2019, Folge 437–460
Wege aus chronischem Schmerz: Neue Konzepte für mehr Lebensqualität
Folge 437 (33 Min.)Der typische Schmerzpatient wird von einem Arzt zum nächsten geschickt – häufig ohne dauerhaften Erfolg. Viele warten jahrelang auf die richtige Diagnose und eine angemessene Behandlung. Doch neue Therapien und Ansätze wecken die Hoffnung auf einen Alltag ohne Schmerzen. Manche Patienten können beispielsweise nicht stehen, nicht sitzen, nicht laufen, nicht mal die Schuhe zubinden. Zahlreiche Besuche bei Ärzten und Orthopäden blieben ohne Erfolg. Andreas Jelitto, Chefarzt der Klinik für Schmerztherapie im Krankenhaus Schleiden, ist der Meinung, dass die Versorgung von Schmerzpatienten in Deutschland katastrophal sei.
Das sei auch darin begründet, dass Schmerzmedizin in Deutschland kein eigener Facharztbereich ist. Vielen Ärzten fehlt es an Know-how zu chronischen Schmerzen – und an Geld sowie Zeit für eine richtige Diagnose und Behandlung. Könnte die Lösung in Irland zu finden sein? Hier gibt es seit 2014 eine spezielle Ausbildung zum Facharzt für Schmerzmedizin. Seit der Einführung dieser Zusatzausbildung hat sich hier viel verändert: Ärzte können sich mehr Zeit für Patienten nehmen, die Leistungen besser abrechnen und mehr Geld wird in die Forschung gesteckt.
Die Reportage zeigt am Beispiel Irlands, welche Vorteile die strukturelle Änderung im Facharztbereich bringt. Auch neue Therapien werden vorgestellt: Christoph Stein von der Charité in Berlin forscht an einer neuen Generation von Schmerzmedikamenten, die genauso gut wirken wir Opiate, jedoch keine Nebenwirkungen haben. Und an der Schmerzklinik in Kiel hilft der Arzt Hartmut Göbel Patienten mit chronischer Migräne – mit einer neuartigen Migräne-Impfung. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 11.10.2019 arte Rock ‚n‘ Roll im Rollstuhl – Estnische Kinder und ihr großes Abenteuer
Folge 438 (33 Min.)Deutsche TV-Premiere Mo. 14.10.2019 arte Die Schatzis kommen – Hochzeits-Fieber im Kosovo
Folge 439 (33 Min.)Shemsije tritt ungeduldig von einem Bein aufs andere: Sie will beim Konditor die Hochzeitstorten für die nächste Woche bestellen, doch der schwatzt noch mit einem anderen Kunden. Dabei müsste sie schon längst im Hotel sein, um mit dem ersten Hochzeitspaar noch einmal den Ablauf zu besprechen. Dann klingelt auch noch ihr Telefon: Eine Angestellte berichtet aufgeregt, dass die 500 weißen Rosen für die zweite Hochzeit immer noch nicht geliefert sind. Für Shemsije heißt das: nochmal zum Großhandel fahren. Es ist Samstag früh um 9:00 Uhr und Shemsij ahnt, dass sie mal wieder bis Mitternacht keine ruhige Minute haben wird.Shemsije Dërmaku ist Hochzeitsplanerin in Pristina, im Kosovo.
Es ist ein stressiger Job. Doch während die meisten Menschen im Land, das zu den ärmsten Europas zählt, mit einem Monatsgehalt von rund 200 Euro auskommen müssen, kann sie sehr gut von ihrem Job leben. Sie bietet mit ihrem Unternehmen GRANDdecor Luxushochzeiten an. 90 Prozent ihrer Kunden sind „Schatzis“. So nennen die Einheimischen die Menschen, die aus dem Kosovo ausgewandert sind und heute regelmäßig Geld in die Heimat schicken.
Offiziell leben rund 800.000 Kosovaren im Ausland, das ist viel bei einer Einwohnerzahl von 1,8 Millionen. Sie leben in Deutschland, Belgien oder Schweden, sind dort integriert, gehören zur Mittelschicht. Aber geheiratet wird in der alten Heimat im Kosovo, so prunkvoll wie möglich. 400 Gäste sind völlig normal.Im Kosovo ist ein Leben ohne die „Schatzis“ kaum vorstellbar. Schätzungen der Zentralbank in Pristina zufolge kommen jährlich um die 1,5 Milliarden Euro ins Land. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 16.10.2019 arte Knast ohne Gitter – Wie gut funktioniert alternatives Strafen?
Folge 440 (33 Min.)Viele Häftlinge sitzen wegen kleinerer Delikte ein, zum Beispiel weil sie ohne Fahrkarte Bus gefahren sind und ihre Geldstrafe nicht bezahlt haben. Wie kann Strafe auch ohne Gefängnisse funktionieren? Der 22-jährige Sedin ist kein Kleinkrimineller: Organisierte Bandenkriminalität, Einbruch, Diebstahl, Hausfriedensbruch: Die Liste seiner Delikte ist lang. Zweimal war er schon in regulärer Haft, doch dieses Mal ist alles anders: Er verbüßt seine Strafe im Seehaus in Leonberg, einer Modelleinrichtung für junge Straftäter, lebt in einer Wohngemeinschaft mit anderen Jugendlichen und pädagogisch ausgebildeten Hauseltern.
Die Regeln sind streng: Frühsport um sechs Uhr, acht Stunden arbeiten, Bäder und Klos werden selbst geputzt. Das funktionierende Gruppenleben tut Sedin gut: „Die letzten Male, wo ich entlassen wurde, da habe ich immer gesagt: Jetzt lasse ich mich nicht erwischen. Dieses Mal habe ich die Einstellung: Ich mache nichts mehr.“ Um erwachsene Straftäter kümmert sich der Verein PräventSozial in Stuttgart, unter anderem mit dem Programm „Schwitzen statt sitzen.“ Detlef Börstler ist einer der Teilnehmer. Mehrmals wurde er beim Schwarzfahren erwischt und hat seine Geldstrafe nicht bezahlt.
Mit Hilfe des Vereins wandelte er seine Strafe in 16 Stunden gemeinnützige Arbeit um – Arbeit, die ihm gut getan hat. Statt einsam in der Zelle zu sitzen, knüpfte er sogar neue Kontakte. Eine weitere Alternative zur Haft ist die elektronische Fußfessel. In Deutschland tragen manche Täter nach dem Ende einer Gefängnisstrafe Fußfesseln, damit sie weiter überwacht werden können. In Österreich dagegen sind sie eine Strafalternative, um Gefängnishaft zu vermeiden. Karl Peinhart leitet die Überwachungszentrale in Wien und sieht die Vorteile: „Die Leute werden gar nicht erst rausgerissen aus ihrem sozialen Gefüge.“ Bei dem elektronisch überwachten Hausarrest müssen sich Verurteilten an einen strengen Tagesablauf halten, jede Minute ihres Alltags wird genau festgelegt.
Das ist oftmals eine enorme psychische Belastung für die Straftäter. Die meisten halten dennoch durch, sind froh, dass ihnen eine Haftstrafe erspart bleibt. Und der österreichische Staat spart jede Menge Geld: Die Überwachung der Fußfesselträger ist viel günstiger als die Unterbringung von Straftätern im Gefängnis. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 18.10.2019 arte Eine Niere für Darius – Organspende-Skandal in Rumänien
Folge 441 (33 Min.)Für Emanuel Ungureanu ist es ein Schock, als sich im Transplantationszentrum Cluj, wo er arbeitet, der Verdacht erhärtet, dass Ärzte gegen Bestechungsgelder Wartelisten manipulieren. Wer nicht das nötige Kleingeld hat, wartet länger auf seine Spender-Niere – mancher bis in den Tod. Sozialarbeiter Emanuel will nicht zusehen: 5 Ärzte zeigt er an und beschließt, den kranken Kindern im Zentrum auf eigene Faust zu helfen. Er organisiert Dialysen und Behandlungen auch im EU-Ausland. So wie für Darius. Der zehnjährige Junge braucht dringend eine neue Niere. Für die Eltern ist Emanuel die letzte Hoffnung. 120 Kindern wie Darius hat Emanuel seit 2007 bereits helfen können.
Doch das reicht ihm nicht. Damit die Korruption bei der Organvergabe endlich aufhört, kämpft er nun als Abgeordneter im Parlament für ein neues Transplantationsgesetz. Doch es gibt Widerstände. Der Sozialarbeiter trifft sich mit dem investigativen Journalisten Andrei Ciurcanu. Andrei recherchiert zu illegalen Transplantationen. Im Zentrum seiner Recherchen steht Mihai Lucan. Der Chirurg gilt als Hauptfigur im illegalen Handel mit Organen. Er soll wohlhabenden Ausländern gegen Bezahlung Organe transplantiert haben, statt sie an die Patienten auf der Warteliste zu vergeben. Im Herbst wird ihm der Prozess gemacht. Trotz des Verdachts darf Prof. Mihai Lucan weiter als Arzt arbeiten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 21.10.2019 arte Strahlende Zukunft – Die Finnen und ihre Liebe zur Atomkraft
Folge 442 (33 Min.)Eurajoki ist als „Finnlands elektrischste Gemeinde“ bekannt. Drei der bald sechs Kraftwerke des Landes und das neue Endlager stehen hier. Bürgermeister Vesa Lakaniemi und die Bewohner sind hochzufrieden mit dieser Entwicklung – und der Betreiber tut alles, damit das auch so bleibt. Inklusive bunte Familienausflüge ins AKW und in die Hallen mit radioaktivem Abfall. Die Bewohner von Eurajoki sehen die Atomenergie nicht nur als Klimaretter, sondern auch als Wirtschaftsmotor. Immerhin fließt ein Großteil des Geldes von dort direkt in die Gemeindekassen.
Nur ein kleines Grüppchen hartnäckiger Aktivisten stört den Frieden rund um die finnischen Atommeiler. Tapio Solala wehrt sich seit 30 Jahren gegen den Atomstrom und kämpft zusammen mit ein paar verstreuten Mitstreitern gegen die Endlagerung des gefährlichen Strahlenmülls tief unter der Erde. Er ist damit ein Außenseiter in seiner Heimat. Zusammen mit ein paar Mitstreitern organisiert Tapio Solala einen skurrilen und zynischen Protest im Besucherzentrum des Kernkraftwerks. Der alte Haudegen weiß aus Erfahrung: Je kreativer die Aktion, desto größer die Wirkung. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 22.10.2019 arte Zu fit für den Ruhestand – Senioren auf dem Arbeitsmarkt
Folge 443 (33 Min.)Gerade wer Freude an der Arbeit hat, bleibt gern länger im Beruf. Und manche satteln noch einmal komplett um: Andrea Rosemann kündigt mit Ende 50 ihre sichere Stelle und gründet ein Modelabel. Wie viele ältere Unternehmensgründer erhält sie keinen Kredit von der Bank. Deshalb will die Jungunternehmerin eine Crowdfunding-Kampagne starten, um die Kollektion der nächsten Saison zu finanzieren. In die Zukunft blickt Andrea Rosemann optimistisch: Sie will ihr Unternehmen auch noch mit Ende 60 führen. „Wenn Plan A nicht funktioniert, dann funktioniert Plan B. Und ansonsten gibt es noch ganz viele weitere Buchstaben im Alphabet.“ In Norwegen ist ein später Berufswechsel längst Normalität.
LKW-Fahrer Rolf Sørum startet mit 64 Jahren trotz seiner Rente eine neue Karriere als Busfahrer. Genau das Richtige für ihn: „Ich arbeite gern. Ich habe eben Hummeln im Hintern. Und ich finde es schön, unter Menschen zu sein.“ Der norwegische Staat erkannte vor einigen Jahren, dass immer mehr ältere Menschen im Arbeitsleben gehalten werden müssen, um den demografischen Wandel abzufedern.
Mit einer großen Reform wurde das Rentensystem umgestaltet: Jetzt lohnt es sich für Senioren finanziell, wenn sie lange berufstätig bleiben. Und Unternehmen bemühen sich, die Arbeitsbedingungen an die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer anzupassen. In anderen europäischen Ländern gibt es weniger Unterstützung von offiziellen Stellen. Dennoch sind immer mehr Ältere erwerbstätig. Die einen wollen die Rente aufbessern, andere haben Spaß an der Arbeit und wünschen sich soziale Kontakte. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 23.10.2019 arte Die Bettler aus der Walachei: Bedürftige oder organisierte Banden?
Folge 444 (35 Min.)Die Lebenserwartung der Menschen in Europa steigt, der Trend zu Übergewicht könnte die Entwicklung jedoch umkehren. Das ist das Ergebnis einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Gesundheit in Europa vom September 2018. Adipositas hat sich in den vergangenen Jahren weltweit zu einer regelrechten Epidemie entwickelt. In Deutschland ist jeder Zweite übergewichtig, mehr als jeder Fünfte adipös. Die WHO stuft Adipositas als Krankheit ein, dabei ist das Körperfett über das Normalmaß hinaus vermehrt. Berechnungsgrundlage ist dabei der sogenannte Body Mass Index, kurz BMI. Laut WHO sind Menschen mit einem BMI ab 30 adipös. Die 47-jährige Sonja Bauer aus Deutschland wiegt 220 Kilo, ein lebensbedrohliches Gewicht, das sie ans Bett fesselt.
Hilflos lebt sie in ihrer Wohnung in Süddeutschland, kann sich selbst nicht mehr versorgen. Sie weiß, dass die Krankheit Adipositas über kurz oder lang ihren sicheren Tod bedeutet. Die ehemalige Altenpflegerin träumt von einem normalen Leben. Seit Jahren ist daran aber nicht zu denken. In der Vergangenheit hat sie immer wieder versucht abzunehmen, Diäten und Kuren haben nicht geholfen. Sonja Bauer hat immer weiter zugenommen. Sie nimmt den Kampf mit dem krankhaften Übergewicht auf. Sie will abnehmen um zu überleben. Ein interdisziplinäres Ärzteteam der Universitätsklinik Erlangen wird ihr dabei helfen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 25.10.2019 arte Läden mit Geschichte – Die Rettung des historischen Lissabon
Folge 445 (32 Min.)Sofia Tempero, Stadthistorikerin und Angestellte der Stadt, leitet eines der Rettungsteams für alte Läden in Lissabon. Sie sagt: „Die alten Läden machen Lissabon unsterblich, sind ihr lebendiges Gedächtnis. Da hat meine Großmutter eingekauft, ich kaufe dort ein: die traditionelle Seife, die maßgeschneiderten Handschuhe. Wir lassen hier Puppen reparieren oder einen eisernen Türknauf nach altem Muster in Handarbeit herstellen …“ Doch um das Label „Laden mit Geschichte“ zu erhalten – und damit den Schutz vor Zwangsräumungen – müssen die alten Läden sich einer Überprüfung unterziehen und viele Hürden nehmen. Sofia Temperos Daumen kann sowohl nach oben wie nach unten zeigen, auch wenn sie lieber alle Läden retten würde.
Bei ihrer Arbeit stößt sie auf wahre Schätze: Drogerien, die auf Wunsch noch Parfüms für die Kunden mischen, Tante Emma Läden, die die individuellen Kaffeemischungen ihrer Kunden kennen, Werkstätten im Hinterhof, die Bändchen aller Art und auf Bestellung weben … Diese oft hundertjährigen Läden sind mehr als Geschäfte, sie sind in vielen Altstadtvierteln sozialer Treffpunkt der Lissaboner. Die aber müssen oft so zahlreich aus der Stadt wegziehen, wie Touristen die Stadt belagern – und natürlich auch Wohlstand bringen. Ein Dilemma. Sofias Arbeit ist ein Wettlauf gegen die schwindelerregende Immobilienspekulation in Lissabon. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 28.10.2019 arte Erdogan gegen die Kurden – Was wird aus den IS-Kämpfern?
Folge 446 (35 Min.)Nach dem Einmarsch türkischer Truppen in Nordsyrien sind Hunderttausende Menschen auf der Flucht. Viele von ihnen benötigen dringend medizinische Hilfe. Ausländische Mitarbeiter von Hilfsorganisationen mussten die umkämpfte Region verlassen. Im benachbarten Irak warten sie darauf, nach Nordsyrien zurückzukehren. Die Berliner Hilfsorganisation CADUS arbeitet seit 2014 im Gebiet der kurdischen Selbstverwaltung, die von einem Tag auf den anderen zum Krisengebiet wurde. Noch sind einige lokale Helfer vor Ort, aber auch für sie wird die Lage zunehmend schwierig. In der nordirakischen Stadt Erbil berichten deutsche Mitarbeiter von CADUS, dass sie derzeit nicht wissen, ob und wann sie die medizinische Versorgung in Nordsyrien wieder aufnehmen können.
Währenddessen nutzen offenbar die im Kurdengebiet in provisorischen Gefängnissen inhaftierten ehemaligen IS-Kämpfer die Gunst der Stunde, um im allgemeinen Chaos zu fliehen. Sie begrüßen die türkische Invasion und hoffen auf ein Wiederaufleben des „Islamischen Staates“. Weil sie für die Verteidigung ihres Landes gebraucht werden, sehen sich die kurdischen Milizen kaum noch in der Lage, die IS-Terroristen zu bewachen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 29.10.2019 arte Jean-Claude Juncker: Europa, mach es gut!
Folge 447 (32 Min.)Der 31. Oktober markiert dieses Jahr nicht nur Halloween und das Ende einer weiteren Brexit-Frist, sondern auch den letzten Arbeitstag von Jean-Claude Juncker als Präsident der Europäischen Kommission. Aber noch ist er im Amt. Noch versucht er Europa zusammenzuhalten. Ein normaler Job ist das nicht. Das Pensum ist immens. Die Abfolge der Ereignisse schnell. Während Großbritannien versucht, sich zu verabschieden, und Italien erstmal Schlimmeres verhindert hat, hört Europa ihm zu. Sogar Trump hört ihm zu. Noch ist er mittendrin, und „Re:“ dabei. Bei Gipfeltreffen, bei Staatsbesuchen, in Rumänien, in Straßburg, in den USA und immer wieder an seinem Schreibtisch, zum Gespräch. Aber die Reportage begleitet nicht nur den Präsidenten, sondern auch sein Team.
Mina Andreeva, die ihre liebe Mühe hat, den Präsidenten vom Wert neuer Fotos zu überzeugen. Etienne Ansotte, der zeigt, wie umgänglich Trump in Junckers Gegenwart werden kann. Margaritis Schinas, der versucht, die europäische Presse für Junckers Europa zu begeistern. Für sie alle und besonders für Jean-Claude Juncker endet im Oktober eine fünfjährige, wilde Karussellfahrt, mit maximalem Einsatz für jenes Europa, für das Juncker schon immer stand: ein Europa der Nuancen. Und weil Abschied und Rückblick fast dasselbe sind, erzählt dieser denkende und lesende Politiker einer Spezies, die es nicht mehr lange geben wird, von seinem Europa. Ein Europa, von dem er sich nun verabschiedet. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 30.10.2019 arte Das Drama um den Brexit: Eine Nation kämpft mit sich selbst
Folge 448 (32 Min.)Drei Jahre nach dem Referendum ist noch immer alles möglich. Ob Großbritannien nun wirklich am 31. Oktober die EU verlässt und falls ja, unter welchen Bedingungen, das weiß einen Monat vor dem möglichen Schicksalsdatum niemand. Caroline Nokes, 47 Jahre alt, ist Abgeordnete der Conservative Party und eine der 22 Tory-Rebellen, die Boris Johnson am 3. September die Gefolgschaft verweigerten und sich gegen die Pläne eines No-Deal-Brexits aussprachen. Das britische Unterhaus setzte in einem Eilverfahren ein Gesetz durch, welches Johnson untersagt, ohne Abkommen am 31. Oktober aus der EU auszutreten.
Caroline Nokes macht nun bis auf Weiteres wieder Politik auf lokaler Ebene in ihrem Heimatort Romsey. Sie hat sich einen Hundewelpen angeschafft und versucht, die Gemüter ihrer Wähler zu beruhigen. Im Südosten Englands betreibt Tim Chambers eine der größten Obst- und Beerenplantagen des Landes in vierter Generation. Er hat beim Brexit-Votum 2016 für „Leave“ gestimmt, weil er die EU nicht für zukunftssicher gehalten hatte. Jetzt ist er mit den praktischen Folgen seiner Entscheidung konfrontiert, denn der Großteil seiner Saisonarbeiter stammt aus Bulgarien.
Wird er sie nach einem ungeregelten Brexit weiter beschäftigen können? In London kämpfte Sarah O’Keefe vor drei Jahren für den Verbleib ihres Landes in der EU. Dass ein Brexit noch verhindert werden kann, daran glaubt auch sie nicht mehr – aber einen „No-Deal“ will sie unbedingt verhindern. „Re:“ über wütende, konsternierte und verunsicherte Bürger eines Landes, das am 31. Oktober der EU den Rücken kehren will. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 31.10.2019 arte Jodeln statt Yoga – Die neue Lust am Volksgesang
Folge 449 (33 Min.)Immer öfter auf dem Selbsterfahrungsprogramm gestresster Großstädter: Jodeln statt Yoga. Die textlose, zwischen Kopf- und Bruststimme wechselnde Gesangsart kann körperlich so intensiv sein, wie das Rumbolzen auf dem Fußballplatz – und gleichzeitig eine meditative Erfahrung. In Berlin-Mitte lehrt Jodel-Trainerin Doreen Kutzke „Urban Yodeling“, eine Art Freestyle-Jodeln: einfach mal richtig laut sein und Dampf ablassen. Bis sich ihre Schüler das aber trauen, bedarf es einer intensiven Körperarbeit. Erst dann sind sie enthemmt genug und bereit für das archaische Erlebnis Jodeln.
Was die wenigsten wissen: In vielen Ländern wird gejodelt. Doreen Kutzke sucht deshalb nach Jodel-Traditionen in aller Welt und trifft in Weißrussland auf Jodel-Fans zu einem Kulturaustausch der besonderen Art. Für Stimmtrainerin Ruth Seebauer ist Jodeln eine Art singender Kontrollverlust. In Bayern nimmt sie blutige Anfänger mit auf Jodel-Wanderungen. Sie hat noch jeden Teilnehmer zum Jodeln gebracht. Mitunter ist auch eine Sennerin dabei, die die fast vergessene Technik wiederbeleben möchte.In der Schweiz ist Jodeln bis heute eine identitätstiftende nationale Tradition, nicht nur zum Überwinden weiter Strecken, sondern auch zum Ausdruck von tiefer Trauer und ausgelassener Freude.
Karin Niederberger ist die erste Präsidentin des Eidgenössischen Jodlerverbands. Sie möchte an den Regeln des Jodelns festhalten und das Urtümliche und Echte am Jodeln bewahren. Auf großen Jodler-Festen muss ihr Jodelchor vor einer strengen Jury genauso bestehen wie der Rest der 22.000 aktiven Jodler in der Schweiz. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 01.11.2019 arte Treffpunkt Kriegsgrab – Feiern für den Frieden
Folge 450 (32 Min.)Junge Leute aus Deutschland, Polen und Russland verbringen im Sommer in Polen außergewöhnliche Ferien: Sie arbeiten auf deutsch-russischen Kriegsgräberstätten. Dabei entwickeln sie Ideen und Botschaften für ein friedliches und tolerantes Miteinander in Europa, haben viel Spaß und sind am Ende so etwas wie eine Familie geworden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 04.11.2019 arte Lesbos und die Flüchtlinge – Eine Insel vor dem Kollaps
Folge 451 (32 Min.)Die Flüchtlingskrise hat sich wieder verschärft – mit katastrophalen Zuständen auf Lesbos, dem griechischen Urlaubsparadies in der Ägäis. Die Erstaufnahme ist völlig überfüllt. Eine weitere Folge: Die Touristen bleiben weiter aus. Stavros Mirogiannis versucht, inmitten der chaotischen Zustände im Camp bei Moria irgendwie zu helfen. Gleichzeitig kümmert sich die Ärztin Fevronia Kantartzis um die Einheimischen. Viele von ihnen sind durch die Tourismus-Flaute in Existenznot geraten, auch die medizinische Versorgung wird immer problematischer. Die Tourismuskammer plant eine neue Imagekampagne für Lesbos. Sie will den negativen Bekanntheitsgrad der Insel nutzen und ins Positive kehren, Reiseunternehmen sollen Lesbos gerade für Pauschaltouristen wieder vermehrt anbieten. Doch solange die EU die auf der Insel gestrandeten Flüchtlinge nicht weiterreisen lässt, sind Eskalationen vorprogrammiert. Über 13. 000 Flüchtlinge leben mittlerweile zusammengepfercht auf nur einem Quadratkilometer. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 05.11.2019 arte Atommüllendlager ja oder nein? Ein gallisches Dorf leistet Widerstand
Folge 452 (32 Min.)Rund um das französische Dorf Bure, wo für etwa 30 Milliarden Euro ein Endlager für hochradioaktiven Abfall entstehen soll, ist die Lage angespannt. Zwar floss zunächst viel Geld in den Ort, doch dann kamen erst die Atomkraftgegner – und kurz darauf die Polizei. Mehrmals gerieten Aktivisten und Staatsmacht in den vergangenen Jahren aneinander. An kritischen Tagen waren bis zu 500 Polizeibeamte im Einsatz. Seit ungefähr zwei Jahren ist ein rund 80 Mann starker Trupp der Gendarmerie zur Dauerüberwachung von Bure und den Nachbardörfern abkommandiert.
Sie sollen die Atomkraftgegner in Schach halten. Bislang klappt die staatlich verordnete Prophylaxe: Die Aktivisten haben sich durch die massive Polizeipräsenz zurückgezogen. Doch das Leben im Dorf hat sich massiv verändert, das bäuerliche Idyll ist einem Gefühl ständiger Bedrohung gewichen. Bauern, Aktivisten und Polizisten – sie alle fragen sich, was die jeweils anderen als nächstes geplant haben. Das Hotel des Ortes wurde schon einmal von Atomkraftgegnern verwüstet.
Bauern, die gegen das Endlager protestieren, sehen mehrmals täglich eine Polizeistreife vor ihrem Hof. Und ist es womöglich nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm, die Bure gerade erlebt? Anfang August fand in der Nähe des Dorfes das dreitägige Festival Les Bure’lesques statt, das sich den Widerstand gegen die „atomare Mülltonne“ auf die Fahne geschrieben hat. „Re:“ über den Widerstand gegen ein geplantes atomares Endlager im französischen Nirgendwo – und wie Polizei und Justiz versuchen, diesen zu unterdrücken. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 07.11.2019 arte Neue Konzepte für den Handel – Wie Innenstädte wieder belebt werden
Folge 453 (32 Min.)Ein buntes Treiben in der Stadt – nirgendwo in Deutschland wird dafür so konsequent umgebaut wie in Kiel. Oberbürgermeister Ulf Kämpfer will seine Vision in die Tat umsetzen: „Ich glaube, dass eine Stadt ein emotionales Zentrum braucht. Wenn man Freunden oder der Verwandtschaft Kiel zeigen will, fährt man mit denen sicher nicht ins Einkaufszentrum auf die grüne Wiese.“ Das Herzstück: der „Kleine Kiel-Kanal“, der der Stadt am Wasser mehr Flair und Lebenslust einhauchen soll. Auch wenn der Umbau noch nicht fertig ist, zeigt er bereits Wirkung: Der alte Bootshafen ist zu einem beliebten Treffpunkt geworden, über 50 neue Geschäfte und mehrere Hotels werden bald in der Innenstadt eröffnen, und Hunderte neue Mieter leben dort bereits.Von einer eigenen Boutique mitten in Paris hat Alexandra Delaporte immer geträumt.
Doch die hohen Mieten in City-Lage haben sie abgeschreckt. Das Risiko war zu groß. Jetzt aber bekommt die Französin unerwartet ihre große Chance. Vier Wochen lang darf sie ausprobieren, ob ihr Ladenkonzept aufgeht – für eine kleine Miete im „Testeur de Commerce“, einem sogenannten Testladen der Stadt. Wenn es klappt, wird aus der Probe ihr eigenes, dauerhaftes Geschäft. Eine zusätzliche Attraktivität für das Stadtviertel – und eine Win-Win-Situation für Alexandra und für Paris.Die Dänen Jan Gehl und Camilla von Deurs sind so etwas wie Stars unter den Stadtplanern.
Ihre Devise: Der Mensch gehört auf die Straße. Raus aus den Häusern, raus aus den Autos. Fahrradfahrer und Fußgänger haben in Kopenhagen oberste Priorität, der Platz für Autos wird verknappt. Kleine Ruheinseln, kostenlose Hafenbäder, grüne Flanierstraßen, breite Radwege – in jedem Stadtviertel wird genau das angelegt, was die Menschen dort brauchen. „Die Stadt um Radfahrer und Fußgänger herum zu bauen, ist unendlich viel billiger als sie um Autos herum zu bauen“, das ist das Credo der beiden Architekten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 08.11.2019 arte Die Unerschrockenen: Russlands Jugend rebelliert
Folge 454 (33 Min.)Pawel Tschuprunow ist auf dem Weg in den Gerichtssaal. Mit seinem Handy filmt er jeden einzelnen Schritt mit. Damit sichert er sich ab, damit er später beweisen kann, wie das Verfahren abgelaufen ist. Gleich wird hier verhandelt, ob er doch noch als Kandidat für die Kommunalwahl antreten darf. Pawel gehört zu „Wesna“ – einer Gruppe junger Russen, die genug haben von 20 Jahren Putin. Sie sind jung, sie lehnen sich auf – und versuchen sich in Russland politisch einzubringen. Ihr Protest ist friedlich. Gewalt lehnen sie ab. Dennoch stoßen sie mit ihren Aktionen regelmäßig auf Widerstand. Manchmal reicht es, ein Plakat auf der Straße hochzuhalten, und schon haben die Demonstranten die Polizei im Nacken.
Die meisten Mitglieder der Gruppe wurden schon einmal festgenommen. Anders als die Generation ihrer Eltern, drängen sie trotzdem in die Öffentlichkeit. Anschelika Petrowskaja koordiniert bei „Wesna“ die Protestaktionen der Gruppe. „Obwohl meine Eltern selbst oppositionell eingestellt sind, wollen sie, dass ich mich lieber auf mein Studium fokussiere. So wird sich aber nie etwas ändern. Man muss vorangehen, damit andere ebenfalls aufstehen.“ Kurz vor der Wahl in St. Petersburg plant die Gruppe neue Aktionen – und versucht, unabhängige Kandidaten aufzustellen. Doch es ist ein ungleicher Kampf. Der Ausgang ist ungewiss. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 11.11.2019 arte Den Städten geht die Luft aus – Wege aus der Abgas-Krise
Folge 455 (32 Min.)Wenn Larry Couchy in Paris mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, vermeidet er Straßen mit hoher Schadstoffbelastung – mithilfe der App „Plume Air Report“, die ihm die Luftqualität anzeigt. Larry Couchy arbeitet für das gleichnamige Unternehmen und ist sicher: „Indem wir den Kontakt mit belasteter Luft vermeiden, können wir ein gesünderes Leben führen.“ Gleichzeitig soll die App Menschen für das Thema Luftverschmutzung sensibilisieren, damit sie sich stärker für eine Verbesserung der Luft einsetzen. Kohlenstoffdioxid ist Klimakiller Nummer eins. Jan Wurzbacher und Christoph Gebald haben eine Technologie entwickelt, mit der man der Luft CO2 entziehen kann, um es für industrielle Zwecke zu recyceln oder sogar ganz aus der Atmosphäre zu entfernen.
Rund 900 Tonnen CO2 saugt ihre Anlage jährlich aus der Luft. Die Menge entspricht den Emissionen, die rund 200 Autos im Jahr ausstoßen. Die Vision der Gründer: „Wir wollen ein Prozent der globalen CO2-Emissionen aus der Erdatmosphäre holen.“ Was nicht recycelt wird, soll ganz aus der Atmosphäre verschwinden: In einer Pilotanlage auf Island speichern sie das CO2 schon in der Erde. Ein Hauptgrund für die dreckige Luft in unseren Städten sind Autoabgase.
In Norwegen ist man schon weiter: hier ist jedes fünfte verkaufte Auto bereits ein Elektroauto, getankt wird mit Ökostrom. Die norwegische Regierung verfolgt das Ziel, dass ab 2025 keine Autos mehr mit Verbrennungsmotoren verkauft werden. Die Hauptstadt Oslo geht noch weiter: Die Innenstadt erlaubt in vielen Bereichen keine Autos mehr. Weniger Autos bedeuten neben sauberer Luft auch neue Möglichkeiten der Raumgestaltung: 750 Parkplätze in der Innenstadt sind verschwunden, hier sind Sitzmöglichkeiten, Spielplätze und Grünflächen entstanden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 13.11.2019 arte Die Marmorbrüche von Carrara: Fluch und Segen für Mensch und Natur
Folge 456 (33 Min.)Sandro Manfredi kämpft gegen den seiner Meinung nach schweren Raubbau in den Marmorsteinbrüchen der toskanischen Alpen. Als er 2018 Anzeige erstattete gegen einen illegalen Marmorsteinbruch, hatte er kurz darauf einen beinahe tödlichen Unfall: Jemand hatte die Radmuttern an seinem Auto gelöst. Franco Barratini baut in seinen Steinbrüchen Marmorblöcke ab, die er für 4.000 Euro pro Tonne verkaufen kann. Früher brauchte man einen Monat, um die Menge an Marmorblöcken herauszulösen, die man heute in nur drei Tagen herausbrechen kann.
Die Umweltschützer sorgen sich um die Folgen des Marmor-Abbaus. Der Marmorstaub dringt ins Grundwasser, färbt die Flüsse milchweiß und schwebt in der Luft, mit noch immer nicht restlos geklärten Folgen. Carrara hat in den letzten neun Jahren vier Überschwemmungen erlebt – Umweltschützer führen sie auch zurück auf den Marmorabbau, der durch die rapide verbesserten Abbaumethoden so stark zugenommen hat, dass das hydrogeologische Gleichgewicht immer mehr ins Wanken gerät. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 14.11.2019 arte Dammbruch in Brasilien – Welche Schuld trifft Deutschland?
Folge 457 (33 Min.)Was hat eine Umweltkatastrophe in Brasilien mit dem Verbraucher in Europa zu tun? Jede Menge, findet Claudia Müller-Hoff. Die Berliner Rechtsanwältin sieht direkte Verbindungen zwischen einem Dammbruch in Brasilien und einer deutschen Firma.Im Januar 2019 sterben fast 300 Menschen bei der Katastrophe im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Das Eisenerz, das dort produziert wird, geht zu großen Teilen an die deutsche Autoindustrie- und das ist nicht die einzige Verbindung nach Europa. Claudia Müller-Hoff will die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.Denn immer wieder verstoßen auch deutsche Firmen bei ihren Auslandsaktivitäten gegen die Menschenrechte. „Re:“ begleitet Claudia Müller-Hoff in Deutschland und Brasilien. Wird sie Zeugen und Beweise finden, um die Verantwortlichen in Deutschland vor Gericht zu bringen? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 15.11.2019 arte Reiches Land – Arme Kinder: Soziale Not in Großbritannien
Folge 458 (32 Min.)Gründe für die wachsende Armut in Großbritannien: die umstrittene Sozialhilfereform der konservativen Regierung, explodierende Mieten, wenig Sozialwohnungen. Es kann jeden treffen: schlechte Wirtschaftslage, Job verloren, plötzlich alleinerziehend, kein eigenes soziales Netz, das einen auffängt. Auf der anderen Seite steht eine Regierung, die sparen will und auch die Armen selbst in der Verantwortung sieht: Wer arbeiten kann, aber nicht will, soll spüren, dass es sich nicht lohnt, zuhause rum zu sitzen. Die Sozialhilfereform hat die Bürokratie eingedampft, um Menschen schneller zurück in die Arbeitswelt zu bringen.
Mit mäßigem Erfolg. Leidtragende sind in jedem Fall die Kinder. Ein Problem, mit dem auch anderen EU-Staaten kämpfen: Durchschnittlich ist in der gesamten Union jedes vierte Kind unter 18 Jahren von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Arme Kinder wachsen auf mit einem Taschenrechner im Kopf. Sie wissen, wie es um die Einkünfte ihrer Familie steht. Sie wissen, dass sie im Gegensatz zu anderen Jugendlichen grundsätzlich schlechtere Chancen haben – auf Bildung, auf eine Wohnung und irgendwann auf einen guten Job.
Kurzfristig kämpfen die Familien um ein paar Cent, die sie sparen. Langfristig kämpfen sie um Anerkennung und Gerechtigkeit. Armut bedeutet viel mehr als nur niedriges Einkommen und wenig Geld im Geldbeutel: Unsicherheit, Stress, Einsamkeit, Langeweile, schlechte Gesundheit. Insbesondere für Kinder ist das unerträglich. Sie fühlen sich ausgegrenzt und einsam. In einem Alter, in dem man nach Anerkennung sucht, gefallen will. Ihnen ist schon früh klar, dass sie nicht mithalten können. Dass ihre Startchancen ins Leben schlecht sind. Denn Armut schließt aus. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 18.11.2019 arte Traumjob oder Ausbeutung? – Thailändische Beerenpflücker in Schweden
Folge 459 (33 Min.)Chang ist einer von mehr als 6.000 thailändischen Saisonarbeitern, die in den schwedischen Wäldern nach Beeren suchen. Statt auf dem Reisfeld zu schuften, pflückt er jetzt täglich bis zu zwölf Stunden Blau- und Preiselbeeren. Viel weiß er nicht über das skandinavische Land, aber für ihn ist es eine Riesenchance: „In Thailand würde ich jetzt nur auf die Reisernte warten, aber hier in Schweden kann ich hoffentlich viel Geld machen!“Chang ist das erste Mal in Schweden. Eine Leiharbeitsfirma hat ihn angeheuert und ihm das Arbeitsvisum und Flugticket besorgt. Dafür hat sich Chang hoch verschuldet. Und auch in Schweden muss er zunächst die Kosten für Unterbringung und Verpflegung abarbeiten, bevor er überhaupt etwas verdient.
Die Skandale in den vergangenen Jahren haben ihn nicht abgeschreckt. Thailändische Arbeiter wurden um ihren Lohn geprellt. Im Jahr 2013 beging ein Pflücker sogar Selbstmord in Schweden. Zu groß war seine Verzweiflung, ohne Geld nach Hause fliegen zu müssen.Eine besondere Regelung hat den Kampf um die Beeren erst möglich gemacht. In Schwedens Wäldern herrscht „Jedermannsrecht“. Der kostbare Rohstoff gehört dem, der ihn zuerst erntet. Unternehmen haben daraus ein Riesengeschäft gemacht.
Doch gleichzeitig hat das mancherorts zu Verhältnissen wie im Wilden Westen geführt. Zwar gibt es inzwischen einen garantierten Mindestlohn von knapp 2.000 Euro, doch ob der auch immer gezahlt wird, lässt sich nur schwer kontrollieren.Das Risiko gehen immer die Pflücker aus Thailand ein, sagt Mats Wingborg. Der investigative Journalist berichtet seit Jahren über die Situation der Beerensammler: „Das System ist anfällig für Betrug. Dazu kommt, dass die Thailänder mindestens einen Monat arbeiten müssen, um erstmal ihre Schulden abzubezahlen. Und wenn die Ernte schlecht ausfällt, fahren manche sogar mit Schulden nach Thailand zurück.“ (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 21.11.2019 arte Silver Gamers – Zocken im Rentenalter
Folge 460 (32 Min.)In Stockholm bereiten sich die Silver Snipers mit ihrem Coach Fredrik Andersson auf einen harten Wettkampf vor. Die Senioren spielen im Team den Ego-Shooter Counterstrike und wollen damit gegen deutsche, US-amerikanische und finnische Mannschaften antreten. Die 67-jährige Inger Grotteblad wurde von ihrem Enkel an das Spiel herangeführt. „Es fühlt sich wie eine Mission an“, sagt sie heute. Die Silver Snipers sind in Schweden mittlerweile echte Berühmtheiten. Immer wieder werden Inger und ihre Teamkollegen auf der Straße von meist jungen Gamern angesprochen.
Wird es ihnen dieses Jahr gelingen, den Pokal zu gewinnen?Auch Uschi Cezanne (81) und Peter Zeidler (76) aus Berlin sind bereits regelrechte Stars in der Gaming-Szene. Die beiden testen Computerspiele für den YouTube-Kanal „Senioren Zocken“. Mit ihrer lockeren Art haben sie es mittlerweile auf über 430.000 Abonnenten geschafft. Neugier erhalten und körperlich und geistig fit bleiben – das wollen die zockenden Senioren auch anderen vermitteln. Sie treffen damit einen Nerv. Denn der Umsatz mit Computer- und Videospielen steigt seit Jahren stetig an.
Die größte Gruppe von Spielern in Deutschland ist mittlerweile 50 plus. Zusammen mit Joschka Lippelt, Co-Geschäftsführer von Senioren Zocken, reisen die Rentner zur Gamescom nach Köln. Dort treffen sie auf den Wissenschaftler Manouchehr Shamsrizi. Für eine erste Testphase hat Shamsrizi eine Spielekonsole namens „MemoreBox“ für Altenheime entwickelt. Gerade für Menschen mit Einschränkungen können Computerspiele eine Möglichkeit sein, Reaktionsvermögen und Beweglichkeit zu trainieren. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 22.11.2019 arte
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