37 Grad Folge 1124: Radikal, gehasst, verzweifelt – Die letzte Generation
Folge 1124
Radikal, gehasst, verzweifelt – Die letzte Generation
Folge 1124 (30 Min.)
Hungerstreiks, Blockaden in Städten und auf Autobahnen, Attacken auf berühmte Gemälde. Mit diesen Aktionen machen Klimaschützer*innen der „Letzten Generation“ auf sich aufmerksam. Was motiviert die Aktivisten? Woher kommt die Bereitschaft, Karriere und gesellschaftliche Position dem ökologischen Kampf unterzuordnen? „37°“ begleitet Menschen, die sich trotz Festnahmen, Gefängnisstrafen und Angriffen nicht vom Protest abbringen lassen. Da ist einmal die 25jährige Carla mit dem 1. Staatsexamen als Juristin: Sie schiebt das 2. Examen und somit ihre berufliche Karriere auf, so lange „bis mit der letzten Generation wesentliche Erfolge erzielt“ wurden. Sie wird von ihren Eltern, öko-bewegten Lehrern der Nach-68er-Generation, unterstützt. Ihr Umweltbewusstsein wurde ihr praktisch in die Wiege gelegt. Ihr Entwurf für ein Leben mit der Krise reicht nicht für ein bürgerliches Dasein – zumindest nicht, solange „der Planet so zerstört wird“. Carla ist Sprecherin der Bewegung. Jakob hat seine Zimmermannslehre aufgegeben und ist seit einem Jahr „Vollzeit-Aktivist“. Er ist einer der Erfahrensten bei der „Letzten Generation“, hat sich bei vielen Blockaden auf den Asphalt geklebt und wurde sogar 30 Tage in München-Stadelheim inhaftiert. Während seiner Haft durchsuchte die Polizei seine Wohnung in Leipzig. Anlass: Jakob und eine
Mitstreiterin hatten sich vergangenen Sommer in einem Leipziger Kunstmuseum an den Rahmen eines wertvollen Gemäldes geklebt. Das alles hat tiefe Spuren hinterlassen bei Jakob. Solvig ist Mutter von vier Kindern. Ihre älteste Tochter, Lina, hat sie überzeugt, mit auf die Straße zu gehen. Für die 41-jährige Solvig, die Psychologie studiert, ist diese Form des „zivilen Ungehorsam“ seitdem der richtige Weg, um auf die Brisanz der Klimakrise hinzuweisen. Dafür nehmen beide die Hassattacken der Autofahrer und Geld-und Gefängnisstrafen in Kauf. Ein Jahr ist Solvig jetzt bei der „Letzten Generation“. Diese Erfahrungen, nicht nur von Hass und Gewalt, sondern auch von der Unterstützung und dem Zusammenhalt in der Gruppe, haben sie auch ganz persönlich verändert. Filmisch werden die Protagonisten bis in den privaten Winkel der Bewältigung ihrer Frust- und Glücksgefühle begleitet. Ihre Motivation, ihre Ziele und ihre Entschlossenheit sollen deutlich werden. Ebenso kommen Eltern, Freunde und Mitmenschen, die von den Aktionen in Mitleidenschaft gezogen werden, zu Wort. So entsteht ein Bild der Spaltung oder auch des Verständnisses in der Gesellschaft. Eine wichtige Erkenntnis in einer Zeit der Krisen, Kriege, Klimazerstörung, der Verarmung ganzer Bevölkerungsschichten und drohender sozialer Unruhen. Nicht zuletzt geht es um die Frage, wie weit Protest gehen darf. (Text: ZDF)