2025 (Folge 1535⁠–⁠1559)

  • Folge 1535 (30 Min.)
    Melinda Ciorba ist selbsternannte Katzendetektivin. Ihre Mission: Fälle vermisster Katzen dokumentieren und ihnen auf die Spur gehen. Darunter sind auch zwei ihrer eigenen Haustiere. Melinda hat bereits über 700 Fälle dokumentiert. In ihrer Heimat, dem österreichischen Burgenland, dürfen Katzen, die sich mehr als 300 Meter von Wohnhäusern entfernen, erschossen werden. Sie ist überzeugt, dass die meisten der vermissten Katzen Jägern zum Opfer gefallen sind. Ihr jüngster Fall: Katze Peach, die von einem Jäger erlegt und einfach liegengelassen wurde. Die Besitzerin ist bis heute überzeugt, dass der Mann das Haustier mutwillig getötet habe. Hans Wörmke aus Pinneberg gehört zu den Jägern, die Katzen erschießen dürfen. Er will die Vogelwelt schützen und sieht Katzen in Waldgebieten als Problem, denn sie stellen eine Gefahr vor allem für bedrohte Vogelarten dar. Die Verantwortung für die freilaufenden Haustiere sieht er nicht bei den Jägern, sondern bei den Besitzern. Deshalb fordert Jäger Wörmke strikte Regeln, darunter die Kastration aller Hauskatzen und eine Leinenpflicht außerhalb von bewohnten Grundstücken, wie sie auch für Hunde gelte. Katzentrainerin Anika Moritz pflichtet dem bei. Sie ist überzeugt, dass Katzenbesitzer ihre Lieblinge genau wie Hunde trainieren sollten. Um den Jagdtrieb der Vierbeiner im Haus zu befriedigen, hat Anika Moritz ein besonderes Training entwickelt. Außerdem gibt sie Kurse zur Leineführung. Wie Melinda Ciorba hat auch sie einst eine geliebte Katze verloren. Nun will die Tierverhaltenstrainerin andere Katzenbesitzer und deren Tiere vor solch einem Schicksal bewahren. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 04.09.2025 arte
  • Folge 1536 (30 Min.)
    Es ist Anfang September 2015. Nihat ist überglücklich, als er vor dem Übertragungswagen des deutschen Fernsehens beim Budapester Bahnhof Keleti Pu steht und sich begeistert die Technik erklären lässt. Er ist Kurde und aus Syrien geflohen. Endlich fühlt er sich in Sicherheit. Mit seiner Familie ist er aus dem Bürgerkrieg über die Balkanroute gekommen. Seine Eltern, seine drei jüngeren Geschwister und er campieren mit hunderten anderen Geflüchteten im Untergeschoss des ungarischen Bahnhofs. Es herrscht ein riesiges Chaos. Die ungarische Regierung lässt die menschenunwürdigen Umstände bewusst zu. In den ersten Tagen spielen sich hier Szenen ab, die die Welt und die Politik bis heute verändern. Die Reportage zeigt, was zehn Jahre später aus Nihat und seiner Familie geworden ist. Die Autorinnen, die ihn schon damals getroffen haben, besuchen ihn in Finnland, wo er jetzt mit seiner estnischen Frau und der gemeinsamen Tochter lebt. Sie treffen außerdem einen Ungarn wieder, der sich damals der Regierungspolitik widersetzte. Mittlerweile hat Balasz Budapest verlassen und zieht an seinem neuen Wohnsitz in Wuppertal Bilanz. Die Österreicherin Renate enthüllt erstmals ihre wahre Identität. Denn die Straftat, die sie vor zehn Jahren am Budapester Bahnhof aus Empörung über das Politikversagen begangen hat, ist inzwischen verjährt. (Text: arte)
    Deutsche Streaming-Premiere Mi. 03.09.2025 arte.tvDeutsche TV-Premiere Fr. 05.09.2025 arte
  • Folge 1537 (30 Min.)
    Amsterdam gilt als Europas Fahrrad-Eldorado – neben Kopenhagen, Paris und London überzeugt die Stadt mit moderner Infrastruktur und gelebter Radkultur. Doch nicht alle profitieren davon: Fußgänger fühlen sich zunehmend an den Rand gedrängt. Für die 72-jährige Rentnerin Patty Muller vom niederländischen Fußgängerverband ist ein Spaziergang durch Amsterdam inzwischen zur Belastungsprobe geworden. In einer Fallstudie dokumentiert sie Stellen, an denen Fußgänger und Radfahrer sich gefährlich nahekommen. Ihr Vorwurf: Zehn Jahre lang habe Amsterdam den Fokus fast ausschließlich auf den Radverkehr gelegt – die Sicherheit der Fußgänger sei dabei auf der Strecke geblieben. Die steigende Zahl von E-Bikes, Lastenrädern und Lieferdienst-Fahrern mit Cargo Bikes verschärft die Lage zusätzlich. Auch in Berlin wächst der Handlungsdruck, denn laut landeseigenem Mobilitätsgesetz soll sich die Stadt von einer Auto- zu einer Fahrradstadt entwickeln. Es gibt in der deutschen Hauptstadt zwar immer mehr Räder, laut Schätzungen um die drei Millionen, aber auch immer mehr Unfälle mit ihnen. Die Fahrradstaffel der Berliner Polizei hat 2024 knapp 20.000 Radfahrer angezeigt. Häufige Delikte sind rote Ampeln, ignorierte Zebrastreifen, Handy am Lenker oder Missachtung der Vorfahrtsregeln. Dort, wo in Berlin viele Fußgänger unterwegs sind, häufen sich auch hier die Verstöße. Trotz aller Aufklärung stoßen die beiden Polizisten Stefanie Lütz und Johannes Feige oft auf wenig Einsicht und die immergleichen Ausreden. Woher aber kommt der Glaube, dass die Straßenverkehrsordnung nicht für alle gleichermaßen gilt? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 08.09.2025 arte
  • Folge 1538 (30 Min.)
    Leander Engel und seine Kumpels aus Elverum haben Zehntausende Euro gespart, um sich ihren Traum von einer unvergesslichen Abschluss-Zeit zu erfüllen. Sie haben einen Bus mit eigenem Logo designen lassen. Und in eine potente Soundanlage investiert. Es richtig krachen zu lassen, bevor sie nach 13 Jahren Schule auseinandergehen, das ist ihr Ziel. Und nebenbei das Abi zu schaffen. Mutter Sylke Engel empfindet dabei Stolz und Angst. Sie hofft, dass ihr 19-jähriger Sohn seine Grenzen kennt, anständig bleibt und sich am Ende trotz Party-Marathon nicht den Abi-Schnitt versaut. Ihr Motto: Lasst sie doch feiern, danach kommt schon der Ernst des Lebens! Klaus Sorensen lebt südlich von Oslo. Dort haben ihn 26 Abiturientinnen engagiert. Den ganzen Monat lang soll er sie Nacht für Nacht kutschieren. Und morgens heile an der Schule absetzen. Er macht den Job als Party-Bus-Fahrer nicht zum ersten Mal und hat ein Herz für feierwütige Schul-Abgänger. Obwohl er weiß, dass tanzend und betrunken im Bus zu feiern nicht ungefährlich ist und die Polizei immer wieder eingreift. Nicht immer geht sein Plan auf, Ärger aus dem Weg zu gehen. Die Abi-Tradition in Norwegen ist 120 Jahre alt. Die Regierung findet aber, inzwischen seien Kommerz und Partyzeit völlig ausgeufert. Für kommende Jahrgänge sollen die Regeln deutlich verschärft werden – Zugunsten besserer Abi-Noten. Für die aktuellen Abiturienten ein Grund mehr zu feiern, als gäbe es kein Morgen. Ermüdungserscheinungen nach den ersten Wochen werden weggefeiert. Aber: Halten das alle bis zum Finale an Norwegens höchstem Nationalfeiertag durch? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 09.09.2025 arte
  • Folge 1539 (30 Min.)
    Österreichs Tierärztekammer schlägt Alarm: Bis 2037 könnten bis zu 300 Nutztierärzte fehlen. Ein Versorgungsengpass droht. Ein Drittel der Großtierärzte steht kurz vor der Pensionierung. Gleichzeitig schrecken viele Tierärzte vor der Selbstständigkeit in ländlichen Regionen zurück Auch im Tiroler Paznauntal wurde lange nach einer Nachfolge gesucht. Doch dann kam Hilfe aus den Niederlanden: Dass Narda Eijkelboom heute als selbstständige Tierärztin die Kühe versorgt, ist ein echter Glücksfall für die Region. Ihre Tage beginnen früh und enden spät. Bis zu 30 Höfe besucht sie täglich, legt 200 Kilometer zurück – durch Schnee und Kälte. Doch nicht nur die Arbeitsbelastung ist hoch: Als Zugezogene muss sie sich in der Dorfgemeinschaft erst ihren Platz erkämpfen. In der Südoststeiermark sucht Nikolaus Böhm eine Nachfolge für seine Praxis. Der 65-jährige Tierarzt möchte Ende des Jahres aufhören – doch bisher ist niemand in Sicht, der für ihn übernehmen möchte. Das Land Tirol will dem Nutztierärztemangel nicht tatenlos zusehen und schickt angehende Tierärzte von der Veterinärmedizinischen Universität Wien nach Tirol. Zwei von ihnen sind Anna-Lena Seidl und Paul Langer. In einem neuen Praxismodul begleiten sie den erfahrenen Landtierarzt Georg Sternbach, der ihnen zeigt, was es heißt, mit Leidenschaft für die Tiere im Einsatz zu sein. Ob es ihm gelingt, den Nachwuchs für ein Arbeitsleben in den Alpen zu begeistern? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 11.09.2025 arte
  • Folge 1540 (30 Min.)
    Die Freikörperkultur, kurz FKK, lebt Jeannette Langner aus Zwickau schon seit ihrer Kindheit in der DDR – damals keine Besonderheit. An der Ostsee tummelten sich tausende nackte Badegäste, FKK oder Naturismus stand für Toleranz, Freiheit, Naturverbundenheit. Doch seit der Wende 1990 hat die Szene knapp die Hälfte ihrer Mitglieder verloren – immer mehr Menschen tragen ihre Badehosen auch im FKK-Bereich und blicken wertend auf die ausgelebte Nacktheit. Seit diesem Jahr gilt daher sogar an einigen deutschen FKK-Stränden Nacktpflicht. Jeannette findet das gut. Sie hält Naturismus für schützenswert, will FKK sogar als immaterielles Weltkulturerbe bei der Unesco anmelden. Als Vorsitzende des Vereins Get Naked Germany kämpft sie mit dem Nachwuchsmangel. Durch besondere FKK-Erlebnisse versucht der Verein gezielt Jüngere zu erreichen: Wanderungen, Museumsbesuche oder mal eine Wein-Verkostung? Das muss Jeannette zufolge auch nackt möglich sein. Blöd nur, dass es bei der Online-Präsenz hakt. Denn in der digitalen Welt dominieren perfekte Körper und glatte Haut, keine Dehnungsstreifen oder Falten. Nackte Durchschnittskörper werden zensiert und tabuisiert. Die junge Britin Saoirse Newhouse steht vor einem ganz ähnlichen Problem. Auch sie möchte sich seit kurzem für unbeschwerte Nacktheit stark machen und tritt als Botschafterin für den Dachverband British Naturism in dessen Social-Media-Kanälen auf. Für die 21-Jährige ist Naturismus auch ein Akt der Rebellion – den eigenen Körper annehmen, ohne sich zu verstecken. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 12.09.2025 arte
  • Folge 1541 (30 Min.)
    Italienische Luxusmarken wie Armani und Gucci werden traditionell mit edlen Stoffen aus dem toskanischen Prato beliefert. Das Label „Made in Italy“ stand immer für Qualität. Doch seitdem sich chinesische Textilunternehmer um die Jahrtausendwende Prato als Standort ausgewählt haben, ändert sich das. „Sie fingen an, Firmen aufzukaufen, um Kleidung herzustellen, die sie sehr, sehr billig anbieten konnten“, erzählt der Unternehmer Claudio Calabresi. Oft steht auf Waren „Made in Italy“, es ist aber Massenware, produziert nach chinesischen Methoden und mit chinesischen Arbeitskräften. Der Markt ist so lukrativ, dass er auch von kriminellen Banden umkämpft ist und selbst die chinesische Mafia anzieht, wie der Reporter Giorgio Bernardini recherchiert. Innerhalb von wenigen Jahren bildete sich in Prato eines der größten Viertel mit chinesischen Einwohnern in Europa, weit mehr als 30.000 Chinesen leben heute dort. Viele alteingesessene Italiener reiben sich die Augen. Noch schotten sich italienische und chinesische Einwohner größtenteils voneinander ab. Doch es gibt auch Brückenbauer. Zum Beispiel Isabella Shen und Matteo Burioni, ein chinesisch-italienisches Paar. Isabella, die eigentlich Siyun heißt, unterrichtet Chinesisch und gibt Konzerte auf der chinesischen Harfe; Matteo veranstaltet Food-Touren, bei denen Bürger aus Prato Restaurants in der Chinatown kennenlernen können. So wollen sie dazu beitragen, dass sich die Menschen näherkommen. (Text: arte)
    Deutsche Streaming-Premiere Sa. 13.09.2025 arte.tvDeutsche TV-Premiere Mo. 15.09.2025 arte
  • Folge 1542 (30 Min.)
    Michal lebt in einer Kleinstadt südlich von Danzig. Weil suchtkranke Menschen dort diskriminiert werden, möchte er anonym bleiben. Alle zwei Wochen fährt er nach Święciec, um in der Suchtklinik des psychiatrischen Krankenhauses Methadon einzunehmen. Nachdem Michal verschiedene Drogen genommen hatte, landete er vor einigen Jahren beim stärksten aller Opiate: Fentanyl. In den USA als Schmerzmittel entwickelt, wirkt das wegen seines hohen Suchtpotentials umstrittene Medikament bis zu 50-mal stärker als Heroin. Die Abhängigen extrahieren den Wirkstoff aus Depotpflastern und injizieren ihn direkt in die Blutbahn. Dutzende fielen in Polen einer Überdosis zum Opfer. Auch Michal musste miterleben, wie ein enger Freund starb. Korrupte Apotheker sollen große Mengen Fentanyl-Pflaster an Dealer verkauft haben. Dem konnten die Behörden inzwischen einen Riegel vorschieben. Jadwiga Karpinska trauert in Żuromin um ihren Sohn Pawel, der an einer Überdosis starb. Die Kleinstadt galt 2024 als Polens inoffizielle Fentanyl-Hauptstadt, bis es der Polizei gelang, einen stadtbekannten Dealer festzunehmen. Die Droge taucht jedoch weiterhin in der Szene auf, wenn auch in kleineren Mengen. Der Grundschullehrer Adam Ejnik setzt auf Prävention – er will seine Schülerinnen und Schüler durch konsequente Aufklärung von der Droge fernhalten. Sein Engagement brachte ihm 2024 in Polen die Auszeichnung als „Lehrer des Jahres“ ein. Artur aus Łódź hat den Entzug geschafft. Vor einigen Jahren war er so süchtig, dass er sterben wollte. Heute hilft ihm seine Freundin Agnieszka dabei, clean zu bleiben. Sein Ziel: Schon bald will Artur sein Psychologiestudium beenden und als Therapeut anderen Süchtigen helfen, von der Horrordroge Fentanyl wegzukommen. (Text: arte)
    Deutsche Streaming-Premiere Do. 11.09.2025 arte.tvDeutsche TV-Premiere Mi. 17.09.2025 arte
  • Folge 1543 (30 Min.)
    Um die Schließung der Wollspinnerei zu verhindern, haben sie das Ruder selbst in die Hand genommen. 56 der 145 langjährigen Angestellten des Unternehmens wollten um ihre Arbeitsplätze kämpfen. Unter ihnen: die 36-jährige Valentine Fanjeaux. Nach zwölf Jahren bei „Bergère de France“ hat sich der Alltag der jungen Produktionsleiterin durch die Genossenschaftsgründung radikal verändert. Denn mit dem Verlust von zwei Dritteln der Belegschaft hat sich nicht nur die Arbeitslast für die verbleibenden Beschäftigten drastisch erhöht. Die zweifache Mutter übernahm zudem völlig unvorbereitet die Rolle der Vorstandsvorsitzenden, eine für das Überleben des Betriebs entscheidende Schlüsselposition. Bei der Unternehmenssanierung kann sie auf den Teamgeist ihrer Kolleginnen und Kollegen zählen. Seit ihnen die Firma mitgehört ist deren Motivation, durch die direkte Teilhabe an strategischen Entscheidungen und auch am Gewinn, enorm gestiegen. Dieser Umbruch bescherte Corinne Bauvin, der Kreativ-Chefin, die langersehnte künstlerische Freiheit. Die 50-Jährige will das angestaubte Image der Firma mit neuartigen Pullover- oder Kleiderkreationen aufpeppen. Die neue Freiheit bringt allerdings auch mehr Druck: Das Schicksal des Unternehmens ruht nun weitgehend auf ihren Schultern. Marie-Madeleine Maucourt hat als Präsidentin des Genossenschaftsregionalverbandes das Projekt auf Wunsch der Beschäftigten von Anfang an begleitet, sei es durch die Ausarbeitung eines tragfähigen Übernahmeplans, die Beschaffung von Geldern oder durch Schulungen, um die Beschäftigten für ihre neue Rolle im Verwaltungsrat zu wappnen. Marie-Madeleine Maucourt hat mehr als 5.000 Arbeitsplätze und rund 100 Unternehmen in der Region gerettet und scheut keine Mühen, um diesen Frauen und Männern zum Erfolg zu verhelfen – jenseits des klassischen Kapitalismus. (Text: arte)
    Deutsche Streaming-Premiere Do. 11.09.2025 arte.tvDeutsche TV-Premiere Do. 18.09.2025 arte
  • Folge 1544 (30 Min.)
    Schon vor Jahrhunderten verbrannten die Zimmerleute von Valencia zu Frühlingsanfang fehlerhafte Werkstücke sowie alten Plunder, um den Winter auszutreiben. Daraus entstand eine spektakuläre Fiesta, die weltweit ihresgleichen sucht. Vom 1. bis 19. März, dem Tag des Heiligen Joseph, der als Schutzheiliger der Zimmerleute verehrt wird, steht die ganze Stadt Kopf. Insgesamt 400 Nachbarschaftsvereine aus allen Stadtvierteln, die Kommissionen, lassen für dieses Frühlingsfest von Künstlern wie David Sanchez Llongo gigantische Figurengruppen herstellen, bis zu 22 Meter hohe Skulpturen aus Holz, Styropor und Pappmaché. Diese werden von einer Jury begutachtet und die besten von ihnen ausgezeichnet. David hofft, dass sein Werk dazugehört – dann wäre er in Valencia ein Held. Der Aufbau und die Präsentation der Fallas werden tagelang von Feuerwerk, von endlosen Knallern und Böllern begleitet, bis die riesigen Skulpturen am Abend des 19. März allesamt in einem gewaltigen Feuerspektakel verbrannt werden. Jedes Jahr werden dabei bis zu 5.000 Tonnen Treibhausgas und enorme Mengen an Feinstaub freigesetzt. Aber damit soll bis 2030 Schluss sein, zumindest rechnerisch, Valencia und sein Fest wollen klimaneutral werden. Schon jetzt wird viel dafür unternommen, darüber wacht die Umweltbeauftragte Helena Prima: Die Innenstadt ist während der Fiesta für den Verkehr gesperrt, Vereine wie der Konvent Jerusalem pflanzen Hunderte von Bäumen als Kompensation an. Außerdem sollen die Künstler nicht länger Styropor und Lacke als Material für ihre Fallas verwenden, sondern natürliche, nachhaltigere Materialien. Doch die Umsetzung hakt noch … (Text: arte)
    Deutsche Streaming-Premiere Mi. 17.09.2025 arte.tvDeutsche TV-Premiere Fr. 19.09.2025 arte
  • Folge 1545 (30 Min.)
    Hermann Hofer arbeitet seit fünf Jahren als Fiaker (auch die Kutscher werden so bezeichnet). Mit Gustl und Herzi, den beiden Lipizzanern, kutschiert er bei schönem Wetter mehrmals am Tag vor allem Touristen durch die Wiener Innenstadt. Die Arbeit mit den beiden Pferden ist für ihn das Schönste, was ein Beruf bieten kann, schon sein ganzes Leben hat der 58-Jährige mit Tieren gearbeitet. Früher war er Zoofachhändler und hat sich im Tierschutz engagiert. Doch ob die Touristenattraktion vor allem in den heißer werdenden Sommern nicht Tierquälerei ist, darüber wird in Wien seit Jahren gestritten. Seit 2016 gilt ein Fahrverbot ab 35 Grad. Tierschützer Georg Prinz reicht das nicht, er setzt sich dafür ein, das bestehende Fahrverbot auf 30 Grad zu senken. Am liebsten würde er die Fiaker ganz verbieten, Pferde hätten in der Stadt nichts verloren, artgerechte Haltung sähe anders aus. Elektrobetriebene Kutschen könnten eine Lösung sein, findet der Vollzeitaktivist. Eine Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat festgestellt, dass die Pferde bis 35 Grad keinen Hitzestress erkennen lassen. Ein Fahrverbot ab 30 Grad, wie es Georg Prinz fordert, würde die Fiaker-Unternehmer in finanzielle Nöte bringen. 2024 gab es mehr als 50 Tage, an denen die Temperaturen auf über 30 Grad kletterten. Marco Pollandt, Chef des größten Fiaker-Betriebs in Wien, will sich für diesen Fall wappnen. Statt der weißen Lipizzaner, die traditionell vor die Kutschen gespannt werden, setzt er immer mehr auf ausgemusterte und günstige Trabrennpferde. Den Vorwurf, dass seine Pferde bei Hitze leiden, findet er absolut abwegig. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 22.09.2025 arte
  • Folge 1546 (30 Min.)
    Mit welch brutalen Methoden Frauen angeworben und dann in Europa versklavt werden, erzählt eine Überlebende. Sie hat sich bei einer Modelagentur in Spanien beworben. Flug, Unterkunft, alles wurde bezahlt. Doch als die junge Frau ankommt, werden ihr sofort die Papiere abgenommen. Sie wird zur Prostitution gezwungen – zuerst in Spanien und dann in Deutschland, immer mit der gleichen Argumentation: Sie müsse ihre Reisekosten zurückzahlen. Erst die Polizei kann sie bei einem Scheinfreier-Einsatz befreien. Auch Sebastian Eichler von der Kripo Mainz ermittelt so. Er bucht als Scheinfreier im Internet einen Termin und gibt sich vor Ort als Polizist zu erkennen. Die Hintermänner am Ende zu fassen, ist jedoch äußerst schwierig. „Es ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, sagt Eichler. „Um überhaupt gegen die Täter vorgehen zu können, brauchen wir die Aussagen der Frauen“. Diese schweigen aber zumeist – aus Angst. Denn die Täter setzen nicht nur die Frauen unter Druck. Sie drohen damit, den Angehörigen in der Heimat Gewalt anzutun. In Spanien kann Carmen Gonzalez Carrasco von der Policía Nacional erste Erfolge gegen die kolumbianische Mafia vermelden. Im Frühjahr ist es ihrer Spezialeinheit gelungen, ein Netzwerk auszuheben, das mehr als 1.000 Frauen aus Lateinamerika mit falschen Versprechen nach Europa gelockt hat, um diese als Prostituierte zu versklaven. Das Geschäft wird immer brutaler, auch weil es sich seit Corona mehr und mehr in private Wohnungen verlagert hat und dadurch schwerer kontrollierbar geworden ist – besonders attraktiv für die Drogenkartelle. (Text: arte)
    Deutsche Streaming-Premiere So. 21.09.2025 arte.tvDeutsche TV-Premiere Di. 23.09.2025 arte
  • Folge 1547 (30 Min.)
    Necla Köseoğlu aus der Gemeinde Rumelikavağı, am nördlichen Ende des Bosporus, ist eine der letzten traditionellen Kleinfischer am Marmarameer und eine der wenigen Frauen in dem Geschäft. Während sie früher von der Fischerei leben konnte, reicht ihr Einkommen heute nur noch für die Spritkosten. Der Fischbestand im Binnenmeer ist massiv gesunken. Überfischung, industrielle Abwässer und die Verschmutzung durch Schiffe haben das Ökosystem an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Das Marmarameer, an dessen Küsten rund 25 Millionen Menschen leben, droht zu ersticken. Bereits im Jahr 2021 wurde die Krise für alle sichtbar: Eine Art Schleim bedeckte große Teile der Meeresoberfläche. Die organische, gallertartige, stinkende Substanz ist ein Ausscheidungsprodukt von Algen. Für Menschen ist sie nicht gesundheitsschädlich, den Meeresbewohnern aber entzieht sie Sauerstoff. Meeresbiologen und Ozeanographen wie Professor Hasan Örek schlagen Alarm, denn der Schleim wurde wieder gesichtet – bislang allerdings nur unter Wasser. Auch die Stadtverwaltung Istanbul hat die Gefahr einer drohenden Umweltkatastrophe mittlerweile erkannt. Dr. Ayşen Erdinçler und ihr Mitarbeiter Ilker Aslan setzen auf strengere Kontrollen und Bußgelder, um die Verschmutzung durch Schiffe einzudämmen. Doch ihre Maßnahmen sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das größte Problem sind die fünf Millionen Kubikmeter Haus- und Industrieabfälle, die pro Tag ungefiltert ins Meer gelangen. Die Kläranlagen müssten dringend modernisiert werden, aber die werden von der türkischen Regierung betrieben und ihr fehlt das Geld. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 24.09.2025 arte
  • Folge 1548 (30 Min.)
    Endlich ist er da – der Moment, auf den die Familie Kelm so lange gewartet hat – ein Pool im eigenen Garten, gefüllt mit klarem Wasser, das in der Sonne schimmert. Kein Urlaub dieses Jahr, dafür ein Stück Paradies zu Hause. Der Pool als Symbol für Lebensqualität, Erholung, Familienzeit. Ermöglicht hat diesen Traum Andrea Münnich, eine der wenigen Poolbauerinnen Deutschlands. In Buttstädt, Thüringen, führt sie ein Familienunternehmen, das seit den 1990er Jahren Pools baut. Ihr Geschäft boomt – trotz Wassermangels in der Region. Münnich setzt auf nachhaltige Lösungen: Filteranlagen, die Wasser wiederverwenden, Abdeckungen gegen Verdunstung. In diesem Jahr steht ein besonderer Poolbau an: ein riesiges Schwimmbecken für ein Luxushotel. Wie gelingt das umweltverträglich und Wasser sparend? Denn, obwohl es in diesem Sommer relativ viel geregnet hat, beobachten die Mitarbeiter vom Wasserzweckverband Saalfeld-Rudolstadt die Wassersituation mit Sorge. Kaum Schnee und ein trockenes Frühjahr – für die ohnehin wassersensible Region führte das dazu, dass auch in diesem Sommer Tankwagen fahren mussten. Der Zweckverband hat schon seit Jahren mit sinkenden Grundwasserspiegeln und versiegenden Quellen zu tun und steht vor großen Herausforderungen, um weiterhin alle mit Wasser versorgen zu können. Landwirt Frank Sallach muss sich an die klimatischen Veränderungen anpassen, wenn sein Betrieb überleben soll: Es ist die erste Saison mit einem riesigen Regenwasserbehälter. Der ist in diesem Jahr gut gefüllt und seine Ernte scheint vielversprechend zu werden. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 25.09.2025 arte
  • Folge 1549 (30 Min.)
    Cosplay ist für Sophy (22) ein Weg, mit Menschen in Kontakt zu kommen. Während ihrer Schulzeit fühlte sie sich oft als Außenseiterin. Aber seit sie in Kostümen ihrer Gaming-Heldinnen zu so genannten Convention geht, fühlt sie sich geborgen in einem stabilen sozialen Umfeld. Sarah (36) holt sich durch Cosplay Farbe in ihren Alltag, aus Bürojob und Carearbeit. Monatelang bringt sie damit zu, bis ins kleinste Detail durchdachte Kostüme herzustellen, die sie dann auf ihrem Insta-Profil veröffentlicht. Für Lisa (33) ist Cosplay eine berufliche Perspektive. Die gelernte Bühnenplastikerin hat früher bei Hollywoodproduktionen Requisiten gebaut und Schauspieler gestylt. Doch das langweilte sie irgendwann. Jetzt gestaltet sie professionelle Cosplay-Outfits und hofft darauf, dass Gaming-Firmen sie für Marketingzwecke buchen. Außerdem verdient sie als Influencerin über ihre Reichweite auf Social-Media-Plattformen. Auf circa fünf Milliarden US-Dollar wird der internationale Markt mit Kostümen und Accessoires geschätzt. Doch hinter dem Trend steckt mehr als nur Spielerei: Die meisten Cosplayer finden im Experiment mit den Identitäten neue Freiräume für ihre eigene Persönlichkeitsentwicklung. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 26.09.2025 arte
  • Folge 1550 (30 Min.)
    In Moldau prägt der politische und kulturelle Kampf zwischen Ost und West, EU oder Russland, den Alltag der Menschen. Das kleine Land an der Grenze zur Ukraine ist das ärmste Land Europas. Es hat zwar eine Staatsführung, die klar auf die europäische Karte setzt und Teil der EU werden möchte, doch in breiten Bevölkerungsgruppen herrscht eine Sowjet-Nostalgie und eine starke Bindung zu Russland vor. Moldau gilt als potenzielles Ziel Putins, falls Russland in der Ukraine erfolgreich sein sollte. Das Land wäre mit seiner geringen Bevölkerung und schwachen Wirtschaft eine leichte Beute für Moskau. Russland-freundliche, vom Kreml finanzierte Gruppen versuchen, die Bevölkerung für eine enge Bindung an Moskau zu gewinnen und führen den Kampf vor allem auf kultureller Ebene. So organisiert Alexej Petrowitsch vom „Komitee Pobeda“ Feiertage und Aktionen, bei denen die sowjetische Vergangenheit glorifiziert und die Anlehnung an den starken Mann im Osten beschworen wird. Auf der anderen Seite stehen Aktivistinnen wie Diana Mazurova von der Organisation „Stop Russian Aggression Moldova“. Für sie wäre die Anbindung an Russland ein Rückschritt. Trotz geringer finanzieller Mittel gehen sie gegen russische Künstler und Institutionen vor und treten vehement für eine Unterstützung der Ukraine und eine europäische Zukunft ihres Landes ein. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 29.09.2025 arte
  • Folge 1551 (29 Min.)
    Seit mehr als 500 Jahren hat sich in der eisigen Nordsee eine weltweit einzigartige Art des Fischfangs erhalten: das Fischen von Nordseegarnelen aus dem Pferdesattel. Ein reines Hobby war der Fischfang in dieser flämischen Region nie: Die Menschen leben davon, er prägt ihre Identität und ihr Leben im Rhythmus der Gezeiten. Heute kämpfen die letzten 15 Pferdefischer um den Erhalt ihres Wissens. Stefan Hanke, geboren 1960, ist ein erfahrener Pferdefischer. Auch er stellt immer wieder fest, wie unsicher der Fischfang heute geworden ist. Dass seine Ausbeute manchmal nur noch halb so groß ist wie früher, tut seiner Leidenschaft für das Meer jedoch keinen Abbruch. Der 61-jährige Johan Casier ist Besitzer des Estaminet in Oostduinkerke. Die Waren für sein Café-Restaurant muss Johan schon seit einiger Zeit von anderswo beziehen – zum Beispiel aus den benachbarten Niederlanden – dabei haben die Hochseetrawler doch die belgischen Gewässer leergefischt. Ein Widerspruch für den Pferdefischer, der seinen Beruf von seinem Schwiegervater gelernt hat. Nele Bekaert ist Krankenschwester. Privat sattelt die 42-Jährige, wann immer sie kann, ihr Pferd. Sie ist die erste Pferdefischerin in ihrer Heimat Flandern. Dass sie die einzige Frau in dieser Männerdomäne ist, erfüllt Nele nicht unbedingt mit Stolz, wichtiger ist ihr die Vorbildfunktion für ihre 14-jährige Tochter Lene. (Text: arte)
    Deutsche Streaming-Premiere Di. 23.09.2025 arte.tvDeutsche TV-Premiere Di. 30.09.2025 arte
  • Folge 1552 (30 Min.)
    Der ehemalige Priester Gérard ist heute als ehrenamtlicher Mitarbeiter in einem Verein tätig.
    Die katholische Kirche zwingt Priester mit homosexuellen Neigungen noch immer dazu, darüber zu schweigen. Einige entscheiden sich, das zu akzeptieren und in der Kirche zu bleiben, während andere sich offenbaren und ihr Priesteramt niederlegen. Seit 40 Jahren treffen sich in Frankreich Dutzende Priester in einer vertraulichen Gesprächsgruppe, um über ihre Homosexualität zu sprechen. Sie wollen endlich nicht mehr schweigen müssen, sie wollen sich bekennen und anerkannt werden. Deshalb öffneten sie ihre Türen und sprachen zum ersten Mal vor der Kamera. Diese Priester stehen für einen Wandel, den sich viele wünschen und den gleichzeitig viele Gläubige und Kirchenmänner noch immer scharf ablehnen. (Text: arte)
    Deutsche Streaming-Premiere Di. 30.09.2025 arte.tvDeutsche TV-Premiere Mi. 01.10.2025 arte
  • Folge 1553 (30 Min.)
    Gilles Martin hat selbst acht Jahre im Gefängnis gesessen, unter anderem wegen Überfällen auf Geldtransporter. Mehr als zwanzig Jahre ist das jetzt her. Seine Entlassung stellte ihn damals vor große Probleme. „Wenn du aus dem Gefängnis kommst, dann brauchst du einen Rettungsring, einfach damit du den Kopf wieder über Wasser kriegst“, sagt er. Er unterstützt deshalb andere Ex-Häftlinge, damit sie nicht rückfällig werden. Insgesamt hat er mit seinem Verein Concienta in den vergangenen fünf Jahren 63 Ex-Häftlinge begleitet. Nicolas ist einer von denen, die Martin in einem ehemaligen Hotel in der französischen Provinz aufgenommen hat. Er ist nach zwei Jahren aus der U-Haft entlassen worden – wie fast alle anderen ohne Betreuung und ohne gültige Papiere. Gerade bei solchen Dingen greift der Verein unter die Arme. Sechs von zehn Häftlingen werden in Frankreich rückfällig. Bei Concienta sind es deutlich weniger. Die meisten bleiben etwa anderthalb Jahre, manche von ihnen sind mit der Zeit selbst zu Betreuern geworden. Trotzdem, Drogen sind ein anhaltendes Problem und erschweren den Weg zurück in die Gesellschaft. Aufgrund fehlender behördlicher Unterstützung hat sich der Verein nahezu ausschließlich über private Stiftungen und Spenden finanziert. Kurz nach dem Ende der Dreharbeiten hat die Staatsanwaltschaft Gilles Martin und die Geschäftsführerin des Vereins überraschend festgenommen. Sie wirft ihnen unter anderem Körperverletzung, Untreue und Schwarzarbeit vor. Martin sitzt seither in U-Haft, die Geschäftsführerin hat ein Aufenthaltsverbot für das Département. Beide bestreiten die Vorwürfe vehement. Der Verein hat ohne sie seine Arbeit einstellen müssen. Die Ex-Häftlinge müssen jetzt auf eigenen Beinen stehen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 02.10.2025 arte
  • Folge 1554 (30 Min.)
    Clark wollte partout nicht nach Leimbach, doch der Richter stellte ihn vor die Wahl: Paragraf 35 Betäubungsmittelgesetz, Therapie statt Strafe. Das hieß für Clark: Mindestens ein Jahr Lebensgemeinschaft Leimbach – oder Gefängnis. Bei seiner Ankunft muss Clark alles abgeben. Kleider, Fotos, Handy, Musik. Alles wird gefilzt und – bis auf die Kleidung – einbehalten. Nathan lebt schon zweieinhalb Jahre hier und weiß, wie sich das anfühlt: „Du stehst erst mal blank da. Du hast eigentlich nichts, außer dein Chaos im Kopf: Ich will wieder Drogen nehmen.“ Auch deshalb ist die ersten drei Monate kein Kontakt nach draußen erlaubt. Die Tage sind streng getaktet, die Gemeinschaft trifft sich pünktlich zu den Mahlzeiten. Und: tägliche Zimmerkontrolle, Schulpflicht oder Arbeitsdienste. Wer sich nicht daran hält, wird sanktioniert. Halten sich die Jugendlichen an die Regeln, können sie sich nach und nach Privilegien zurückerobern: persönliche Dinge, MP3-Player, Handy. Doch vor allem sollen sie Struktur lernen. Verlässlichkeit. Konflikte mit Worten lösen. Dabei hilft die Gemeinschaft, die wie eine große Familie zusammenlebt. Etwa 16 männliche Jugendliche und 15 Erwachsene – die meisten waren selbst drogensüchtig. Jens, früher alkoholkrank, durchschaut rasch, ob Suchtdruck das Verhalten der Jungen bestimmt. Seit zehn Jahren ist er clean. Er ist ein Beispiel, dass man es schaffen kann. Und: Jungen wie Clark, die die Schule geschmissen haben, können hier ihren Schulabschluss nachholen. Rund zwei Drittel der Jungen aus Leimbach schaffen den Neustart ins Leben. Überdurchschnittlich viele. (Namen von der Redaktion geändert) (Text: arte)
    Deutsche Streaming-Premiere Sa. 04.10.2025 arte.tvDeutsche TV-Premiere Mo. 06.10.2025 arte
  • Folge 1555 (29 Min.)
    Im Sado-Delta im Süden von Lissabon gewinnt die Natur allmählich wieder die Oberhand. Lange setzten Industrieverschmutzung, Überfischung und Urbanisierung dem fragilen Ökosystem zu. Seine heutige Renaissance ist der Initiative engagierter Frauen zu verdanken. Raquel Gaspar, Meeresbiologin und Mitbegründerin des Vereins Ocean Alive, kämpft seit Jahren für den Erhalt der Seegraswiesen. Sie weiß, dass die Ökosysteme nicht nur eine reichhaltige Nahrungsquelle für die Fische sind, sondern auch essenziell für das Überleben der großen Delfine, die das ganze Jahr über im Delta leben. Um sie zu schützen, kartiert Raquel bedrohte Seegraswiesen, initiiert Reinigungsaktionen und bildet lokale Fischerinnen zu „Meereswächterinnen“ aus. Zu ihnen gehört auch die Kleinfischerin Sandra. Schon als kleines Mädchen warf sie Netze in der Sado-Mündung aus. Heute ist sie eine der letzten, die diese für den Meeresboden schonende Art des Fischfangs noch ausüben. Ihr Einkommen bessert sie mit Umweltbildungsangeboten für Kinder auf. Ihnen gibt sie ihre Leidenschaft für den Ozean weiter und vermittelt, wie wichtig der Erhalt dieses Ökosystems ist. Der Austernzüchterin Celia ist es gelungen, die portugiesische Auster wieder anzusiedeln, die seit den 1970er Jahren aus dem Delta verschwunden war. Es brauchte zehn Jahre wissenschaftliche Experimente und viel Ausdauer und Leidenschaft, bis die regionaltypische Angulata wieder im Delta heimisch wurde. Heute hat sie erneut ihren festen Platz auf den Speisekarten der besten Restaurants in der Region. (Text: arte)
    Deutsche Streaming-Premiere Di. 30.09.2025 arte.tvDeutsche TV-Premiere Di. 07.10.2025 arte
  • Folge 1556 (30 Min.)
    Kaja lebt mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Krakau. Man könnte sie – dem aktuellen Social Media Trend entsprechend – eine Tradwife nennen. Doch sie wehrt sich gegen den Begriff: Sie ist Hausfrau, nicht für Klicks oder aus Zwang, sondern aus Überzeugung. Für sie ist Mutterschaft Berufung, Fürsorge eine Haltung. Kaja sieht sich deshalb auch eher als „Matka Polka“, einem traditionellen, religiös geprägten polnischen Frauenbild aus dem 19 Jahrhundert entsprechend. Der Annahme von der unterdrückten Frau setzt sie das Bild der selbstbestimmten Hausfrau entgegen. Ganz anders lebt Edyta auf ihrem eigenen Reiterhof bei Posen. Sie balanciert Reitstunden, Stall ausmisten, die Erziehung ihrer zwei Töchter und ihre krisenhafte Ehe. Nur selten findet sie Zeit, um im Sattel abzuschalten, denn ihr hektischer Alltag stellt Edyta von früh bis spät vor große Herausforderungen. Sind Familie und Selbstbestimmtheit überhaupt zu vereinbaren? Magda und Kacper sind beide 30, Schauspieler, und wollen bald heiraten. Gemeinsam leiten sie in einem entlegenen Haus in Niederschlesien den Workshop. „Mit voller Stimme“ der sich explizit an Frauen richtet. Aus ihrer Sicht waren Frauen zu lange zu leise, haben keine Grenzen gezogen. Jetzt sollen sie laut sein und ihre Stimme (wieder-)finden. Im Workshop sind Magda und Kacper ein Team – doch wie sieht es aus, wenn es um ihre gemeinsame Zukunft geht? Was verändert Hochzeit und Familie? Und wie wollen sie sich künftig aufstellen? Polen verändert sich – langsam, widersprüchlich. Und mittendrin: die Frage nach Selbstverwirklichung. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 08.10.2025 arte
  • Folge 1557 (29 Min.)
    Dominique aus Kamerun ist vor zwei Jahren über das Mittelmeer nach Italien gekommen. Der 24-Jährige lebt heute in einem Aufnahmelager in Bari. Sein Asylantrag wurde abgelehnt. Er hat zwar Einspruch eingelegt, doch scheitert er damit. Ihm droht im Zuge der Abschiebung eine Deportation nach Albanien. Dort betreibt Italien seit Oktober 2024 zwei Flüchtlingslager. Geschätzt über 700 Millionen Euro kosten der Bau und der Unterhalt der zwei Lager in Gjader und Shengjin für die nächsten fünf Jahre. Doch wegen rechtlicher Einwände kam alles zum Erliegen. Die Lager standen zeitweise leer. Seit April 2025 dient nun eines von ihnen als hoch umstrittenes Abschiebezentrum. Dagegen geht Erminia Rizzi vor. Die Rechtsexpertin arbeitet für eine NGO zum Schutz von Geflüchteten in Bari. Sie kritisiert die Intransparenz rund um das sogenannte Albanien-Modell. Rizzi hat mit vielen der in Albanien untergebrachten Asylsuchenden gesprochen und Missstände dokumentiert. Während in Albanien Tatsachen geschaffen werden, verschärft sich die Lage von Asylsuchenden wie Dominique in Italien. Das Aufnahmelager in Bari ist völlig überfüllt und unterfinanziert. Es fehlt außerdem an Mitteln für die Integration der anerkannten Geflüchteten. Eine Kirchengemeinde nahe Bari versucht auszuhelfen. Dominique hat so zumindest eine Praktikumsstelle gefunden. Doch die Abschiebung via Albanien hängt weiter wie ein Damokles-Schwert über ihm. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 09.10.2025 arte
  • Folge 1558 (30 Min.)
    Jeden Sommer steht Sizilien in Flammen. Bis zu 5.000 Brände verwüsten ganze Landstriche, zerstören Wälder, Felder und Existenzen. Offiziell sind Forstbehörde, Feuerwehr und Zivilschutz für die Brandbekämpfung zuständig. Immer wieder tauchen allerdings Fälle auf, in denen Einsatzkräfte selbst Feuer gelegt haben – um danach Prämien einzustreichen. Und immer wieder deuten Hinweise auf eine Verwicklung der Mafia, die aus verbranntem Land Profit schlägt. Viele Einwohner Siziliens wollen das nicht länger hinnehmen. Eine von ihnen ist Valeria Cimó aus San Vito Lo Capo. Die Musikerin erwischte 2018 einen Mann bei dem Versuch, ein Feuer zu legen. Er ergriff die Flucht. Einen Tag später brannte Valerias Auto. Ihr war klar: Es war eine Drohung. Valeria gründete die „Bürgerfeuerwehr Sizilien West“, heute ein Netzwerk von rund 70 Freiwilligen. Wenn es brennt, rücken sie aus, löschen mit Kübelspritzen und Feuerpatschen. Ihr Engagement inspiriert auch andere Menschen auf der Insel. Marco Pitò aus Alcamo organisiert Feuerwachen an gefährdeten Stellen. Seine Mitstreiter dokumentieren verbrannte Flächen. Obwohl sie bis zu 15 Jahre brach liegen müssen, entstehen häufig binnen weniger Jahre Luxusvillen oder Solarparks. Pitò will diese Machenschaften sichtbar machen. Andreina Albano trauert derweil um ihren Vater, der vor zwei Jahren bei dem Versuch, einen Brand auf seinem Grundstück allein einzudämmen, starb. Trotz zahlreicher Anrufe kam die Feuerwehr ihm nicht zur Hilfe. Die Bürgerfeuerwehren auf Sizilien zeigen: Die Zivilgesellschaft kann handeln, wo Behörden versagen oder mafiöse Strukturen profitieren. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 10.10.2025 arte
  • Folge 1559 (30 Min.)
    In den Strandorten Tunesiens stehen viele Hotelresorts monatelang leer. Nur im Sommer kommen die Hunderttausende von Urlaubsgästen, für die sie einst geplant wurden. Seit dem Arabischen Frühling 2011 leidet der tunesische Tourismus – und neue Einnahmequellen sind gern gesehen. Seniorinnen und Senioren, vor allem aus Frankreich, Belgien und der Schweiz, erhalten hier eine Eins-zu-eins-Rundumbetreuung in exklusivem Setting. In der Nebensaison haben sie die Anlagen monatelang fast für sich alleine. Senior Pierre lebt seit sechs Jahren hier, umsorgt wird er von Rim. Neben der täglichen medizinischen Pflegearbeit fährt sie ihn im Rollstuhl zum Hotelrestaurant, an den Pool und entlang der Strandpromenade. 13 Stunden am Tag ist sie nur für ihn da. Was in Europa unbezahlbar wäre, ist hier möglich, dank des Leerstands in den Hotelanlagen, einer guten Infrastruktur und sehr geringer Löhne bei hoher Arbeitslosigkeit im Land. Rim will in Kürze zu ihrem englischen Verlobten nach London ziehen. Andere, wie Ergotherapeutin Ikram, möchten ihre Heimat Tunesien nicht verlassen. Die 26-Jährige hat als Fachkraft bessere Arbeitsbedingungen als Rim. Sie leitet Gruppenaktivitäten und macht bei Einzelbesuchen therapeutische Übungen – Händchenhalten und Umarmungen inklusive, denn diese körperliche Nähe gehört hier dazu. Die Reportage zeigt fragile Beziehungen zwischen alternden Europäern in Tunesien und jungen Einheimischen. Luxus und einfache Verhältnisse stehen nah beieinander, wo europäische Kaufkraft auf die andauernde tunesische Krise trifft. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 13.10.2025 arte

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