus der Essstörung zu finden. Kim Bui, ehemalige Turnerin, Bronzemedaillengewinnerin bei den European Championships 2022 und gerade erst vom Spitzensport zurückgetreten, öffnet sich dabei erstmals vor der Kamera und berichtet von ihrer eigenen früheren Bulimie-Erkrankung. Auf ihrer Recherchereise treffen Kim Bui und Miriam Neureuther weitere Sportler und Sportlerinnen, die selbst betroffen waren: die deutsche Skisprung-Legende Sven Hannawald und die norwegische Skisprung-Olympiasiegerin Maren Lundby. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 08.03.2023 BR
  • Folge 207
    Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin umzubringen. Österreich ist eines der wenigen EU-Länder, in denen mehr Frauen als Männer getötet werden. In Niederbayern muss ein Frauenhaus auf Spendensuche gehen, um weitere Plätze anbieten zu können. Welche Verantwortung haben Politik und Justiz? Wie können Frauen besser geschützt werden? Und was machen Länder wie Spanien, wo die Zahlen niedriger sind, besser? Gewalt oder Mord in Partnerschaften werden nach wie vor häufig als tragische Einzelfälle betitelt. Dabei stirbt in Deutschland fast jeden dritten Tag eine Frau durch die Gewalt ihres Partners oder Ex-Partners. Die Zahl der Frauenmorde steigt nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen EU-Ländern. Ein Filmteam begleitet eine Frauenhaus-Betreiberin, eine Überlebende, eine Anwältin und eine Gleichstellungsbeauftragte in drei europäischen Ländern. Hildegard Stolper kann manchmal nicht schlafen, sagt sie – nicht nur wegen der Verletzungen, mit der Kinder und Frauen in ihr Frauenhaus in Passau kommen. Sondern auch, weil sie überlegt, wie sie Spenden für einen Ausbau organisieren könnte. In den meisten Fällen brauchen die Betroffenen Schutz vor ihrem Partner oder Ex-Partner. Es sind Geschichten wie die von Martina: Erst lobt ihr Ex-Freund sie in den Himmel, dann wird er mitten im Corona-Lockdown zunehmend aggressiv. Er greift sie an, als sie krank auf der Couch liegt. Sie sagt: „Hätte meine Nachbarin nicht die Polizei gerufen, wäre ich womöglich nicht mehr am Leben.“ In Österreich kämpft die Anwältin Sonja Aziz für die Rechte ihrer Mandantinnen vor Gericht. Oft gibt es schon vor einer Tat Warnzeichen, die Behörden seien aber nicht ausreichend vernetzt. Ein anderes Bild zeigt Spanien. In der Region Extremadura gibt Esther Silva Präventionskurse zu Gewalt in Partnerschaften – die Kurse sind sogar in Lehrplänen verankert. Hier haben die hohen Femizid-Zahlen schon vor Jahren eine breite Debatte ausgelöst und dafür gesorgt, dass der Staat viel für die Aufklärung tut. Das Ergebnis: Die Zahl der Femizide ist drastisch gesunken. Was können andere Länder aus diesen Beispielen lernen? (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 15.03.2023 BRDeutsche Streaming-Premiere Fr. 10.03.2023 BR Mediathek
  • Folge 208
    Mehr als 1100 Bäche und Teiche sind bundesweit versiegt – es wird sogar befürchtet, dass selbst der Rhein ein Rinnsal werden könnte. Pflanzen- und Tierarten, die sich nicht schnell genug anpassen, werden vermutlich aussterben. Mancherorts verschwinden schon jetzt Frösche und Kröten, weil die Tümpel zu Pfützen wurden. Auch Deutschlands wichtigster Baum – die Eiche – wird wohl den Trockenstress nicht aushalten. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 22.03.2023 BR
  • Folge 209
    Am Fluss Evros zwischen Griechenland und der Türkei riskieren tausende Migranten ihr Leben, um in die EU zu gelangen. Viele sterben und werden nicht gefunden. Falls doch, ist ihr Name meist unbekannt. Der Rechtsmediziner Pavlos Pavlidis versucht, toten Migranten an der EU-Außengrenze ihren Namen zurückzugeben – auch damit Angehörige Gewissheit über deren Schicksal erlangen. Der Fluss Evros markiert nicht nur die Grenze zwischen Griechenland und der Türkei. Ein seit dem Jahr 2020 stetig erweiterter Grenzzaun entlang des Evros ist das Sinnbild für die Festung Europa: ein High-Tech-Grenzwall gegen die Flüchtlingsströme in die EU. Doch trotz dieses fünf Meter hohen und 38 Kilometer langen Bauwerks aus Stahlstreben riskieren Tausende Menschen ihr Leben, um hier über den Fluss in die EU zu gelangen. Wie viele Menschen dabei sterben, ist unbekannt. Allein im Jahr 2022 waren es mehr als 60 Tote, die allein auf der griechischen Seite des Flusses gefunden wurden – ein negativer Rekord. Pavlos Pavlidis ist Professor für Rechtsmedizin an der Universität in Alexandroupoli und Chronist der tödlichen Grenze. Wird ein Leichnam im Fluss oder in den dahinterliegenden Wäldern gefunden, kommt er zu Pavlidis auf den Obduktionstisch. Er versucht nicht nur Todeszeitpunkt und Todesursache herauszufinden, sondern auch, wer dieser Mensch gewesen ist. Denn meistens haben die Toten der Grenze keine Papiere bei sich, und sind schon nach mehreren Tagen im Wasser stark entstellt. Aber jeder dieser Menschen hat Eltern, Freunde, die auf ihn warten, und für die die Ungewissheit über den Verbleib ihres Angehörigen unerträglich ist. Viele in der Region wissen um die namenlosen Toten, und schwanken zwischen Mitgefühl und Abneigung gegenüber Migranten. Pavlidis versucht unterdessen am äußersten Rand der EU den Toten der Grenze ihre Identität zurückzugeben. Scheitert er, kommt der örtliche Bestatter, und begräbt die unbekannten Toten auf dem Friedhof für Namenlose. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 29.03.2023 BR
  • Folge 210
    Spätestens seit den drakonischen Lockdowns Chinas in der Pandemie ist klar: Die Abhängigkeit von der Weltmacht ist gefährlich für Europas Wirtschaft. Und längst geht es nicht mehr nur um Handel und Produktion. China will eine andere Weltordnung, Autokratie gegen Demokratie. Auch viele Familienunternehmen fragen sich deshalb: Wie viel Loslösen ist möglich? Und wirklich notwendig? Deutschland ist stolz auf seine Hidden Champions – mittelständische Unternehmen, die in ihrem Geschäftsfeld Weltmarktführer sind. Oft sind sie im ländlichen Raum angesiedelt und stützen die Wirtschaft einer ganzen Region. So wie der Druck- und Messtechnikspezialist WIKA aus Klingenberg. Doch das Unternehmen ist wie viele andere vom wichtigsten Wachstumsmarkt China abhängig. Von einem Land also, das von Europa und den USA zunehmend als Rivale wahrgenommen wird. Was einst ein Garant für Wohlstand und Gewinne war, wird nun zur Hypothek: Die meisten Unternehmer passen ihre China-Strategie an. Doch die Abhängigkeit ist schwer zu reduzieren. In Zeiten, in denen der Mittelstand ohnehin mit Inflation, hohen Energiepreisen und dem Fachkräftemangel kämpft. Ganz besonders exponiert ist Webasto. Der Autozulieferer hat über Jahrzehnte einen guten Teil seines Wachstums in China erzielt. Seine Präsenz in China will er nicht reduzieren und nutzt die Gewinne von dort, um hier eine eigene Autobatterieproduktion aufzubauen. Eine Branche, die bislang von China dominiert wird, und ohne die die Mobilitätswende hin zum Elektroauto nicht gelingen wird. Allerdings ist Webasto auch hier auf Zulieferungen aus und Absatz in China angewiesen. Einen Schritt weiter geht das französische Startup Tiamat: Hier setzt man auf eine neue Batterietechnik, die ohne klassische Zellen oder Seltene Erden aus China auskommt. Doch bis das ausgereift ist, wird es dauern. Bis dahin gilt: Das Geschäft mit China muss weitergehen, wenn Europa nicht will, dass sein Wohlstand spürbar sinkt. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 05.04.2023 BRDeutsche Streaming-Premiere Di. 04.04.2023 ARD Mediathek
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 01.03.2023
  • Folge 211
    Deutschland – vom Vorreiter zum Verlierer? Atomkraft war über Jahrzehnte eines der großen gesellschaftlichen Streitthemen, bevor zuerst die rot-grüne Bundesregierung und dann eine christlich-liberale Koalition unter Angela Merkel den Ausstieg beschlossen. Die Filmautoren haben dies für den Industriestandort Deutschland untersucht, für die Entwicklung des Strompreises und die Stabilität unserer Stromnetze. Mit der Abschaltung der letzten drei deutschen Atomkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland geht in Deutschland Mitte April 2023 die friedliche Nutzung der Kernenergie zu Ende. In Zukunft sollen die Erneuerbaren Energien die Hauptlast der Stromerzeugung in Deutschland tragen, ergänzt um zusätzliche Gaskraftwerke mit der Perspektive einer Umstellung auf Wasserstoff. Thomas Berbner, Johannes Jolmes, Katharina von Tschurtschenthaler, Christian Stichler und Philip Kuntschner haben die Folgen der deutschen Energiepolitik für den Industriestandort Deutschland untersucht, für die Entwicklung des Strompreises und die Stabilität unserer Stromnetze. In der Dokumentation wird auch die Situation im Ausland veranschaulicht, wo viele Länder an Atomenergie festhalten und an neuen Reaktortypen forschen. Ist die deutsche Energiepolitik noch zeitgemäß? Wird sie den aktuellen Entwicklungen noch gerecht? (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 19.04.2023 BR
  • Folge 212
    Priester als Täter, Kinder als Opfer: Lange tabu war, jetzt sichtbar: Sexueller Missbrauch im Umfeld der Katholischen Kirche. Und der Staat? Er schaut oft weg. „Das ist nicht nur ein Kirchenversagen, das ist ein Staatsversagen“, sagt Sozialpsychologe Heiner Keupp dazu. Diese Dokumentation untersucht die „Beißhemmung“ weltlicher Justiz und das kirchliche Vertuschungssystem in Europa. Eines der porträtierten Opfer ist François Devaux, selbst Missbrauchsopfer und Gründer einer Betroffeneninitiative in Lyon. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 26.04.2023 BR
  • Folge 213
    Was jahrhundertelang ein Tabu war, ist inzwischen durch die weltweite Aufdeckung sexuellen Missbrauchs im Umfeld der katholischen Kirche sichtbar geworden. Immer neue Fälle, horrende Zahlen, schleppende Aufklärung und noch zögerlichere Entschädigungszahlungen haben die Institution Kirche in eine tiefe Krise gestürzt. Europas Gläubige kehren ihr zu Hunderttausenden den Rücken. Im zweiten Teil der Dokumentation geht es unter anderem um die „Karriere“ eines katholischen Priesters, der in bayerischen Gemeinden eingesetzt wurde, obwohl er strafrechtlich wegen Missbrauch verurteilt wurde. Auch der verstorbene Papst war mit dem Fall betraut. Opfer, die auf die Umtriebe des Priesters aufmerksam machten, fühlen sich nicht ernst genommen. Die Dokumentation blickt aber auch auf eine wenig bekannte Schmutzkampagne der Nazis gegen die Kirche in den 1930er-Jahren, die katholischen Priestern systematischen Missbrauch und dessen Vertuschung anlastete. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 03.05.2023 BRDeutsche Streaming-Premiere Di. 25.04.2023 ARD Mediathek
  • Folge 214
    Israel: Ein Land, das vor Kreativität nur so sprüht – ob in Musik, Hightech, in der Küche, in Kunst und Akrobatik oder in der Filmbranche. Richard C. Schneider unternimmt eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Reise durch das faszinierende Land Israel. Außenpolitisch und auch innenpolitisch befindet sich Israel in einer existenziellen Dauerkrise. Hinter all den negativen Schlagzeilen steckt aber auch ein Land, das vor Kreativität nur so sprüht, und in dem sich die Menschen tagtäglich neu erfinden. In „Israel – Kreativ trotz allem“ trifft Richard C. Schneider genau diese Menschen im kreativen und modernen Israel. Er wirft einen Blick hinter die Kulissen einer der erfolgreichsten israelischen TV-Serien und zeigt, warum israelische Produktionen in den letzten Jahren Menschen rund um den Globus begeistert haben. Der Meisterkoch Eyal Shani weiht ihn ein in das Geheimnis der perfekten Tomate und seiner puristischen Fusions-Food-Küche. Die junge Studentin Shira wiederum zaubert an einer viel befahrenen Straßenkreuzung wartenden Menschen mit ihrer Akrobatik ein Lächeln ins Gesicht und zeigt, wie man sich mit etwas Kreativität in einer der teuersten Städte der Welt etwas dazuverdient. Im nordisraelischen Nahariya erleben Ärzte und Schwestern des dortigen Krankenhauses, dass Juden und Araber bei aller Gewalt auch ganz normal miteinander leben und arbeiten können. Und die Sängerin Neta Elkayam erweckt mit viel Emotion und Gänsehaut pur die fast schon vergessene Musik marokkanischer Juden wieder zum Leben. Eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Reise durch das faszinierende Land Israel. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 10.05.2023 BR
  • Folge 215
    Das Nürnberger Kommunikationszentrum, kurz „KOMM“ genannt, war ein bundesweiter Pionier. Ab 1974 versuchten im ehemaligen Künstlerhaus tausende Junge, Alte, Freaks und Hippies im Geiste der 68-Generation das Ideal einer „Kultur für alle“ umzusetzen. Ein Jugend- und Kulturzentrum, basisdemokratisch selbstverwaltet unter städtischer Trägerschaft – das war in der Größe damals bundesweit einzigartig. Im KOMM trafen sich die Mitglieder der APO genauso wie Kino- und Videoenthusiasten, Senioren, die sich gegenseitig Gedichte vorlasen und Hobbyhandwerker, die Werkstätten für jedermann einrichteten. Jung, alt, wild, engagiert, neugierig – das KOMM bot den Platz dafür, stets argwöhnisch beäugt von konservativer Politik und endgültig mit der Massenverhaftung 1981 über Wochen landesweit in den Schlagzeilen. 23 Jahre lang war das KOMM ein Ort zum Experimentieren, Abhängen und Spaß haben. Eine Schule für Demokratie; Dialog statt Ausgrenzung als Ideal. Die Besucher und Aktivisten waren mutig, trotzig, visionär und manche vor allem radikal. Das KOMM war für die Verantwortlichen in der Stadt ein waghalsiger Modellversuch und am Ende der eigenen Pluralität nicht mehr gewachsen. Gescheitert war das viel beachtete Projekt deswegen nicht. Die sozial-, jugend- und kulturpolitischen Erfahrungen von damals finden sich heute bundesweit in unzähligen Einrichtungen – in der kunst-/​kulturpädagogischen Arbeit der „Hochkultur“ genauso wie im Selbstverständnis von offenen Stadtteilzentren und Kulturangeboten für alle gesellschaftlichen Gruppen. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 17.05.2023 BRDeutsche Streaming-Premiere Di. 16.05.2023 ARD Mediathek
  • Folge 216
    Wie weit sind die deutschen Streitkräfte nach gut einem Jahr Zeitenwende gekommen? Wie kriegstauglich ist die Bundeswehr heute? Der Filmautor Florian Huber beleuchtet diese Frage aus drei Perspektiven: der Ausrüstung, der Verbündeten und der deutschen Politiker und Politikerinnen. 182.000 Männer und Frauen dienen in der Bundeswehr. Sie gelten als sehr gut ausgebildet und hoch motiviert. Doch auch die beste Armee ist nur so gut wie ihre Ausrüstung. Die Bundeswehr steckt in einer beispiellosen Materialmisere: von allem zu wenig, zu alt, zu spät, so beklagen es die Wehrbeauftragten seit Jahrzehnten. Wie drastisch das den Soldatenalltag bestimmt, zeigt sich bei der Instandsetzungskompanie der Clausewitz-Kaserne in der Nähe von Magdeburg. Dort werden jährlich hunderte Bundeswehrfahrzeuge gewartet und repariert. Doch vor Ort lagern fast gar keine Ersatzteile. Jedes Schräubchen muss bestellt und individuell von der Industrie gefertigt werden. Gerade bei komplexen Waffensystemen dauert es Wochen und Monate, bis die Ersatzteile vorliegen. Die Geräte können in der Zwischenzeit nicht eingesetzt werden. Die Notlösung: borgen, leihen, verschieben. In der „Battlegroup“ an der NATO-Ostflanke in Litauen ist das der Normalzustand. In diesem Verband mit 1.700 Männern und Frauen aus sechs Nationen hat Deutschland das Kommando. Um die Truppe auszustatten, muss die Bundeswehr Material aus verschiedenen deutschen Standorten zusammenkratzen. Die Bündnispartner loben die Zusammenarbeit in der „Battlegroup“ – doch die Rüstungsdefizite und mangelnde Einsatzfähigkeit kritisieren sie scharf. Allen voran die USA werfen den Deutschen vor, ihre Versprechen an die NATO nicht zu erfüllen. Und speziell die Verbündeten aus den baltischen Ländern haben große Zweifel, ob die Deutschen im Ernstfall für sie in den Krieg ziehen würden. Schuld daran seien jedoch nicht die Soldaten, sondern die Politiker in Berlin – „die Anzugträger, nicht die Uniformträger“, wie es US-General Ben Hodges formuliert. Seit der Wiedervereinigung herrschte in der deutschen Politik ein trügerisches Gefühl ewigen Friedens. Die meisten Politikerinnen und Politiker gehen in diesen Jahren auf Distanz zur Bundeswehr. Sie schließen Kasernen, verschrotten Kriegsgerät, verkleinern die Armee. Deutschland macht es sich als „Friedensmacht“ bequem. Mit dem schrecklichen Erwachen nach Ausbruch des Ukrainekriegs müssen dieselben Politiker nun dafür sorgen, dass die Bundeswehr wieder ihre Hauptaufgabe erfüllen kann: dem Schutz von Land und Bündnis, über die Zeitenwende hinaus. Für diesen Film sind alle wichtigen Protagonistinnen und Protagonisten der militärischen Zeitenwende vor die Kamera getreten: der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius und seine Vorgänger Christine Lambrecht und Thomas de Maizičre; die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann; der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr Eberhard Zorn; der Kommandeur der Battlegroup in Litauen Marco Maulbecker; Lettlands Verteidigungsminister Artis Pabriks und der frühere Chef der US Army in Europa Ben Hodges sowie natürlich eine Reihe aktiver und ehemaliger Bundeswehrsoldaten. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 24.05.2023 BRDeutsche Streaming-Premiere Di. 23.05.2023 ARD Mediathek

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