2019, Folge 975–991

  • Folge 975 (30 Min.)
    Sie geben die Hoffnung nicht auf: Viele haben ihre nächsten Verwandten nicht einmal kennengelernt, manchmal weder Vater noch Mutter. Zehntausende Menschen werden in Deutschland vermisst. Längst nicht alle von ihnen sind Opfer eines Verbrechens. Viele haben selbst entschieden, ihre Familie zu verlassen. Manche haben aus Not ihr Kind aufgegeben, andere einfach den Kontakt zu den Verwandten verloren – manchmal über Kontinente hinweg. Die Suche nach den Verwandten ist geprägt von Hoffnung, Sehnsucht und Freude, von Enttäuschung und Erleichterung – und auch von Trauer.
    Über allem steht der starke Wunsch nach Zugehörigkeit und Verbundenheit. So auch bei Jennifer. Die 34-Jährige erfährt vor der Hochzeit auf dem Standesamt, dass sie adoptiert ist. Als sie das Aufgebot bestellen möchte und ihre Abstammungsurkunde in den Händen hält, erfährt sie die Wahrheit. Bis dahin hat sie ihre Herkunft nicht in Frage gestellt, ist bei ihren Adoptiveltern glücklich aufgewachsen. Mit Hilfe von Susanne Benisch, Mitarbeiterin der Fachstelle für Herkunftssuche „familie international frankfurt“, begibt sich Jennifer auf die Spuren ihrer leiblichen Eltern.
    Michael ist bei seiner Oma in Hamburg aufgewachsen. Seinen Vater trifft er erst als Erwachsener einige Male. Doch der zeigt kein Interesse an ihm. An seine Mutter hat er keinerlei Erinnerungen. Niemand in der Familie gibt ihm Auskunft über sie. Als Michael durch eigene Recherchen herausfindet, dass sein Vater ein ranghoher Spion bei der Staatssicherheit der DDR war und viele Jahre in Paris im Gefängnis gesessen hat, wendet er sich an Susanne Panter, die in den vergangenen 20 Jahren über 4000 Menschen gefunden hat.
    Noch fehlt von seiner Mutter jede Spur. Wo ist sie geblieben? Kann der Suchdienst helfen? Selbst zu suchen, ist dabei oft nervenaufreibend und überfordernd. Viele schalten deshalb professionelle Suchdienste ein. Seit Jahrzehnten helfen sie, enge Verwandte zu finden und Fakten zu klären. Sie recherchieren in Archiven und auf Ämtern und beleuchten die Hintergründe der Fälle. Die Dokumentation zeigt, wie einschneidend, bewegend und lebensverändernd es ist, den Teil von sich wiederzufinden, der lange gefehlt hat. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-Premiere Di. 23.07.2019 ZDF
  • Folge 976 (30 Min.)
    Seit 2016 hat Leonie (16) Krebs. Das ist für sie, aber auch für ihre Eltern und Geschwister eine extreme Situation. Woher nimmt Leonie, woher nimmt die Familie Kraft? Auch für Fabios Eltern kam die Diagnose wie aus heiterem Himmel. Fabio (7) hatte plötzlich starke Nackenschmerzen – und nach dem Besuch beim Arzt die Diagnose Leukämie. Eine Katastrophe für die ganze Familie. Wieso gerade unser Kind? Das fragten sich seine Eltern. Eine glückliche Familie im Osterurlaub in Paris. Die fünf besichtigen die nach dem Brand teilweise zerstörte Kathedrale Notre-Dame und genießen die Stadt vom Wasser aus.
    Steffi und Jörg sind gern und oft auf Reisen mit ihren drei Kindern Leonie (16), Pauline (13) und Felix (10). Doch was unbeschwert aussieht, ist alles andere als das. Leonie ist schwer krebskrank. Seit 2016 hat sie einen Knochentumor, der trotz Operationen und Chemotherapien immer wieder zurückkehrt, vor allem in Form von Lungenmetastasen. „Dieser Schock Krebs. Was heißt das für uns? Was heißt das an Einschränkungen? Man kann es gar nicht fassen“, erzählt Jörg rückblickend.
    Er ist selbst Mediziner – und plötzlich betroffener Vater. Für die Familie ist nichts mehr alltäglich, alles richtet sich nach Leonies Therapien. „Wir haben immer eine Pause von höchstens drei Monaten. Nur so lange können wir planen und Normalität leben“, sagt Steffi. Alle drei Monate wird ein neues CT von Leonies Lunge gemacht. Durchatmen, wenn es ohne Befund ist, oder erneut bangen und hoffen, dass es noch andere Therapieansätze gibt. Fabios Diagnose kam auf dem Weg in den Sommerurlaub nach Italien. Der Junge hatte plötzlich Nackenschmerzen.
    Eigentlich kein Grund zur Sorge. Doch seine Mutter Katja wollte es lieber noch bei einem Arzt in Deutschland abklären lassen. „Und dann standen wir plötzlich mit Reisegepäck und Schwimmärmeln auf der Kinder-Onkologie. Ich war mir sicher, das muss ein Irrtum sein.“ Fast ein Jahr Krankenhaus, nicht wissend, ob die Chemotherapie anschlägt, ob Fabios Leukämie auch ohne Knochenmarktransplantation behandelt werden kann. Das ganze Familienleben zerbröselt, jeder ist mit seinen Sorgen um Fabio beschäftigt, nichts ist mehr wie vorher.
    Und dann gibt es ja auch noch Fabios Schwester Lisa (9), um die sich die Eltern kümmern wollen. Während die Mutter die meiste Zeit auf der Krebsstation verbringt, sorgt der Vater zu Hause für die Tochter. „Wir sind im Prinzip wie zwei Alleinerziehende, jeder hat ein Kind. Meine Frau ist in der Klinik, und ich bin zu Hause mit Lisa“, erzählt Alex, Fabios Vater. Familienleben im Ausnahmezustand – da ist keine Zeit für Tränen. Ein Jahr begleitet „37°“ Fabios und Leonies Eltern durch diese schwere Zeit, ist dabei, wenn ihre Kinder eine schmerzhafte Behandlung oder Operation durchstehen müssen, wenn es eine Therapiepause zu Hause gibt oder einen Rückschlag.
    Was passiert mit einer Familie, wenn die Krankheit Krebs plötzlich alles beherrscht? „Wichtig ist ja auch dieses Leben zwischendrin. Nicht nur immer überlegen, was ist, wenn wieder was ist“, sagt Steffi, Leonies Mutter. „37°“ zeigt zwei Elternpaare, denen es darum geht, ihren Kindern auch einen Alltag zu ermöglichen, ihnen zwischen Chemotherapie, Bangen und Hoffen zu zeigen, dass das Leben trotzdem schöne Momente hat. Auch wenn sie das als Eltern an manchen Tagen selbst nicht glauben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 06.08.2019 ZDF
  • Folge 977 (30 Min.)
    Der klassische Hausarzt wird zum Auslaufmodell. Schon heute stehen in Deutschland Tausende Praxen leer. „37°“ begleitet verzweifelte Patienten, überlastete Ärzte und ratlose Behörden. Uta Haufe findet einfach keinen Nachfolger für ihre Landarztpraxis. Michael Achenbach ist der einzige Kinderarzt in der Stadt und für über 4000 Kinder zuständig. Und Matthias Roth kämpft als mobiler Hausarzt gegen den Ärztemangel; doch die Patienten sind skeptisch. Mehr als 2600 Hausarztpraxen stehen in Deutschland leer. Bis ins Jahr 2021 scheiden nochmals 10 000 Ärzte aus.
    Der Medizin-Nachwuchs scheut vor allem das Land und die kleinen Städte; dabei fehlen Hausärzte aufgrund des demografischen Wandels hier besonders empfindlich. Die Landärztin Uta Haufe (63) möchte ihre Praxis im sächsischen Leuben abgeben. Sie liebt ihren Beruf, ist in der Dorfgemeinschaft fest verankert, aber gesundheitliche Gründe zwingen sie zu diesem Schritt. In den umliegenden Orten wurden bereits einige Praxen ohne Nachfolger geschlossen. Uta Haufe hat die Patienten aufgefangen, zusätzlich zu ihren eigenen, die sie über Generationen hinweg betreut: „Die Angst der Patienten ist so groß, dass ich mit ’nem richtig schlechten Gewissen aufhöre.
    Ich möchte immer helfen, und da ist es ganz schwer, wenn man vor die Situation gestellt wird, wo man sagt, ich bin jetzt selber so hilflos. Ich kann nichts tun.“ Ein Nachfolger wäre für sie wie ein Hauptgewinn im Lotto. „37°“ begleitet die Hausärztin bei ihrer Suche, und schnell wird klar: Die Chancen stehen schlecht. Uta Haufe nimmt die Kassenärztliche Vereinigung in die Pflicht, ihr Interessenten für die Dorfpraxis zu vermitteln.
    Noch hofft Haufe, dass das Praxensterben an ihr und vor allem ihren Patienten vorbeigeht. In Nordhessen arbeitet Matthias Roth (47) mit dem Medibus streng nach Fahrplan fünf Haltestellen ab. Wartezimmer, Labor und Behandlungsraum – eine rollende Praxis auf 20 Quadratmetern. In der Medibus-Region fehlen inzwischen acht Hausärzte: „Die Menschen sind hier sehr herzlich und sehr bodenständig. Es tut mir dann immer so ein bisschen weh, wenn ich dann höre, dass kein Arzt mehr kommt. Wir finden keinen.“ Der Andrang müsste eigentlich riesig sein.
    Aber noch nehmen die meisten Patienten eher weite Wege und lange Wartezeiten in Kauf, um doch noch eine niedergelassene Praxis zu erreichen. Der Medibus kämpft um Akzeptanz. Es gibt Sprechstunden, die nur von ein oder zwei Patienten besucht werden. Wird sich das Pilotprojekt durchsetzen können? Die Praxis von Michael Achenbach (50) ist für die hausärztliche Versorgung von mehr als 4000 Kindern und Jugendlichen im nordrhein-westfälischen Plettenberg zuständig. Zu Beginn der Dreharbeiten ist die Patientenzahl bereits eine Herausforderung, und dann fallen in den Nachbarorten noch zwei weitere Kinderärzte weg.
    Was wird nun aus den chronisch kranken Kindern wie Lio, der auf zeitintensive Hausbesuche angewiesen ist? Oder mit der 15-jährigen Julia, für die Michael Achenbach eine wichtige Bezugsperson ist und nicht nur irgendein Arzt? Endlich Unterstützung zu bekommen, ist seit Langem das größte Anliegen von Michael Achenbach, der die Politik für die schwierige Situation der Hausärzte in der Verantwortung sieht. Ein „37°“-Film über engagierte Ärzte, die versuchen, den „Notfall Hausarzt“ zu retten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 13.08.2019 ZDF
  • Folge 978 (45 Min.)
    Endlich keine Schule mehr! Nun kommt die Zeit des Ausprobierens. Über zwei Jahre hat „37°“ drei junge Menschen bei ihrem nicht immer reibungslosen Start ins Leben begleitet. Was will ich, und was schaffe ich? Das sind die Fragen, die über allem schweben. Studium oder Ausbildung? Den großen Traum umsetzen oder lieber realistisch bleiben? Pao (24), Faourouz (24) und Dennis (20) gehen unterschiedliche Wege. Ob sie ans Ziel kommen? Der „37°“-Zweiteiler begleitet junge Menschen bei ihren ersten Gehversuchen im Leben nach der Schule. Sie verlassen das Elternhaus, müssen sich selbst versorgen, sich bewerben, sich bewähren und auch lernen, mit Rückschlägen klarzukommen.
    Pao hatte bislang darauf gesetzt, dass er Soziale Arbeit studieren wird, aber das lange Warten auf einen Studienplatz zermürbt ihn. Er entscheidet sich gegen das Studium und für eine Ausbildung. „In Deutschland braucht man ja irgendeinen Abschluss, sonst ist man nichts“, meint er. Sein Vater, ein Sozialarbeiter ohne Studium, hofft, dass Pao nicht die gleichen Fehler wie er selbst machen wird. Aber Pao pfeift auf die väterlichen Bedenken. Vor der Ausbildung startet er zum ersten Mal in seinem Leben in einen großen Urlaub – und ahnt noch nicht, dass diese Reise alles verändern wird.
    Dennis musste schon während der Schulzeit kämpfen – gegen Mobbing von Klassenkameraden. Damals war er Teil eines „37°“-Zweiteilers über Jungs in der Pubertät. Zum großen Staunen seiner Eltern und Lehrer kämpft Dennis sich trotz Hauptschul-Empfehlung bis zum Abitur – und will jetzt Jura studieren. „Ich möchte Menschen helfen, die sonst übergangen werden, weil sie kein Geld oder keine Ahnung von ihren Rechten haben“, sagt er.
    In Kiel, 600 Kilometer von seiner Heimat entfernt, findet er einen Studienplatz und ein kleines Studentenzimmer. Seine Freundin Tamara wird er nur noch selten sehen können, das BAföG reicht nicht für viele Fahrten in die Heimat. „Aber irgendwie kriegen wir das trotzdem weiter miteinander hin“, hofft Dennis. Kurz vor der Präsentation ihrer Abschlusskollektion an einer Düsseldorfer Mode-Akademie geht es Faourouz gar nicht gut. Sie hat die ganze Woche an der Nähmaschine verbracht und kaum eine Nacht mehr als drei Stunden geschlafen. „Wenn die mich heute durchfallen lassen, habe ich ein echtes Problem“, sagt sie.
    Faourouz, geboren in Togo und als Siebenjährige mit der Großfamilie nach Deutschland gezogen, möchte den Modehimmel stürmen und Designerin mit eigenem Label werden. Für ihre Eltern zunächst ein völlig unverständlicher Traum. Sie drängten ihre Tochter nach der Schule in eine Lehre zur Steuerfachgehilfin. „Da wäre ich fast eingegangen vor Langeweile“, sagt Faourouz. Sie weiß, dass sie sich jeden Schritt bis zum ehrgeizigen Ziel selbst erarbeiten und auch finanzieren muss. Um das Geld für den Start in die Selbständigkeit zusammenzubekommen, will sie nebenbei als Flugbegleiterin arbeiten.
    Aber nun muss sie erst mal die strenge Mode-Jury überzeugen, die heute schon mehrere Studierende durchfallen ließ. Die drei jungen Menschen sind Träumer, Rebellen, Idealisten und Pragmatiker. Sie starten unter schwierigen Bedingungen in die Zeit nach der Schule. Ihre Eltern können sie finanziell kaum unterstützen. Schaffen sie es trotzdem, ihrem Lebenstraum ein Stück näher zu kommen? Die zweieinhalb Jahre, die „37°“ dokumentiert, sind voller Überraschungen und Wendungen, voller Glücksmomente und Enttäuschungen, voll prallem Leben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 20.08.2019 ZDF
  • Folge 979 (45 Min.)
    Der „37°“-Zweiteiler begleitet drei junge Menschen über zwei Jahre bei ihren ersten Gehversuchen im Leben nach der Schule. Nach dem Aufbruch stehen nun große Veränderungen an. Den großen Traum umsetzen oder lieber realistisch bleiben? Wird Pao seine Ausbildung machen, oder verändert eine große Reise seine Pläne? Kann Faourouz die Modewelt erobern? Hat Dennis Erfolg bei seinem Jura-Studium? Ob die drei ans ersehnte Ziel kommen? Faourouz hat ihren Nasenring abgelegt, die Frisur gezähmt und richtet sich ihr Kostüm. An der Mode-Akademie hat Faourouz alle überzeugt und es geschafft.
    Nun will sie als Flugbegleiterin Geld verdienen, damit sie ihren Traum vom eigenen Mode-Label verwirklichen kann. Heute muss sie sich zum ersten Mal bei einem Langstreckenflug in der Business Class bewähren. Es geht nach Kolumbien. Sie hofft, dass ihr das antrainierte Lächeln nicht entgleitet. „Wenn mir jemand blöd kommt, fällt es mir echt schwer, freundlich zu bleiben“, weiß sie. Wenn sie die Probezeit bei der Fluglinie übersteht, möchte sie das verbilligte Fliegen nutzen, um endlich einmal Togo zu bereisen.
    Seit sie das westafrikanische Land im Alter von sieben Jahren verlassen hat, war sie nicht mehr dort. „Eine Reise zu meinen Wurzeln wird das, und ich glaube, dass sich danach noch mal ganz viel verändern könnte für mich“, sagt Faourouz. Pao genießt vor seiner geplanten Ausbildung einen Roadtrip nach Spanien und Portugal. Endlich mal raus aus Deutschland, endlich das machen, wozu er Lust hat. An der Atlantikküste verliebt er sich erst in einen Fischerort und dann in Saskia, die hier in einem Wohnwagen lebt.
    Es geht ihm so gut wie schon lange nicht mehr. „Ich war in Deutschland wütend, enttäuscht und traurig, aber wenn ich hier in den Spiegel schaue, sehe ich, wie meine Augen wieder leuchten. Das ist eine wahnsinnig aufregende Zeit.“ Pao muss nun die erste schwerwiegende Entscheidung seines Lebens treffen. Soll er die Ausbildung sausen lassen, seinen Vater enttäuschen, dem Herzen folgen und zu Saskia in den Wohnwagen ziehen? Oder siegt die Vernunft? Dennis kämpft sich in Kiel durch das Jura-Studium, aber die Noten der ersten Klausuren ernüchtern ihn.
    Er konnte doch vor dem Abi konzentriert und zielstrebig lernen. Wieso fällt ihm das an der Uni plötzlich schwerer? Seine Beziehung mit Tamara hat die Entfernung nicht überstanden. Sie haben sich getrennt. „Ist auch besser so, dann kann ich mich aufs Studium konzentrieren“, meint Dennis. Mehr und mehr ist er auch an Politik interessiert, er möchte manches verändern im Land, etwa das Bildungssystem. „Wenn du keine Eltern mit viel Geld hast, bist du benachteiligt“, sagt er. Aber wird er dem Druck der Noten überhaupt standhalten?
    In Teil zwei der Langzeit-Dokumentation machen Faourouz, Dennis und Pao eine spannende Entwicklung durch. Einer scheint angekommen zu sein, einer muss kämpfen, und eine hüpft von Abenteuer zu Abenteuer. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 27.08.2019 ZDF
  • Folge 980 (30 Min.)
    Rund 2,5 Millionen Menschen in Deutschland haben das sogenannte Messie-Syndrom. Ohne professionelle Hilfe gelingt es ihnen kaum, sich vom zwanghaften Horten und Sammeln zu befreien. Der Film begleitet drei Menschen mit Messie-Syndrom in ihrem von Einsamkeit und Scham geprägten Leben. Was fühlen Menschen, die sich nicht von Gegenständen trennen können? Was steckt hinter dieser Ordnungsstörung, und wie können Betroffene ihr entkommen? Eleonore steht mitten im Leben: Die Diplom-Betriebswirtin arbeitet als Verwaltungsangestellte und managt ihren Alltag als alleinerziehende Mutter eines 16-jährigen Sohnes.
    Doch in ihrem Haus schafft sie es nicht, Ordnung zu halten. Niemand ahnt, dass Eleonore ein Messie ist. Besucher lässt sie aus Scham nicht in ihre Wohnung. „Ich fühle mich als Außenseiterin. Man gehört nicht dazu, weil man eine andere Logik hat, ein anderes Handeln und Denken“, erzählt Eleonore. Um ihres Sohnes willen möchte sie ihre Ordnungsstörung endlich in den Griff bekommen.
    „Durch meinen Perfektionismus schaffe ich es oft nicht, aufzuräumen. Denn wenn ich etwas mache, dann will ich es perfekt machen. Und dann fühlt sich sogar ein kleiner Stapel Papier wie der Himalaja an“, erzählt Eleonore. Wegen dieser Verhaltensstörung ging sogar ihre Ehe in die Brüche. Seit einem Jahr geht sie nun zu einer Einzel- und Gruppentherapie im Messie-Kompetenzzentrum Stuttgart. Ihre Therapeutin Veronika Schröter, eine Heilpraktikerin für Psychotherapie, beschäftigt sich seit 17 Jahren mit dem Messie-Syndrom und kennt viele Betroffene.
    Die Therapeutin kämpft darum, dass die Störung als eigenständige Krankheit anerkannt wird. Marie, 80 Jahre alt, lebt allein in ihrer mit Büchern und Kleidungsstücken vollgestopften Wohnung. Die ehemalige Bibliothekarin verfügt über eine ausgezeichnete Allgemeinbildung und ist noch immer wissbegierig. Bücher bedeuten ihr alles. Im Krieg aufgewachsen und als Flüchtling lange heimatlos, fehlten ihr Freundschaften und Geborgenheit.
    Als Ersatz begann sie zu sammeln und zu horten. Einmal in der Woche bekommt die alte Dame nun Besuch von Wedigo von Wedel vom „H-Team“ e.V. Er will Menschen mit Messie-Syndrom beim „Aufräumen ihres Lebens“ helfen. Der Sozialarbeiter unterstützt Betroffene dabei, sich von geliebten Dingen behutsam zu trennen: „Häufig wird das Messie-Syndrom ausgelöst durch ein Kindheitstrauma, einen zu rigiden Erziehungsstil oder mangelnde Fürsorge“, so von Wedel. Peter, 48 Jahre alt, lebt ebenfalls allein.
    Der Münchner ist ein vielseitig interessierter Mensch, tanzt gern, wandert in den Bergen. Peter hat ein Luftfahrttechnik-Studium abgebrochen und arbeitet als Wasserinstallateur. Im Beruf funktioniert er perfekt, so wie viele Messies. Seine Kunden schätzen ihn für seine strukturierte und präzise Arbeit. Doch bei sich zu Hause versinkt er im Chaos. „Ein Messie-Helfer hat mir mal gesagt, ich hätte eine Raustrage-Hemmung. Da mich sowieso niemand besuchen kommt, blende ich den Zustand aus“, erzählt Peter.
    Bis vor einigen Jahren hat ihm seine Mutter beim Aufräumen geholfen. Aber nach einiger Zeit kam es immer wieder zu einem Jo-Jo-Effekt, wie es bei Messies häufig der Fall ist. Die Wohnung füllte sich wieder. Peters Mutter gab schließlich auf. Jetzt will Peter einen weiteren Versuch starten, Ordnung in sein Leben zu bekommen. Der Film zeigt, wie das Leben der Messies von einem niemals endenden Auf und Ab geprägt ist. Er versucht zu ergründen, warum sich das Syndrom entwickelt, und zeigt Wege, wie Betroffene Hilfe im Umgang damit bekommen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 03.09.2019 ZDF
  • Folge 981 (30 Min.)
    80 000 Menschen in Deutschland müssen zur Dialyse, ohne die sie nicht überleben könnten. „37°“ zeigt drei Nierenspender, die einem anderen Menschen zu einem normalen Leben verhelfen wollen. Die Mutter des zwölfjährigen Adrian möchte ihrem Sohn eine Niere spenden. Mara musste ihren schwer kranken Mann Thomas erst überreden, ihre Spende anzunehmen. Und Joachim will das Leben seines besten Freundes Manfred durch eine Lebendspende retten. In Deutschland warten 8000 Menschen auf eine Spenderniere. Doch die Wartelisten sind lang. Im Schnitt dauert es sieben Jahre, bis eine passende Niere gefunden wird.
    Während dieser Zeit verschlechtert sich der Gesundheitszustand oft dramatisch. Nur ein Viertel der Wartenden erhält am Ende ein Spenderorgan. Adrian wohnt mit seinen drei Geschwistern und seinen Eltern in Mönchengladbach. Täglich muss er Antibiotika und blutdrucksenkende Mittel nehmen, zusätzlich spritzt ihm seine Mutter Wachstumshormone. Dreimal in der Woche fahren die beiden nach Köln zur Dialyse. Mit Hin- und Rückfahrt sind es 18 Stunden pro Woche, 52 Wochen im Jahr. Für die Eltern stand seit Adrians Geburt im Raum, ihrem Sohn eine Niere zu spenden.
    Zunächst ließ sich der Vater testen. Obwohl alles zunächst sehr gut aussah, konnte seine Niere aus chirurgischen Gründen nicht transplantiert werden. Nun lässt sich Adrians Mutter untersuchen. Zuerst heimlich, um ihrem Sohn eine Enttäuschung zu ersparen. „Ich wünsche ihm nichts mehr als eine unbeschwerte Jugend“, so die 46-Jährige. Kommt Nicole überhaupt als Spenderin infrage? Und wenn ja – wird die Transplantation in der Kölner Uniklinik gelingen? Thomas und seine Frau Mara aus Gelsenkirchen sind seit mehr als 35 Jahren ein unzertrennliches Paar.
    Seit Thomas’ Nieren nicht mehr arbeiten, steht er auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Doch sein Gesundheitszustand wird immer kritischer, ihm muss schneller geholfen werden. Für Mara steht sofort fest, dass sie ihrem Mann eine ihrer Nieren geben möchte. Die Untersuchung zeigt: Ihre Blutgruppen sind gleich, die Gewebetests gut, und damit sind alle Voraussetzungen erfüllt. „Ich tue es auch ein Stück weit aus Egoismus. Ich will unser altes Leben zurück“, sagt die 52-Jährige.
    Die beiden träumen von einer gemeinsamen Reise, so unbeschwert und frei wie vor der Erkrankung. Manfred (56) leidet an erblich bedingten Zystennieren. Sein bester Freund Joachim kann nicht mit ansehen, wie Manfred immer häufiger ins Krankenhaus muss und immer schwächer wird. Selbst die einfachsten körperlichen Tätigkeiten fallen dem früher kräftigen Handwerker schwer. Nierenspender im nahen familiären Umfeld gibt es keine, deshalb entscheidet sich der 68-jährige Joachim für eine Lebendspende: „Das Gefühl, dass ich dem Manfred sein altes Leben zurückgeben kann, gibt mir auch sehr viel.“ Die beiden Freunde sind nicht verwandt und haben unterschiedliche Blutgruppen.
    Erst seit 2005 kann in Deutschland blutgruppenungleich transplantiert werden, jedoch ist die Vorbereitung auf diese Operation wesentlich aufwendiger. Wird dieser komplizierte Eingriff stattfinden können? „37°“ hat drei Lebendspender und die Empfänger über anderthalb Jahre begleitet. Werden sich ihre Erwartungen erfüllen? Wird es ihnen gelingen, nach dem Eingriff wieder ein normales Leben ohne starke Beeinträchtigungen zu führen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 10.09.2019 ZDF
  • Folge 982 (30 Min.)
    Der ständige Frust über das Gewicht! Amira (24) bringt 131 Kilogramm auf die Waage, Nele (14) 97. Sie leiden unter ihren Pfunden und wollen dauerhaft abnehmen. Werden sie erfolgreich sein? Die Traumfigur – wer kennt den Wunsch nicht? Die Diät-Industrie boomt, schlank zu sein gilt als Schönheitsideal. Doch die Realität sieht ganz anders aus. Die einen arrangieren sich mit ihren Pfunden. Amira und Nele aber wollen ihr Gewicht nicht akzeptieren. Die Deutschen haben ein „dickes“ Problem: Die Hälfte ist übergewichtig, jeder Vierte ab 15 Jahren sogar fettleibig beziehungsweise adipös.
    Diese Entwicklung ist alarmierend, denn überzählige Pfunde sind kein individuelles Problem. Die Behandlung der Folgeerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Arthrose kosten in Deutschland 17 Milliarden Euro pro Jahr – laut Angabe der Adipositas-Gesellschaft. Doch warum fällt das Abnehmen so schwer? Die Ursachen können vielfältig sein. Von falscher Ernährung über mangelnde Bewegung bis hin zu psychischen Problemen und genetischer Veranlagung. Amira (24) ist 1,80 Meter groß und wiegt 131 Kilogramm.
    Amira war schon als Kind adipös, mit 14 machte sie ihre erste Abmagerungskur, leider erfolglos. Seit Jahren muss sie sich verletzende Sprüche über ihr Gewicht anhören, selbst aus ihrem nahen Umfeld. „Keiner will zur Kenntnis nehmen, dass Adipositas eine Krankheit ist“, sagt sie. Die junge Frau verspürt kein Sättigungsgefühl. Sie kann in nur einem Monat 20 Kilogramm zunehmen oder auch abnehmen. In ihrem Kleiderschrank hängen Klamotten von Größe 36 bis hin zu XXL. Doch Amira hat die Hoffnung nicht aufgegeben, irgendwann wieder in die kleinen Größen zu passen.
    Amira will nicht nur schlanker werden, um sich schöner zu fühlen. Sie möchte auch ihre gesundheitlichen Probleme wie Bluthochdruck, Diabetes und Knieschmerzen loswerden. Als Krippenerzieherin kommt sie schnell außer Puste, wenn sie mit den Kindern draußen spielt. Auch das soll sich ändern. Amira fasst den Entschluss: Sie lässt sich im Frankfurter Krankenhaus Sachsenhausen einen Schlauchmagen operieren. Trotz Bedenken ihrer Eltern, aber mit mentaler Unterstützung ihres Freundes Daniel.
    Seitdem hat Amira nach und nach viele Kilos verloren. Ihr Leben hat sich komplett verändert. Ist Amira jetzt schlank glücklicher? Wie kommt sie mit den veränderten Essgewohnheiten, der Hormonumstellung und den Nebenwirkungen klar? Nele (14) ist 1,63 Meter groß und wiegt 97,1 Kilogramm. Sie wohnt mit ihren Eltern im thüringischen Zeulenroda. Das Übergewicht liegt in der Familie, auch Mutter Manuela hat Probleme mit den Pfunden. Nun ist Nele in eine neue Schule gekommen. „Gemobbt werde ich nicht wegen meines Übergewichts, aber schief angesehen“, sagt Nele.
    Den Anstoß, sich dem KIDS-Programm zur Behandlung von Adipositas anzuschließen, gibt letztlich Neles Kinderarzt. Neles Eltern sind froh darüber, die ganze Familie unterstützt nun Nele beim Abnehmen und zieht das Ernährungsprogramm mit ihr gemeinsam durch. Auch ihre Mutter und ihr Stiefvater wollen dabei abnehmen. Bei dem KIDS-Programm ist Nele mit Kindern zusammen, die das gleiche Problem haben wie sie. Sie machen zusammen Sport und besuchen mit ihren Eltern Kochtrainings und Schulungen.
    Auch psychologische Beratung gehört dazu. Allmählich wird Neles Kondition besser, aber trotz Bewegung, gesunder Ernährung und Verzicht auf Süßigkeiten purzeln ihre Kilos nur langsam. Neles Ziel: Zu ihrer Jugendweihe will sie in einem hübschen Kleid in Größe 40 erscheinen – statt wie bisher in Größe 46. Wird ihr das gelingen? „37°“ begleitet Amira und Nele durch die Höhen und Tiefen im Kampf gegen die Kilos. Welche physischen und psychischen Veränderungen spüren sie? Wie gehen sie mit Rückschlägen und Komplikationen um? Woraus ziehen sie ihre Kraft, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 24.09.2019 ZDF
  • Folge 983 (30 Min.)
    „Green Care“ ist ein Trend in vielen Ländern. Senioren leben auf dem Bauernhof statt im Altersheim. Sie beteiligen sich aktiv am Hofleben. Ein Modell für Deutschland? Agnes Leusch zieht aus einer kleinen Stadtwohnung auf den Hof der Familie Müller. Wie kommt sie zurecht? Ein halbes Jahr begleitet „37°“ die Hofgemeinschaft – neun Senioren und Familie Müller, die Hofbesitzer. Kann man auf einem Bauernhof besser alt werden? Agnes Leusch ist 84 und lebt allein in einer kleinen Etagenwohnung in Meschede in Nordrhein-Westfalen.
    Sie ist zwar sehr rüstig, fährt noch selbst Auto. Aber sie spürt, dass die Kräfte täglich nachlassen, und möchte für die Zukunft vorsorgen, wenn sie nicht mehr allein zurechtkommt. Doch ein Altersheim kommt für sie nicht infrage: „Den ganzen Tag nur herumsitzen, das würde ich nicht aushalten, ich muss immer etwas zu tun haben“, sagt sie. Deshalb zieht Frau Leusch in eine Seniorengemeinschaft auf einem Bauernhof. Auf dem Hof der Familie Müller in Brilon ist sie nicht allein, bekommt so viel Hilfe, wie sie braucht, und kann, wenn sie möchte, im Haushalt oder auf dem Hof mithelfen.
    „37°“ begleitet Frau Leusch beim Abschied von ihrem Zuhause und lernt mit ihr die anderen Senioren kennen, die auf dem Hof der Familie Müller wohnen. In Zukunft wird sie von ihrem Küchenfenster aus direkt auf die „Esel-Wiese“ blicken und viele Möglichkeiten haben, am Hof- und Dorfleben teilzunehmen. In den Niederlanden, Norwegen, der Schweiz und Österreich gibt es bereits mehrere Tausend landwirtschaftliche Betriebe, die Senioren unter dem Begriff „Green Care“ eine solche Wohnmöglichkeit als Alternative zum Altersheim anbieten.
    In Deutschland existieren gerade mal rund ein Dutzend betreute Senioren-Wohngemeinschaften auf Bauernhöfen. Sie ermöglichen einen Lebensabend in familienähnlichen Strukturen mit dem typischen Alltagsleben auf dem Land. Die Pflege übernimmt bei Bedarf ein Pflegedienst. Die Betreiber wollen den Bewohnern im fortgeschrittenen Alter mehr Eigenständigkeit und Lebensqualität bieten, auch wenn sie gebrechlich oder dement sind. Dabei sind die Kosten wesentlich geringer als im Altersheim.
    Treffpunkt für die Bewohner auf dem Hof der Familie Müller ist die große Wohnküche, in der Betriebsleiterin Andrea Müller (56) täglich für alle kocht, die das nicht mehr selbst machen können oder möchten. Auch Putzen und Wäsche waschen kann individuell dazugebucht werden. Es gibt Esel, Pferde, Hunde und Katzen. Eier und Milch holen die Senioren beim Nachbarn. Die erwachsenen Kinder der Familie Müller leben auch auf dem Hof. Am Nachmittag gehen alle zusammen mit den Eseln spazieren oder treffen sich abends zum Grillen.
    Jeder Geburtstag wird gemeinsam gefeiert. „Wir leben hier wie in einer Großfamilie“, so Andrea Müller. In Zeiten des demografischen Wandels und Hof-Sterbens ist das Konzept „Senioren-Bauernhof“ jedenfalls nicht nur eine attraktive und kostengünstige Alternative für die Senioren, sondern auch Hilfe für Bauernhöfe und für die Dörfer insgesamt. Aber geht dieses Konzept auch auf? Welche Vorteile bietet diese Wohnform für die Bewohner? Was passiert, wenn Pflege notwendig wird oder bei Demenz? „37°“ hat die Hofgemeinschaft mehrere Monate mit der Kamera begleitet und Agnes und die anderen Bewohner näher kennengelernt.
    Zum Beispiel Erwin (81), der einmal in einer Band spielte, jetzt täglich den Hofhund ausführt und den jeder im Dorf kennt. Oder die pflegebedürftige Jana, die immer noch rege am Hofleben teilnimmt. Ist der Lebensabend auf dem Bauernhof eine gute Alternative zum Altersheim, ein besseres Modell für die Zukunft? „37°“ geht dieser Frage nach. Der Film ist der Auftakt einer dreiteiligen Reihe unter „#wasunsbewegt“ zum 25-Jahr-Jubiläum der Sendereihe „37°“. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 08.10.2019 ZDF
  • Folge 984 (30 Min.)
    Die Generation der Eltern bekommt heute von ihren Kindern den Spiegel vorgehalten. Wie reisen wir, was und wie konsumieren wir? Was habt ihr uns vorgelebt? Und was habt ihr eigentlich die letzten Jahrzehnte getan, um den Klimawandel aufzuhalten? Die Jugend fordert Eltern und Politik heraus, endlich zu handeln. Aber was heißt das eigentlich: Klima retten? „Diese Fragen sind berechtigt, aber anstrengend“, sagt Samuels Mutter. „Und was tust Du dafür?“, fragt sein Vater. Samuel will Filme zum Thema drehen, kämpft mit sich und seiner Begeisterung für Markenklamotten und engagiert sich für nachhaltige Mobilität.
    Der 14-Jährige stoppte vor seiner Münchner Schule „Elterntaxis“ und bat darum, die Kinder doch mit der S-Bahn auf den Weg zu schicken. Das hat nicht allen gefallen. Ragna ist 18 und organisiert im Sommer 2019 den ersten offiziellen Kongress der „Fridays for Future“-Bewegung in Dortmund. Das ist ihr wichtiger, als nach dem Abi auf Weltreise zu gehen. Umweltschutz ist für sie nicht Verzicht, sondern die Lebensweise der Zukunft. Die junge Frau kauft hauptsächlich Secondhand, achtet auf Wasserverbrauch und Ernährung und fährt nur mit dem Zug – einen Führerschein will sie gar nicht erst machen.
    Wie verschaffen sich die Jugendlichen Gehör? Ragna will der Bewegung nicht hinterherlaufen, sondern aktiv mitgestalten. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“, ruft der 14-jährige Samuel, wenn er freitags statt in die Schule demonstrieren geht – für Klimaschutz und mehr Verantwortung. Kohle-Stopp, alternative Energien, neue Technologien, Recycling, CO2-Steuer – alles, was heute beschlossen wird, betrifft zukünftig das Leben der ab 2000 Geborenen. Niemand will sich gern von seinen Kindern erziehen lassen.
    Neben wohlwollendem Respekt gibt es für die engagierte Klima-Jugend auch viel Kritik und gehässige Kommentare: Bald würden die vorlauten Gymnasiasten aufhören, freitags zu schwänzen, und sich in den nächsten Billigflieger setzen. Andreas hat noch nie die Schule geschwänzt, nie demonstriert. Er verbringt seine Ferien schon immer am liebsten am nächstgelegenen Baggersee im Allgäu. Der 18-Jährige macht eine Ausbildung zum Landmaschinen-Mechatroniker, tüftelt in seiner Freizeit an nachhaltiger Technik für den ansässigen Bauernhof – weniger Stromverbrauch, Energiekreisläufe, Solartechnik, Dämmung.
    Mit Gleichgesinnten trifft er sich in der Berufsschule abends zum freiwilligen Energieeffizienz-Kurs. Seine Welt ist das Dorf, in dem er lebt, und dort engagiert er sich für eine lebenswerte Zukunft. Kinder, die fürs Klima kämpfen, sind mal laut, mal leise, kommen aus unterschiedlichen Regionen und gesellschaftlichen Milieus. Sie sind von ihrer Mission überzeugt, werden oft genug ignoriert oder belächelt, geben nicht auf und machen Hoffnung, dass da eine Generation von verantwortungsvollen jungen Menschen heranwächst – wie Andreas, Ragna und Samuel. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 15.10.2019 ZDF
  • Folge 985 (30 Min.)
    Wie viel Besitz brauche ich wirklich, um glücklich zu sein? „37°“ begleitet ein Jahr lang drei Menschen, die sich entschieden haben, konsequent nach dem Prinzip „weniger ist mehr“ zu leben. Während der durchschnittliche Haushalt in Deutschland vor 100 Jahren 180 Dinge besaß, sind es heute circa 10 000. Stetige Reizüberflutung, aggressive Werbung und marktfreundliche Erziehung sollen uns dazu anhalten, immer mehr zu konsumieren. Doch langsam entsteht eine Gegenbewegung, und Menschen beschäftigen sich mit der Reduktion aufs Wesentliche.
    Die Sehnsucht nach Übersichtlichkeit und die Konzentration auf das, was wirklich wichtig ist, gewinnen an Bedeutung. Dabei gibt es für minimalistische Lebensentwürfe weder Blaupausen noch Patentrezepte. Jeder muss für sich selbst den besten Weg finden, das eigene Leben komplett umzukrempeln. Nach der Trennung von ihrem Partner verkauft Susanna (65) das gemeinsame, 200 Quadratmeter große Haus und zieht in eine ganze 9 Quadratmeter umfassende Gartenlaube.
    Den Großteil ihres Besitzes verschenkt oder veräußert sie, reduziert sich auf das Nötigste. Von nun an muss die Osteopathin, um wenigstens etwas Platz zu haben, ihr improvisiertes Bett jeden Tag auf- und abbauen und ihre Mahlzeiten auf einem Gaskocher vorm Fenster zubereiten. Doch auf engstem Raum entdeckt Susanna sich ganz neu und erlebt die Veränderung hin zur Minimalistin als großes Abenteuer. Weil es ihr in der Laube auf Dauer zu einsam ist, sucht Susanna nach einer für sie geeigneten alternativen Wohnform.
    In Betracht kommt die Anschaffung eines Wohnwagens genauso wie das Leben in einem Tiny House, einem der selten mehr als 15 Quadratmeter großen, mobilen Holzhäuser. Doch Susanna wünscht sich mehr als nur einen Wohnort: Sie sucht eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, der sie sich anschließen kann. Wird sie diese im Tiny House Village im bayerischen Mehlmeisel finden? Marc (45) ist den umgekehrten Weg gegangen. Er hat sich aus der Gemeinschaft mit anderen weitestgehend zurückgezogen.
    Nachdem er schwer depressiv geworden war, verließ der ehemalige Golflehrer mit nichts als einem Rucksack seine Wohnung und kehrte nie mehr zurück. Seit fast sieben Jahren lebt Marc im Odenwald. Zunächst bewohnte er ein Tipi, seit 2017 lebt er in einer selbst konstruierten und selbst gebauten Hütte, ohne Strom, fließend Wasser und Toilette. Und trotzdem: Marc ist so glücklich wie nie zuvor. Seine einzige Gefährtin: die Mischlings-Hündin Rala. Marc schlägt sein eigenes Holz zum Heizen und Kochen, erntet selbst angebautes Gemüse und lebt als „Waldmensch“ im Einklang mit der Natur.
    Obwohl sein Lebensstil viele Neugierige anzieht, die bei ihm sogar Wildnis-Kurse buchen, bleibt Marcs Entscheidung, nur mit dem Nötigsten zu leben, oft unverstanden: nicht zuletzt von der eigenen Mutter, die ihn regelmäßig besucht und sich immer noch wünscht, „dass ihr Junge wieder vernünftig wird“. Marc hat für seine Hütte keine offizielle Genehmigung – wird er dauerhaft im Odenwald bleiben dürfen? Von einem minimalistischeren Leben erhofft sich Antonia (36) vor allem mehr Zeit.
    Daran mangelt es ihr als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, die neben dem Haushalt noch zwei Jobs zu bewältigen hat. Antonia hat sich vorgenommen, ihren Besitz um die Hälfte zu reduzieren, denn weniger Kram bedeutet zugleich weniger Arbeit. Das gilt für ihre mehreren Mini-Donut-Maker genauso wie für den untauglichen Eiscrusher und ungenutztes Spielzeug. Beim Ausmisten im Kinderzimmer kommt es zu Diskussionen mit dem Nachwuchs.
    Die Mutter muss sich entscheiden: Will sie ihren Kindern nachgeben oder ihren neuen Lebensentwurf konsequent verfolgen? Bei ihrem Kleiderschrank hingegen muss Antonia keine Kompromisse eingehen. Ihr Ziel: eine sogenannte „Capsule Wardrobe“. Bei diesem Konzept lassen sich zwischen 30 und 50 Kleidungsstücke mühelos kombinieren. Angesichts des übervollen Schranks ein ambitioniertes Vorhaben. Ein „37°“-Film über drei Menschen, die auf ganz unterschiedliche Weise „Schluss mit Überfluss“ machen wollen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 22.10.2019 ZDF
  • Folge 986 (30 Min.)
    „37°“ gibt einen Einblick in die Arbeit von Staatsanwälten. Im Mittelpunkt stehen dabei die Staatsanwältin Olga S. und ihre Ermittlungsarbeit. Der Gerichtsverhandlung geht eine intensive Vorbereitung voraus: Olga S. und ihre Kollegen erteilen Ermittlungsaufträge an die Polizei – wie Hausdurchsuchungen oder Telefonüberwachungen. Ein Richter muss solche Maßnahmen zuvor genehmigen. Es ist die Suche nach Beweisen. „Nicht nur für Schuld“, so erklären Olga S. und ihre Kollegen, „sondern eben auch für Unschuld.“ Olga S. und zwei ihrer Kollegen, die „37°“ ebenfalls begleitet, haben ein breites Aufgabenfeld. Unverzichtbar ist bei vielen Fragen die Zusammenarbeit mit der Gerichtsmedizin. Jeden Tag Verbrechen bis ins Detail zu studieren, ist ihr Beruf. Vieles ist bedrückend, erschreckend. „Aber“, sagt die Staatsanwältin, „ich würde mich wieder für diesen Weg entscheiden, weil man immer auf der richtigen Seite steht.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 29.10.2019 ZDF
  • Folge 987 (30 Min.)
    Realschulabschluss geschafft und eine Lehrstelle gefunden: Samir, der mit 15 allein von Afghanistan nach Deutschland kommt, hat hier schon einiges erreicht. Fünf Jahre hat „37°“ ihn begleitet. „Dann wäre ich ein gemachter Mann“, sagt der inzwischen 20-jährige Samir. Allerdings nur dann, wenn er seine Ausbildung zu Ende bringen und in Deutschland leben könnte. Doch kurz vor der Feier seines Schulabschlusses wird sein Asylantrag abgelehnt. Über Samirs erste Jahre in Deutschland hat Autorin Ulrike Schenk im „37°“-Film „Ohne Eltern im fremden Land“ berichtet.
    Die Dreharbeiten zu einem zweiten Film beginnen mit einem Termin bei Rechtsanwalt Eberhard Kunz, der seinen Mandanten mit einem Schreiben vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge konfrontiert. Gerade wurde Samirs Asylantrag mit der Begründung abgelehnt, dass Afghanistan ein sicheres Land sei. Zum Zeitpunkt der Ablehnung lebt der junge Afghane, der 2014 vor den Taliban flieht, schon seit drei Jahren in Deutschland und hat hier einiges erreicht: Realschulabschluss geschafft, qualifizierte Lehre begonnen und WG-Zimmer gefunden.
    Rechtsanwalt Kunz reicht eine Klage beim Verwaltungsgericht ein. Auch Samirs Personalchef Ulrich Koch kündigt an, dass er sich „auf die Hinterbeine stellen werde“, sollte sein Lehrling ausgewiesen werden. Denn es herrscht Fachkräftemangel, und der mittelständische Handwerksbetrieb in Wiesbaden braucht dringend seinen Azubi. Die Firma hat in ihren Lehrling investiert und möchte ihn, wenn alles gut läuft, nach der Ausbildung weiterbeschäftigen. Es gibt viel zu wenig geeignete deutsche Bewerber für eine Lehre zum Kälteanlagenbauer: „Da ist es völlig sekundär, ob es ein Flüchtling ist, ob er aus Afghanistan kommt oder aus Afrika.
    Wir haben einfach einen jungen Mann gesucht, der bereit ist, eine harte Arbeit auf sich zu nehmen“, so Ulrich Koch. „Wenn Afghanistan sicher wäre und ich keine Angst hätte, dann wäre ich nicht hier“, sagt Samir, der davon träumt, zu studieren oder zumindest seine Ausbildung erfolgreich abzuschließen und danach seinen Meister zu machen. „Meine Zukunft steht auf so einem Stück Papier, ich kann ja gar nichts planen, weil ich nicht weiß, wie morgen die Politik aussieht und ob ich dann noch da bin.“ Gerade rechtzeitig vor Beginn seiner Lehre hat er ein WG-Zimmer mitten in Wiesbaden gefunden.
    Seine Mitbewohnerin Dinah lotst ihn durch den komplizierten Alltag und macht ihn mit dem Einmaleins der Haushaltführung vertraut. „Wie sinnfrei wäre es, diese schon mittlerweile Jahre hier lebenden jungen Menschen wieder auszuweisen?“, fragt Dinah. Ihm die eigene Familie ersetzen kann auch sie nicht. Samir ist zunächst zusammen mit seiner Mutter und seinem kleinen Bruder von Afghanistan in den Iran geflohen, wo die kleine Familie illegal lebte und die Kinder nicht in die Schule gehen konnten.
    Der Vater war zuvor bei Auseinandersetzungen mit den Taliban in der Provinz Ghazni im Osten Afghanistans ums Leben gekommen. Vom Iran aus hat Samirs Mutter ihren ältesten Sohn über die risikoreiche Mittelmeeroute in ein sicheres Leben geschickt. Seitdem hat er keinen Kontakt mehr zu Mutter und Bruder. Es gibt keine feste Adresse und keine Handynummer von ihnen. Samir vermutet, dass die beiden sich nach wie vor illegal im Iran aufhalten. Als ältester Sohn sieht sich Samir in der Verantwortung, ihnen zu helfen.
    Und fühlt sich ständig schuldig, weil er nicht weiß, wie er das bewerkstelligen soll. Mittlerweile ist Samir ins zweite Lehrjahr gekommen, die Zwischenprüfung steht bevor, viel Zeit für ein Privatleben oder eine Freundin bleiben dem 20-Jährigen nicht. Noch bekommt er einen kleinen Zuschuss vom Staat für sein WG-Zimmer. Spätestens im dritten Lehrjahr möchte er sich aber komplett selbst finanzieren können. Seine Berufsausbildung und die Klage seines Anwalts schützen ihn vor einer möglichen Abschiebung.
    Auf einen Termin für seine Gerichtsverhandlung wartet er inzwischen seit mehr als zwei Jahren. Die Verwaltungsgerichte sind aufgrund der vielen Klagen gegen abgelehnte Asylbescheide überlastet und stehen kurz vor dem Kollaps. „Das Schlimmste ist die Ungewissheit“, findet Samir, der zumindest alles daransetzen will, seine Ausbildung „nicht zu vermasseln“. Wie wird das Wiesbadener Verwaltungsgericht in seinem Asylverfahren entscheiden? Wird er eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung bekommen? Seit fünf Jahren lebt, lernt und arbeitet Samir in Deutschland. Hier ist er erwachsen geworden. Offiziell angekommen ist er noch nicht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 12.11.2019 ZDF
  • Folge 988 (30 Min.)
    Die Esoterik-Branche boomt. Auf der Suche nach alternativen Heilmethoden geraten immer mehr Menschen in die Fänge von Scharlatanen. Und oft haben solche Heilsversprechen fatale Folgen. 2014 starb der Vater von Jacqueline Klaus, Managerin bei der Deutschen Bahn, qualvoll an Krebs. Trotz guter Genesungsprognosen durch die Schulmedizin. Der Vater hatte einen kleinen Tumor hinter dem Ohr. 90 Prozent Heilungschance, sagten die Mediziner. Doch der Vater verfällt auf Anraten eines Heilers der Germanischen Neuen Medizin.
    Jahrelang versucht nicht nur Jaqueline, ihn davon abzubringen. Doch er verweigert jegliche schulmedizinische Therapie, sein Zustand verschlechtert sich zusehends. Der Heiler und dessen Guru Hamer verordnen das 24-stündige Anhören von völkischen Liedern sowie unsinnige Gymnastik und empfehlen, abzuwarten und die Symptome auszusitzen. Jaqueline Klaus durchlebt gemeinsam mit der Freundin des Vaters seelische Qualen. Tatenlos muss sie mit ansehen, wie der Vater leidet und schließlich elendig zugrunde geht. Jaqueline Klaus verwandelt ihre Wut in Energie für den Kampf gegen die Germanische Neue Medizin.
    Sie klagt gegen den Heiler und gewinnt. Vor zwei Jahrzehnten geriet die Musikerin und Schauspielerin Sabine Bundschu in eine Lebenskrise. Beruflicher Stress und eine Trennung lösten psychische Probleme aus. Sie fühlte sich ständig müde und motivationslos. Ein Burn-out. Eine Freundin empfahl ihr den schweizerischen Arzt und Psychotherapeuten Samuel Widmer und seine Schüler, allesamt Ärzte. Samuel Widmer praktizierte mit seiner Ehefrau auf einem Hof in Lüsslingen in der Schweiz.
    „Kirschblütengemeinschaft“ nennt sich seine Kommune mit Hunderten Anhängern auch in Deutschland. „Weil es dort um Gemeinschaft ging, hat es mich interessiert. Und ich fand die Idee, dass es eine Therapie mit bewusstseinserweiternden Mitteln gibt, interessant“, erklärt Bundschu im Rückblick. Schon in ihrem Beruf, der sie viel hinter die Kulissen von Theater und Film brachte, waren Drogen zur Leistungssteigerung allgegenwärtig. „Unter Einfluss von Drogen glaubt man, was der Guru sagt.
    Und auch ich habe daran geglaubt. Eben auch, weil es ein Ärzte- und Akademikerkult ist.“ Einmal wurde es während eines solchen Seminars für sie gefährlich. Sie erlitt einen Schlaganfall. „Zwei Wochen lag ich auf der Intensivstation, nachdem mich die Mitglieder 55 Stunden lang nicht ins Spital bringen wollten.“ Kurz nach ihrem Ausstieg aus der Gemeinschaft ging Sabine Bundschu an die Öffentlichkeit. „37°“ erzählt die Geschichte zweier Frauen und deren Erfahrungen mit dubiosen Heilern. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 19.11.2019 ZDF
  • Folge 989 (30 Min.)
    Bis zu 600 000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Infektionen durch multiresistente Keime. Rund 15 000 sterben daran, Tendenz steigend. „37°“ begleitet zwei Frauen, die das gleiche Leid teilen: eine langjährige, chronische Infektion, die ihr Leben bestimmt. Bei Manuela K. zerbricht darüber ihre Familie. Irmtraut G. hofft, mit einer Phagen-Therapie ihr langes Leiden in den Griff zu bekommen. Manuela K. ist Anfang 50, sie war 24, als das Unglück begann. Manuela wurde am Knöchel operiert. Zur Stabilisierung setzten die Ärzte ihr eine kleine Metallplatte ein, ein Routine-Eingriff.
    Fünf Wochen nach der Operation geht die Wunde auf. Abszesse, Eiter, neue Entzündungen. Die Operationswunde bricht immer wieder auf. Manuela verbringt mit ihren Kindern mehr Zeit in der Ambulanz als auf dem Kinderspielplatz. Um finanziell über die Runden zu kommen, geht Manuela putzen. Einer festen Arbeit kann die gelernte Kauffrau nicht nachgehen, da sie immer wieder zu erneuten Eingriffen ins Krankenhaus muss. Dieser Zustand belastet zunehmend ihre Ehe, ihr Mann verlässt sie. Die Jahre danach sind ein ständiges Auf und Ab von vermeintlich gesunden Phasen und neuen Infektionen. Darunter leidet die Beziehung zu ihren Kindern, Freunde wenden sich ab aus Angst vor Ansteckung.
    Manuela wird depressiv. Endlich wird im Nachgang zu einer OP festgestellt, dass sie MRSA hat, einen multiresistenten Keim. Da hat sie bereits mehr als 200 Eingriffe hinter sich. Heute muss Manuela täglich eine Handvoll Tabletten nehmen und kann nur mit Morphinpflastern leben. Und doch genießt sie jeden guten Tag. Auch wenn sie jetzt „Ruhe vor dem Keim“ hat, weiß sie doch, wie schnell sich alles wieder ändern kann. Irmtraut G. ist 83 Jahre alt. Seit einer Hüftgelenk-Operation vor wenigen Jahren stellen sich fortwährend Infektionen ein.
    2015 musste die Hüftprothese samt Schaft ausgebaut werden. Sieben Monate lag sie im Krankenhaus, bis die Infektion abgeklungen war. Mehrere Operationen folgten. „37°“ begleitet sie bei einer Operation, die aufgrund einer neuen Infektion notwendig geworden ist. Irmtraut wird derzeit in der Berliner Charité mit Phagen behandelt. Sie ist erst die 17. Patientin, die seit 2018 Phagen bekommen hat. In Deutschland ist diese Therapie noch nicht allgemein zugelassen. Phagen dürfen zurzeit nur eingesetzt werden, wenn es keine alternativen Antibiotika mehr gibt und wenn eine Amputation droht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 26.11.2019 ZDF
  • Folge 990 (30 Min.)
    In Deutschland leben etwa 1,7 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Zwei Drittel davon haben Alzheimer. Ihre Zahl wird bis 2050 auf drei Millionen steigen. „37°“ hat ein halbes Jahr drei an Demenz Erkrankte und deren Familien begleitet. Wie gehen die Angehörigen mit der Krankheit um, was bedeutet das für das Zusammenleben in der Familie, im Alltag, in der Ehe? Was verändert sich dadurch? Christa erhält im Jahr 2011 die Diagnose: Alzheimer. Sie ist gerade 60 geworden. Damals freuten sich Christa und ihr Ehemann Michael schon auf ein schönes gemeinsames Rentnerleben.
    Aber Jammern und Klagen kam für das lebensfrohe Ehepaar auch nach der Diagnose nie infrage. „Sicher hat man sich die Zeit nach dem Arbeitsleben anders vorgestellt, aber dem darf man nicht nachtrauern“, erklärt Michael. Der Ehemann nimmt fast all seine Zeit und Kraft, damit seine Frau aktiv bleibt: Sie sind jeden Tag zu Veranstaltungen unterwegs, fahren in den Urlaub, unternehmen Ausflüge. Christa scheinen diese Freizeitaktivitäten gut zu tun.
    Seit der Diagnose sind mittlerweile acht Jahre vergangen. Aber die Erkrankung schreitet bei der mittlerweile 68-Jährigen nur sehr langsam voran: „Ich bin froh, dass ich noch einiges alleine machen kann“, sagt Christa. Michael bringt sie zur Sing-Gruppe, zum Kochkurs. Wenn Christa versorgt ist, hat Michael ein, zwei Stunden für sich allein: „Es ist wichtig, dass sich die Angehörigen Freiräume nehmen, um einfach selbst fit zu bleiben.“ Gerade bei jungen Dementen übernehmen meist die Partner und Kinder die Betreuung, die mit der zunehmenden Verschlimmerung der Krankheit immer intensiver wird: Oft ist für die Pflegenden der eigene Job mit der zeitintensiven Betreuung nur schwer vereinbar, auch das soziale Leben tritt in den Hintergrund.
    Joachim, Andrea nennt ihn liebevoll Jo, hat Luft- und Raumfahrttechnik studiert. Er leitete ein Ingenieurbüro in Hamburg. Im Alter von 50 Jahren wird bei ihm Alzheimer diagnostiziert. Den Beruf muss er aufgeben.
    Fünf Jahre ist das jetzt her. Alles hat sich seither geändert. Das Ehepaar zieht in den Schwarzwald. Andrea hat ihren Job aufgegeben, kümmert sich rund um die Uhr um ihren Mann. Nur an ihrer Liebe hat sich nichts verändert. „Es ist die Krankheit, die anstrengend ist, aber nicht mein Mann“, sagt Andrea. Doch die 56-Jährige spürt auch an ihrer Anspannung und der Belastung, dass sich Joachims Zustand immer weiter verschlechtert. Er ist mittlerweile zu 100 Prozent auf ihre Hilfe angewiesen.
    Peter ist 70 Jahre alt. Noch immer arbeitet er als selbstständiger Bauingenieur. Er braucht das Geld, um das Pflegeheim seiner Frau Jenny bezahlen zu können. Die 63-Jährige hat Demenz im letzten Stadium. Die Diagnose stellten ihr die Ärzte im Alter von 55 Jahren. Seither war Peters Leben bestimmt von der Pflege seiner Frau: „Ich war praktisch ständig auf dem Sprung, nach Hause zu fahren, weil irgendwas los war.“ 2017 schafft Peter die Pflege nicht mehr. Er findet für Jenny ein Pflegeheim.
    Der 70-Jährige besucht seine Frau, so oft es geht – und so oft er es seelisch schafft. Mittlerweile versucht Peter, Schritt für Schritt das eigene Leben wiederzuentdecken. Um das zu schaffen, braucht er professionelle Hilfe: „In der Therapie habe ich daran gearbeitet, dass ich mit dem Zurückkommen des eigenen Lebens kein schlechtes Gewissen haben muss.“ „37°“ dokumentiert, wie sich die Lebenssituation innerhalb der Familie verändert, wenn der Partner oder ein Elternteil an Demenz leidet. Dabei stehen die Erkrankten im Mittelpunkt der Beobachtung. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 03.12.2019 ZDF
  • Folge 991 (30 Min.)
    In einer Zeit, in der die Diskussion um die pränatale Diagnostik wieder aufflammt, blickt „37°“ in das Leben eines jungen Paares mit Trisomie 21, das seinen ersten Urlaub gestaltet. Ein Test für das geplante Zusammenleben, bei dem auch die Eltern der beiden mitreden werden. Emily (22)und Erik (22) sind seit drei Jahren ein Paar. Sie findet ihn einen „super Typ, gutaussehend und klug“. Er mag ihr lustiges, impulsives Wesen. Wegen ihres Downsyndroms haben sie bisher ein bedingt selbstständiges Leben geführt. Beide wohnen noch zu Hause bei ihren Eltern, treffen sich nur am Wochenende zu gemeinsamen Unternehmungen und zum Übernachten.
    Beide wünschen sich mehr Raum für ihre Partnerschaft, denken ans Zusammenziehen und Heiraten. Emilys Mutter würde das unterstützen, Eriks Mutter macht sich Sorgen. Emily und Erik möchten ihre Liebe und ihre Selbstständigkeit in einem gemeinsamen Urlaub testen – eine Art Generalprobe für die nächsten Schritte. Sie wollen, ganz ohne ihre Eltern, nach Dänemark reisen, in ein Feriendorf für Behinderte. Zwei Betreuer reisen mit und helfen, falls sie mal allein nicht weiterkommen sollten. Wie ist es als junger Mensch mit Downsyndrom, wenn man versucht, auf eigenen Beinen zu stehen? Sich eine Zukunft zu bauen, ohne die Eltern, die bisher rund um die Uhr für einen da waren? Welche Widerstände begegnen ihnen auf dem Weg in die Partnerschaft? Und was bedeutet es für die Eltern? Welche Sorgen machen sie sich um ihre Kinder? Wie viel Stirnrunzeln ernten sie, wenn sie im Umfeld von den Plänen ihrer Kinder erzählen? In einer Welt, in der verstärkt nach Perfektionismus und Selbstoptimierung gestrebt wird und in der die pränatale Diagnostik dazu führt, dass immer weniger Behinderte geboren werden, schaut „37°“ in das Leben von jungen Menschen mit Trisomie 21 und zeigt, wie sie es auf ihre Art meistern. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 17.12.2019 ZDF

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