bisher 287 Folgen, Folge 169–192
169. Pflegeeltern dringend gesucht
Folge 169Überforderung, Missbrauch, Vernachlässigung. Die Ursachen für Inobhutnahmen von Kindern durch das Jugendamt sind vielfältig. Seit Jahren steigt die Zahl der Kinder, die ein neues Zuhause brauchen. Doch in Deutschland gibt es viel zu wenig Pflegefamilien. Warum ist das so? Und wie können mehr Familien für diese wichtige Aufgabe gewonnen werden? Sie kommen immer dann zum Einsatz, wenn Kinder nicht mehr bei ihren leiblichen Eltern leben können oder wollen: Pflegeeltern. Sie bieten den Kindern ein neues Zuhause, Geborgenheit und die Zuneigung, die sie von ihren leiblichen Eltern oft nicht bekommen haben.Gisela und Alexander sind solche Pflegeeltern. Seit vielen Jahren nehmen sie immer wieder Pflegekinder auf, derzeit sind es drei Mädchen und zwei Jungen, die bei ihnen in einem kleinen Ort im Allgäu leben. Gleichzeitig kämpft die Familie dafür, dass sich mehr Paare aktiv für Pflegekinder entscheiden und die Rahmenbedingungen für Pflegeeltern besser werden. Denn die Zahl der Pflegekinder, die eine neues Zuhause bräuchten, steigt seit Jahren. Vera Mayer vom Regensburger Jugendamt kennt das Problem. Die erfahrende Sozialarbeiterin sucht händeringend Pflegefamilien für Kinder, die wegen Kindeswohlgefährdung in Obhut genommen werden. Vera Mayer sieht sich als Anwältin der Kinder, geht sogar noch in ihrer Freizeit Plakate kleben, um auf die Misere aufmerksam zu machen. Ein Filmteam begleitet Vera Mayer bei ihrem Einsatz für die Kinder und die Pflegefamilie durch die Höhen und Tiefen ihres Alltags. Gezeigt wird, dass Pflegekinder ein Gewinn für die ganze Familie sein können, wie es bei Gisela und Alexander der Fall ist. Klar wird aber auch, dass längst nicht jede und jeder diese Aufgabe meistern kann. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 08.12.2021 BR Deutsche Erstausstrahlung ursprünglich für den 02.12.2020 angekündigt170. Illegale Pestizide – Den Giften auf der Spur
Folge 170Europas Bauern und Bäuerinnen sollen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um die Hälfte reduzieren – dadurch fühlen sich die Betroffenen aber einem ungerechten Wettbewerb ausgesetzt. Zur Bewahrung der Biodiversität soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um die Hälfte reduziert werden in Europa. Durch die zunehmend strengeren Auflagen innerhalb der EU fühlen sich die Landwirte und Landwirtinnen aber einem ungerechten Wettbewerb ausgesetzt. Denn was ihnen verboten ist, ist anderen auf dem Weltmarkt erlaubt. Und auch innerhalb der EU sind die Auflagen nicht alle gleich streng.Für die Landwirte und Landwirtinnen aus Ländern mit einer restriktiveren Gesetzgebung daher ein Wettbewerbsnachteil. Gemeinsam fordern sie: Die Einhaltung von ökologischen Richtlinien sollte belohnt statt bestraft werden. Hinzu kommt der Handel mit illegalen Pflanzenschutzmitteln – ein Milliarden-Geschäft. Dabei kommen gefälschte, nicht geprüfte und nicht genehmigte Substanzen in den Umlauf, die erheblichen Schaden anrichten können – für Umwelt und Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie werden nicht nur in der Landwirtschaft angewandt, sondern auch in privaten Gärten. Besonders irritierend: Diese gefährlichen Pestizide stammen auch aus deutschen Fabriken wie zum Beispiel von Bayer und BASF. Denn der Export der Wirkstoffe selbst ist nicht verboten. Und so kehren Gifte, deren Anwendung in der deutschen Landwirtschaft nicht zugelassen ist, entweder über importierte Früchte aus dem Ausland wieder zurück nach Deutschland. Oder sie landen direkt auf dem Schwarzmarkt, beispielsweise über das Internet. In der EU gibt es unter dem Namen SILVER AXE alljährlich eine spezielle Einsatz-Operation im Kampf gegen den Handel mit illegalen Pestiziden. Allein in Deutschland wurden in diesem Jahr dabei über 70 Tonnen illegaler Pflanzenschutz-Mittel aus dem Verkehr gezogen. Der Handel mit illegalen Pestiziden gehört mittlerweile zu den am schnellsten wachsenden Bereichen der organisierten Kriminalität. In der Dokumentation werden das Dilemma der Betroffenen gezeigt, und Einblicke in das Geschäft mit den verbotenen Giften gegeben sowie die Ermittler bei ihrer diesjährigen Aktion begleitet. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 12.01.2022 BR TV-Premiere ursprünglich für den 15.12.2021 angekündigt171. Der Kampf ums Ackerland
Folge 171Das Höfe-Sterben in Deutschland hält an. Betriebe, die bleiben, werden immer größer. Investoren haben Ackerland als Finanzanlage entdeckt. Die Kauf- und Pachtpreise sind enorm gestiegen und für viele Landwirte schlicht nicht mehr bezahlbar. Der Film begleitet Bio- und konventionelle Bauern und Bäuerinnen in ganz Deutschland, erklärt Fehler im System und zeigt Lösungswege auf. Die europäischen Agrarsubventionen sind mit rund 55 Milliarden Euro pro Jahr der größte Einzelposten des EU-Haushalts. Und dennoch, ein Trend hält an: das Höfe-Sterben. Die Betriebe, die bleiben, werden immer größer.Der Strukturwandel nach dem Prinzip „Wachse oder weiche“ schreitet voran. Seit der Finanzkrise ist Ackerland auch eine attraktive Kapitalanlage für überregionale Investoren. Die Kauf- und Pachtpreise sind in den vergangenen fünfzehn Jahren enorm gestiegen. Ein Problem für ökologische sowie konventionelle Betriebe, denn für viele von ihnen ist Boden schlicht nicht mehr bezahlbar. In Brandenburg gehört schon die Hälfte der Flächen großen Agrar-Unternehmensgruppen. Das bekommt auch Biobauer Carlo Horn zu spüren, sein Betrieb ist umgeben von Agrarholdings, hinter denen finanzstarke Investoren stecken. Einige von ihnen haben – auch wegen Regulierungslücken – ganze Betriebe übernommen. Sie bewirtschaften bis zu 20.000 Hektar. Und je mehr Hektar Land, desto mehr Geld. Ein Großteil der EU-Subventionen, die als Einkommensunterstützung für Landwirte gedacht sind, wird nach Fläche verteilt. Eine verpflichtende Obergrenze für Direktzahlungen, wie sie die EU-Kommission und viele Parlamentarier wollten, ist vor Kurzem gescheitert. Die europäischen Staats- und Regierungschefs hatten sich dagegen ausgesprochen. Carlo Horn war auf vielen Bauerndemos, ist Aktivist. Doch eine Veränderung sieht er nicht. Er kämpft um seine wirtschaftliche Existenz. Der Film zeigt auch Wege aus dem Strukturwandel auf. Inzwischen gründen sich bundesweit Initiativen und genossenschaftliche Projekte. In Oberfranken zum Beispiel produziert Christian Jundt auf dem Patersberghof landwirtschaftliche Bioprodukte. Mit der Regionalwert AG versucht er, weiter in den Hof zu investieren und hofft so, auch irgendwann an teures Ackerland zu kommen. Die AG sucht Bürgerinnen und Bürger vor Ort, die sich finanziell beteiligen, um damit eine soziale, lokal verankerte bäuerliche Landwirtschaft zu fördern. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 19.01.2022 BR 172. Wer braucht noch dieses Olympia?
Folge 172Eigentlich hat im Vorfeld alles gegen die chinesische Hauptstadt als Gastgeber der Olympischen Winterspiele gesprochen: Weder ist Peking eine Wintersportregion, noch werden in China die Menschenrechte geachtet. Dem IOC war das offenkundig egal. Auch Themen wie Nachhaltigkeit, Meinungsfreiheit oder Klimaschutz wurden beiseitegeschoben. Es geht um Macht und Profit statt um die olympische Idee und deren Werte. Felix Neureuther begibt sich auf Spurensuche. Immer mehr Athletinnen und Athleten melden sich zu Wort und fordern eine Reform der Olympischen Spiele.Ein Vorreiter dabei ist ARD-Olympia-Experte Felix Neureuther, der den olympischen Geist sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen hat. Seine Mutter Rosi Mittermaier gewann bei den Winterspielen 1976 in Innsbruck zwei Goldmedaillen, Vater Christian nahm als Skifahrer drei Mal an Olympia teil. Auch Felix lebte seinen Olympischen Traum, auch wenn es nie zu einer Medaille reichte. Für ihn sind Winterspiele in Peking der Gipfel der Absurdität. Im Film geht er Fragen nach wie: Welche Spiele erwarten uns in Peking? Wie konnte es zu dieser Entscheidung kommen? Wofür steht Olympia überhaupt noch? Wie finanziert sich das Mega-Event? Und was kommt von den Milliarden bei den Sportlerinnen und Sportlern an? Welche Wirkung für den Breitensport und als sozialer Kitt haben Olympische Spiele noch – und gibt es eine Chance auf faire, nachhaltige und klimafreundliche Spiele? Auf der Suche nach Lösungsansätzen trifft Felix Neureuther Wissenschaftler, Kritiker und Visionäre. Er tauscht sich mit Uigurinnen aus, die ihm von Verfolgung, Folter und Mord berichten. Er trifft Insider und bekommt intensive Einblicke in das „System IOC“ und dessen starre, autokratische Strukturen. Und er trifft Sportlerinnen und Sportler, deren Existenzen von der Teilnahme an den Olympischen Spielen abhängen, weil sie nur dadurch ausreichend Sponsorengelder bekommen. Die meisten Sportlerinnen und Sportler wissen um die Diskrepanz zwischen Schein und Sein und hegen dennoch den großen Traum, einmal dabei zu sein – ein Spagat. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 02.02.2022 BR 173. Bitte warten! – Krebskranke im Schatten der Pandemie
Folge 173Experten schlagen Alarm: 20 Prozent weniger Früherkennungen und ca. 30 Prozent weniger Tumor-Operationen wurden in Deutschland in den ersten beiden Corona-Wellen durchgeführt – mit oftmals verheerenden Folgen für die Betroffenen. Zwei Krebspatientinnen berichten davon, welche Auswirkungen die Pandemie auf ihren Krankheitsverlauf und ihre Heilungschancen hat. Zum Beispiel Eva aus der Nähe von Mainz. Sie steht für all diejenigen, die während des ersten Lockdowns den eindringlichen Aufrufen der Regierung folgen und auf jeden unvermeidbaren Kontakt verzichten.Obwohl sie einen Knoten in der Brust spürt, zögert sie und verschiebt den Arztbesuch. Doch nach der Aufhebung der Kontaktbeschränkungen kommt der Schock: Ein schnell wachsender äußerst bösartiger Tumor, der bereits Metastasen gebildet und die Lymphdrüsen befallen hat. Julia aus Bamberg reagiert sofort, als sie Symptome an sich wahrnimmt. Und sie bekommt auch umgehend einen Termin für ihre Schilddrüsenuntersuchung. Doch am Tag davor beginnt der Lockdown und der Termin wird um fünf Monate verschoben. Denn die statistische Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Tumor handelt, ist relativ gering. Es kommt allerdings anders: Jetzt muss die 27-jährige mit einer Krebsdiagnose leben – und der Angst, wichtige Zeit verpasst zu haben. #stayathome, #staysafe: Das war die Devise – während des Lockdowns als Überlebensstrategie herausgegeben. Die Reportage schaut auf die Kehrseite dieser Strategie und zeigt Patientinnen, die nun mit den Folgen leben müssen. Und sie begleitet Ärzte und Therapeuten, bei ihren Anstrengungen, die negativen Folgen aufzufangen. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 09.02.2022 BR 174. Obdachlos am Bosporus. Wenn der Staat nicht hilft
Folge 174Etwa 100.000 Menschen leben in der Türkei auf der Straße, rund 10.000 allein in Istanbul. Die Zahl der Obdachlosen ist auf Grund der Wirtschaftskrise, Corona und vieler Flüchtlinge zuletzt stark gestiegen. Doch der Staat ist auf diesem Auge blind, Hilfen gibt es kaum. Freiwillige versuchen, sie mit dem Nötigsten zu versorgen, stoßen aber regelmäßig an ihre Grenzen. Die Schere zwischen Arm und Reich in Istanbul zeigt sich im Stadtbild der 18-Millionen-Metropole immer deutlicher. Man findet die Obdachlosen mitten drin – zwischen Touristen, Luxusgeschäften und Neubauten.Die 54-jährige Ayşe Tükrükçü hat selbst auf der Straße gelebt, nach Jahren der Zwangsprostitution konnte sie keinen Fuß mehr fassen und fand weder Arbeit noch eine Wohnung. Mittlerweile hat sie sich zurückgekämpft und hilft nun anderen Wohnungslosen. Sie ist Teil eines Cafés, in dem Bedürftige umsonst essen können. Um das Projekt am Laufen zu halten, ist Ayşe auf Sponsoren angewiesen – neue zu finden ist eine echte Herausforderung. Mustafa Karaman ist ebenfalls Freiwilliger in der Obdachlosenarbeit, gleichzeitig forscht er zum Thema, als einer der wenigen in der Türkei. Gemeinsam mit seinem Vater hat er ein altes Postauto zur mobilen Suppenküche umgebaut und fährt damit abends durch Istanbul. Dabei erlebt er derzeit eine Armutskonkurrenz – zwischen Menschen türkischer Herkunft und Menschen mit Fluchtgeschichte. Fatal findet er, dass viele Betroffenen kein Gehör finden. Im Winter erfrieren immer wieder Menschen und die Öffentlichkeit nehme kaum Notiz. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 16.02.2022 BR 175. Unter Druck – Die Sicherheitskonferenz in der Krise
Folge 175Deutsche TV-Premiere Mi. 23.02.2022 BR 176. Clan-Kriminalität in Bayern: Millionenschäden durch Telefonbetrug
Folge 176Gemeinsame investigative Recherchen des ARD-Politikmagazins report München und der Redaktion rbb24 Recherche (rbb) enthüllen eine völlig neue Dimension des massenhaften Telefonbetrugs. Danach haben riesige kriminelle Strukturen mit engen Bezugspunkten zu arabisch-türkischen Clanstrukturen ahnungslose, meist ältere Menschen auch in Bayern um viele Millionen Euro betrogen. Die Masche der skrupellosen Täter: Sie geben sich am Telefon als Polizisten aus und nutzen das Vertrauen ihrer meist älteren Opfer in den Rechtsstaat schamlos aus. Den Menschen wird vorgegaukelt, die „Polizei“ müsse ihr Vermögen in Sicherheit bringen.In Wirklichkeit gehören die Abholer zur Bande. Die „falschen Polizisten“ sitzen laut polizeilichen Ermittlungen oft in der Türkei am Telefon. Einer besonderen Einheit der Münchner Polizei ist es in Kooperation mit ihren türkischen Kollegen nun gelungen, eine Bande auszuheben. Die türkische Justiz beschlagnahmte Vermögenswerte in Höhe von 105 Millionen Euro. Mehrere Dutzend Angeklagte stehen zur Zeit in einem Mammutverfahren in Izmir vor Gericht. Viele Geschädigte in Bayern hoffen, dass sie nach einem Urteil entschädigt werden. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 02.03.2022 BR 177. Reiches Land, arme Jugend
Folge 177Keine Altersgruppe in Deutschland ist so von Armut bedroht wie die 18- bis 24-Jährigen: Rund ein Viertel der jungen Erwachsenen ist betroffen und die Pandemie hat ihre Lebens- und Ausbildungssituation noch verschärft. Dabei ist der Übergang ins Erwachsenenalter die Phase im Leben, in der die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Aicha, Laura, Johannes und Ceyda kämpfen für sich und andere um einen Weg raus aus der Armut. Eine unbeschwerte Kindheit und Jugend hatte Aicha, 21, nicht. Als Älteste von sechs Geschwistern musste sie früh Verantwortung für ihre Geschwister und im Haushalt übernehmen, weil ihre Eltern krank sind und von Hartz IV leben.Bei dem schweren Weg ins selbstbestimmte Berufsleben hilft ihr der „Lichtblick Hasenbergl“. Auch bei Konflikten mit Behörden oder Familie steht er Aicha und ihren Freunden bei. Alle geben etwas zurück, engagieren sich in der Sozialeinrichtung, wollen anderen helfen. Denn sie wissen, was Geldnot und mehrere Nebenjobs bedeuten. Laura ist „Careleaverin“. Ihr Zuhause war fünf Jahre lang ein Kinder- und Jugendheim in Nordhessen. Von dort ist sie mit 18 Jahren, gleich nach dem Abitur, auszogen. Von einem Tag auf den anderen ist sie auf sich alleine gestellt, erhält kaum Unterstützung, sei es bei der Beantragung staatlicher Hilfen oder – noch wichtiger – emotional. Doch Laura kämpft sich durch den Alltag, steht kurz vor dem Bachelor und jobbt nebenher in einem Supermarkt. Sie hat hohe Erwartungen an die neue Bundesregierung, die sich die Entbürokratisierung auf die Fahnen geschrieben hat und mit Kindergrundsicherung, Bürgergeld und Bafög-Reform auch die Härten der Sozialgesetzgebung abmildern will. In „DokThema“ wird gezeigt, wie wichtig es für junge Menschen aus armen Familien ist, nicht allein gelassen werden zu werden und vom Elternhaus unabhängige, unbürokratische Hilfen zu bekommen. Nur so können sie den Weg aus der Armut schaffen. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 09.03.2022 BR Deutsche Streaming-Premiere Di. 08.03.2022 ARD Mediathek ursprünglich für den 16.02.2022 angekündigt178. Megabauten statt Trinkwasser – droht Istanbul der Öko-Kollaps?
Folge 178Sultan Aksu ist Ortsvorsteherin im historischen Viertel Kadiköy. Wenn wegen Wasserrohrbrüchen mal wieder das Wasser abgestellt wird, laufen bei ihr im Büro die Drähte heiß. Wenn der Wasserversorger die Bürger vorab informiert, legen sie sich Reserven in Eimern an. Das Leitungswasser verwenden die meisten nur zum Blumengießen und Duschen. Trinkwasser wird in Kanistern nach Hause geliefert. Durch die maroden Leitungen versickert rund ein Fünftel des Wassers im Boden, und auch sonst ist der Wasserverbrauch der Istanbuler enorm.Aksu will das ändern. Sie verteilt Wasserfilter und bringt sie manchmal sogar selbst vor Ort an, damit die Bewohner ihres Viertels mehr Wasser sparen. Auch Selahattin Beyaz will seine Mitmenschen wachrütteln. Regelmäßig überprüft der Umweltingenieur die Wasserqualität und die Wasserstände der Trinkwasserreservoirs rund um Istanbul. Viele der Staudämme waren im Dezember 2020 nur noch zu 20 Prozent gefüllt. Zwar gab es in den beiden folgenden Wintern einige Niederschläge, doch nicht genug, meint Beyaz. Er sieht auch die Pläne für den neuen „Kanal Istanbul“ kritisch, der das Marmarameer mit dem Schwarzen Meer verbinden soll. Denn ein bestehender Süßwasser-Stausee müsste dafür geopfert werden und die Gefahr ist groß, dass der Grundwasserspiegel durch die weitere Versiegelung von Flächen sinkt. Darüber klärt er die Anwohner entlang des geplanten Kanals auf. Denn von Seiten der Politik kommen in dem autoritär geführten Land wenig Informationen über die Auswirkungen des Mega-Projekts. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 16.03.2022 BR Deutsche Streaming-Premiere Di. 15.03.2022 ARD Mediathek 179. Selenskyj – Ein Präsident im Krieg
Folge 179In wenigen Tagen ist er zu einem globalen Helden aufgestiegen: der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Wer ist dieser Mann – und wofür steht er? Der Film porträtiert den Politiker, der Putins Gegenspieler wurde. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hätte es sich einfach machen können, doch das Angebot der USA, ihn aus Kiew auszufliegen, lehnte er ab. Er soll mit dem filmreifen Satz geantwortet haben „Der Kampf ist hier. Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit“. In nur wenigen Tagen hat er mit seinen Reden die Herzen und Köpfe der Menschen auf der ganzen Welt gewonnen. Fast vier Millionen Menschen folgen ihm auf Twitter, seine Videos werden auf Facebook oder Youtube ebenfalls millionenfach geschaut.Er verteidigt seine Heimat in einem Krieg, von dem viele Beobachter sagen, dass die Ukraine ihn nicht gewinnen kann. Wird er den Krieg überleben? Der Film fragt, was Selenskyj und seine Mitstreiter, z. B. den Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko, antreibt. Der Film analysiert Selenskyjs Rolle im Krieg und erzählt seine Lebensgeschichte. Wie ein junger Mann, dessen einzige politische Erfahrung darin bestand, in einer amüsanten Fernsehserie einen Präsidenten zu spielen, an die Spitze des Landes gewählt wurde. Wie er sich jäh in den Realitäten der ukrainischen Politik wiederfand. Und wie Wolodymyr Selenskyj vom Komiker zur Heldenfigur wurde. Der Film kann auf umfangreiches Archivmaterial zurückgreifen, darunter zwei ausführliche Interviews mit dem ukrainischen Präsidenten. Das eine wurde vor dem Krieg geführt, das andere fand mitten im Krieg statt. Experteninterviews u. a. mit der Osteuropa-Expertin Marieluise Beck, der Politikwissenschaftlerin Orysia Lutsevych vom Chatham House, London, und dem ukrainischen Aktivisten und Juristen Mykhailo Zhernakov beleuchten Selenskyjs Biografie und seine aktuellen Handlungsspielräume. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 23.03.2022 BR 180. Fliegen ohne Reue?
Folge 180Laut einer Studie trägt der Luftverkehr rund 3,5 Prozent zur Klimaerwärmung bei. Das Bewusstsein, die Umwelt zu schützen, ist deshalb stark gewachsen. Auch beim DJ Frank Wiedemann, der immer öfter mit der Bahn zu seinen Auftritten reist. Derweil arbeitet der Ingenieur Josef Kallo an der Realisierung seines Traums: dem Einsatz schadstofffreier Brennstoffzellenflugzeuge in der Passagierluftfahrt. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 30.03.2022 BR Deutsche Erstausstrahlung ursprünglich für den 23.02.2022, dann für den 23.03.2022 angekündigt181. Die Klitschkos – ihr schwerster Kampf
Folge 181Die Klitschko-Brüder sind Weltstars. Der Sport hat sie berühmt und reich gemacht. Ihr Leben fand im Box-Ring, auf roten Teppichen und in den vergangenen Jahren bereits auf der politischen Bühne statt. Seit 24. Februar jedoch ist alles anders. Wladimir und Vitali Klitschko kämpfen. Nicht gegen einen Schwergewichtler, sondern gegen den Präsidenten des scheinbar übermächtigen Russlands, Wladimir Putin. Sie haben die Boxhandschuhe gegen Helme und Waffen getauscht und verteidigen, gemeinsam mit den Männern in ihrer Heimat, die Freiheit der Ukraine. Ein Gefecht „David gegen Goliath“ und zum ersten Mal ein Kampf, in dem die Klitschko-Brüder nicht als Favoriten gelten. Sven Kaulbars und Jonas Freudenhammer zeichnen das Portrait zweier Männer, die zu allem bereit sind und deren Bodenständigkeit und Heimattreue sie nun den schwersten Kampf ihres Lebens bestreiten lässt. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 06.04.2022 BR 182. Trucker am Limit
Folge 182„King oft the Road“? Das war einmal. Stau, Zeitdruck, keine Rastplätze – das ist die Realität auf der Autobahn. Kein Wunder, dass in ganz Europa Trucker fehlen. Die Arbeitsbedingungen für Lkw-Fahrer werden immer schwieriger, obwohl die EU versucht, mit Gesetzen gegenzusteuern. Doch es mangelt an Kontrollen. Der Wettbewerb um die billigste Fracht spitzt sich zu. Allein in Deutschland spricht man von 60.000 bis 80.000 Trucker, die fehlen. Nicht nur, dass viele in Rente gehen und immer weniger nachkommen.Der Beruf ist unattraktiv. Sehr lange Arbeitstage, oftmals Touren über Tage und Wochen, niedrige Bezahlung – und dann noch die fast aussichtslose Suche nach einem Parkplatz. Alois Mühlbauer kennt den Wahnsinn auf der Straße. Seit 28 Jahren ist verheiratet, aber vom Aufwachsen seines Sohnes hat er nicht viel mitbekommen. Von einer 38,5 Stunden-Woche kann er nur träumen. Er kommt im Schnitt auf 65 Stunden. Doch im Vergleich zu vielen Kollegen aus Osteuropa und aus den ärmeren Drittstaaten geht es ihm noch relativ gut. Denn diese werden regelmäßig um ihren Mindestlohn betrogen und sehen ihre Familien noch seltener. Die EU hat zwar seit August letzten Jahres ein Mobilitätspaket verabschiedet, mit dem sie für bessere Sozialstandards sorgen will. Doch zu groß ist der Druck der Speditionen, im Preiskampf um die billigsten Frachtkosten mitzuhalten. Und so gibt es genug schwarze Schafe. Das ärgert den belgischen Polizisten Raymond Lausberg schon lange. Er kann nicht bestätigen, dass sich die Situation der Fahrer verbessert habe. Im Gegenteil: Die Fahrer würden teils wie Arbeitssklaven gehalten. Diese Ansicht teilt der niederländische Gewerkschaftler Edwin Atema. Fast jedes Wochenende ist er auf Europas Rastplätzen unterwegs, um die Fahrer über ihre Rechte aufzuklären. Augenblicklich hilft er, eine Musterklage vorzubereiten gegen eine in Litauen ansässige Spedition. Doch ihm ist bewusst, eigentlich müsste man ganz woanders ansetzen: beim Kopf der Lieferketten, den Firmen, die den Transport der Güter in Auftrag geben. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 13.04.2022 BR Deutsche Streaming-Premiere Di. 12.04.2022 ARD Mediathek Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 06.04.2022183. Gras auf Rezept – Medizinisches Cannabis im Kreuzfeuer
Folge 183Es geht um Menschen mit Krebs, Parkinson, Multipler Sklerose, HIV, Tourette, Epilepsie oder chronischen Schmerzen. Warum werden gerade sie, die sehr schwer erkrankten Patientinnen und Patienten – die oft als austherapiert gelten – mit medizinischem Cannabis behandelt? Sollte nicht für sie eine besondere Führsorgepflicht gelten, sind doch neue Medikamente oft ihre letzte Hoffnung, sie deshalb anfälliger für Heilsversprechen?Im Film wird die Geschichte erzählt von enttäuschten Patientinnen und Patienten und ernüchterten Ärztinnen und Ärzten, die nach der Freigabe von medizinischem Cannabis in Deutschland große Erwartungen hatten: Von einem Tag auf den anderen gab es im März 2017 Cannabis auf Rezept, bezahlt von der Krankenkasse. Medizinisches Cannabis, auch als medizinisches Marihuana oder Medizinalcannabis bekannt, das sind Cannabis und Cannabinoide, die nun Kranken verschrieben werden konnten. Das Gesetz dazu wurde nach Ansicht der Bundesärztekammer völlig überhastet vom Bundestag verabschiedet. Die Politik sah sich unter Druck, da sowohl das Bundesverfassungsgericht als auch das Bundesverwaltungsgericht Patienten den Anbau von Medizinischem Cannabis zum Eigenkonsum erlaubt hatte und man einen Schneeball-Effekt durch unkontrollierte, private Produktion vermeiden wollte. Die Kriterien für die Zulassung als Kassenmedikament wurden auch aufgrund des Zeitdrucks weniger scharf als bei Medikamenten üblich ausgelegt. Fehlende fundierte klinische Studien zu Wirkung und vor allem unberechenbare Nebenwirkungen von Cannabis als Medikament machen das Problem deutlich. Immer mehr Medizinerinnen und Mediziner kritisieren den breiten Einsatz von Cannabis als eine Art von „experimentellem Menschenversuch“ an den Schwächsten, den unheilbar Kranken. Wie konnte es dazu kommen, dass ein Medikament ohne arzneimittelrechtliche Zulassung eingesetzt wird, ohne Überwachung der Nebenwirkungen, ohne klinische Studien zur nachgewiesene Wirksamkeit – und das alles bezahlt von der Krankenkasse? Was brachte Politik und Medizin dazu ohne wissenschaftliche Belege den weitreichenden Einsatz einer jahrhundertealten Droge zu erlauben? Der Film bietet einen Blick nicht nur nach Deutschland, sondern auch nach Frankreich und Israel, wo die Situation ganz anders ist: Frankreich ist strenger, hat nun ein erstes landesweites Pilotprojekt zum Einsatz von medizinischem Cannabis gestartet. Israel dagegen setzt medizinisches Cannabis schon länger großflächig mit guten Erfahrungen ein. Der Autor Till Rüger drehte mit seinem Team unter anderem in Tel Aviv, Paris, München und Berlin. Er traf Patienten und Ärzte und besuchte eine Cannabis-Plantage in Dänemark, um Erfahrungen aus erster Hand zu sammeln, denn die Meinungen zu Wirkung von Cannabis könnten gegensätzlicher nicht sein. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 04.05.2022 BR Deutsche Streaming-Premiere Di. 26.04.2022 ARD Mediathek 184. Sind unsere Dörfer noch zu retten?
Folge 184Während die „Speckgürtel“ um die Großstädte immer breiter werden, ist der ländliche Raum unverändert von Abwanderung betroffen. Basis der Dokumentation ist eine datenjournalistische Analyse, die Zusammenhänge und Widersprüche zeigt, begleitet von Geschichten aus betroffenen Regionen. Laut einer aktuellen Umfrage will jeder dritte Deutsche gerne auf einem Dorf leben, nur jeder siebte in einer Großstadt. Die Realität ist aber genau umgekehrt: Jeder dritte Deutsche lebt aktuell in einer Großstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern. Und nur jeder siebte auf einem Dorf mit weniger als 5.000 Einwohnern.Während die „Speckgürtel“ um die Großstädte immer breiter werden, ist der ländliche Raum unverändert von Abwanderung betroffen, werden Schulklassen kleiner, Infrastruktur und ärztliche Versorgung schlechter. Die Politik ist der Entwicklung lange Zeit hinterhergerannt, sagt Felix Rösel vom Ifo-Institut Dresden. Sie habe aktiv die Spirale aus Abwanderung, schwacher Wirtschaftskraft und weiterer Abwanderung unterstützt und versucht, sie durch Verwaltungs- und Gemeindereformen schönzurechnen. So hat die Kleinstadt Wolgast an der Ostsee zum Beispiel zwischen 2010 und 2015 knapp 400 Einwohner dazubekommen, allerdings nicht durch Zuwanderung, sondern durch eine Gebietsreform. Mit unangenehmen Konsequenzen für die Einwohnerinnen und Einwohner: Sie leben nun in einem Landkreis, der 1,5-mal so groß ist wie das Saarland. Die Fahrt zum nächsten Amt und wieder zurück kann in Vorpommern-Greifswald jetzt schon einmal mehrere Stunden dauern. Die Folge laut Felix Rösel: Die Politik ist nicht mehr präsent, die dort Lebenden werden entmündigt, haben keine Entscheidungsgewalt. Dort, wo Kreise oder Gemeinden fusionieren, sinkt das Engagement der Bürgerinnen und Bürger, es sinkt die Wahlbeteiligung – und es profitieren Populisten. Können wir uns Dörfer in Zukunft überhaupt noch leisten? Nein, sagt Prof. Reint Gropp, Präsident des IWH – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle. Zumindest nicht alle. Von ihm stammen Sätze wie: „Es ist eine sehr deutsche Eigenschaft zu glauben, man müsse dafür sorgen, dass überall im Land Menschen leben.“ Er plädiert stattdessen dafür, Steuergelder nur dort zu investieren, wo es auch Menschen gibt, die davon profitieren. Und tatsächlich kann man rein ökonomisch die Rechnung aufmachen: Kosten vs. Nutzen. Steuereinnahmen pro Person vs. Kosten für Straßen oder Abwasser. „Wir dürfen auf gar keinen Fall Dörfer aufgeben!“, sagt dagegen die Bundesregierung. Die Begründung leitet sich aus dem Grundgesetz ab: ein Anspruch auf „gleichwertige Lebensverhältnisse“ in ganz Deutschland. Deshalb hat die Bundesregierung im Juli 2018 unter Vorsitz des Innenministeriums eine Kommission für eben diese gleichwertigen Lebensverhältnisse ins Leben gerufen. Das Leben auf dem Land soll noch mehr gefördert werden. Gegenwärtig zeichnet sich ein Wandel ab. Leben im ländlichen Raum wird mancherorts attraktiver: Zwar ziehen nach wie vor deutlich mehr junge Menschen unter 30 Jahre in die Großstädte. Aber die Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen zieht es verstärkt aufs Land. Basis der Dokumentation ist eine datenjournalistische Analyse, die Zusammenhänge und Widersprüche zeigt. Welche Themen sind auf der politischen Agenda, und wen betreffen sie? Wie haben sich Infrastruktur und Einkommen entwickelt? Die faktische Bestandsaufnahme wird begleitet von Geschichten aus Regionen, die am stärksten von den Phänomenen betroffen sind und sich aktiv dazu verhalten. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 18.05.2022 BR ursprünglich für den 12.01., dann für den 09.03.2022, dann für den 30.03.2022 angekündigt185. Sand um jeden Preis? Das Dilemma an deutschen Küsten
Folge 185Sandstrand, Meer und Wellen … besonders in diesem Jahr ist die Sehnsucht nach Urlaub groß. Viele werden ihre Ferien auf Sylt verbringen – die Insel ist vor allem berühmt für ihre kilometerlangen Strände. Doch die sind hochgefährdet. Jahr für Jahr müssen die Sylter dort neuen Sand aufschütten. Eine Sisyphusarbeit, denn Wind und Wellen tragen den Sand anschließend Meter für Meter wieder ab. ARD-Reporter Tobias Lickes begibt sich auf die Spuren des Sandes. Der Sand für die Strände Sylts kommt vom Meeresboden weit draußen in der Nordsee und verschlingt Jahr für Jahr Millionen von Euro. Es sei eine wichtige Küstenschutzmaßnahme – auch für das Festland dahinter – rechtfertigt das zuständige Ministerium in Schleswig-Holstein die hohen Kosten.Wie nachhaltig sind diese Maßnahmen wirklich? Reporter Tobias Lickes begleitet Forscher des Alfred-Wegener-Instituts auf ihrem Schiff. An Bord der Mya II betreiben die Forschenden Grundlagenforschung: Sie vermessen erstmals die Abbaugebiete des Sandes unter Wasser. Die Aufnahmen zeigen: Auch Jahrzehnte nach der ersten Sandentnahme vor Sylt sind die Krater im Meeresboden noch immer deutlich zu erkennen. Wo früher hochwertiger Sand lag, sind nun Gruben mit Schlick entstanden, die nicht erneut abgebaut werden können. Überall an den deutschen Küsten verschwinden Sandstrände. Mit Pfählen aus Holz oder Beton – den sogenannten Buhnen – versuchen Gemeinden, den Sand zu erhalten. Ihr Einsatz gleicht einem Kampf gegen Windmühlen. Der Sand bleibt einfach nicht dort, wo er soll. Tobias Lickes trifft die Bürgermeister aus Börgerende-Rethwisch und Nienhagen, Uwe Karl und Horst Hagemeister sind wütend. In ihren Augen wird Sylt im Küstenschutz bevorzugt behandelt und die Strände vor ihrer Haustür nicht ausreichend vor dem Abbruch geschützt. Zu dem Rohstoff Sand gibt es wenig Alternativen: Denn nicht nur der Küstenschutz ist bislang auf Sand angewiesen. Egal ob Beton, Autos, Computerchips, Reinigungsmittel oder Handys: Sand ist überall drin. Berechnungen zeigen: Wenn weiter so viel Sand verbraucht wird wie bisher, wird der begehrte Rohstoff knapp. Reporter Tobias Lickes trifft die Professorin Andrea Kustermann von der Hochschule München. Die Wissenschaftlerin und ihr Team haben in einem Pilotprojekt erforscht, wie Sand in der Baubranche nachhaltiger verwendet werden könnte. Kustermann schlägt vor, viel mehr Sand zu recyceln. In einem eindrucksvollen Experiment zeigt sie, wie das funktionieren kann. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 25.05.2022 BR 186. Ackern gegen Putin – Landwirtschaft in Kriegszeiten
Folge 186Deutsche TV-Premiere Mi. 08.06.2022 BR Deutsche Streaming-Premiere Di. 07.06.2022 ARD Mediathek 187. Liebe mit Handicap
Folge 187Zusammen in eine Wohnung ziehen – das bleibt für die meisten Menschen mit Down-Syndrom ein unerfüllter Traum. Nicht so für Annika und Viktor. Zusammen mit 25 anderen jungen Menschen ziehen die beiden in ein Haus, das ihre Eltern für sie gebaut haben. Und proben das Zusammenleben im eigenen Apartment – als Liebespaar.Die wenigsten Einrichtungen für Menschen mit Behinderung erlauben, dass sich zwei Bewohner als Paar zusammentun und beides, Tisch und Bett, teilen. Das Thema Verhütung stellt sich. Und sie müssen ihre Klientinnen und Klienten vor Missbrauch schützen. Die Wohnstätte des Heilpädagogischen Centrum Augustinum in Höhenkirchen-Siegetsbrunn gehört zu den ganz wenigen Ausnahmen, die sich dem Bedürfnis nach Nähe und Intimität ihrer Schützlinge nicht verschließen und neue Wege gehen. Annika und Viktor sind schon länger ein Liebespaar, bald wollen sie heiraten. Für sie gehört zu ihrem Glück auch eine gemeinsame Wohnung. Ihre Eltern unterstützen sie dabei und haben zusammen mit den Eltern der anderen Bewohner den Hausbau finanziert. Auch Ludwig, ihr Zimmernachbar, träumt von der großen Liebe. Er hat eine junge Frau kennengelernt, die er sehr anziehend findet. Nun möchte er ihr einen Heiratsantrag machen. Wie gelingt es Viktor, Annika und Ludwig, mit der neuen Freiheit umzugehen? Wie ihren Eltern loszulassen? Und was, wenn die Liebebeziehungen scheitern, wenn sich also Liebeskummer und erste Enttäuschungen einstellen? BR-Autorin Claudia Wörner begleitet die jungen Bewohner und Bewohnerinnen bei ihrem Wohn-Experiment. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 15.06.2022 BR Deutsche Streaming-Premiere Mi. 08.06.2022 BR Mediathek Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 08.06.2022188. Zerreißprobe Ukrainekrieg – Russlanddeutsche zwischen allen Stühlen
Folge 188 (31 Min.)Seit dem 24. Februar 2022 geht ein Riss durch die russlanddeutsche Community. Beispiel Würzburg Heuchelhof, ein Stadtteil, in dem viele Russlanddeutsche wohnen: Hier wurde eine Kirche mit fünf teils riesigen „Z“-Symbolen beschmiert. Ein Schock – und zugleich ein Weckruf. Engagierte Bewohnerinnen und Bewohner wollen sich nun verstärkt für den Frieden in ihrem Viertel einsetzen. Der Heuchelhof in Würzburg steht seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine unter großem Druck. Im Viertel leben Migrantinnen und Migranten aus ganz unterschiedlichen Staaten der ehemaligen Sowjetunion.Allen gemeinsam ist: Sie sind gegen den Krieg. Doch viele fühlen sich auch ihrem Herkunftsland verpflichtet. Das führt zu Verunsicherung und Spannungen. Wie kann die Nachbarschaft trotzdem gelingen? Denis Bartuschkin gehört zu denen, die deeskalieren wollen: Er stammt aus Kasachstan und trainiert mit Kindern. Er will ihnen durch Sport ein positives Selbstbild vermitteln. Sein Credo: Wir waren immer Nachbarn – und sind es auch in Zukunft! In Nürnberg leben im Stadtteil Langwasser viele Russlanddeutsche. Hier engagiert sich die Historikerin und evangelische Seelsorgerin Sabine Arnold. Auch sie beobachtet eine Zunahme an Ängsten und Konflikten durch den Ukrainekrieg, die teils bis tief in die einzelnen Familien reichen. Die größte Herausforderung: Putins Propaganda in den sozialen Netzwerken und den prorussischen Medien, deren spaltende Wirkung sich auch in Deutschland entfaltet. Zusammenhalten statt sich spalten lassen, dafür will Julia Steba, die sowohl kasachische als auch ukrainische als auch deutsche Wurzeln hat, ein Zeichen setzen. Sie unterstützt Frauen, die mit ihren Kindern aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind. Und fühlt sich dabei an ihre eigene Familiengeschichte erinnert. Eine Geschichte der Vertreibung und Deportation – wie bei so vielen Aussiedlerinnen und Aussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion. Die Filmautorinnen Kathrin Denk und Ulrike Lefherz begleiten Protagonistinnen und Protagonisten ganz unterschiedlicher Herkunft von Ende März 2022 an bis zum 9. Mai, dem Tag des Siegs über Hitler-Deutschland. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 22.06.2022 BR Deutsche Streaming-Premiere Di. 21.06.2022 ARD Mediathek 189. Genervt, gefordert, gefeiert? Wie eine Region mit dem G7-Gipfel ringt
Folge 189Deutsche TV-Premiere Mi. 29.06.2022 BR 190. Liken. Hassen. Töten. – Wie Jugendliche zu Terroristen werden
Folge 190Immer wieder verüben Jugendliche grausame Anschläge mit vielen Toten. Ausgehend vom OEZ-Anschlag 2016, bei dem ein 18-Jähriger in München 9 Menschen erschoss, begeben sich Luca Zug und Alexander Spöri, beide 20, in eine verborgene Online-Welt des Hasses. Sie sprechen mit potenziellen jungen Gefährdern, die in internationalen Netzwerken Anschläge planen, und Geheimdiensten, die ihnen auf die Schliche kommen wollen. Getrieben werden Spöri und Zug von der Frage: Wie werden Jugendliche zu Mördern?William, 21 Jahre, erschießt in den USA zwei Mitschüler an seiner Highschool. David, 18 Jahre, ermordet in München neun Menschen an einem Einkaufszentrum. Paul (Name geändert), 15 Jahre, will in Deutschland seine Schule in die Luft jagen. In der Doku „Liken. Hassen. Töten.“ geht es nicht nur um diese drei Jugendlichen mit gefährlichen Mordfantasien. Es geht darum, zu verstehen, warum viele grauenvolle Anschläge auf der ganzen Welt ausgerechnet auf das Konto Heranwachsender gehen und wie ihre skrupellosen Anschlagsfantasien überhaupt entstehen. Auf den Spiele- und Chat-Plattformen Steam und Discord gibt es hunderte Games zum Download. Jeden Tag spielen dort bis zu 50 Millionen Menschen. Nebenbei schreiben sie miteinander. Oft sind ihre Nachrichten harmlos, doch in manchen Gruppen radikalisieren sie sich gegenseitig mit: Hass gegenüber Ausländern und Juden. Vereint in ihrer Faszination für Gewalt. Darin 2016: Der Münchner Attentäter, der in München am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) neun Menschen ermordete. Heute darin: Jugendliche mit gefährlichen Anschlagsfantasien. Alexander Spöri und Luca Zug, beide 20, sind die Autoren des Films, die sich schon seit dem OEZ-Anschlag 2016 mit dem Thema beschäftigen. Bis heute verstehen sie nicht: Wie geraten junge Menschen, so alt wie die Filmemacher selbst, in diese Spirale der Gewalt? Spöri und Zug schleusen sich mit einem Undercover-Account ein – in diese dunkle Welt der Gewalt. Sie stoßen auf Amok- und Terror-Gruppen, in denen Jugendliche noch heute radikales Gedankengut verbreiten und Anschläge planen. Sie treffen u. a. einen jungen Mann, der 2016 mit dem OEZ-Attentäter in Kontakt steht und damals plant, seine eigene Schule in die Luft zu sprengen. Mit ihrer Doku „Liken. Hassen. Töten.“ wollen die jungen Journalisten das Bewusstsein für diese neue Art der jugendlichen Radikalisierung stärken. Nur, wenn man die Gefahr anerkennt, kann man möglicherweise künftige Anschläge verhindern. (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 20.07.2022 BR 191. Das Energie-Dilemma – Wie sichern wir unsere Versorgung?
Folge 191Der Ukraine-Krieg hat die deutsche Abhängigkeit von russischer Energie in den Fokus gerückt. Schnellstmöglich will die Bundesregierung auf Kohle, Öl und Gas aus Russland verzichten. Gleichzeitig sollen regenerative Energien ausgebaut und signifikant Energie eingespart werden. Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger fürchten Engpässe und steigende Preise. Wie kann ein sicherer Energiemix gelingen? Seit Jahrzehnten tragen russische Kohle, Erdöl und vor allem Gas wesentlich zum deutschen Energiemix bei. Jetzt die radikale Kehrtwende – Deutschland will sich aus der Abhängigkeit lösen.Doch woher soll der Strom aus der Steckdose kommen, wenn russische Energieträger ausbleiben? Wie will die Politik weitere Preisexplosionen verhindern? Wie kann der Industriehunger nach Energie gestillt werden? Welche Rolle spielen dabei erneuerbare Energien? Reporter von BR, NDR, rbb, SWR und WDR waren in ganz Deutschland unterwegs, um nachzuspüren, wo die Herausforderungen liegen, und wie eine sichere Versorgung gelingen kann. Das kleine Dorf Etzel in Ostfriesland ist für die Energieversorgung Deutschlands von großer Bedeutung. 800 Meter unter der Erde lagern bis zu 4,3 Kubikmeter Gas sowie ein Teil der Rohölreserven der Bundesrepublik. Als Speicher dienen 75 sogenannte Kavernen – Hohlräume in einem Salzstock – jede Einzelne ist doppelt so hoch wie der Kölner Dom. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat gerade alle Hände voll zu tun, um die Energiesicherheit auch für die Zukunft gewährleisten zu können. Krisen- statt Klimapolitik dominiert das Tagesgeschäft. In Brunsbüttel am Nord-Ostsee-Kanal kämpft Frank Schnabel schon seit mehr als zehn Jahren für ein sogenanntes LNG-Terminal. Sein Unternehmen stieß jahrelang mit Plänen für Flüssiggas bei der Politik auf taube Ohren. Jetzt könnte sich das Blatt wenden. Doch bis die Anlage steht, können noch Jahre vergehen. Ob sie dann wirklich Sinn macht, ist umstritten. Die Lage der oberfränkischen Glasindustrie eskaliert. „Wir wissen nicht, was morgen passiert, und was übermorgen passiert. Dieser Zustand ist nicht tragbar“, sagt Murat Agac von der Heinz-Glas Gruppe. Niemand kann mehr ausschließen, dass dem energieintensiven Betrieb im Ernstfall der Gashahn abgedreht wird. Seit Jahren schon versucht das Unternehmen auf Energie aus Windkraft umzusteigen und setzt sich für einen Windpark ein. Das größte Hindernis ist bisher die sogenannte 10H-Regel, die es nur in Bayern gibt. Marita Dresen lebt mit ihrer Familie in Kuckum. Das Dorf bei Erkelenz in NRW könnte demnächst abgebaggert werden. Denn inzwischen wird wieder laut über die Braunkohle als Alternative zu russischem Gas diskutiert. Unter Kuckum und Umgebung gibt es große Kohlevorkommen. „Wir könnten hier die Stromerzeugung in wenigen Wochen wieder voll hochfahren“ meint Friedhelm Latajka und zeigt auf den Block A des Kohlekraftwerks Neurath. Der wurde gerade im Rahmen des Kohleausstiegs in den Stand-by-Modus versetzt. Latajka hat 46 Jahre lang für RWE in der Braunkohleförderung gearbeitet. Die Raffinerie PCK im brandenburgischen Schwedt versorgt fast alle Fahrzeuge in Ostdeutschland mit Kraftstoff. Das gesamte Rohöl kommt aus Russland über die Pipeline „Druschba“. Jetzt stellt sich die Frage, wie lange es noch fließt. Am Standort wird fieberhaft über Alternativen nachgedacht. Ein Unternehmen für Kraftstoffe aus Biomasse hat bereits Hunderte Millionen Euro investiert und will in großem Stil russisches Öl ersetzen. Landwirt Florian Reyer baut am Bodensee Getreide unter Photovoltaikanlagen an, die kostbaren Flächen werden so doppelt genutzt. Die Sonnenenergie soll für Reyer ein zweites Standbein werden, Ertragsausfälle abfangen helfen. Ein zukunftsträchtiges Win-Win-Modell? (Text: BR Fernsehen) Deutsche TV-Premiere Mi. 27.07.2022 BR 192. Fußball, Gas und Menschenrechte: Was verbindet Bayern mit Katar?
Folge 192Katar am Persischen Golf gehört zu den kleinsten Staaten der Welt. Seit der Entdeckung gigantischer Erdgasvorkommen verwandelte sich das Emirat, das in etwa so groß wie Niederbayern ist, zu einem Global Player. Auch für Bayern wird es immer wichtiger. Egal ob Fußball-WM, Politik oder Wirtschaft: Die Kontakte des Freistaats sind eng. Gleichzeitig steht Katar im Verdacht, islamistische Organisationen zu finanzieren und Menschenrechte zu missachten. Welche Strategie verfolgt Katar? (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mi. 05.10.2022 BR Deutsche Streaming-Premiere Di. 04.10.2022 ARD Mediathek 
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