Das deutsche Fernsehjahr 2017 im Rückblick

Die TV-Ereignisse des Jahres

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 25.12.2017, 09:00 Uhr


Das Jahr 2017 ist fast Geschichte. Zeit für den traditionellen Jahresrückblick auf die wichtigsten Ereignisse und Themen in der TV-Welt. Wir lassen die vergangenen zwölf Monate Revue passieren. Los geht es mit dem nationalen Rückblick: Welche Nachrichten haben die deutsche Fernsehlandschaft geprägt und welche Flops haben die meisten Zuschauer inzwischen schon wieder verdrängt? Und welche Themen interessierten die Nutzer von fernsehserien.de in den vergangenen zwölf Monaten am meisten? Ein Blick zurück auf das deutsche Fernsehjahr 2017:

Deutsche Serien auf dem Vormarsch

Die erste deutsche Netflix-Serie „Dark“Netflix

Noch vor wenigen Jahren kaum vorstellbar, stachen 2017 zahlreiche neue fiktionale Eigenproduktionen aus Deutschland hervor. Die großen Streamingdienste haben alle in diesem Jahr ihre ersten eigenen deutschen Serien veröffentlicht. Den Anfang machte maxdome, wo im Januar die schräge Comedy „jerks.“ mit Christian Ulmen und Fahri Yardım veröffentlicht wurde. Im März zog Amazon Prime mit „You Are Wanted“ nach – ein prominent besetztes Hacker-Drama von und mit Matthias Schweighöfer. Im Dezember sorgte dann die düstere Mysteryserie „Dark“ aus dem Hause Netflix für Furore und wurde auch international wohlwollend von der Kritik und den Zuschauern aufgenommen. Die Streamingdienste geben den Machern die nötigen Freiheiten, um auch anspruchsvollere und ungewöhnliche Serien nach ihren Wunschvorstellungen zu produzieren, während solche Projekte bei großen Mainstream-Sendern mittlerweile kaum noch Platz finden. Bezeichnend, dass die ARD währenddessen beschlossen hat, künftig die Anzahl an experimentellen „Tatorten“ drastisch zu reduzieren und stattdessen auf gewohnte Krimikost nach dem bekannten Schema zu setzen. In diesem Zusammenhang ist auch „Pastewka“ zu nennen. Nachdem der Comedyserie von Sat.1 jahrelang keine Beachtung mehr geschenkt wurde, wechselte Bastian Pastewka mit seinem Team zu Amazon Prime, wo Anfang 2018 exklusiv die neue Staffel veröffentlicht wird.

„Babylon Berlin“X Filme

Das bedeutet allerdings nicht, dass im klassischen linearen Fernsehen serientechnisch nichts passiert ist. Im Gegenteil: Mit der Mammut-Produktion „Babylon Berlin“ haben die ARD und der Pay-TV-Anbieter Sky die teuerste deutsche Serie aller Zeiten auf den Fernsehbildschirm gebracht – rund 38 Millionen Euro ließ man sich die Adaption der historischen Kriminalromane des Schriftstellers Volker Kutscher kosten. Mit „Charité“ gelang der ARD im Frühjahr außerdem ein Überraschungserfolg: Mehr als acht Millionen Zuschauer schalteten bei den ersten beiden Folgen der historischen Krankenhausserie von Sönke Wortmann ein. Im Oktober folgte die spannende Miniserie „Das Verschwinden“ von Bernd Lange und Hans-Christian Schmid. Eine echte Erfolgsgeschichte kann auch „Wishlist“ vorweisen: Die fiktionale Eigenproduktion des ARD/​ZDF-Jugendangebots funk gewann auf Anhieb den „Deutschen Fernsehpreis“, den „Grimme-Preis“ und den „Deutschen Webvideopreis“ und konnte sich rasch eine große Fanbase bei jungen Zuschauern im Internet aufbauen.

„Club der roten Bänder“MG RTL D/​Benno Kraehahn

Zu den Gewinnern im Privatfernsehen zählt VOX, wo die dritte und letzte Staffel von „Club der roten Bänder“ die erste eigenproduzierte Dramaserie des Senders zu einem runden Abschluss gebracht hat, anstatt den Erfolg zwanghaft auf weitere Staffeln auszudehnen und damit einen inhaltlichen Qualitätsabfall zu riskieren. Mit „Milk & Honey“ hat der Sender stattdessen seine zweite eigenproduzierte Serie angekündigt und beteiligt sich zudem an internationalen Produktionen wie „Ransom“ und „Gone“. Anfang des Jahres machte außerdem die erste Staffel der Dramedy „Einstein“ mit Tom Beck Sat.1 glücklich, während „4 Blocks“ von TNT Serie mit der authentischen Darstellung eines Familienclans in Neukölln die Kritiker überzeugte.

„Magda macht das schon!“RTL/​Gordon Mühlespan>

RTL punktete neben den Dauerbrennern „Der Lehrer“ und „Alarm für Cobra 11“ mit der neuen Comedyserie „Magda macht das schon!“. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Die anderen beiden Neustarts der RTL-Sitcomoffensive „Nicht tot zu kriegen“ und „Triple Ex“ konnten nicht überzeugen und sind schon wieder Geschichte – genau wie „Bad Cop – kriminell gut“, die erste Serie aus der ausgerufenen Dramaoffensive. Dennoch ist der Weg des Kölner Senders zu begrüßen: Denn nur wer viel produziert und ausprobiert, kann am Ende auch mit einem neuen Erfolg belohnt werden – und für 2018 stehen bereits vier weitere neue Dramaserien in den Startlöchern. Mit bemerkenswerter Teilnahmslosigkeit am aktuellen Serien-Trend glänzte dagegen weiterhin ProSieben, wo abgesehen von der Ausstrahlung der maxdome-Serie „jerks.“ in dieser Hinsicht nichts geschah.

„Zarah – Wilde Jahre“ZDF/​Jules Esick>

Die humorvolle ARD-Dienstagsserie „Frau Temme sucht das Glück“ blieb bei enttäuschenden Quoten hängen. Ebenfalls kein Glück hatte das ZDF, wo der neue Serien-Donnerstag beim Publikum durchfiel – im Fall der klischeehaften Familiencomedy „Das Pubertier“ berechtigt, im Fall der deutlich gelungeneren historischen Dramedy „Zarah – Wilde Jahre“ bedauernswert. Zumindest auf den „Der Bergdoktor“ kann sich der Mainzer Sender verlassen – die Heimatserie ist mit bis zu sieben Millionen Zuschauern immer noch die erfolgreichste Serie des deutschen Fernsehens, wenn man mal vom „Tatort“ absieht. Auch „Bettys Diagnose“ erfreut sich anhaltender Beliebtheit – obwohl das ZDF in der vierten Staffel die Betty ausgetauscht hat (fernsehserien.de berichtete). Nachdem Claus Theo Gärtner an Ostern für ein Special noch einmal erfolgreich in seine Paraderolle „Matula“ geschlüpft ist, wurde ein zweiter Film mit dem ehemaligen „Ein Fall für zwei“-Hauptdarsteller produziert – zudem wird Wolfgang Stumph 2018 wieder einmalig als „Stubbe“ ermitteln.

weiter

weitere Meldungen