bisher 272 Folgen, Folge 151–175
151. Seuche frisst Seele – die Psyche und die Pandemie
Folge 151Bin ich nur „schlecht drauf“ und seelisch erschöpft oder schon mitten in einer Depression? Diese Frage stellen sich immer mehr Menschen während der Pandemie. Je länger der Lockdown währt, desto mehr leiden vor allem junge Menschen, Familien und solche mit psychischen Vorerkrankungen unter dem Wegfall ihres normalen Lebens. Ist das deutsche Gesundheitssystem darauf vorbereitet? Seelisch erschöpft – so fühlen sich viele durch die andauernde Corona-Pandemie. Je länger sie dauert, desto größer scheint die Herausforderung, psychisch gesund zu bleiben.
Da, wo Vorbelastungen wie eine Depression bestehen, brechen im Lockdown bewährte Strukturen und Bewältigungsstrategien im Alltag ersatzlos weg. Die Rückfallgefahr ist groß. Zwar wurden viele psychiatrische Hotlines aufgebaut oder aufgestockt. Doch Therapeuten und psychiatrische Kliniken verweisen behandlungswillige Patienten auf Wartelisten. Es gibt zu viele Hilfesuchende! Seit dem ersten Lockdown leiden auch mehr Frauen mittleren Alters erstmals an psychischen Beschwerden.
Zu der für alle nervenzehrenden Pandemie-Situation kommt bei ihnen häufig die Mehrfachbelastung durch Haushalt, Home-Office und Home-Schooling. Viele sind am Rande ihrer Kräfte und dort, wo die psychischen Ressourcen schon vor der Pandemie knapp waren, drohen die Frauen unter der Last zusammenzubrechen. Auch eine Covid-Erkrankung kann in seltenen Fällen eine Depression auslösen. Die Betroffenen gelten meist als genesen, weil die Virusinfektion ausgeheilt ist. Doch ihre Psyche ist stark in Mitleidenschaft gezogen: Sie leiden unter Symptomen wie Gedächtnisschwund, depressiver Verstimmung oder chronischer Müdigkeit.
Beratungsstellen für ihre Probleme sind rar und die Forschung ist erst am Anfang. Auch sie trifft der Mangel an Therapieplätzen. Ist das deutsche Gesundheitssystem auf die psychischen Folgen der Pandemie vorbereitet? Und welche Perspektiven haben die Betroffenen? Die Filmautorinnen Almut Gronauer und Cornelia Meike Benne begleiten Menschen, die um ihre psychische Gesundheit ringen. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 19.05.2021 BR 152. Starkregen und Sturzfluten – Sind wir vorbereitet?
Folge 152 (45 Min.)Am 1. Juni 2021 begeht Simbach am Inn in Niederbayern ein trauriges Jubiläum. Sieben Menschen kamen vor fünf Jahren bei einem Jahrhundert-Hochwasser ums Leben. Der Simbach, der der Gemeinde Simbach am Inn in Niederbayern seinen Namen gegeben hat, ist eigentlich nur ein kleines Gewässer, doch Starkregen hatte den Simbach 2016 im Nu anschwellen lassen. Der Ort war von den Wassermassen, dem Treibholz und dem Schlamm, die diese mit sich brachten, regelrecht verwüstet worden. Die Katastrophe hat sich den Einwohnern tief ins Gedächtnis gebrannt. Inzwischen wurde zwar viel Aufbauarbeit geleistet, wichtige Schutz-Maßnahmen wurden angestoßen. Doch die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam und vieles steht bisher nur auf dem Papier.
Unterdessen lässt die Angst, dass sich die Katastrophe wiederholen könnte, die Bürger nicht los. Und die Angst ist berechtigt. Experten sagen: Starkregen und Sturzfluten, wie sie Simbach 2016 erlebt hat, werden zunehmen – eine von vielen Folgen des Klimawandels. Ein Filmteam begleitet die Anstrengungen in Simbach und andernorts, solchen Unwetter-Katastrophen vorzubeugen. Und es wird hinterfragt: Sind wir gerüstet? Oder muss mehr für nachhaltigen Hochwasserschutz getan werden? Wie schützt man sich zum Beispiel im benachbarten Österreich, wo man aufgrund von Gletscherschmelze und Wildbächen von jeher Erfahrungen im Umgang mit solchen akuten Wetterereignissen hat? (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 26.05.2021 BR 153. Abgewrackt und exportiert – Das große Geschäft mit alten Autos
Folge 153Die Corona-Pandemie hat die Autoindustrie in Deutschland schwer getroffen. Bei den Händlern stehen tausende Fahrzeuge herum, die niemand kaufen möchte. Der neu gepriesene Heilsbringer soll nun das Elektroauto sein. Mit massiven Fördergeldern sollen Elektroautos in den Markt gedrückt werden. Die günstigsten Vertreter ihrer Art sind im Kaufpreis von über 20.000 Euro auf fast 10.000 Euro gesunken. Es scheint, als sei dies ein Schnäppchen für den Bürger und eine Chance für die Umwelt. Doch stimmt das eigentlich? Was passiert dann mit unseren alten Autos? Und ist die Idee „Weg mit den alten und her mit den neuen Wagen“ wirklich ökologisch? Ein Filmteam ist diesen Fragen nachgegangen und hat sich auf den Märkten umgeschaut, auf denen gebrauchte Fahrzeuge in Afrika und Osteuropa verkauft werden.
Schon nach den Dieselfahrverboten in Deutschland ist der Preis für ein paar Jahre alte Euro-4- und Euro-5-Diesel in den Keller gerutscht. Diese eigentlich hochwertigen PKW gehen meist in den Osten Europas, vor allem nach Bulgarien, Rumänien und Slowenien, wo sich ein Eldorado für Händler auftut.
In Bulgarien wird aus den Gebrauchtwagen meist der Katalysator ausgebaut und zu Geld gemacht. Das Ergebnis: 90 Prozent aller Fahrzeuge in Bulgarien haben keine Abgasfilter, so schätzen Experten. Viele alte Benziner gehen nach Westafrika. Nigeria ist einer der größten PKW-Abnehmer weltweit. Dabei ist der Straßenverkehr in Lagos, wie in fast allen afrikanischen Großstädten, nahezu zum Erliegen gekommen. Nicht nur Katalysatoren, auch die Batterien werden hier ausgebaut, weil die Rohstoffe etwas wert sind und deshalb separat verscherbelt werden.
Die Batterieflüssigkeiten verseuchen mittlerweile ganze Landstriche in Nigeria. Das Filmteam trifft Experten, die davon überzeugt sind, dass Kaufprämien nur der Wirtschaft und nicht der Umwelt helfen. Man könne so gut wie jedes alte Auto auf moderne Abgaswerte bringen, nur scheint dies weder von der Autoindustrie noch von der Politik gewünscht zu sein. Geht es in Deutschland beim Autokauf also wirklich um die Umwelt, oder doch nur ums große Geschäft? (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 02.06.2021 BR 154. Gefährliche Sportwetten – Von Geld, Sucht und Politik
Folge 1542019 wurden bei Sportwetten nur in Deutschland rund 9,3 Milliarden Euro gesetzt, obwohl Sportwetten formell nicht legal waren. Gleichzeitig stieg die Zahl der Spielsüchtigen. Ein neuer Glücksspielstaatsvertrag soll für Ordnung sorgen und die Süchtigen besser schützen. Doch wer gewinnt bei diesem neuen Gesetz? Die Sportwetten-Branche erlebt einen nie dagewesenen Boom. Die Zahl der Spielsüchtigen ist gleichzeitig gestiegen. Jetzt soll ein neuer Glücksspielstaatsvertrag für Ordnung sorgen: Online-Sportwetten und Online Casinos werden erlaubt und gleichzeitig sollen Spielsüchtige besser geschützt werden. Sportwetter können auf alles, was in der Sportwelt irgendwo passiert, Geld setzen.
Und zwar jederzeit, egal von wo, sie brauchen nur eine Internet-Verbindung. Die ständige Verfügbarkeit über das Handy und die schnelle Abfolge von Ereignissen steigert die Suchtgefahr, sagen Experten. Hinzu kommt die omnipräsente Werbung. Vor allem Fußballstars und Bundesligavereine werben massiv für Sportwetten. Ein Filmteam begleitet die Glückspieler zu einem Zeitpunkt, an dem sich der Markt komplett verändert. Der neue Glückspielvertrag soll im Sommer 2021 endgültig verabschiedet werden. Alle 16 Länderparlamente müssen vorher zustimmen. Wie transparent ist dieser Prozess? Wer gewinnt bei diesem neuen Gesetz? Die Anbieter von Sportwetten oder die Spieler? (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 16.06.2021 BR 155. Eine Klinik zieht um – Operation am offenen Herzen?
Folge 155Das Münchner Universitätsklinikum ist eines der größten in Deutschland und Europa, jetzt steht es vor dem größten Umbruch in seiner Geschichte. Denn Mitte Juni 2021 werden wichtige Abteilungen in einem hochmodernen Neubau zusammenziehen. Und das alles bei laufendem Betrieb. Auch ohne Corona wäre das schon eine logistische Meisterleistung. Schwerkranke Patienten, frisch Entbundene mit ihren Neugeborenen und medizinisches Gerät ziehen in neue Stationen um. Arbeitsabläufe und der Umgang mit Geräten müssen vor dem Umzug intensiv trainiert werden, denn schon ein einziger falscher Handgriff kann für einen Patienten lebensbedrohlich werden. Deshalb finden bereits Wochen vor dem Umzug Simulationsübungen statt: Eine Geburt mit Komplikationen wird ebenfalls trainiert wie unerwartete Momente auf der Intensivstation – das alles mit Puppen oder Schauspielern.
Dazu kommt: Wegen Corona sind keine großen Schulungsteams möglich. Trotzdem muss alles klappen, wenn am 15. und 22. Juni die insgesamt sieben Stationen umziehen und am neuen Standort in Betrieb gehen sollen. Sind alle Beteiligten auf ihrem Posten, wenn der Rettungswagen die Schwerverletzte anliefert? Was ist mit den Intensivpatienten – werden sie transportfähig sein und was ist, wenn Corona-Infizierte darunter sind? Eine Dokumentation über die Mammutaufgabe Klinik-Umzug von Eckart Querner und Christian Wölfl. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 30.06.2021 BR 156. Schuldenfalle Corona – Berater am Limit
Folge 156Schon vor der Corona-Krise waren sieben Millionen Deutsche überschuldet. Durch die Pandemie geraten jedoch immer mehr Geringverdiener und nun auch Selbständige in die Schuldenspirale. Das spüren auch die Schuldnerberater: Nadia Fiedler aus Würzburg und Inge Brümmer aus München sind überlastet: Im ersten Quartal 2021 hatten die Schuldnerberaterinnen rund ein Drittel mehr Anfragen. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 14.07.2021 BR 157. Starkregen und Sturzfluten – Was ist zu tun?
Folge 157Starkregen und Sturzfluten nehmen zu! Die Ursache: der Klimawandel. Was eigentlich schon lange bekannt ist, hat sich an diesem Wochenende erneut bewahrheitet. In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen kam es aufgrund tagelanger und heftiger Niederschläge zu dramatischen Überschwemmungen. Die traurige Bilanz: über 160 Tote und Hunderte von Verletzten. Auch Bayern ist betroffen: Im Unterfränkischen und im Berchtesgadener Land wurden ganze Stadtteile überflutet, Häuser liefen voll, Straßen wurden zerstört. Ein Mensch kam ums Leben. Wie konnte das passieren? Die Wetterdienste hatten rechtzeitig gewarnt und trotzdem wurden viele Bürger von der Heftigkeit des Niederschlags überrascht.
Helfer waren oft genug überfordert. Warum war man nicht besser vorbereitet? Und was müsste getan werden, um Katastrophen wie diese zu mindern? Ein Blick zurück in das Jahr 2016 kann Aufschluss bringen. Denn am 1. Juni 2016 ereignete sich in Simbach am Inn eine ganz ähnliche Katastrophe. Damals kamen sieben Menschen aus Simbach und Umgebung ums Leben. Der Simbach, der dem Ort seinen Namen gegeben hat, ist eigentlich nur ein kleines Gewässer. Doch typisch für solche Ereignisse: Der Starkregen hatte den Bach im Nu anschwellen lassen bis er sich zu einer alles niederwalzenden Flut entwickelte. Der Ort wurde von den Wassermassen, dem Treibholz und dem Schlamm, die diese mit sich brachten, in Kürze regelrecht verwüstet.
Ein Grund dafür war, dass wichtige Durchlässe verstopften waren, sodass sich das Wasser staute und dann plötzlich und vollkommen chaotisch Bahn brach. Die Autorin Susanne Roser hat die Simbacher anlässlich des fünften Jahrestages der Katastrophe im Frühjahr 2021 besucht und wollte wissen: Wie haben die Einwohner damals die Katastrophe erlebt? Welche Schlüsse daraus gezogen? Wie fühlen sie sich heute gerüstet, und wie haben sie die Traumata von damals verarbeitet? Eine Dokumentation – vor den jüngsten Ereignissen produziert – mit geradezu prophetischen Einsichten. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 21.07.2021 BR 158. Tokio 2021 – Generalprobe für das Reich der Alten
Folge 158Kein Land der Welt altert schneller als Japan. Im Jahr 2060 wird es voraussichtlich genauso viele Senioren geben wie Japaner im arbeitsfähigen Alter. Auch in Tokio gibt es schon Stadtteile, in denen fast ausschließlich alte Menschen leben. Was muss sich ändern, wenn körperliche Gebrechen die neue Norm sind? Für Tokios erste weibliche Gouverneurin Yuriko Koike sind die Paralympischen Spiele die Chance, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt fit für Gesellschaft im Rentenalter zu machen. Kein Land der Welt altert schneller als Japan, bereits heute ist knapp ein Viertel der Bevölkerung im Rentenalter. Im Jahr 2060 wird es aller Voraussicht nach genauso viele Senioren geben wie Japaner im arbeitsfähigen Alter.
Auch vor der Hauptstadt Tokio macht der demografische Wandel nicht halt. Die jugendliche Trendsetter-Metropole verwandelt sich immer mehr in eine Stadt für Seniorinnen und Senioren. Schon heute gibt es Stadtteile, in denen fast ausschließlich alte Menschen leben. Wie bereitet man ein Land vor auf ein gigantisches Rentnerheer, um das sich immer weniger junge Menschen kümmern? Was muss sich im gesellschaftlichen Zusammenleben ändern, wenn körperliche Gebrechen und Behinderungen keine Randerscheinung mehr sind, sondern die neue Norm? Für Tokios erste weibliche Gouverneurin Yuriko Koike sind die Paralympischen Spiele, die die Metropole im nächsten Sommer ausrichten wird, die Chance, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt fit für eine Gesellschaft im Rentenalter zu machen.
Mutig behauptet sie: „Ohne einen Erfolg der paralympischen Spiele werden die Tokioter Spiele kein Erfolg sein. Wir werden die Barrieren in der Infrastruktur und die in den Köpfen der Menschen abbauen.“ „Tokio 2021“ ist eine Generalprobe für Japans Zukunft. Werden die Spiele spektakulär genug sein, um Tokio in ein Senior/innen-Paradies zu verwandeln? Wird das Momentum der Spiele ausreichen, damit Alte und Behinderte ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft finden und die Wirtschaft in Schwung halten? Der Brite Craig Spence, Pressechef des Internationalen Paralympischen Kommittees (IPC), und seine Kollegin Mew Iwabuchi vom lokalen Tokioter Organisationskommittee organisieren das „One Year To Go“ Fest, den letzten großen Pre-Event vor der Eröffnungsfeier.
Damit wollen sie der Welt zeigen, dass Tokio die besten Paralympics aller Zeiten ausrichten wird. Die beiden sind sicher: Die Spiele werden die Einstellung der Japaner zu Behinderung und Alter nachhaltig verändern. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 28.07.2021 BR 159. Merkel und die Bayern – Eine Liebe mit Hindernissen
Folge 15916 Jahre lang hat Angela Merkel als Bundeskanzlerin auch in Bayern mitregiert. Das Verhältnis zu den Politikerinnen und Politikern dort war nicht immer einfach. Vom Frühstück in Wolfratshausen bis zur Corona-Pandemie reichen die Beobachtungen in diesem Film – immer mit der Frage: Wie hat sich ihr Verhältnis zu den Bayern entwickelt und gestaltet? Und: Welche Rolle spielten ihre Besuche bei den Wagner-Festspielen, auf dem Nockherberg, in Bierzelten und auf den Schlössern Elmau und Herrenchiemsee? Bewunderung und Ablehnung, Anerkennung und Misstrauen, Herzlichkeit und Vorsicht – das alles kennzeichnet das Verhältnis von Angela Merkel zu den Bayern in den letzten 20 Jahren.
Als sie im Jahr 2000 als CDU-Generalsekretärin auf dem Nockherberg zu Gast war, erkannten höchstens die alten politischen Haudegen, dass diese junge Frau aus dem Osten noch Karriere machen würde. Die anderen lachten im Singspiel über die „Ossibiene mit der Unschuldsmiene“ und ahnten nicht, dass mit Angela Merkel dem Verhältnis zwischen CDU und CSU noch so manche Prüfung bevorstand. Angela Merkel überließ im Jahr 2002 Ministerpräsident Stoiber den Vortritt bei der Kanzlerkandidatur.
Mit Ministerpräsident Seehofer scheute Merkel keine Auseinandersetzung, weder bei der Kopfgeldpauschale, noch bei der Flüchtlingspolitik und auch nicht bei der Maut. Und Ministerpräsident Söder lud Merkel mit der Zuversicht, er könnte Kanzlerkandidat werden, auf Schloss Herrenchiemsee ein. Begegnungen und Ereignisse, bei denen in der Rückschau Zufälle und das Schicksal eine Rolle spielten, aber auch politisches Kalkül und der unbedingte Wille zur Macht auf beiden Seiten.
Die drei Ministerpräsidenten sprechen im Film über diese Dinge und erläutern ihr ganz spezielles Verhältnis zu Angela Merkel. Politiker von SPD, Grünen und FDP sowie ein Historiker ergänzen das Bild einer von der Politik vorgegebenen Liebe, die nicht ohne Hindernisse war. Dabei stellt sich stets die Frage: Wie hat sich das Verhältnis Angela Merkels zu den Bayern und dem Freistaat Bayern entwickelt und gestaltet. Und welche Rolle spielten dabei ihre Besuche bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth, auf dem Nockherberg, in Bierzelten, und auf den Schlössern Elmau und Herrenchiemsee? (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 08.09.2021 BR 160. Die wollen da rein – Der Kampf ums Kanzleramt
Folge 160Mit der Bundestagswahl am 26. September geht die Ära Merkel nach 16 Jahren zu Ende. Die Filmautoren porträtieren die drei Kandidat/innen, die das Erbe der Kanzlerin antreten wollen: Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz. Wie auch immer die Bundestagswahl am 26. September ausgehen wird, eines steht schon jetzt fest: Sie wird eine Zäsur in der bundesdeutschen Geschichte darstellen. Erstmals nach 1949 tritt die Amtsinhaberin oder der Amtsinhaber nicht mehr an. Und erstmals seit Gründung der Republik stehen mit Annalena Baerbock und Armin Laschet und Olaf Scholz eine Kandidatin und zwei Kandidaten zur Wahl, die keinerlei Berufserfahrung in diesem Amt vorweisen können.
Die Autoren Ben Bolz und Philipp Grüll haben Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz über Monate immer wieder begleitet: im Wahlkampf, hinter den Kulissen von Parteitagen und Medienterminen, bei internen Besprechungen und in privaten Momenten. Sie haben lange Interviews mit ihnen geführt und hunderte Archivbeiträge ausgewertet. Das Ergebnis ist ein 60-minütiger Film, der die Kandidaten und die Kandidatin von Union, SPD und Grünen in den Mittelpunkt stellt: Was hat die Bewerber und die Bewerberin geprägt, und warum sind sie in die Politik gegangen? Wie üben sie Macht aus, und welche Erfahrungen bringen sie für das Kanzleramt mit? Welche Brüche und Widersprüche weisen ihre Biografien auf? Wodurch unterscheiden sie sich? Und wie gehen sie mit der wahrscheinlich größten Herausforderung ihres bisherigen politischen Lebens um – dem Kampf ums Kanzleramt? Das Autorenduo ergründet diese Fragen durch eine geschickte Verflechtung von Interviewpassagen, authentischen Szenen und Archivmaterial.
So ist ein Film entstanden, der es den Zuschauerinnen und Zuschauern ermöglicht, sich ein eigenes Bild von den drei Persönlichkeiten zu machen, die Deutschland regieren wollen. Parallel haben Ben Bolz und Philipp Grüll drei einzelne Dokumentationen für die ARD-Mediathek produziert. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 15.09.2021 BR 161. Nichtwähler – frustriert, verbittert, abgehängt?
Folge 161Hätten die Nichtwähler/innen bei der letzten Bundestagswahl 2017 eine eigene Partei gebildet, wären sie mit 23,8 Prozent nach der Union die zweitstärkste Fraktion im Bundestag geworden. Zwar hatte die Wahlbeteiligung im Vergleich zu 2013 zugenommen, trotzdem stellt sich die Frage, warum nahezu ein Viertel der Wahlberechtigten keinen Gebrauch von ihrem Recht machen.In „DokThema“ wird gezeigt, wer sie sind, und was sie umtreibt – und welche Parteien sich überhaupt noch um sie bemühen. Bei der Bundestagswahl 2017 haben 23,8 Prozent nicht gewählt.
Eine Datenanalyse soll klären, wo die Menschen leben, die nicht wählen, und was sie bewegt. Warum gehen gerade Jung- und Erstwähler/innen besonders häufig nicht zur Wahl? Was motiviert ideologische Nichtwähler/innen, ihre Stimme zu verweigern? Welche Rolle spielen soziale und wirtschaftliche Ungleichheit? Wie kann man Nichtwähler/innen an die Urnen bringen? Diese Frage stellen die Autor/innen den Parteien, die im Wahlkampf versuchen, so viele Wählerinnen und Wähler wie möglich zu gewinnen. Bemühen sich die Parteien um alle Menschen gleichermaßen oder steht vor allem das erneute Motivieren der eigenen Stammwählerschaft im Vordergrund? Demokratie ist eine Staatsform, die erlernt werden muss.
Das jedenfalls ist die Überzeugung in einem Kindergarten in der Nähe von München, in dem schon die Kleinsten die Prinzipien der demokratischen Mitbestimmung kennen und anwenden lernen. Auch spielen sozio-kulturelle Faktoren eine wichtige Rolle bei der Frage, ob jemand zur Wahl geht oder nicht: Um alle Menschen zur demokratischen Teilhabe zu animieren, haben engagierte Bürgerinnen und Bürger in Frankfurt den DemokratieWagen gebaut.
Der modifizierte Linienbus fährt in die verschiedenen Viertel der Stadt und dient als mobiler Veranstaltungsort, damit die Menschen vor ihrer Haustür über Demokratie diskutieren können. Gefährden Nichtwähler/innen die Demokratie? Eine der wichtigen Fragen, die in der Dokumentation gestellt werden. Denn eine repräsentative Demokratie sollte den Anspruch haben, möglichst das ganze Volk zu vertreten. Was aber, wenn eventuell nur noch ein Bruchteil die eigenen Volksvertreterinnen und -vertreter legitimiert? (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 22.09.2021 BR 162. Oktober.ohne.Fest – Schausteller in der Krise
Folge 162Traditionelle Volksfeste sind auch im zweiten Jahr der Pandemie abgesagt. Die wirtschaftlichen Einbußen lassen Schausteller und Schaustellerinnen verzweifeln, der Stillstand schlägt ihnen zusätzlich auf die Psyche. Welche Perspektiven haben sie? Volksfest light? Das Ausland? Dubai? Können Schausteller und Schaustellerinnen in einer Zukunft mit dem Virus noch ihren Beruf ausüben? Wie werden sie die Krise meistern? Ein Filmteam von „Dokthema“ begleitet den Münchner Schausteller Egon Kaiser schon im zweiten Jahr der Corona-Pandemie. 2019 hatte er mit seinem 90 Meter hohen Kettenflieger auf dem Oktoberfest Premiere.
Drei Millionen Euro hat der Bayerntower gekostet. Die erneute Absage des Münchner Oktoberfests ist für Egon Kaiser nicht nur in finanzieller Hinsicht eine Katastrophe. Der Stillstand, die fehlenden Perspektiven deprimieren ihn zutiefst. Statt auf staatliche Unterstützung zu warten, will er endlich wieder arbeiten. Im Juli kommen die erhofften Lockerungen, kleinere Feste dürfen wieder stattfinden. Wird Egon Kaiser beim Münchner „Sommer in der Stadt“ unter Hygieneschutz genügend Geld verdienen können? Traditionsunternehmen aller Couleur kämpfen ums Überleben.
Josy Steinkers Schießbude ist seit über einem Jahr eingelagert. Bis sie endlich wieder umherziehen kann, steht sie an sonnigen Wochenenden mit einem Mandelwagen in einem Münchner Biergarten und hofft auf ein kleines Volksfest im Herbst. Auch Philipp Wiemers Pläne hat die Pandemie durchkreuzt. Aber abwarten und Trübsal blasen, das passt nicht zu dem umtriebigen Schausteller aus Freital. Bereits letztes Jahr hat der 26-Jährige sein Glück im Ausland gesucht.
Bei Volksfesten In Tallinn und Riga kam sein Fahrgeschäft, der Heartbreaker, voll zum Einsatz. Im Baltikum konnten Volksfeste unter Hygieneschutz bereits 2020 stattfinden. Weil die Perspektiven in Deutschland düster bleiben, will Philipp Wiemer auch dieses Jahr wieder ins Ausland ziehen. Diesmal hat er das ganz große Abenteuer vor: Dubai! Dem deutschen Veranstalter hat Wiemer zugesagt, mit seinem Heartbreaker beim geplanten Oktoberfest in den Vereinigten Arabischen Emiraten dabei zu sein. Doch der vorgesehene Start zum 07. Oktober in Dubai wurde vorerst verschoben … (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 29.09.2021 BR 163. Invasive Stinkwanzen – der Preis der Globalisierung?
Folge 163Sie mieft, frisst unser Obst und Gemüse und vermehrt sich explosionsartig: Mit der marmorierten Baumwanze ist ein neuer, invasiver Schädling aus Asien nach Europa gekommen. Stadtmenschen stinkt es gewaltig – auf dem Land bringt sie immer mehr Erzeugerinnen und Erzeuger zur Verzweiflung. Der Anbau von Äpfeln, Nüssen, Paprika ist in Gefahr. Kann die Samurai-Wespe, ein biologischer Gegenspieler, helfen? In Städten wie Bern, Basel oder München bevölkert sie Balkone und Wohnungen und nervt die Anwohnerinnen und Anwohner.
Für Landwirtinnen wie Ulrike Laimer aus Südtirol ist die marmorierte Baumwanze jedoch ein gefährlicher und teurer Schädling. Eingereist aus Asien, hat sie sich in Zentraleuropa ausgebreitet. Wo das Tier auftaucht, sind die Ernten in Gefahr. In der Schweiz, in Südtirol und Deutschland wird nun auf Hochtouren geforscht. Tim Haye von der Forschungsanstalt CABI in Delémont hat in detektivischer Feinarbeit aufgedeckt, wie das Tier in die Schweiz gelangt ist und arbeitet seit Jahren an Strategien zur Bekämpfung des Schädlings.
Tatsächlich gibt es einen biologischen Gegenspieler der Wanze: die winzige asiatische Samurai-Wespe. Mit Insektensauger bewaffnet suchen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auch entlang des Rheingrabens nach diesem Winzling. Olaf Zimmermann hat sie in Deutschland schon gefunden. Doch ob es eine gute Lösung ist, das Insekt auch aktiv auszubringen? Manche Naturschützer und Naturschützerinnen sind skeptisch. Die Sorge, dass die kleine Schlupfwespe das ökologische Gleichgewicht stören könnte, ist groß.
Betroffene Landwirte und Landwirtinnen fordern dagegen schnelles Handeln. Viele von ihnen arbeiten inzwischen mit biologischen Schädlingsbekämpfern, um Pestizide zu vermeiden. Auch die Samurai-Wespe könnte ein „Nützling“ sein. Doch während sie in Italien schon zu Freilandversuchen ausgebracht wird, ist in Deutschland keine Entscheidung in Sicht. Was tun in einer globalisierten Handelswelt, in der nicht nur Waren, sondern auch immer mehr Schädlinge um die Welt befördert werden? (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 06.10.2021 BR 164. Wo ist meine Heimat? 60 Jahre Türkei-Anwerbeabkommen
Folge 164Hunderttausende türkische Gastarbeiter kamen im Zuge des 1961 zwischen Deutschland und der Türkei geschlossenen Anwerbeabkommens in die Bundesrepublik. Sie hatten einen entscheidenden Anteil am Wirtschaftswunder. Der Film aus der Reihe „DokThema“ porträtiert Familien von der ersten bis zur vierten Generation. Ob aufgewachsen in Deutschland, zurückgekehrt in die Türkei oder abwechselnd in beiden Ländern lebend: Viele fühlen sich hin- und hergerissen und in keinem Land richtig verwurzelt. 1961 wurde das Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei geschlossen.
Die hunderttausenden türkischen Gastarbeiter, die vor 60 Jahren kamen, hatten einen entscheidenden Anteil am Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit. Doch welche Schicksale verbergen sich hinter diesen Menschen und ihren Nachkommen? Für den Film aus der Reihe „DokThema“ gehen Antonia Böhm und Oliver Mayer-Rüth dieser Frage nach und dokumentieren die vielschichtigen Lebensläufe und die historisch bedeutsamen Momente der türkischen Arbeitsmigration. Die Filmautoren porträtieren Familien von der ersten bis zur vierten Generation, Menschen, die die Beziehungen zwischen beiden Staaten nachhaltig geprägt haben und bis heute prägen.
Doch ob aufgewachsen in Deutschland, zurückgekehrt in die Türkei oder abwechselnd in beiden Ländern lebend: Viele fühlen sich hin- und hergerissen und in keinem Land richtig verwurzelt. Bei allen Repräsentanten und Repräsentantinnen der deutsch-türkischen Migrationsgeschichte, die Antonia Böhm und Oliver Mayer-Rüth getroffen haben, taucht beim Blick auf die vergangenen 60 Jahre immer die Frage auf: Wo ist meine Heimat? „Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kamen Menschen.“, Max Frisch, 1965. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 27.10.2021 BR Deutsche Streaming-Premiere So. 24.10.2021 BR Mediathek 165. Im Visier: Neonazis planen den Umsturz
Folge 165Laut Daten des Landeskriminalamts wurden 2.305 rechtsextreme Straftaten im Jahr 2020 in Bayern erfasst – fast zehn Prozent mehr als 2019. Ralph Gladitz und Jonas Miller begeben sich für diese Dokumentation auf die Spurensuche dreier Rechtsextremisten, die im Zusammenhang mit terroristischen Anschlagsplänen stehen. Wer sind diese Täter, wie haben sie sich radikalisiert, wie stark sind sie vernetzt? Und – welche Strategien stecken dahinter? Die Autoren heften sich an die Fersen staatlicher wie zivilgesellschaftlicher Ermittler, bis hin zu den Opfern, den Tatorten, zu Schießständen und in die Gerichtssäle.
Auch das Umfeld der Rechtsextremisten wird durchleuchtet, ihre Äußerungen in digitalen Hass-Communitys, in geheimen Chat-Gruppen. Stück um Stück setzt sich das Puzzle zusammen, ergibt sich ein klareres Bild über die Aktivitäten und Netzwerke der Rechtsextremisten. Zum stabilen Kern einer ideologisch geschlossenen Szene kommt eine wachsende Zahl an im Netz Radikalisierter, die Staat und der demokratischen Gesellschaft feindlich gegenüberstehen. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 03.11.2021 BR 166. Gewinner oder Verlierer? Stadt im Wandel: Chemnitz und Ingolstadt
Folge 166Die Umsätze in den Innenstädten gehen dramatisch zurück, denn immer mehr Kunden kaufen online. Die Corona-Pandemie wirkt dabei wie ein Brandbeschleuniger. Städte wie Ingolstadt in Bayern und Chemnitz in Sachsen trifft diese Entwicklung hart. Doch welche Konzepte helfen, um die Innenstädte zu retten? Maria Weigelt gehört nicht zu den Gewinnern der letzten Monate. Als Verkäuferin im Einzelhandel ist sie in einer Branche beschäftigt, die schon vor Corona massiv unter Druck geraten ist. Seit ihrer Lehre arbeitete sie bei Galeria-Kaufhof-Karstadt in der Chemnitzer Innenstadt.
2020 wechselte sie in die Filiale nach Ingolstadt. Doch dann kam der Schock: Keine drei Monate später wurde die Filiale geschlossen. Symptomatisch für eine Stadt wie Ingolstadt, in der gerade ein Einzelhandelsgeschäft nach dem anderen aufgeben muss. Maria Weigelts Schicksal ist prototypisch für das, was gerade in deutschen Städten passiert. Als Beschäftigte in einem großen Kaufhaus gibt es keine Zukunft mehr. Inzwischen arbeitet sie in einem kleinen Laden, doch auch die sind bedroht. Viele Einkaufswelten haben sich von den Straßen ins Internet verschoben – auch schon vor Corona.
Allein in Ingolstadt stehen 50 Prozent der Gewerbeflächen inzwischen leer und es könnten noch mehr werden. Kommunen und Einzelhändler/innen suchen dringend nach Konzepten, die Menschen zurück in die Innenstädte zu bekommen. Doch Ökonom Henning Vöpel glaubt, dass es so nicht mehr funktionieren wird: „Die Städte müssen sich radikal ändern! Die richtige Frage ist, was können wir mit diesen Innenstädten jetzt tun?“ Durch den Online-Handel und befeuert durch die Pandemie ist nicht nur Ingolstadt unter enormen Druck geraten.
Auch im sächsischen Chemnitz, in dem Galeria-Kaufhof-Karstadt gerettet wurde, sehen die Zukunftsprognosen nicht besser aus. Denn die Probleme sind struktureller Natur und für ihre Lösungen müssen Politik und Handel gemeinsam neu denken – die Zeit drängt. Corona zwingt alle dazu, neue Wege zu gehen und überall stellen sich dieselben Fragen: Wer wird in Zukunft in den Innenstädten wie überleben? Wie lassen sich Online-Handel und persönliche Beratung verbinden? Und können die Jungen vielleicht durch kreative, neue Ideen die Probleme ganzer Städte viel besser lösen als die Alten? (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 10.11.2021 BR 167. Die Sache mit Israel – Gewollt oder ungewollt: Über die Mechanismen eines Vorurteils
Folge 167Der Antisemitismus wird in Deutschland seit Jahren immer stärker, aggressiver und brutaler. Statistiken zeigen ein extremes Wachstum an Angriffen auf Juden und Jüdinnen sowie jüdische Einrichtungen. Richard C. Schneider setzt sich in dieser Reihe mit den Hintergründen auseinander, skizziert historische, gesellschaftliche und ideologische Motive im Gespräch mit zahlreichen Expert/innen und Wissenschaftler/innen aus einer bewusst jüdischen Perspektive. Statistiken zeigen ein extremes Wachstum an antisemitischen Vorfällen in Deutschland in den letzten Jahren. So ist zum Beispiel Berlin mittlerweile die Stadt mit der höchsten Anzahl an antisemitischen Vorkommnissen in ganz Europa geworden.
Ob von links oder rechts, von Muslimen oder aus der Mitte der Gesellschaft – Juden und Jüdinnen sowie jüdische Einrichtungen werden hierzulande immer häufiger angefeindet und oftmals auch gewalttätig angegriffen. Richard C. Schneider setzt sich in dieser Reihe mit den Hintergründen und verschiedenen Formen des Antisemitismus in Deutschland auseinander und skizziert historische, gesellschaftliche und ideologische Motive im Gespräch mit zahlreichen Expert/innen und Wissenschaftler/innen aus einer bewusst jüdischen Perspektive. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 17.11.2021 BR 168. Geknechtet unterm Kreuz – Leben in einer katholischen Sekte
Folge 168Radikal das Christentum leben, das ist der Anspruch der Integrierten Gemeinde: im Beruf, im Privatleben, in Wirtschaftsfragen. Dieses Modell fasziniert in den 1970er-Jahren viele junge Menschen. Scharenweise schließen sie sich der Gemeinschaft in München und am Walchensee an. Doch was als Aufbruch beginnt, endet in einem totalitären System. Ein Leben, wie es die Urchristen einst führten – das ist der Anspruch der Integrierten Gemeinde. Gegründet nach dem Zweiten Weltkrieg in München, will die Gruppe die katholische Kirche erneuern. Gelebt wird meist in kommunenartigen Hausgemeinschaften, den sogenannten Integrationshäusern.
Doch die hehren Ideale werden für immer mehr Mitgliederinnen und Mitglieder zum Albtraum: Frauen wird verboten, schwanger zu werden, Paare werden gezwungen, sich scheiden zu lassen, Kinder werden von ihren Eltern getrennt. Und jeder Cent muss abgegeben werden für den Aufbau der Gemeinschaft, der „neuen Familie“, wie es offiziell heißt. „Wenn jeder alles gibt, was er hat, dann hat die Gemeinde alles, was sie braucht“. Das ist das Mantra, das die Mitgliederinnen und Mitglieder immer wieder zu hören bekommen. Zweifel sind nicht vorgesehen.
Denn wer sich der Gemeinde widersetzt, widersetzt sich dem Willen Gottes. Das ist das Verständnis der Integrierten Gemeinde, die 1978 von Joseph Ratzinger in seiner damaligen Funktion als Erzbischof von München und Freising kirchlich anerkannt wird. Schon vorher war er der elitären Gemeinschaft eng verbunden, wie viele andere Bischöfe und Kardinäle. Für die Dokumentation haben die Autoren Eckhart Querner und Christian Wölfel mit mehr als einem Dutzend ehemaliger Mitgliederinnen und Mitglieder gesprochen und viele interne Dokumente ausgewertet. Einige Betroffene berichten erstmals öffentlich über ihr Schicksal, wie ihr Glaube missbraucht wurde, um Macht über sie auszuüben.
Auch wenn die Gemeinschaft im Erzbistum München-Freising nach einer kirchenrechtlichen Untersuchung mittlerweile aufgelöst ist, fordern die ehemaligen Mitgliederinnen und Mitglieder von der Kirche eine echte Aufarbeitung: Sie wollen wissen, warum die Verantwortlichen lange nichts unternommen haben, obwohl die Missstände schon vor Jahrzehnten in offiziellen Akten der Kirche dokumentiert wurden. Und sie fragen sich: Wo sind die Millionen geblieben, die sie für die Integrierte Gemeinde aufgebracht und erwirtschaftet haben? (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 01.12.2021 BR 169. Pflegeeltern dringend gesucht
Folge 169Überforderung, Missbrauch, Vernachlässigung. Die Ursachen für Inobhutnahmen von Kindern durch das Jugendamt sind vielfältig. Seit Jahren steigt die Zahl der Kinder, die ein neues Zuhause brauchen. Doch in Deutschland gibt es viel zu wenig Pflegefamilien. Warum ist das so? Und wie können mehr Familien für diese wichtige Aufgabe gewonnen werden? Sie kommen immer dann zum Einsatz, wenn Kinder nicht mehr bei ihren leiblichen Eltern leben können oder wollen: Pflegeeltern. Sie bieten den Kindern ein neues Zuhause, Geborgenheit und die Zuneigung, die sie von ihren leiblichen Eltern oft nicht bekommen haben.
Gisela und Alexander sind solche Pflegeeltern. Seit vielen Jahren nehmen sie immer wieder Pflegekinder auf, derzeit sind es drei Mädchen und zwei Jungen, die bei ihnen in einem kleinen Ort im Allgäu leben. Gleichzeitig kämpft die Familie dafür, dass sich mehr Paare aktiv für Pflegekinder entscheiden und die Rahmenbedingungen für Pflegeeltern besser werden. Denn die Zahl der Pflegekinder, die eine neues Zuhause bräuchten, steigt seit Jahren. Vera Mayer vom Regensburger Jugendamt kennt das Problem. Die erfahrende Sozialarbeiterin sucht händeringend Pflegefamilien für Kinder, die wegen Kindeswohlgefährdung in Obhut genommen werden.
Vera Mayer sieht sich als Anwältin der Kinder, geht sogar noch in ihrer Freizeit Plakate kleben, um auf die Misere aufmerksam zu machen. Ein Filmteam begleitet Vera Mayer bei ihrem Einsatz für die Kinder und die Pflegefamilie durch die Höhen und Tiefen ihres Alltags. Gezeigt wird, dass Pflegekinder ein Gewinn für die ganze Familie sein können, wie es bei Gisela und Alexander der Fall ist. Klar wird aber auch, dass längst nicht jede und jeder diese Aufgabe meistern kann. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 08.12.2021 BR Deutsche Erstausstrahlung ursprünglich für den 02.12.2020 angekündigt170. Illegale Pestizide – Den Giften auf der Spur
Folge 170Europas Bauern und Bäuerinnen sollen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um die Hälfte reduzieren – dadurch fühlen sich die Betroffenen aber einem ungerechten Wettbewerb ausgesetzt. Zur Bewahrung der Biodiversität soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um die Hälfte reduziert werden in Europa. Durch die zunehmend strengeren Auflagen innerhalb der EU fühlen sich die Landwirte und Landwirtinnen aber einem ungerechten Wettbewerb ausgesetzt. Denn was ihnen verboten ist, ist anderen auf dem Weltmarkt erlaubt. Und auch innerhalb der EU sind die Auflagen nicht alle gleich streng.
Für die Landwirte und Landwirtinnen aus Ländern mit einer restriktiveren Gesetzgebung daher ein Wettbewerbsnachteil. Gemeinsam fordern sie: Die Einhaltung von ökologischen Richtlinien sollte belohnt statt bestraft werden. Hinzu kommt der Handel mit illegalen Pflanzenschutzmitteln – ein Milliarden-Geschäft. Dabei kommen gefälschte, nicht geprüfte und nicht genehmigte Substanzen in den Umlauf, die erheblichen Schaden anrichten können – für Umwelt und Verbraucherinnen und Verbraucher.
Sie werden nicht nur in der Landwirtschaft angewandt, sondern auch in privaten Gärten. Besonders irritierend: Diese gefährlichen Pestizide stammen auch aus deutschen Fabriken wie zum Beispiel von Bayer und BASF. Denn der Export der Wirkstoffe selbst ist nicht verboten. Und so kehren Gifte, deren Anwendung in der deutschen Landwirtschaft nicht zugelassen ist, entweder über importierte Früchte aus dem Ausland wieder zurück nach Deutschland. Oder sie landen direkt auf dem Schwarzmarkt, beispielsweise über das Internet. In der EU gibt es unter dem Namen SILVER AXE alljährlich eine spezielle Einsatz-Operation im Kampf gegen den Handel mit illegalen Pestiziden.
Allein in Deutschland wurden in diesem Jahr dabei über 70 Tonnen illegaler Pflanzenschutz-Mittel aus dem Verkehr gezogen. Der Handel mit illegalen Pestiziden gehört mittlerweile zu den am schnellsten wachsenden Bereichen der organisierten Kriminalität. In der Dokumentation werden das Dilemma der Betroffenen gezeigt, und Einblicke in das Geschäft mit den verbotenen Giften gegeben sowie die Ermittler bei ihrer diesjährigen Aktion begleitet. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 12.01.2022 BR TV-Premiere ursprünglich für den 15.12.2021 angekündigt171. Der Kampf ums Ackerland
Folge 171Das Höfe-Sterben in Deutschland hält an. Betriebe, die bleiben, werden immer größer. Investoren haben Ackerland als Finanzanlage entdeckt. Die Kauf- und Pachtpreise sind enorm gestiegen und für viele Landwirte schlicht nicht mehr bezahlbar. Der Film begleitet Bio- und konventionelle Bauern und Bäuerinnen in ganz Deutschland, erklärt Fehler im System und zeigt Lösungswege auf. Die europäischen Agrarsubventionen sind mit rund 55 Milliarden Euro pro Jahr der größte Einzelposten des EU-Haushalts. Und dennoch, ein Trend hält an: das Höfe-Sterben. Die Betriebe, die bleiben, werden immer größer.
Der Strukturwandel nach dem Prinzip „Wachse oder weiche“ schreitet voran. Seit der Finanzkrise ist Ackerland auch eine attraktive Kapitalanlage für überregionale Investoren. Die Kauf- und Pachtpreise sind in den vergangenen fünfzehn Jahren enorm gestiegen. Ein Problem für ökologische sowie konventionelle Betriebe, denn für viele von ihnen ist Boden schlicht nicht mehr bezahlbar. In Brandenburg gehört schon die Hälfte der Flächen großen Agrar-Unternehmensgruppen. Das bekommt auch Biobauer Carlo Horn zu spüren, sein Betrieb ist umgeben von Agrarholdings, hinter denen finanzstarke Investoren stecken.
Einige von ihnen haben – auch wegen Regulierungslücken – ganze Betriebe übernommen. Sie bewirtschaften bis zu 20.000 Hektar. Und je mehr Hektar Land, desto mehr Geld. Ein Großteil der EU-Subventionen, die als Einkommensunterstützung für Landwirte gedacht sind, wird nach Fläche verteilt. Eine verpflichtende Obergrenze für Direktzahlungen, wie sie die EU-Kommission und viele Parlamentarier wollten, ist vor Kurzem gescheitert. Die europäischen Staats- und Regierungschefs hatten sich dagegen ausgesprochen. Carlo Horn war auf vielen Bauerndemos, ist Aktivist.
Doch eine Veränderung sieht er nicht. Er kämpft um seine wirtschaftliche Existenz. Der Film zeigt auch Wege aus dem Strukturwandel auf. Inzwischen gründen sich bundesweit Initiativen und genossenschaftliche Projekte. In Oberfranken zum Beispiel produziert Christian Jundt auf dem Patersberghof landwirtschaftliche Bioprodukte. Mit der Regionalwert AG versucht er, weiter in den Hof zu investieren und hofft so, auch irgendwann an teures Ackerland zu kommen. Die AG sucht Bürgerinnen und Bürger vor Ort, die sich finanziell beteiligen, um damit eine soziale, lokal verankerte bäuerliche Landwirtschaft zu fördern. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 19.01.2022 BR 172. Wer braucht noch dieses Olympia?
Folge 172Eigentlich hat im Vorfeld alles gegen die chinesische Hauptstadt als Gastgeber der Olympischen Winterspiele gesprochen: Weder ist Peking eine Wintersportregion, noch werden in China die Menschenrechte geachtet. Dem IOC war das offenkundig egal. Auch Themen wie Nachhaltigkeit, Meinungsfreiheit oder Klimaschutz wurden beiseitegeschoben. Es geht um Macht und Profit statt um die olympische Idee und deren Werte. Felix Neureuther begibt sich auf Spurensuche. Immer mehr Athletinnen und Athleten melden sich zu Wort und fordern eine Reform der Olympischen Spiele.
Ein Vorreiter dabei ist ARD-Olympia-Experte Felix Neureuther, der den olympischen Geist sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen hat. Seine Mutter Rosi Mittermaier gewann bei den Winterspielen 1976 in Innsbruck zwei Goldmedaillen, Vater Christian nahm als Skifahrer drei Mal an Olympia teil. Auch Felix lebte seinen Olympischen Traum, auch wenn es nie zu einer Medaille reichte. Für ihn sind Winterspiele in Peking der Gipfel der Absurdität. Im Film geht er Fragen nach wie: Welche Spiele erwarten uns in Peking? Wie konnte es zu dieser Entscheidung kommen? Wofür steht Olympia überhaupt noch? Wie finanziert sich das Mega-Event? Und was kommt von den Milliarden bei den Sportlerinnen und Sportlern an? Welche Wirkung für den Breitensport und als sozialer Kitt haben Olympische Spiele noch – und gibt es eine Chance auf faire, nachhaltige und klimafreundliche Spiele? Auf der Suche nach Lösungsansätzen trifft Felix Neureuther Wissenschaftler, Kritiker und Visionäre.
Er tauscht sich mit Uigurinnen aus, die ihm von Verfolgung, Folter und Mord berichten.
Er trifft Insider und bekommt intensive Einblicke in das „System IOC“ und dessen starre, autokratische Strukturen. Und er trifft Sportlerinnen und Sportler, deren Existenzen von der Teilnahme an den Olympischen Spielen abhängen, weil sie nur dadurch ausreichend Sponsorengelder bekommen. Die meisten Sportlerinnen und Sportler wissen um die Diskrepanz zwischen Schein und Sein und hegen dennoch den großen Traum, einmal dabei zu sein – ein Spagat. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 02.02.2022 BR 173. Bitte warten! – Krebskranke im Schatten der Pandemie
Folge 173Experten schlagen Alarm: 20 Prozent weniger Früherkennungen und ca. 30 Prozent weniger Tumor-Operationen wurden in Deutschland in den ersten beiden Corona-Wellen durchgeführt – mit oftmals verheerenden Folgen für die Betroffenen. Zwei Krebspatientinnen berichten davon, welche Auswirkungen die Pandemie auf ihren Krankheitsverlauf und ihre Heilungschancen hat. Zum Beispiel Eva aus der Nähe von Mainz. Sie steht für all diejenigen, die während des ersten Lockdowns den eindringlichen Aufrufen der Regierung folgen und auf jeden unvermeidbaren Kontakt verzichten.
Obwohl sie einen Knoten in der Brust spürt, zögert sie und verschiebt den Arztbesuch. Doch nach der Aufhebung der Kontaktbeschränkungen kommt der Schock: Ein schnell wachsender äußerst bösartiger Tumor, der bereits Metastasen gebildet und die Lymphdrüsen befallen hat. Julia aus Bamberg reagiert sofort, als sie Symptome an sich wahrnimmt. Und sie bekommt auch umgehend einen Termin für ihre Schilddrüsenuntersuchung. Doch am Tag davor beginnt der Lockdown und der Termin wird um fünf Monate verschoben.
Denn die statistische Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Tumor handelt, ist relativ gering. Es kommt allerdings anders: Jetzt muss die 27-jährige mit einer Krebsdiagnose leben – und der Angst, wichtige Zeit verpasst zu haben. #stayathome, #staysafe: Das war die Devise – während des Lockdowns als Überlebensstrategie herausgegeben. Die Reportage schaut auf die Kehrseite dieser Strategie und zeigt Patientinnen, die nun mit den Folgen leben müssen. Und sie begleitet Ärzte und Therapeuten, bei ihren Anstrengungen, die negativen Folgen aufzufangen. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 09.02.2022 BR 174. Obdachlos am Bosporus. Wenn der Staat nicht hilft
Folge 174Etwa 100.000 Menschen leben in der Türkei auf der Straße, rund 10.000 allein in Istanbul. Die Zahl der Obdachlosen ist auf Grund der Wirtschaftskrise, Corona und vieler Flüchtlinge zuletzt stark gestiegen. Doch der Staat ist auf diesem Auge blind, Hilfen gibt es kaum. Freiwillige versuchen, sie mit dem Nötigsten zu versorgen, stoßen aber regelmäßig an ihre Grenzen. Die Schere zwischen Arm und Reich in Istanbul zeigt sich im Stadtbild der 18-Millionen-Metropole immer deutlicher. Man findet die Obdachlosen mitten drin – zwischen Touristen, Luxusgeschäften und Neubauten.
Die 54-jährige Ayşe Tükrükçü hat selbst auf der Straße gelebt, nach Jahren der Zwangsprostitution konnte sie keinen Fuß mehr fassen und fand weder Arbeit noch eine Wohnung. Mittlerweile hat sie sich zurückgekämpft und hilft nun anderen Wohnungslosen. Sie ist Teil eines Cafés, in dem Bedürftige umsonst essen können. Um das Projekt am Laufen zu halten, ist Ayşe auf Sponsoren angewiesen – neue zu finden ist eine echte Herausforderung.
Mustafa Karaman ist ebenfalls Freiwilliger in der Obdachlosenarbeit, gleichzeitig forscht er zum Thema, als einer der wenigen in der Türkei. Gemeinsam mit seinem Vater hat er ein altes Postauto zur mobilen Suppenküche umgebaut und fährt damit abends durch Istanbul. Dabei erlebt er derzeit eine Armutskonkurrenz – zwischen Menschen türkischer Herkunft und Menschen mit Fluchtgeschichte. Fatal findet er, dass viele Betroffenen kein Gehör finden. Im Winter erfrieren immer wieder Menschen und die Öffentlichkeit nehme kaum Notiz. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 16.02.2022 BR 175. Unter Druck – Die Sicherheitskonferenz in der Krise
Folge 175Deutsche TV-Premiere Mi. 23.02.2022 BR
zurückweiter
Füge BR Story kostenlos zu deinen Serien hinzu und verpasse keine Neuigkeit mehr.
Alle Neuigkeiten zu BR Story und weiteren Serien deiner Liste findest du in deinem persönlichen Feed.
TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn BR Story online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.Erinnerungs-Service per
E-Mail