30 Minuten Deutschland

Sobald die ersten Triebe sprießen, stürmen die Hobbygärtner die Rabatten. Sie pflanzen, säen und ernten, was das Zeug hält und widmen ihrem Kleinod jede freie Minute – sei es der Parzelle, dem Luxus-Garten oder dem Mini-Beet an der Straßenecke. Links Autobahn, rechts S-Bahn. Dazwischen trotzen Berlins unerschrockenste Laubenpieper den unwirtlichen Umständen. Der Lärm stört sie nicht. An den Verkehr haben sie sich längst gewöhnt. Gartenzwerg und Co. fehlen in keiner Parzelle, nur Unkraut ist unerwünscht, denn hier hat alles seine Ordnung. Eine kleine Welt abseits der Stadt, mit eigenen Regeln.
Früher hieß die Laubenanlage „Kolonie Abstellgleis“, doch das ist lange vorbei. Genauso wie die Zeiten, in denen man unter sich war. Denn immer mehr Migranten kaufen sich ein Grundstück und pflegen so ganz andere Garten-Traditionen als die Alteingesessenen. Auf der anderen Seite der

Autobahn, fernab der Laubenpieper, tobt die Stadt. Hektik, graue Häuserschluchten, hier und da ein Baum, ansonsten nichts Grünes. Doch es gibt eine Gruppe von Menschen, die mehr Farbe in das triste Großstadtleben bringen möchte: die Garten-Guerillas. Im Gepäck: „Seedbombs“, Saatbomben, die sie auf jeder brachliegenden Fläche verteilen, auf dass dort etwas sprießen möge.
Bunte Blumen oder Gemüse wie Kartoffeln und Zwiebeln pflanzen sie auf Verkehrsinseln, neben Kraftwerke oder Fabriken, an Straßenränder, auf Bürgersteige. Offiziell ist das verboten. Das schert die Guerillas nicht. Denn sie kommen in friedlicher – in grüner – Mission. Im Pflanzencenter im Süden Berlins haben die Kunden tausend gute Gründe, um früh morgens Schlange zu stehen. Denn am Wochenende haben die Hauptstädter mit den grünen Daumen nur ein Ziel: Schnell alles in den Kofferraum und dann ran an den Garten. (Text: RTL)